The Witcher 3 – PoS-Mission Teil 1 PLAYER’S VOICE
Vor wenigen Wochen haben wir in der Facebook-Gruppe Gamers Germany abgestimmt. Die Wahl fiel auf das mehrfach ausgezeichnete „Open World“-RPG The Witcher 3: Wild Hunt. Der Titel gilt als eines der besten RPGs aller Zeiten. Dennoch wurde das Game von vielen Spielern nie beendet.
Die Mission, die darauf abzielt, gemeinsam den „Pile of Shame“ anzugehen, startete somit pünktlich zum Jahreswechsel. Weil The Witcher 3: Wild Hunt sehr umfangreich ist, werde ich diesmal in mehreren Teilen berichten. Wie viele es exakt am Ende werden, kann ich an dieser Stelle aber noch gar nicht sagen, denn ich selbst habe den Titel noch nie komplett durchgespielt.
Passender könnte der Zeitpunkt für dieses Projekt kaum sein. Nach dem desaströsen Release von Cyberpunk 2077 erinnert der 5 Jahre alte Titel daran, dass CD Project Red durchaus Meisterwerke schaffen kann, die den Qualitätsansprüchen der Gamer gerecht werden. Als passionierter Liebhaber von Videospielen wünsche und hoffe ich persönlich sehr, dass CD Project Red diesbezüglich die Kurve kriegen wird. Doch hier bleibt abzuwarten, wie sich nicht nur das SciFi-RPG, sondern auch die Geschäftspolitik des Unternehmens die kommenden Monate noch entwickelt.
Doch zurück zum eigentlichen Thema: die Abenteuer von Geralt von Riva auf der Suche nach seinem Schützling Ciri, die „Wilde Jagd“ stets dicht auf den Fersen!
– Spoiler-Warnung –
Auch wenn das Spiel bereits über 5 Jahre auf dem Buckel hat, möchte ich doch eine Spoiler-Warnung an dieser Stelle aussprechen. Der heutige Text erzählt Inhalte der Hauptstory-Questline bis einschließlich „Das hässliche Entlein“ sowie Auszüge aus ein paar Nebenquests.
Mal wieder am Anfang
Wer kennt sie nicht, die berühmte Szene aus Kaer Morhen: der Hexer entspannt nackt in der Badewanne, während eine Krabbe zwischen seine Beine kriecht. Wir wurden soeben Zeuge von Yennefers fragwürdigem Sinn für Humor.
Am selben Schauplatz lernen wir auch die kleine Ciri kennen. Schon hier wird deutlich, dass dieses Mädchen nicht auf den Mund gefallen ist. Nach einer kurzen Diskussion begeben wir uns zum gemeinsamen Training. Doch schon bald wird klar, hier stimmt was nicht. Denn es wird still. Es fängt an zu schneien. Eine gespenstische Dämmerung verdunkelt die Sonne, als die Wilde Jagd geisterhaft vor unseren Augen erscheint. In diesem Moment realisieren wir, dass wir Ciri verloren haben!
Das alles war allerdings nur ein Traum. Tatsächlich befinden wir uns mit Vesemir in Weißgarten. Auf der Suche nach Yennefer reiten wir an ärmlichen Dörfern und baumelnden Galgen vorbei. Die Not und das Elend sind allgegenwärtig und wir mittendrin. Es herrscht Krieg in Temerien.
Schon hier merken wir, dass so manche Entscheidung einen bitteren Nachgeschmack in sich trägt. Zum Beispiel, als wir dem örtlich ansässigen Zwergen-Schmied helfen, dessen Werkstatt abgefackelt wurde. Der Feuerteufel stellt sich als Säufer raus, der auf Grund der kriegsbedingten Zustände einen Hass auf den Schmied schiebt. Wir überführen ihn und dürfen beobachten, wie der Zwerg den Mann direkt an die nilfgaardischen Soldaten ausliefert. Wie das für die Schnapsdrossel endet, kann man sich an dieser Stelle denken. Oder wie Geralt passend feststellt: „Jetzt wird dich das Dorf erst recht lieben.“
Kurz bevor wir das Gebiet mit dem Wiedersehen mit Yennefer abschließen, geraten wir noch in eine Schlägerei. Und das ausgerechnet in der örtlichen Taverne.
