The Legend of Heroes: Trails in the Sky SC REVIEW
Was lange währt…Völlig überraschend wurde im Juli 2014 das japanische Rollenspiel „The Legend of Heroes: Trails in the Sky“ auf Steam veröffentlicht. Ein Titel der ursprünglich nur für PSP-Spieler zugänglich war, obwohl das Spiel ja ursprünglich für den PC programmiert wurde. Mit der Neuveröffentlichung auf Steam, wuchs auch die Hoffnung, dass man hierzulande eventuell auch das zweite Kapitel des Spiels zu sehen bekommen würde, welches ja bis dato nie im englischsprachigen Raum veröffentlicht wurde. Und am 29.10.2015 wurde diese Hoffnung schlussendlich erfüllt. Der Preis von aufgerundet 28 Euro ist aber recht happig für ein Spiel, welches eigentlich schon über 10 Jahre auf dem Buckel hat (Kapitel 1 kostet bloß 15,99). Ob sich die Anschaffung lohnt oder nicht, möchte ich euch im folgenden Review verraten.
Endlich zeigt sich der Feind
Es versteht sich von selbst, dass man The Legend of Heroes: Trails in the Sky (SC steht übrigens für Second Chapter) erst anrühren sollte, wenn man das erste Spiel durchgespielt hat. Wer an dieser Stelle weiterliest, sollte also nicht über Spoiler pienzen.
Die Handlung von Trails in the Sky SC schließt nahtlos an die Ereignisse des ersten Teils an. Die Nachwuchs-Bracer und Stiefgeschwister Estelle und Joshua Bright haben es zusammen mit ihren Freunden und Gefährten geschafft einen Putschversuch in ihrem Heimatland Liberl zu vereiteln. Als netter Nebeneffekt zu ihrer Heldentat, werden die Beiden zudem zu vollwertigen Bracern befördert. Bracer sind Mitglieder einer ehrenwerten Söldner-Organisation, die weltweit für ihre Heldentaten anerkannt und respektiert werden. Alles könnte so schön sein, doch dummerweise war der Putsch nur ein kleines Vorspiel der wahren Übeltäter. Die skrupellose Geheimgesellschaft „Ouroboros“ will ihre machtgeilen Griffel an die Aureole legen, ein legendäres, mächtiges Artefakt aus der Zeit vor dem großen Kataklysmus. Dieses soll angeblich irgendwo im Liberl Königreich verborgen liegen. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, stellt sich auch noch heraus, dass Joshua ein ehemaliger Agent von Ouroboros war, dessen Erinnerungen manipuliert wurden. Geschockt von dieser Offenbarung nimmt Joshua Reißaus, um sich im Alleingang an seinen Peinigern zu rächen. Estelle hingegen, muss erst einmal mit diesem unerwarteten Verlust klarkommen. Sie beschließt alles dafür zu tun, um ihren Liebsten zurück nach Hause zu bringen. Doch um gegen Ouroboros bestehen zu können, muss sie besser und stärker werden. Ihr Vater ermutigt sie dazu an einem harten, zweimonatigen Spezialtraining für Bracer teilzunehmen. Und das hat Estelle auch bitter nötig, wenn sie gegen die schier übermächtigen Schergen von Ouroboros standhalten will. Diese beginnen schon recht bald damit das Liberl Königreich mit merkwürdigen Experimenten zu terrorisieren. Haben Estelle und Co. wirklich das Zeug dazu dieser übermächtigen Bedrohung die Stirn zu bieten?
Obwohl die Handlungskatze schon zu Beginn aus dem Sack hüpft, verlangsamt SC das Pacing der Story zunächst ins Schneckentempo. Das Spiel ist in einen Prolog und 9 Kapitel unterteilt, womit es also ein gutes Stück umfangreicher ausfällt als der erste Teil. Der Prolog behandelt Estelles Bracer-Spezialtraining und danach geht es wieder zurück ins altbekannte Liberl Königreich, wo wieder diverse Söldner-Aufträge auf ihre Abwicklung warten. Die Handlung rund um Ouroboros rückt da zunächst etwas in den Hintergrund. Im Grunde genommen dienen die ersten 4-5 Kapitel nur dazu die unterschiedlichen Schurken-Charaktere seitens Ouroboros einzuführen. Obwohl die Gegenspieler relativ interessant sind und oftmals auch eine persönliche Bindung zu einem der Heldencharaktere besteht, wirkt die erste Spielhälfte doch unangenehm zäh. Die Tatsache, dass die Gegenspieler als absolut übermächtige Individuen präsentiert werden, gegen die man kaum ankommt, sorgt darüber hinaus für ein hohes Maß an Frust. Ich finde diese Glorifizierung der Oberschurken wird viel zu stark aufgebauscht und überdramatisiert. Das hätte man wesentlich besser lösen können. Außerdem hätte sich das Spiel dann auch nicht ganz so sehr in die Länge gezogen. Meines Erachtens ist das Spiel viel zu langwierig für das, was die Handlung letztendlich zu erzählen hat. Verdammt, es gibt sogar eine Stelle im Spiel, wo mir gesagt wird, dass alles, was ich im besagten Kapitel getan habe für den Popo war, weil ich im Endeffekt halt doch nichts verhindern konnte – wie motivierend.
