The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd REVIEW

Eigentlich bot „The Legend of Heroes: Trails in the Sky SC“ einen zufriedenstellenden Abschluss des Handlungszyklus rund um die Geschehnisse im Liberl-Königreich. Doch warum nicht noch ein drittes Kapitel reinschieben, welches die zahlreichen Heldencharaktere der beiden Vorgänger noch einmal zusammenführt, interessante Sagengut-Brocken anbietet, und obendrein die Geschehnisse der kommenden Zyklen anteasert?

Und so nahm das diesem Test zugrunde liegende The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd Gestalt an. Das rundenbasierte JRPG wurde ursprünglich am 28.06.2007 für den PC veröffentlicht. In den darauffolgenden Jahren gab es Ports für die PSP, die PS3 und die PS Vita. Jedoch hat es keine dieser Versionen aus Japan heraus geschafft. Das sollte aber nicht verwundern, schließlich blieb ja auch der zweite Teil lange Zeit Japan-exklusiv. Am 03. Mai 2017, fast 10 Jahre nach dem Erstrelease, tauchte „the 3rd“ aber endlich im Steam-Store auf. Ob sich die lange Wartezeit gelohnt hat oder nicht, erfahrt ihr im folgendem Review.

Die unerwarteten Nachwirkungen des Konflikts

Es versteht sich von selbst, dass man The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd erst anrühren sollte, wenn man die beiden Vorgänger durchgespielt hat. Wer an dieser Stelle weiterliest, sollte also nicht über Spoiler pienzen.

Die Handlung von „the 3rd“ spielt ein halbes Jahr nach den Geschehnissen des Vorgängers. Wir erinnern uns: Die ebenso mysteriöse wie skrupellose Geheimgesellschaft Ouroboros wollte ihre Griffel an ein mächtiges antikes Artefakt namens „Aureole“ legen. Dummerweise befand sich dieses in einer fliegenden Stadt namens „Liber Ark.“ Um diese Stadt herbeizubeschwören, führte Ouroboros diverse kriminelle Aktivitäten im Liberl Königreich durch. Trotz heftigen Widerstands in Form der Bracer-Gilde, der militärischen Streitkräfte Liberls und weiterer Helden, konnte Ouroboros nicht aufgehalten werden. Die Aureole wurde von den Schurken eingesackt und Liber Ark schmierte daraufhin in den großen See im Zentrum des Liberl Königreichs ab.

Lediglich der undurchsichtige Priester Kevin Graham konnte Ouroboros eine blutige Nase verpassen. Diesem gelang es zumindest eine der großen Führungspersonen von Ouroboros zu exekutieren. Dies wirft jedoch die Frage auf, was Kevin eigentlich für ein Mensch ist? Hinter seinem heiteren, leicht trotteligen Auftreten verbirgt sich in Wahrheit ein knallharter Geheimagent der Septian Church. Dies ist die größte Glaubensgemeinschaft der Welt und obendrein auch eine der mächtigsten Organisationen. Zu den wichtigsten Aufgaben der Kirche gehört das Aufspüren und Verwahren mächtiger antiker Artefakte und die Liquidierung von Ketzern. Besagte Artefakte beinhalten oftmals drastische magische Kräfte, welche kriminelle Individuen gerne für unlautere Zwecke missbrauchen. Besagte Kriminelle werden von der Kirche als Ketzer betrachtet und häufig zum Abschuss freigegeben. Die Exekutionen werden i.d.R. von den sogenannten „Gralsrittern“ durchgeführt. Das sind Kirchenmitglieder, welche von heiligen Artefakten auserwählt wurden, und folglich auf deren Superkräfte zugreifen können.

