Xenoblade Chronicles 3 REVIEW
Mit Xenoblade Chronicles 3 findet eine der beliebtesten Rollenspiel-Reihen ihre Fortsetzung auf der Nintendo Switch. Natürlich habe ich mich im Vorfeld auf diesen Test vorbereitet und noch einmal den Debüttitel in Angriff genommen, der mich schon auf der Wii verzückt hat. Dass Monolith Soft auch mit dem offiziellen dritten Teil dasselbe gelingen würde, bezweifelte ich zu keiner Zeit und würde auch recht behalten. Doch dazu im Detail, das ich in den kommenden Zeilen ausweite.
Auf ins neue Abenteuer
Im dritten Teil der epischen Rollenspiel-Reihe gibt es neue Ländereien, Kolonien und Gegner aller Art zu entdecken. Bevor es aber soweit ist, heißt es die ersten Protagonisten und ihren Antrieb kennenlernen. Die sechsköpfige Gruppe entspringt jeweils aus drei Personen der verfeindeten Gegenseite. Doch zusammen teilen sie sich eine Mission, die persönliche Feindbilder hinten anstellt. Abseits der Kämpfe wächst die Harmonie hingegen immer weiter, die ferner ebenfalls wichtig wird.
Im Verlauf des Spiels werden die Mitstreiter, Beweggründe und auch das Ziel immer deutlicher in ihrer Darstellung. Jedoch sei schon jetzt gesagt, wer all die Hintergründe bis ins kleineste Detail kennenlernen möchte, muss viele seiner Lebensstunden opfern. Xenoblade Chronicles 3 springt von einer Sequenz in die nächste und beansprucht viel Zeit für Dialoge und Erklärungen. Dafür wird der Titel immer tiefgründiger und stimmt sogar gelegentlich nachdenklich, was nicht jedem JRPG in diesem Umfang gelingt. Wer ein Fan von ausführlichen Storys ist, wird an dieser Stelle aber schon einmal vollends bedient.
Das ewige Tutorial
In der umfangreichen Story gehüllt, geht es voran, den Frieden in den Ländereien wieder herzustellen. Natürlich wird diese Reise nicht nur einmal unterbrochen, denn riesige Bosse und viele kleinere Gegner warten nur darauf, die Mission scheitern zu lassen. So heißt es abermals, sich durch all die Reihen zu kämpfen und erste Erfahrungspunkte einzuheimsen. Das Spielprinzip, das sich in vielen JRPGs wiederholt, wird aber durch massenhaft Möglichkeiten erweitert und gibt sich nicht mit einem gängigen Level-Up-System zufrieden. Es ist fast so, als stecke man in einem ewigen Tutorial fest, das immer neue Features vorstellt, um noch mehr Abwechslung einzubringen.
All die Optionen sind aber nicht nur auf die Kämpfe bezogen, sondern zeigen Interaktionsmöglichkeiten und mehr. Wer wiederum eine der Hilfeboxen zu schnell schließt, erhält über das Menü erneut die Chance, die Tipps aufzurufen. Des Weiteren bietet euch das JRPG Trainingseinheiten an, mit denen ihr all die Facetten der Schlachten besser verinnerlichen könnt.
Komplexes Kampfsystem
Im Grunde werden normale Attacken automatisch ausgeführt und von euch durch sich immer wieder neu aufladende Specialmoves erweitert. Zudem habt ihr durch die automatisierten Angriffe genügend Zeit, taktisch zu agieren. Unter anderem wird die Fusion zweier Protagonisten zu einem übermächtigen Geschöpf ermöglicht. Die Gruppenmitglieder erhalten außerdem die Option, ihre Charakterklasse zu ändern, wodurch sie Zugang zu verschiedenen Fähigkeiten erhalten. Und auch auf die beliebten Angriffsketten muss niemand verzichten, die nun komplexer als je zuvor sind. Eine gut geplante Kombo kann selbst übermächtige Gegner in die Knie zwingen und dadurch schneller einen Stufenaufstieg ebnen, der wiederum die jeweiligen Charakter-Attribute verbessert.
Was im geschriebenen Wort nicht unbedingt komplex klingt, ist im Spiel selbst eine ordentliche Nummer. Da ihr zwischen den Protagonisten wechseln dürft, kommt ihr schnell in den Genuss der verschiedenen Charakterklassen und jeweiligen Vorteile. In den drei Kategorien Verteidiger, Heiler und Angreifer hat jeder seine ganz persönlichen Aufgaben. Um diese bestmöglich ausführen zu können, ist es nicht unwichtig, im Auge zu behalten, welche Spielfigur gerade von den Gegnern ins Visier genommen wird. Ein beherztes Eingreifen kann so manchen Kampf in seinem Ausgang beeinflussen.