In der zweiten Spielhälfte kommt der Ball dann aber endlich ins rollen und man kann die spannenden Seiten der Handlung genießen. Und es ist natürlich Ehrensache, dass hier die zahlreichen Charaktere wieder genauso vielseitig und sympathisch ausfallen, wie vom Vorgänger gewohnt. Abgesehen von den altbekannten Helden aus dem vorherigen Spiel, bekommt man auch ein paar Neue in die Gruppe, wie z.B. den Priester Kevin Graham, der dann auch der Hauptcharakter des nächsten Spiels, Trails in the Sky: The Third, sein wird.
Darüber hinaus versteht es sich von selbst, dass die Entwickler auch hier keine Mühen gescheut haben, den Umfang des Schrifttextes ins astronomische zu pushen. Wie von Falcoms Spielen gewohnt, hat jeder der zahlreichen NPCs in regelmäßigen Abständen schon wieder was Neues zu erzählen. Dieser aufwändige Text soll auch der Grund gewesen sein, warum sich solange niemand getraut hat das Spiel zu übersetzen. Glücklicherweise hat sich die Wartezeit gelohnt, denn an den englischen Texten gibt es nichts auszusetzen. Abseits von alledem, werden diejenigen, die wissen wollen wie die Story weiter verläuft ohnehin keine andere Wahl haben, als sich das Spiel über kurz oder lang zuzulegen. Und dieses mal gibt es auch keinen doofen Cliffhanger, sondern ein vollwertiges Ende. 😉
Ein ausgetretener Pfad, oder immer noch spielenswert?
Trails SC ist quasi dasselbe Spiel wie der Vorgänger. Wer den ersten Teil gespielt hat, weiß was ihn erwartet. Für alle anderen ist The Legend of Heroes: Trails in the Sky aus offensichtlichen Gründen sowieso eher uninteressant. Neulinge verweise ich also auf mein Review zum Vorgänger, denn an dieser Stelle wird nur auf die wenigen Änderungen und Neuerungen eingegangen.
Die ersten beiden Neuerungen fallen sogar schon vor Spielbeginn auf. In Trails in the Sky SC darf man nämlich schon zu Beginn aus allen Schwierigkeitsgraden wählen. Im ersten Teil wurden die höheren Grade ja erst freigeschaltet, nachdem man das Spiel das erste mal durchgespielt hatte. Darüber hinaus gibt es jetzt auch noch einen zusätzlichen vierten Schwierigkeitsgrad. Neben den altbekannten Graden Normal, Hard und Nightmare, kann man nun auch den Casual-Schwierigkeitsgrad anwählen. Und dieser macht auch irgendwie Sinn, denn der allgemeine Schwierigkeitsgrad von SC wurde spürbar angehoben. Die Kämpfe sind nun ein gutes Stück kniffliger als zuvor. Vor allem die Bossgegner leisten sehr viel Gegenwehr und nerven schon früh mit hoher Lebensenergie, faulen Tricks und vernichtenden Spezialattacken. Für den Fall, dass also doch ein Neuling in Trails in the Sky SC reinstolpert (was echt keinen Sinn macht!), hat Falcom also noch einen zusätzlichen niedrigeren Schwierigkeitsgrad implementiert. Ich selbst wählte den normalen Schwierigkeitsgrad, weil ich schon aus den Ys-Spielen weiß, dass Falcom bei höheren Graden keinen Spaß versteht.