Natürlich ist Kevin einer dieser sagenumwobenen Gralsritter. Kevin bekommt den Auftrag ein frisch entdecktes, würfelförmiges Artefakt aus dem Liberl Königreich einzusacken. Besagtes Artefakt wurde jüngst aus den Trümmern der abgestürzten Liber Ark-Stadt geborgen. Gesagt getan. Dummerweise aktiviert sich der Zauberwürfel unverhofft und teleportiert Kevin, sowie seine Stiefschwester und Gralsritter-Azubine Ries Argent in eine Art Taschendimension namens Phantasma. Phantasma wird von einem maskierten Unhold kontrolliert, der sich nur als „Lord of Phantasma“ bezeichnet. Dieser und dessen rechte Hand „Schwarzritter,“ wollen Kevin zugrunde richten. Allerdings ist auch der maskierte Lord an gewisse Regeln gebunden. Das heißt im Klartext, dass Kevin nicht einfach so ermordert werden darf. Sollte es dem Gralsritter gelingen die monsterverseuchten Ebenen der Phantasma-Dimension zu überleben, dürfen er und seine Gefährten Phantasma entfliehen. Und ja, Kevin und Ries sind nicht die einzigen, die es in die fremde Dimension verschlagen hat. Auch ein großer Teil von Kevins ehemaligen Kampfgefährten sind in Phantasma gefangen. Mit der Zeit schart Kevin eine schlagkräftige Gruppe alter Bekannter zusammen. Werden sie es schaffen Phantasma zu trotzen und das Geheimnis dieser mysteriösen Ortschaft zu entschlüsseln? Und was ist das überhaupt für eine Rechnung, die der Lord of Phantasma mit Kevin zu begleichen hat?

Im Vergleich zu den Vorgängern wirkt die Handlung von The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd enttäuschend. Es ist eben eine arg konstruierte „Entkomme aus der fremden Taschendimension“-Story. Der eigentliche Reiz besteht darin altbekannte Charaktere wiederzutreffen und diese untereinander interagieren zu sehen. Natürlich wird auch die Vergangenheit und Gegenwart der insgesamt 16(!) (Anti)helden beleuchtet. Letzteres wird jedoch oftmals auf die Sidequest-Schiene verfrachtet. In der Phantasma-Dimension gibt es nämlich viele versiegelte Türen zu finden, welche umfangreiche Storysequenzen beinhalten, die sich meistens auf spezifische Charaktere beziehen, aber manchmal auch interessante Sagengut-Einblicke in die Spielwelt offenbaren. Tatsächlich sind diese Türen der wahre Star in der Handlung von „the 3rd.“

Bevor wir zum Gameplay übergehen, möchte ich noch die „ab 18“-Altersempfehlung von Steam ansprechen. Diese wurde keineswegs aus der Luft gegriffen, da das Spiel äußerst unangenehme Themen anspricht, wie Kindesmissbrauch und -prostitution. Einige der Protagonisten hatten jedenfalls keine sonderlich glückliche Kindheit.

Dungeon-Crawling statt Trampelpfade und Städteerkundung



Um gleich mal den Elefant im Porzellanladen anzusprechen: Die große Neuerung im Vergleich zu den beiden Vorgängern (und fast allen anderen Trails/Kiseki-Spielen) ist die Strukturierung eines Dungeon-Crawlers. Hier gibt es also keine Erkundungen von Städten, Land und Leuten in Zusammenhang mit Bracer-Sidequests. Stattdessen arbeitet ihr euch durch die Ebenen der Phantasma-Dimension, verdrescht Dämonen und Monster für Level-Ups und Sepith (letzteres kann wie gehabt in Quartz oder Geld umgewandelt werden) und rekrutiert neue Gruppenmitglieder, welche in den sogenannten Sealing Stones verborgen liegen. Insgesamt wächst eure Party somit auf 16 Leute heran, was natürlich auf lange Sicht jede Menge Grinding-Arbeit provoziert. Letzteres ist meines Erachtens dann auch der größte Schwachpunkt von The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd.