Blutiger Baron
Nach einer kaiserlichen Audienz bei Emhyr var Emreis führt uns die Reise nach Velen. Elende Sümpfe prägen die Landschaft sowie eine dramatische Familiengeschichte.
Des Barons Frau sowie Tochter werden vermisst. Recht schnell wird klar, dass hier mehr dahinter steckt, denn der Mann trinkt gerne mal einen über den Durst und wird seiner Gattin gegenüber dann oft gewalttätig. Nichtsdestotrotz gibt das Familienoberhaupt zu verstehen, dass ihm seine Lieben am Herzen liegen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er als Gegenleistung für seine Infos betreffend Ciri die Hilfe des Hexers in Anspruch nimmt. Somit folgen wir der Spur und decken Stück für Stück eine wahre Tragödie auf.
Anna, die vermisste Gattin, war schwanger. Doch das ungeborene Baby hat sie verloren, wobei noch nicht ganz klar ist, wieso. Weil aber dem Kind kein anständiges Begräbnis zuteil wurde, hat es sich zu einem Fehlgeborenen entwickelt. Ein Monster, das werdenden Müttern die Lebenskraft raubt… man merkt schon, es geht wieder sehr in Richtung Dark Fantasy. Doch am Ende der Dunkelheit leuchtet schwach ein Licht der Hoffnung: ein Ritual, das den Fluch des Fehlgeborenen aufhebt und es in einen Tölpelbold verwandelt.
An dieser Stelle wird es sehr emotional. Es ist Nacht und es regnet. Wir tragen das missgebildete Geschöpf nach Hause. Sein Zuhause.
„Vergib mir, die du gekommen bist und die ich nicht willkommen hieß“
Worte, welche der Baron in Trauer schmerzvoll spricht. Und doch klingt er zuversichtlich und ruhig, wenngleich auch von seinen Gefühlen mitgenommen, die Stimme bebend. Man sieht hier im Baron zweifellos den Vater.
„Ich gebe dir den Namen Dea und empfange dich als meine Tochter.“
Das Ritual endet und die Ärmchen der Kreatur hängen nun leblos herab. Was bleibt, ist die Beerdigung unter der Türschwelle des Zuhauses.
“Sie sind Velens Fluch! Durch abgeschnittene Ohren hören sie alles… Sie verweben Haare und Leben… Ihre Macht erhalten sie von einer Brühe aus Menschenfleisch…”
Die Muhmen vom Buckelsumpf. Was sind das für fette unerträgliche Zeitgenossinnen. Die Weberin, die Brauerin und die Flüsterin. Drei uralte Hexen, die sich Kinder in einem Waisenhaus heranzüchten und – wie soll es anders sein – diese auch verspeisen. Und als sei das nicht genug, erfahren wir zudem, dass diese Weiber vorhatten, Ciri gefangen zu halten und auszuliefern. Und auch das eine oder andere Stück von ihr zu essen. Die drei wissen, wie man sich Freunde macht…
Zumindest finden wir dort Anna, die Frau des Barons. Als nervliches Frack ist sie allerdings nur noch ein Schatten ihrer selbst. Zumindest kümmert sie sich gut um die Waisenkinder… Okay, das war Sarkasmus meinerseits. Ich persönlich habe nicht viel für Anna übrig. Schließlich wird sie ganz genau gewusst haben, was die Kinder erwartet. Doch nach diesem Pakt, den sie mit den Muhmen eingegangen war, welcher ihrer ungeborenen Tochter das Leben verwehrte und dem Baron das Kind nahm, kann mich ihre Abgebrühtheit diesbezüglich nicht wirklich überraschen. Auch, wenn ich mir vorstellen kann, dass der eine oder andere Spieler sicher auch Mitleid für Anna empfindet.
