Vampire World: Port of Death REVIEW
Die Slowaken von Mayhem Studios haben sich zwischen den Jahren 2003 und 2007 durch ihre eher mittelprächtigen RPG’s einen recht schlechten Ruf erarbeitet. Da hätten wir „Empire of Magic“, was kein Schwein kennt, „Shadow Vault“, eine Art Fallout-Klon und „Neverend“ welches einen netten Versuch darstellt ein Konsolen-Stil-RPG für den PC umzusetzen. Der letzte Streich war Vampire World: Port of Death, welches ich euch in diesem Review näherbringen möchte oder besser gesagt: Vor dem ich euch in diesem Bericht warnen will. Also dann lasst uns den Holzpflock spitzen, Knoblauch in den Rucksack packen und die PET-Flasche mit Weihwasser auffüllen, um uns vernünftig gegen dieses grausige PC-Spiel zur Wehr setzen zu können!
Der Hafen des Todes
Im Intro sehen wir, wie Vampirjäger Ivan nächtens durch den Hafen einer nicht näher beschriebenen Stadt schlendert, als er plötzlich von einem Blutsauger aufgemischt wird. Ivan unterliegt im Kampf und bekommt die Kehle aufgeschlitzt. Natürlich bleibt sein Verschwinden nicht lange unbemerkt. Seine Vampirjäger-Kollegen wollen wissen wo er abgeblieben ist und schicken Bernard runter zum Hafen, um die Sache unter die Lupe zu nehmen. Es dauert nicht lange, ehe Bernard Ivans Leiche aus dem Wasser fischt und seinerseits von den Blutsaugern attackiert wird. Seltsam ist nur, dass die verantwortlichen Vampire einem bis dato unbekannten Klan angehören. Was geht am Hafen wirklich vor sich?
Tjoa, damit wäre die Handlung auch schon abgedeckt. Bernards Aufgabe ist es nun die Hintergründe um die fremden Vampire aufzudecken und die daraus resultierende Bedrohung abzuwenden. Der Großteil der Handlung entpuppt sich dabei als uninspirierte Schnipseljagd. Kurz vor dem finalen Boss wird dann noch die an Bernards kahlem Schädel herbeigezogene Wendung präsentiert, die das Ganze aber eher ins Lächerliche zieht, als für den erhofften Aha-Effekt zu sorgen. Auch das Minimum an Charakterentwicklung, welche durch diese Wendung entsteht kann da nichts mehr rausreißen. Die miese Präsentation (z. B. fehlerhafte Bildschirmtexte, keinerlei Sprachausgabe) und die kurze Spieldauer von ca. 5-6 Stunden helfen da auch nicht weiter.
Darüber hinaus wirkt das Ganze so, als ob sich die Entwickler sehr stark von Pen & Paper RPG-Szenarien aus „World of Darkness“ haben inspirieren lassen. Für ne entsprechende WoD-Lizenz hätte die Kohle wohl kaum gereicht, wenn sie schon nicht einmal für ein gutes Spiel an sich gereicht hat …
Gooka bist du’s? Nee ist ne Verwechslung, dein Adventure-Part ist viel zu schlecht!
Port of Death macht ganz schön einen auf Gooka – Das Geheimnis von Janatris. Genau wie jenes tschechische Spiel versucht auch Vampire World einen Hybriden aus Vampir und Werwo… äähm ich meine aus RPG und Adventure darzustellen. Das klappt aber nicht so richtig, vor allem im Adventure-Segment scheitert der Titel gnadenlos und wirkt erschreckend unfertig.
Man dirigiert Bernard also mit einer latent schwammigen Steuerung durch diverse 3D-Abschnitte des Hafen-Viertels, sammelt diverse Adventure-Gegenstände und Kampfitems ein und stellt sich ab und zu einem gescripteten Rundenkampf gegen bis zu drei Blutsauger (auch hier wirkt die Menüsteuerung eher suboptimal).