Hat man seine Wahl getroffen, bekommt man noch die Möglichkeit einen Speicherstand vom letzten Teil zu importieren. Diese Option bringt aber nicht allzu viel, da weder Ausrüstung noch Geldeinheiten transferiert werden. Lediglich die Levelstufe wird übernommen. Der wahre Reiz hierbei liegt darin, dass sich die Einwohner der Spielwelt an unsere Heldentaten aus dem letzten Teil erinnern. Wer gewisse Sidequests gelöst hat, bekommt also entsprechende Kommentare zu lesen und eventuell auch ein paar Bonusgeschenke, die einem ansonsten verwehrt bleiben.
Oh, und die ganzen Quartz-Kristalle, die man für sein Orbment gesammelt hat sind nun nutzlos, denn in der Zwischenzeit wurde ein neues, mächtigeres Orbment-Modell entworfen, für das man aber eben auch neue Kristalle benötigt. Dafür erhält man mit dem neuen Orbment aber auch Zugriff auf zusätzliche, mächtigere Zauber, was einen wieder etwas versöhnt. Und immerhin ist dies eine clevere Begründung dafür, den Spieler wieder zurück auf Los zu setzen. Eine logische Erklärung, warum mir Kochrezepte, Ausrüstung und Heilgegenstände abgeknöpft wurden, fehlt jedoch.
Tja, und ansonsten gibt es eigentlich nur noch Detail-Änderungen anzumerken. So können die Helden neuerdings Chain Craft-Attacken im Kampf lostreten, eine Art Kombination von 2-4 Angriffen in einem Charakterzug. Diese sind aber bei weitem nicht so effektiv wie die guten alten S-Craft- und S-Break-Attacken, und dementsprechend uninteressant.
Dann ist hier auch endlich das Angeln-Minigame hinzugekommen, welches die Bezeichnung „Minigame“ aber nicht so richtig verdient hat, weil man hier bloß im richtigen Moment auf eine Taste drücken soll und es ansonsten nur um die Wahl von Angelrute und Köder geht. Es macht schon Spaß möglichst viele verschiedene Fischsorten an Land zu ziehen, aber im Grunde ist es bloß ein unwichtiges kleines Gimmick. Die obligatorischen Casino-Minigames (Blackjack, Poker, Roulette und Einarmiger Bandit) sind nun übrigens auch enthalten.
Und damit wären dann auch schon alle Neuheiten abgewickelt. Alles Weitere ist identisch zum Vorgänger. Es gibt freilich immer noch die ganzen Eigenheiten, die Trails in the Sky wohltuend von der breiten Masse hervorheben: Haupt- und Nebenquests die in Form von Gildenaufträgen dargeboten werden, die Raster-Kampffläche, welche die Konfrontationen strategischer ausfallen lassen als in anderen JRPGs, das Kochen, nette Game+ Features … Es ist halt immer noch das gute alte Trails in the Sky. Und vielleicht liegt auch gerade da der Hund begraben. „Das kenn ich doch schon“, war ein Gedanke, der mir beim spielen von Trails in the Sky SC immer wieder im Kopf herumschwirrte. Ich hatte viel Spaß mit dem Spiel, aber es hat mich auch dezent gelangweilt. Die Tatsache, dass man die Hälfte des Spiels in altbekannten Gebieten aus dem Vorgänger herumgurkt, macht die Sache freilich auch nicht besser. Etwas mehr Abwechslung und tiefgreifendere Neuerungen hätten jedenfalls nicht geschadet.
Grafik und Sound
Auch in audiovisueller Hinsicht hat sich nichts getan. Das Spiel sieht genauso aus wie der Vorgänger. Das Einzige was heraussticht, sind einige Bossgegner, die doch teils sehr groß und dementsprechend eindrucksvoll gestaltet wurden. Da reicht die Palette von Panzern, Mechs, Raketenwürmern und Drachen. Die neuen Zauber und Spezialattacken sind auch ganz nett anzuschauen. Es wird solide Kost geboten, aber bereits Anno 2006 war The Legend of Heroes: Trails in the Sky in grafischer Hinsicht nicht gerade eindrucksvoll.
Auch der Soundtrack kann nicht wirklich beeindrucken. Wie vom Vorgänger gewohnt, sind die Melodien zwar ganz nett und fügen sich gut ins Setting ein, bieten jedoch absolut nichts, was einem im Kopf hängenbleibt. Halt ein typischer, überdurchschnittlicher JRPG-Soundtrack. Die Sprachausgabe beschränkt sich leider immer noch auf die Kämpfe. Innerhalb der zahlreichen Dialoge und Zwischensequenzen muss man mit Textboxen vorlieb nehmen, was halt doch etwas dürftig ist.