The Inner World REVIEW
Vor einigen Jahren wurde The Inner World für den PC veröffentlicht und die Welt der Point & Click Adventures damit um ein Exemplar erweitert. Nun haben Headup Games den Titel und damaligen Überraschungshit noch einmal aufgegriffen und ihn für die XBox One sowie der PlayStation 4 umgesetzt. Inwieweit das Genre auf den Konsolen überzeugen kann, verraten die nächsten Zeilen.
Beginnen wir…
Handlungsort von The Inner World ist die Welt Asposien, die sich grundverschieden zu unserer Welt verhält. Denn in diesem Universum ist alles voller Felsen und Steine. Irgendwo existiert aber ein Hohlraum, der durch drei Windbrunnen beatmet wird. Doch nach und nach fallen zwei dieser Brunnen aus. Mehr oder weniger ungewollt wird unsere naive Hauptperson Robert in das Geschehen hineingezogen. Eben noch lebt er bei dem unheimlichen Windpriester Conroy und schon wenig später lüftet er mit der Diebin Laura das Geheimnis um den verschwundenen Wind. Wie es weitergeht werde ich natürlich nicht verraten, allerdings ist die Story spannend, wenngleich auch ein wenig vorhersehbar.
Während der Rettung von Asposien, treffen Robert und Laura auf einige mehr oder weniger seltsame Gestalten. Beispielsweise einen schizophrenen Schlüsselwächter oder Schrofs, die tödlichsten und darunter leidenden Geschöpfe von ganz Asposien. Die Gespräche gewinnen gerade durch die Naivität des Hauptcharakters und die meist sarkastischen Kommentare der Diebin Laura an Qualität. So kann sich Robert während der hektischen Rettung der Welt seelenruhig über Kekse und deren Zubereitung unterhalten, währenddessen Laura das Ganze kommentiert. Auch das Zusammenspiel der beiden Hauptprotagonisten ist sehr gut gelungen, nicht zuletzt wegen der widersprüchlichen Charaktere und der Tatsache, dass sich Robert in Laura verliebt. Natürlich gibt es nicht nur questrelevante Dialogoptionen, sondern meist eine ganze Reihe an zusätzlichen Möglichkeiten. Zudem wirken die verschiedenen Gespräche nie deplatziert und schaffen es, die Lust auf weitere verbale Interaktionen zu steigern. Allgemein ist The Inner World recht dialoglastig, was bei dem Gerne nichts ungewöhnliches ist. Auch das Kennenlernen der verschiedenen NPCs, welche allesamt tiefere Charakterzüge besitzen, bringt sehr viel zusätzlichen Spaß in das Point & Click Adventure.
Gut kombiniert, Dr. Robert
Neben den humorvollen Kommentaren der einzelnen Personen liegt der zweite Schwerpunkt auf den unterschiedlichen Rätseln. Oft wird bei Adventuren dieser Art mangelnde Logik kritisiert, die in unlogischen Kombinationen zum Tragen kommt. Und auch in The Inner World muss man, um die Rätsel zu lösen, Gegenstände suchen, verwenden oder zusammenfügen. Oft heißt das also, Informationen sammeln und mit Charakteren reden, egal wie sonderbar diese euch erscheinen. So kann sich beispielsweise der vermeintlich böse Gefangene als talentierter Schneider herausstellen, der ferner für das Weiterkommen unerlässlich ist. Insgesamt sind einige der Kombinationen etwas komplexer, sodass man beispielsweise größere Gebilde mit bis zu sechs einzelnen Stoffen zusammensetzen und danach verwenden muss.
Allgemein sind die Lösungen logisch nachvollziehbar und nicht zu kompliziert oder gar wiederholend. Interessant ist auch das Tipp-System, welches stufenweise Hinweise gibt. Man kann eine der aktuellen Problemfragen auswählen und sich einen Tipp holen, oder eben mehrere Hinweise, die den gewünschten Fortschritt erläutern. Der letzte Tipp ist immer die Auflösung, während alle vorherigen Tipps Teile preisgeben – ähnlich einem Wimmelbild. Beispielsweise kann ein Tipp „Weiß der Wirt vielleicht etwas über den Windpriester?“ sein. Dadurch erfährt man wichtige Details oder erhält Gegenstände für das Weiterkommen Von daher ist gerade an sehr schweren Stellen das Tipp-System hilfreich und unterstützt vor allem Einsteiger.
Die Atmosphäre Asposiens
Das Spiel ist grafisch insgesamt sehr gut gelungen. Die Hintergründe sind detailliert und fantasievoll gestaltet, was bedeutet, dass man schnell in die wunderbare Welt Asposien eintauchen kann. Die Animationen und alle weiteren Effekte sind detailreich und passend hinzugefügt worden. Ein kleiner Schönheitsfehler schleicht sich eher in den schlicht dargestellten Charaktere ein, die nur wenige Besonderheiten aufgeweisen. Dafür punkten diese mit ihrer Persönlichkeit und weiteren Faktoren viel mehr, sodass dieser kleinere Kritikpunkt nicht wirklich ins Gewicht fällt. Durch den zeichnerischen Stil des Point & Click Adventures, brauchte die Konsolenadaption keinen weiteren Feinschliff mehr, da die gezeigte Optik zeitlos ist.
Die Musik ist immer passend sowie abwechslungsreich und trägt zu der magischen Atmosphäre von The Inner World bestmöglich bei. Somit ist der Spieler viel verdutzter, nach etwa sechs bis sieben Stunden Spielzeit bereits die Credits über den Bildschirm laufen zu sehen. Dabei hätte man alleine schon von der Akustik her gerne noch mehr Zeit in dieser wunderbar aufgebauten Welt verbringen können. Neben dem Soundtrack gibt es natürlich einen weiteren wichtigen Faktor, nämlich die deutsche Lokalisation. Die Sprecher machen ihre Arbeit sehr gut und spiegeln die jeweilige Figur optimal wieder. So hat man das Gefühl, wirklich motivierte und erfahrene Sprecher am Werk zu haben, die Asposien und seine Bewohner auf dem Bildschirm zum Leben erwecken.
Dass das Gerne auch auf Konsole funktionieren kann, haben schon Konsolenportierungen wie Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall, Grim Fandango Remastered, Day of the Tentracle Remastered und viele mehr bewiesen. The Inner World funktioniert leider nicht ganz so tadellos. Die Bewegungsmechanik wird normal mit dem Analogstick ausgelost, die Anwahl von Gegenständen über eine Feuertaste aufgerufen. Gerade mit den verschiedenen Anwendungen und Kombinationen von Utensilien, kommt einiges an Gefummel hinzu. Dies kann teilweise nervig wirken und braucht auch einiges an Eingewöhnungszeit. Das bekannte System hätte dem Point & Click Adventures durchaus besser getan.