Immerhin bekommt man ein Hub-Areal in Form von Hermit’s Garden. Hier findet ihr Heilung an einem Steinmonument, welches auch gleichzeitig als Händler dient und könnt eure Party strukturieren (vier aktive Gruppenmitglieder und ein Support-Mitglied für Statusboosts und Boni). Es steht auch ein weiterer Händler in Form eines Baumes zur Verfügung. Dieser verkauft Zutaten für die altbekannten Kochrezepte. Obendrein gibt es Bücherregale, welche sämtliche Bücher-Stories und Zeitungen aus den Vorgängern beherbergen. Besonders cool ist der Heilbrunnen, welcher jedem aktiven Gruppenmitglied eine volle Ladung von 200 CP gibt. Hat man den Brunnen genutzt, muss man jedoch eine bestimmte Anzahl an Kämpfen durchführen, um den CP-Brunnen wieder zu aktivieren. Und natürlich kann man im Hub auch Schwätzchen mit seinen Gruppenmitgliedern abhalten.

Die eigentlichen Nebenhandlungen finden jedoch nicht durch den Dialog in Hermit’s Garden statt, sondern in den optionalen Memory Doors welche kreuz und quer im Phantasma-Dungeon platziert wurden. Es gibt drei verschiedene Arten von Türen: Moon Doors, Star Doors und Sun Doors. Moon Doors offenbaren umfangreiche Nebenhandlungen zu den Hauptcharakteren. Die Star Door-Handlungen sind kürzer als jene der Moon Doors und können sich auch um NPCs und Sagengut-Informationen drehen. Die Sun Doors wiederum beinhalten die Minigames, sind jedoch oftmals ebenfalls an eine Nebenhandlung gekoppelt. Zu den Minigames gehören die altbekannten Sachen wie Angeln, Kampfarena, ein Quiz und die Casino-Kartenspiele Blackjack und Poker. Wirklich neu ist nur die Turret-Ballerei. Um die Memory Doors öffnen zu können, muss man meistens eine Sonderkondition erfüllen, wie etwa die richtigen Charaktere in der aktiven Gruppe oder der Besitz von Schlüsselgegenständen. Netterweise gibt einem das Spiel eine Schnellreisefunktion. Mithilfe des Würfelartefakts kann man jederzeit in den Garden-Hub, zu bestimmten Bereichen des Dungeons und sogar zu jedem gefundenen Memory Door schnellreisen.

Ansonsten sind viele Gameplay-Bausteine in The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd identisch zu jenen der beiden Vorgänger. Das Ausrüstungs-, Orbment- und Kampfsystem blieben unangetastet, weswegen ich dazu auch nichts weiter erklären werde (bei Interesse könnt ihr die Details im Test zum ersten Teil nachlesen). Im Kampf hat man jetzt allerdings fünf neue Bonus Icon-Zusatzeffekte. Rush erlaubt zwei Züge hintereinander, Item sorgt dafür, dass ein getöteter Gegner auf jeden Fall einen Gegenstand hinterlässt, Guard zwingt eine komplette Immunität aller Kampfteilnehmer für den jeweiligen Rundenzug auf, Vanish sorgt dafür, dass der getroffene Kampfteilnehmer für eine Runde verschwindet und danach alle EP (Magiepunkte) verloren sind, und Deathblow tötet den getroffene Kampfteilnehmer sofort.

Darüber hinaus merkt man, dass Falcom den allgemeinen Schwierigkeitsgrad nochmals angehoben haben. Ich war jedenfalls überrascht, als schon der erste Boss im Phantasma-Dungeon auf einmal noch eine weitere Form entblößte.  Für den Wiederspielwert stehen wie gehabt vier Schwierigkeitsgrade und Game+ zur Verfügung.

Grafik und Sound


Nun, was soll ich sagen, auch in The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd hat sich in audiovisueller Hinsicht nichts getan. Das Spiel sieht genauso aus wie seine beiden Vorgänger. Zwar findet das Spiel in einer brandneuen Ortschaft statt, jedoch besteht Phantasma entweder aus Plattformen die in einer Art Weltraum schweben, oder aus altbekannten Ortschaften, die sich aus den Erinnerungen der Charaktere speisen. Wirklich frisch und neu wirkt Phantasma also nicht unbedingt.

