The Dark Pictures Anthology: House of Ashes REVIEW
Mit House of Ashes ist der neuste Teil der The Dark Pictures Anthology nun endlich verfügbar. Bevor es aber ins Detail geht, sei gesagt, dass uns diesmal eine Spielzeit von über 6 Stunden erwartet. Mit Man in Medan war ich bereits nach 4 Stunden fertig.
Doch tauchen wir nun etwas tiefer in die Materie ein. Gleich zu Beginn spürt man, dass in House of Ashes vieles anders ist. Der dritte Teil der Reihe hebt sich von Anfang an durch einige mutige Entscheidungen ab, die den Titel zu einem (fast) einzigartigen Erlebnis machen. Das Endresultat ist ein Spiel, in dem sich Fans der beiden Vorgänger ein wenig wie zu Hause fühlen, gleichzeitig aber auch Neulinge in Versuchung führt.
Das Böse ist alt
Die neue und unabhängige Geschichte führt uns in den ersten Spielminuten in eine weit entfernte Vergangenheit und zeigt schon dort, dass bestimmte Entscheidungen große Konsequenten nach sich ziehen können. Nach dem Prolog und einem ersten Blick auf das Grauen, führt uns die Story ins 21. Jahrhundert. Es ist das schleichende Ende des Irakkriegs. Bevor die eigentliche Erzählung jedoch Fahrt aufnimmt, lernt ihr die ersten Protagonisten kennen, die größtenteils miteinander verflochten sind. Erste Charakterzüge werden beschrieben und kleine Schnipsel aus der jeweiligen Vergangenheit preisgegeben.
Erst jetzt fängt die eigentliche Story an. Denn eine neue amerikanische Technologie hat in den irakischen Bergen ein unterirdisches Chemiewaffenlager entdeckt. Ein Trupp Marinesoldaten wird daher losgeschickt, um Untersuchungen vorzunehmen. Vor Ort angekommen, verliert sich die Suche und ein Versagen keimt auf. Doch plötzlich geraten die Soldaten in einen Hinterhalt. Es kommt zu einem Feuergefecht, bei dem der Boden aufweicht und ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten freigibt. Die spielbaren Protagonisten fallen in das entsprechende Loch und befinden sie fortan unter der Erde.
Urplötzlich befinden sie sich in einer Art Tempelanlage und haben keine Möglichkeit, wieder nach oben zu gelangen. Leider bleibt dies nicht das einzige Problem, denn sie sind an jenem Ort, der schon seit Jahrhunderten regelmäßig Opfer einfordert.
Wohin geht mein Weg
Betrachtet man The Dark Pictures Anthology: House of Ashes etwas genauer, hält das Spiel an dem traditionellen Gameplay seiner Vorgänger fest. Doch bei näherem Hingucken entpuppt sich eine andere Perspektive. Die spielbaren Figuren sind diesmal nicht die üblichen schwachen, naiven und teils tollpatschigen Charaktere. Stattdessen besteht die Truppe dieses Mal aus kampferprobten Soldaten, die mit Kämpfen, taktischem Denken, großer Willensstärke und anderen praktischen Eigenschaften vertraut sind. Trotz ihrer misslichen Lage sind sie zudem mit Pistolen wie Messern sowie Taschenlampen, Seilen, Funkgeräten und Leuchtraketen besonders umfangreich ausgestattet. Unbesiegbar sind die Protagonisten dennoch nicht. Eine falsche Entscheidung kann den endgültigen Exitus einläuten.
Der vielleicht größte Wendepunkt in The Dark Pictures Anthology: House of Ashes ist das, was die Gruppe unter den Bergen des Irak vorfindet. Die ersten beiden Teile haben sich für einen langsamen Aufbau ihrer Handlungselemente entschieden. Sie sind den Weg gegangen, das Geheimnis mit der Zeit erst zu enthüllen. Im dritten Teil wird das Böse bereits im Prolog enthüllt und seine Stärke aufgezeigt. Man verzichtet auf ständige Jump-Scares und mysteriöse Momente. Ganz verzichtetet das Spiel aber nicht auf kleinere Schockelemente.