Wenn man sich wie ich kurz vorher mit einem der Vorgänger beschäftigt hat, sollte das Kampfsystem zu bewältigen sein. Letztlich zwingt euch das Spiel auch nicht, davon komplett Gebrauch zu machen. Dennoch können etwas härtere Nüsse, auf die ihr schon recht früh trefft, nur mit der Ausschöpfung aller Möglichkeiten vom Bildschirm getilgt werden.
Im offiziellen dritten Teil der Saga dürfen bis zu sieben Mitstreiter gleichzeitig an den fordernden Kämpfen teilnehmen. Dies zwingt euch fast schon, mehr an Variationen einfließen zu lassen, um schnell im Kampf voranzukommen und damit stupide Schlachten keinen Raum zu geben. Sechs der Spielfiguren sind storytechnisch verankert und werden durch einen Helden ergänzt, dessen Auswahl je nach Verfügbarkeit eurer freien Wahl obliegt.
Fundus und mehr
Massenweise Fundobjekte sind auf dem Weg verteilt und entschärfen mit der späteren Verwendung manch heikle Situation. Die Sammelleidenschaft kommt also keinesfalls zu kurz und bringt diverse Vorteile. Was im ersten Moment also als nutzlos erscheint, kann zu einem wichtigen Juwel werden, welches gewisse Attribute verstärkt. Auch Zutaten zum Kochen liegen an zugänglichen wie ungewöhnlichen Stellen und wandern nur mit einer Berührung in euer Gepäck. In dem endlosen Inventar finden selbst Questgegenstände Platz, die bis zur Übergabe gut verstaut sind.
All jene, bei denen die benötigten Sammelobjekte zur Mangelware werden, sind eingeladen, ältere Areale erneut zu durchzustreifen. Via Schnellreisepunkt kommt ihr binnen von Sekunden an die gewünschten Schauplätze, die vielleicht noch ein Geheimnis bei der ersten Durchreise verbargen. Gleichzeitig lohnt es sich, immer wieder nach Nebenquests Ausschau zu halten. Kolonien befreien, leblosen Hüllen den Weg weisen und Gerüchten lauschen gehört ebenfalls zu eurem Tagesablauf. Letztlich werden Stunden im dreistelligen Bereich gefordert, wenn ihr alles entdecken möchtet und keine Mission auslasst.
Grafik und Sound
All das wird in gewohnter Manier liebevoll erzählt und ist mit vielen Zwischensequenzen und grandiosen wie vielfältigen Sounds gepaart. Das heißt, wie bereits im zweiten Teil der Saga, dürft ihr einen bunten Haufen an Helden erleben, die in der Cell-Shading-Optik gehüllt sind. Weiche Animationen und ein ruckelfreies Gameplay runden den grafischen Genuss ab. Kritiken über Grafikfehler oder ungenügende Darstellungen kann ich gar nicht teilen. Natürlich haben wir hier keinen PlayStation 5 Titel, der die Konsole zugleich ausreizt. Dennoch, ich kann mich für die Grafik und auch den Ideenreichtum der Figuren mehr als nur erwärmen.
Hinzu gesellt sich eine wundervolle englische Sprachausgabe, die von deutschen Bildschirmtexten begleitet wird. In Kämpfen oder auf Reisen wiederholen sich die Satzschnipsel jedoch zu oft, sodass es an manchen Stellen etwas nervig daherkommt. Dafür macht die musikalische Begleitung einen perfekten Job. Zu gerne lausche ich den Klängen, die sich mit der jeweiligen Situation auseinandersetzen. Ob leichte Akustik oder orchestralische Höhepunkte, meine Ohren fühlen sich rundum wohl.
Amiibo-Support und Steuerung
Mit einem amiibo-Support bedacht, geht es endlich wieder ans Abstauben der kleinen Figürchen. Bis zu drei amiibos am Tag können in Xenoblade Chronicles 3 eingelesen werden, die euch wiederum nützliche Items spenden. Wirklich wichtige Funktionen fließen leider nicht ein. Vielleicht kommen mit dem Erweiterungspass, der in mehrere Wellen unterteilt ist, ein paar Funktionen hinzu. Das mögliche Potenzial ist zumindest weit über dem Gebotenen.
Durch die Komplexität der Manöver ist die Steuerung etwas überladen. Es beansprucht Zeit, um alle Features auszuschöpfen. Sofern ihr auf der leichtesten Schwierigkeitsstufe spielt, wird dies kaum ein Problem darstellen. Im hohen Schwierigkeitsgrad sollten die Attacken jedoch gezielt gewählt werden. Das heißt zugleich, dass Profis ordentlich gefordert werden, wenn sie es denn möchten. Ich für meinen Teil habe sehr viel Spaß mit dem Kampfsystem und an den Variationen, die die Steuerung hergibt.
Pro & Kontra
- Gigantischer Umfang in Spielwelt und Quests
- Story baut sich immer weiter auf
- Enormer Fundus und daraus resultierende Möglichkeiten
- Wundervoller Sound
- Sehr dialoglastig mit ständigen Zwischensequenzen
- Die Steuerung bedarf längerer Eingewöhnungszeit