Wie auch immer, wir brauchen Informationen über Ciris Verbleib. Daher müssen wir mit den Muhmen kooperieren, ob es nun uns gefällt oder nicht. Und der Auftrag ist einfach. Wir sollen einen Geist in einem Baum aufsuchen und ihn töten. Jedoch werden wir letztendlich vor eine schwerwiegende Entscheidung gestellt. Eine Entscheidung, dessen Ausmaße ich mir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht bewusst bin.
Die Option, die ich wähle, ist ein Betrug an die Muhmen. Ich befreie also den Geist. Dieser verspricht mir wiederum, die Waisenkinder zu retten. Und ungeachtet der Folgen würde ich diese Entscheidung jederzeit wieder treffen. Trotz Betrug bekommen wir aber die Informationen über Ciri. Als wir jedoch später den Ort erneut aufsuchen, diesmal mit dem Baron im Schlepptau sowie der älteren Tochter, die uns rein zufällig unterwegs begegnet ist, finden wir Anna im Haus auf dem Boden liegend und … in ein Monster verwandelt.
Die Situation ist dramatisch. Und als wir endlich den Fluch brechen, können wir Anna nur noch beim Sterben zusehen… Wie bitter und schmerzvoll für die Familie. Der Baron schickt uns nun zurück nach Krähenfels, seinem Anwesen, denn die Belohnung würde dort warten.
Als wir ankommen, hängt der Baron leblos an einem Strick. Das war dann wohl doch zu viel für ihn. Ich mochte den Mann. Was er auch getan hatte, er wollte sich bessern, hatte das Trinken bereits aufgegeben. Gab seiner ungeborenen Tochter die Fürsorge, die sie verdient hätte. Hat bis zuletzt an der einseitigen Liebe zu seiner Frau festgehalten. Blöde fette Hexen. Ich fühle mich an dieser Stelle richtig gefrustet und will nichts mehr vom Sumpf sehen. So lasse ich Geralt auf sein Pferd steigen und wir reiten schnurstracks Richtung Novigrad.
Von Dichtern und Sängern
Novigrad! Die Stadt des Ewigen Feuers! Wo Hexenverbrennungen wieder modern sind und sich derweil keiner um das organisierte Verbrechen im Untergrund schert. Also gut – ich bin nicht so der „Stadtmensch“. Es gab einige amüsante Quests und Szenen, aber dennoch wollte ich mich nicht allzu lange hier aufhalten.
Wir haben Triss getroffen. Eine alte sehr enge Freundin, die an Geralt durchaus noch großes Interesse zeigt. Allerdings bleibt das Interesse einseitig.
Des Weiteren werden wir Zeuge von Priscillas legendärem Auftritt und ihrem Lied „Wolven Storm“. Eine Ballade über die Liebe zwischen dem Hexer und seiner Yennefer. Ich muss zugeben, das ist eine der Szenen auf die ich gewartet habe. Ich kenne das Lied schon lange, so wie sicher viele von uns. Doch im Spiel begegnet war ich Priscilla bis dato noch nicht.
Da die Hauptquest soweit bekannt sein dürfte, möchte ich mich auch gar nicht allzu lange hiermit aufhalten und komme zum Wesentlichen. Zum einen wäre das ein Theaterstück mit Geralt in einer Hauptrolle! Der Erfolg hält sich dank unserer „Professionalität“ in Grenzen. Die hübsche Priscilla entpuppt sich als eine ganz furchtbare Schauspielerin. Ich würde bevorzugen, dass sie ab sofort beim Singen und Schreiben bleibt. Der Star der Bühne, der für den Prinzen vorgesehen war, kommt erstmal besoffen zur Arbeit. Irgendwie schafft er es aber, seinen Text runter zu lallen und ihm gelingt es auf seine ganz eigene Weise, dass das Stück den Zuschauern in Erinnerung bleibt… Ob das nun etwas Gutes ist, lasse ich mal so hingestellt.