Optional entschärfte Quick-Time-Events
Allgemein wird aber auf direkte Action und Konfrontation gesetzt. Die ständigen Quick-Time-Events sind also wieder essentiell. Dadurch bietet das Spiel statt seltener Momente ein Fest für Adrenalinschübe. Für diejenigen, die Quick-Time-Events noch immer nichts abgewinnen können, bietet The Dark Pictures Anthology: House of Ashes nicht nur zahlreiche Optionen, um die Timer auszuschalten, wie in früheren Spielen, sondern auch drei Schwierigkeitsgrade für diejenigen, die eine eher lockere Erfahrung suchen oder eine Herausforderung brauchen. Letztlich hebt sich dadurch auch jedes neue Spiel ab, denn durch Fehleingabe einer Taste kann die Story in völlig neue Richtungen bewegt werden.
Wahlmöglichkeiten beeinflussen die Richtung
Das Hauptfeature von The Dark Pictures Anthology ist die verzweigte Erzählung und vor allem die Art und Weise, wie die Charaktere entweder weiterleben oder gar sterben. Es gibt einige Wahlmöglichkeiten in den Dialogen sowie während der Szenerie. Wichtige Entscheidungen werden sich abermals auf spätere Handlungsstränge auswirken – negativ wie positiv.
Zudem ist es wieder möglich, die Bilder der Vorahnung zu sammeln, um einen Blick in die Zukunft zu werfen. Hier wird zumeist die tödliche Entscheidung aufgeführt, die euch warnen soll. Leider kann ihr fehlender Kontext manchmal in die Irre führen und gerade dadurch eine Fehlentscheidung fördern.
Aber selbst, wenn ihr einmal dem Tod entrinnt, ist dies keine Garantie, dass der Charakter in der verbleibenden Spielzeit überlebt. Es gibt nämlich mehrere Möglichkeiten für eine Spielfigur zu sterben – oder eben zu überleben. Dadurch lohnt es sich auf jeden Fall, das Spiel mehrmals durchzuspielen, denn die Auswirkungen können sehr weitreichend sein, wenngleich die Haupthandlungen ähnlich bleiben.
Koop
Im Übrigen könnt ihr den dritten Teil ebenfalls im Duo spielen. Zur Verfügung steht zum einen der lokale Koop-Modus. Hier wechselt jedoch nur der Controller den Besitzer, der mit euch eine Couch teilt. Zum anderen ist der Zweispieler-Modus auch online möglich. Natürlich findet der Splittsceen hier ebenso wenig seine Anwendung, dafür ist die Traglast der Entscheidungen weitaus höher.
Ein realer Mitspieler bringt durchaus mehr Spannung ein, da er anders als ein CPU gesteuerter Charakter reagiert, kann aber ebenfalls für Probleme sorgen. Gerade Abbrüche der laufenden Session nerven und verbreiten eher eine Unlust, zu zweit das Spiel fortzuführen. Eingefrorene Bilder zeichnen sich ebenfalls als Problem ab und steigern die Wut aufgrund der verschwendeten Zeit.
Technik
The Dark Pictures Anthology: House of Ashes zeigt frisch nach der Veröffentlichung noch einige grafische Schwächen. Die Gesichter wirken in der Mimik aus meiner Sicht etwas steifer gegenüber Man of Medan. Schauspielerinnen wie Ashley Tisdale sind erst im zweiten Moment zu erkennen. Schade ist ebenso, dass die eigentlich glaubhaften Kulissen oft erst mit einem Nachladen vervollständigt werden. Nach und nach ploppen immer mehr Texturen auf und vervollständigen das Bild. Ein Spiel, welches gerade durch Szenen lebt und sich wie ein interaktiver Film anfühlen soll, muss hier punkten.
Soundtechnisch bleibt der Titel in vielen Situationen eher zurückhaltend, versteht dann aber, das Tempo anzuheben, wenn die Situation sich verschärft. Die Lokalisation ist komplett in deutsch. Die Stimmen und Dialoge sind größtenteils angenehm zu lauschen, hin und wieder aber leicht steril oder übertrieben.
Pro & Kontra
- Viele mögliche Handlungsstänge
- Koop-Modus (online + lokal)
- Glaubwürdige Charaktere mit Tiefe
- Technische Schwächen, wie nachladende Texturen
- Gelegentliche Abbrüche im Online-Modus