Mit Ausnahme der ersten drei Fights stellt dabei jeder Kampf eine gewisse Herausforderung dar – selbst im niedrigsten von drei Schwierigkeitsgraden. Um die Wiedergänger niederzuringen, prügelt Bernard entweder direkt auf sie ein oder wirkt seine Magie. Für weiteren taktischen Tiefgang sorgen diverse Medikamente die man sich während oder außerhalb der Kämpfe einwerfen kann sowie die Option innerhalb der Kämpfe seine Kampf- und Verteidigungswerte zu regulieren. Letztere Option pfuscht mir aber zu sehr in Bernards Statistikwerten herum, so dass man sich zweimal überlegen sollte, ob man sie wirklich einsetzen will.
Das Level Up-System erfolgt traditionell via Erfahrungspunkte und der Verteilung von Skillpunkten auf vier verschiedene Statistikwerte, zu denen es ärgerlicherweise keine genaue Erläuterung im Handbuch gibt. Waffen- und Zauberskills werden hingegen á la „learning by doing“ weiterentwickelt. Je öfter man einen Waffen- (Waffenloser Kampf, Leichte Waffen und Schwere Waffen) oder Zaubertypus (Blut-, Feuer-, und Mondmagie) verwendet, desto besser wird Bernard im jeweiligen Bereich und lernt mit der Zeit neue Kampfmanöver oder Zaubersprüche dazu. Dementsprechend empfiehlt es sich unseren Helden entsprechend zu spezialisieren, damit man den immer stärker werdenden Vampiren gewachsen ist.
Neue Ausrüstung findet man entweder in der Spielumgebung, plündert sie von gefallenen Vampiren (die anschließend von Bernard ordnungsgemäß gepfählt werden) oder kauft sie sich beim einzigen Händler im Spiel zusammen. Jener Händler betreibt ein kleines Hafenrestaurant, welches als eine Art Schlupfwinkel für unseren Vampirjäger und seinem Mentor dient. Es ist auch so ziemlich der einzige Ort, wo man friedliche Konversationen mit einer handvoll NPC’s betreibt.
Die unterschiedlichen Hafengebiete können per „Trans-Spot“ besucht werden, sofern man diesen im entsprechenden Gebiet erreicht hat. Da es im Spiel jedoch nur eine festgelegte Anzahl an gescripteten Kampfhandlungen gibt, lohnt sich die Rückkehr in ein bereits abgeschlossenes Gebiet nur, wenn man einen wichtigen Gegenstand übersehen hat, womit wir auch endlich zum dünnen Adventure-Part kommen.
Sollte es sich bei einem Hotspot nicht um einen Itemcontainer handeln, so bekommt man oftmals eine kleine Auswahl an Aktionsmöglichkeiten vorgegeben. Je nach Art des Objekts kann man entweder Öffnen, Nehmen, Zerschlagen, Untersuchen oder etwas aus dem Inventar verwenden. Jenes Inventar ist löblicherweise in vier übersichtliche Bereiche untergliedert, welche Ausrüstungsstücke, Medikamente, Zauberrunen und Schlüsselgegenstände sauber voneinander trennt. Auch sonst wurden die Menüs sinnvoll aufgebaut, wenn man mal vom Questlog absieht, welches man aber ohnehin nicht benötigt. Aber wie dem auch sei, die Lösung der simplen und eher seltenen Itemrätsel liegt eigentlich immer auf der Hand. Mit Schlüsseln öffnet man verschlossene Türen und mit dem Brecheisen verschlossene Truhen. Lästige Wachen besticht man hingegen mit Erotikheftchen, was in diesem Spiel schon das höchste der Adventure-Gefühle ist.
Das allein wäre noch nicht so tragisch, wenn die Entwickler nicht so unglaublich schlampig vorgegangen wären. So schimmeln Dinge wie eine Glühbirne oder eine stinkende Socke fröhlich im Inventar vor sich hin und kommen niemals zum Einsatz. Das müffelt aber ganz gewaltig nach einem unfertigen Spiel! Oder wie wärs mit dem NPC, der eine Flagge von mir will, dann aber keine Belohnung rausrückt, womit diese kleine Sidequest komplett sinnlos wird? Ach reden wir nicht weiter darüber. Das Spiel wird dadurch ja nicht besser.
Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass die kniffligen Kämpfe in Vampire World durchaus einen gewissen Reiz verbreiten und auch ganz ordentlich funktionieren. Die desaströse Präsentation, auf die ich im nächsten Testbereich eingehen werde zerstört jedoch sehr viel vom ohnehin mäßigen Spiel. Übrigens konnte ich den finalen Bossgegner ohne Cheat nicht bezwingen. Vermutlich hätte ich mich noch mehr auf einzelne Waffen- und Zauberbereiche konzentrieren müssen, als ich eh schon getan habe. Jedoch sollte so etwas nicht passieren, wenn man, wie ich, auf der niedrigsten Schwierigkeitsstufe spielt. Ergo kann man das letzte Gefecht auch zur Kategorie „schlechtes Gamedesign“ hinzuzählen … Ach ja, ihr wollt wohl wissen was es mit dem Cheat auf sich hat. Nun ja, öffnet einfach die entsprechende Speicherdatei (SAV-Datei im Vampire World –>Profiles –> Default-Ordner) mithilfe eines Textprogramms (habe Open Office verwendet) und pimpt Bernards Statistikwerte unter dem Abschnitt „character HERO“ hoch.
Grafik, Sound und weiteres
Bevor ich zur eigentlichen Grafik komme erst noch eine Warnung zu den Auflösungsstufen. Zwar bietet das Spiel alle gängigen Stufen an, zu denen der verwendete Monitor fähig ist, jedoch sind diese zum Großteil verbuggt. Nur wer auf der Auflösungsstufe 1028×768 spielt, bekommt die Textboxen zentriert angezeigt und die Dialogzeilen in Gesprächen zu Gesicht – muss man erst mal wissen! Darüber hinaus kam es auch zu Abstürzen und korrumpierten Speicherständen. Auch die Anzahl der Rechtschreib- und Grammatikfehler erhöhte sich auf höheren Auflösungsstufen – fragt mich bitte nicht woran das liegt! Diese ganzen Bugs konnte ich jedoch „deaktivieren“, indem ich auf 1028×768 Bildpunkte herunterschaltete. Freilich sieht die Grafik durch diese Maßnahme noch mittelmäßiger aus als ohnehin schon. An und für sich ist die Grafik zwar nicht schlecht, kann aber auch keinen Eindruck schinden. Das gesamte Spiel findet nachts am Hafen statt, dementsprechend gibt’s auch keine große Abwechslung bei den Szenerien. Die Animationen wirken recht hölzern und auch hier hat sich ein Bug ins Spiel geschlichen: Manchmal wird im Kampf keine Animation gezeigt, wenn die entsprechende Spielfigur angreift …
Au weia, ich möchte ja nicht abstreiten, dass die Tracks gut gemeint sind, aber ein Großteil dieser sind der angepeilten Gruselatmosphäre nicht gerade förderlich. Und die etwas schummrigeren Melodien funzen auch nicht so richtig. Wirklich mies ist jedoch die Sprachausgabe – sie existiert nämlich nicht. Höhepunkt des Ganzen sind jedoch die Soundeffekte, die ebenfalls durch Abstinenz glänzen. Normalerweise sollte man in einem Kampf entsprechende Geräusche hören, wenn die Fetzen fliegen. Nicht so in Vampire World. Spätestens an diesem Punkt kann man sich nur noch die Facepalm geben.
Um meinen Bugreport abzuschließen, hier noch die Warnung, dass in den letzten beiden Kämpfe der Einsatz eines gewissen Feuerzaubers zum „Freeze“ des Spiels führte. Ach ja, Rechtschreib- und Grammatikfehler hab ich zwar schon angedeutet, möchte sie an dieser Stelle aber nochmals betonen. Diese bekommt man nämlich auch auf Auflösungsstufe 1028×768 „geboten“, wenn auch nicht in solch extremer Form wie in wirklich verbuggten höheren Auflösungsstufen. Also seid schön brav und schaltet vor Spielbeginn auf 1028×768 …