Irgendwann kommt schließlich der Zeitpunkt, an dem wir nach Skellige aufbrechen wollen. Leichter gesagt als getan, denn dafür brauchen wir zunächst mal einen Kapitän, der uns über den Ozean schifft. Wir befragen also die nächstbeste Seefrau. Ein großer Fehler, wie sich herausstellt. Die Gute macht uns erstmal zur Schnecke und schnauzt uns an, dass sie Kapitän ist. Und das, obwohl sie eine Frau sei! Von so viel feministischer „Energie“ regelrecht erschlagen verabschieden wir uns höflich und sprechen den nächsten Hafenarbeiter an…
Schiffbruch auf der anderen Seite
Betäubend schön erklingt die Hintergrundmusik der nordischen Inseln. Doch auch sonst merke ich schnell, dass ich meinen „Lieblingsort“, den ich bisher nicht kannte, gefunden habe. Es passt alles. Die bergkalte Landschaft, kühle Tannenwälder, Küsten, die sich entblößt der Gewalt der Meere entgegen strecken… Keine Ahnung, wie es Geralt geht, aber ich fühle mich, als sei ich zu Hause angekommen.
Meine Schwärmerei geht noch weiter. Skelliges Bewohner erinnern an Wikinger. Wild, brutal, alten Bräuchen folgend, alten Göttern treu… authentisch. Und als Bonus ein unglaublich sympathischer Dialekt. Zumindest in der englischen Version.
Was ebenfalls klasse ist: wir treffen Yennefer wieder! Und meine Güte, was für eine Wiedersehensfreude! Nur wir vier. Yennefer, Geralt, das Einhorn und ich.
Später brechen wir noch mit ihr auf zu einer Nebenquest, in der wir einen Djinn fangen. Dieser macht den ursprünglichen Wunsch des Hexers rückgängig, in welchem er sich ewige Verbundenheit zur Zauberin ersehnt hatte. Endlich dürfen die beiden zuversichtlich sein, dass ihre Liebe pur und vor allem echt ist.
Es gibt, abgesehen von der Hauptstory, noch ein weiteres Problem, das wir lösen müssen. Jarl Udalryk, vom Clan der Brokvar, hört Stimmen. Die Stimmen der Götter, wie er meint. Leider stellt sich heraus, dass in Wirklichkeit ein Parasiten-Dämon vom jungen Anführer Besitz ergriffen hat. Mit einem Trick wollen wir den Jarl davon befreien. Der Dämon soll durch ein vermeintlich „schlechtes Gewissen“ zu Geralt gelockt werden. Nur – um einem Hexer ein schlechtes Gewissen zu machen, bedarf es schon einiges an… ich nenne es mal „Kreativität“.
„Einiges“ ist stark untertrieben. Wir arbeiten mit Cerys zusammen und sollen ihr vertrauen. Mit quasi den Worten „Schmeiß schon mal den Ofen an“ verabschiedet sie sich und kommt kurze Zeit später wieder. Mit im Schlepptau: Jarl Udalryk, seine Männer und – man ahnt bereits Böses – sein Baby…
Und ich denke mir nur, das kann doch nicht sein…
Aber ja, wir sollen das Baby in den Ofen werfen. Und die Zeit für die Entscheidung läuft. Ich kann kaum hinsehen, als ich die Option wähle, der Anweisung Cerys folgend. Man hört das Weinen des Säuglings und sieht, wie Geralt die Luke des Brennofens schließt.
Hier kann ich nur sagen: DON-NER-WETTER! Da hat sich CD Project Red was getraut. Dann der erlösende Moment. Eine Täuschung, denn das Baby lebt und ist gesund! Es war ein wenig offensichtlich – und irgendwie auch nicht. So oder so fällt mir ein riesen Stein vom Herzen.
Die Spur der Hauptstory führt uns mitunter wieder zurück nach Velen. Auf dem Gelände des ehemaligen Barons hält sich ein Wesen namens Uma auf. Dabei gibt es Hinweise auf einen Fluch, den wir zusammen mit Yennefer in Kaer Morhen brechen wollen. Aber mehr dazu beim nächsten Mal.