Aber wie schon im Vorgänger können einige der großen Bossgegner-Modelle gefallen. Dieses mal bekommt man viele dämonische Monster zu Gesicht, welche teilweise richtig widerwärtig aussehen. Einige der Zauber und vor allem die Spezialattacken sind auch ganz nett anzuschauen. Unterm Strich wird recht solide Kost geboten, allerdings muss klar gesagt werden, dass die grafische Darstellung der Serie schon damals verdammt viel Staub angesetzt hatte.

Auch der Soundtrack kann nicht wirklich beeindrucken. Wie von den Vorgängern gewohnt, sind die Melodien zwar ganz nett und fügen sich gut ins Setting ein, bieten jedoch absolut nichts, was einem im Kopf hängenbleibt. Halt ein typischer, überdurchschnittlicher JRPG-Soundtrack. Da The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd mit religiösen Thematiken daherkommt, werden hier auch verstärkt Orgel-Melodien verwendet. Das kann nerven, muss aber nicht.

Die englische Sprachausgabe beschränkt sich leider immer noch auf die Kämpfe. Innerhalb der zahlreichen Dialoge und Zwischensequenzen muss man mit Textboxen vorlieb nehmen, was halt doch etwas dürftig ist. Eine deutsche Textübersetzung sucht man übrigens vergeblich. Englischkenntnisse sind also von Vorteil.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • sympathische Protagonisten
  • bietet tiefere Einblicke in die Vergangenheit und Gegenwart zahlreicher liebgewonnener Charaktere
  • interessante Sagengut-Brocken und Teaser auf kommende Story-Zyklen
  • die altbekannten Kampf- und Orbmentsysteme machen immer noch Laune

thumbs-up-icon

Cons
  • wird ab der zweiten Spielhälfte zunehmend Grindlastig, da man sich um 16 Charaktere kümmern muss
  • es werden schon wieder altbekannte Gebiete recycelt, und der Rest besteht aus schwebenden Platformen im All
  • immer noch recht unspektakulärer Soundtrack und keine Sprachausgabe außerhalb der Kampfsprüche
  • ist mit 29,99 € zu teuer für eine Art Dungeon-Crawler-Bonusgame

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Spiel Bewertung
Singleplayer
73
73
-
Multiplayer

FAZIT

Auch wenn The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd dank der Zusammenführung von 16 spielbaren Charakteren und großzügigen Einblicken in deren vergangenes und aktuelles Leben jede Menge Pluspunkte bei harten Trails/Kiseki-Fans einheimsen dürfte, so kann das Spiel an sich nicht mehr so recht überzeugen. Im Gegensatz zu den Vorgängern ist „the 3rd“ als Dungeon-Crawler strukturiert. Ein Dungeon-Crawler, in dem man 16 Charaktere managen muss, was verdammt viel Grinding-Arbeit provoziert. In Kombination mit einem nochmals angehobenen Schwierigkeitsgrad, ist „the 3rd“ wirklich nur noch ein Fall für aufrechte Fans der Reihe. Abgesehen von der Dungeon-Crawler-Struktur bietet das Spiel im Gameplay-Bereich auch nichts wirklich Neues. Ok, man hat jetzt fünf neue Zufallseffekte im Kampf, welche drastischen Einfluss nehmen können, aber wer eine Neuerfindung erwartet liegt hier falsch. Tatsächlich könnte die eine große Neuerung in Form der Dungeon-Crawler-Struktur sogar viele Fans vor den Kopf stoßen. Trails/Kiseki ist nun einmal eine enorm story- und textlastige Serie. Und bei solch einer ist der Verzicht auf Städtetouren samt liebevoll ausgearbeiteter NPCs und Bracer-Sidequests schon ein ordentlicher Schlag in die Magengrube. Für mich ist „the 3rd“ das bislang schwächste Spiel der Reihe. Die Grinding-Arbeit ab der zweiten Spielhälfte war mir einfach zu extrem. Trotzdem noch ein gutes 7 von 10 Punkte-Spiel.

- Von  Volker

Grindlastiger Dungeon-Crawler-Abschluss des Trails in the Sky-Zyklus.
Playstation 3
MS Windows
PlayStation Vita
PlayStation Portable

The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd REVIEW

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