The Chronicles of Riddick: Assault on Dark Athena REVIEW
Mit „The Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay“ konnte der schwedische Entwickler Starbreeze Studios im Jahr 2004 einen waschechten Überraschungshit abliefern. Das Spiel zur Riddick-Filmreihe wird bis heute als eines der besten Filmlizenz-Spiele überhaupt betrachtet. Da sollte es niemanden verwundern, dass ca. 5 Jahre später eine Fortsetzung nachgeschoben wurde. Besagte Fortsetzung nennt sich The Chronicles of Riddick: Assault on Dark Athena und erschien im April 2009. Überraschenderweise beinhaltet das Game nicht nur die neue Assault on Dark Athena-Kampagne, sondern auch eine grafisch überarbeitete Version von „Escape from Butcher Bay.“ Hier bekommt man also zwei Spiele in einem Paket.
Dieser gefällige und sehr kundenfreundliche Bonus war jedoch kein kluger Schachzug. Denn hierdurch konnte man sehr leicht Vergleiche zwischen den beiden Spielen ziehen, und es fällt nicht schwer Assault on Dark Athena als enttäuschende Fortsetzung zu identifizieren. Einige gehen sogar so weit Dark Athena den Rang einer Fortsetzung abzusprechen und das Game als eine Art Add-on für Butcher Bay abzukanzeln. Was das Spiel aber denn nun im Endeffekt taugt, und ob es einen Spieldurchlauf wert ist, oder nicht, soll folgender Test klären.
Vom Regen in die Traufe
Assault on Dark Athena ist eine direkte Fortsetzung zu Escape from Butcher Bay. Im letzten Spiel konnten sich Richard B. Riddick und William J. Johns letztendlich zusammenraufen, um ihren gemeinsamen Feind Hoxie zu beseitigen und mit dessen Schiff vom Wüsten-Gefängnisplaneten Butcher Bay zu fliehen. Seitdem schlummerten die Beiden in den Stasiskapseln des Raumers, welcher einem unbekannten Ziel entgegen steuerte. Doch dann wird ihr Schiff von einem Gesteinsbrocken gestreift, was Riddick sofort aus dem Schlaf reißt. Und das keine Sekunde zu früh, denn kurz darauf wird das Schiff von der Dark Athena gekapert. Die Dark Athena ist ein Kriegsschiff abtrünniger Söldner, welche sich mittlerweile der Piraterie hingeben. Angeführt wird das Pack von der grausamen Gale Revas. Einer Frau, die im selben Slum wie Riddick aufwachsen musste und daher eine Scheißwut im Bauch mit sich herumschleppt. Besagte Wut richtet sich natürlich auch gegen ihren alten Kindheits- und Jugendrivalen Riddick. Von daher ist unser hartherziger Antiheld dazu gezwungen einen Guerilla-Kampf gegen Revas und ihre Crew auszutragen, mit der vagen Hoffnung lebendigen Leibes von der Dark Athena zu entkommen.
Die Dark Athena belagert derzeit den Siedler-Planeten Aguerra Prime. Revas Geschäftsmodell beläuft sich nämlich darin Menschen zu entführen und in sogenannte Drohnen umzuwandeln. Drohnen sind quasi willenlose Cyborg-Zombie-Soldaten, welche sowohl autonom agieren können, als auch für eine bessere Performance ferngesteuert werden dürfen. Revas will abertausende dieser Kreaturen erzeugen und an Kriegstreiber verhökern. Das hierduch verursachte Leid ist der Schnepfe freilich herzlich egal. Doch jetzt ist plötzlich der dunkle Schatten ihrer Vergangenheit zurückgekehrt.
Die Handlung klingt jetzt spannender, als sie letztendlich ist. Im Kern ist es ein andauernder Kampf gegen fiese Raumpiraten. Die relevanten Schurken bekommen nur sehr wenig Bildschirmzeit, weswegen auch die interessante Beziehung zwischen Riddick und Revas nicht zur Geltung kommen kann. Der NPC-Faktor wurde hier sehr weit zurückgefahren. Im ersten Teil gab es noch reine Adventure-Abschnitte die nur der Interaktion mit NPCs dienten. Dieses Element wurde jedoch in Dark Athena aufs Minimum reduziert. Besonders lächerlich ist übrigens die Handhabung von Johns. Dieser ist das gesamte Spiel über bewusstlos, was den Eindruck erweckt, dass die Verantwortlichen nicht mehr in der Lage waren Cole Hauser als Synchronsprecher zu gewinnen – peinlich. Auch die Ending-Sequenz wirkt nicht mehr so rund wie im Vorgänger. Ärgerlich ist auch, dass mit dem Mädchen Lynn ein Charakter-Fass geöffnet wurde, welches vielleicht nie geschlossen werden wird.
Positiv ist hingegen der geniale Protagonist, welcher auch hier wieder von Vin Diesel persönlich synchronisiert wird. Ehrensache, dass Riddick wieder jede Menge trockene, coole und überraschend philosophische Kommentare vom Stapel lässt. Riddick ist einfach ein absolut faszinierender Charakter, welcher es durchaus schafft die arg oberflächliche Handlung vorm Absaufen im Schwarzen Loch zu bewahren.
Wo ist der Abwechslungsreichtum geblieben?
Einer der großen Vorteile des Vorgängers war das sehr hohe Maß an Abwechslungsreichtum. Dieser sorgte dafür, dass man Butcher Bay eben nicht einfach so in die Ballerspiel-Ecke abschieben konnte, da sich das Spiel als Gesamtpaket eher wie ein Action-Adventure anfühlte. Bei Assault on Dark Athena sieht das leider anders aus. Ich habe ja schon angerissen, dass die Adventure-Elemente stark zurechtgestutzt wurden. Es gibt zwar schon noch ein paar NPCs zum quatschen, jedoch darf man nicht mehr direkt mit ihnen interagieren. Diese stecken nun meistens in einer Zelle oder dergleichen fest, wo man sie weder angreifen kann, noch handel treiben darf. Letzteres bedeutet natürlich auch, dass das Geldsystem gekickt wurde. Als Ersatz beinhaltet der Adventure-Anteil jetzt jedoch einen höheren Anteil an Klettereinlagen und sogar ein paar Rätseleinlagen. Letztere wollen jedoch nicht so recht zum Spiel passen. Das sehen wohl auch die Entwickler so, weswegen nach ein paar Minuten ohne Lösung des Problems eine Hilfefunktion in Form einer Tutorial-Textanweisung eingeblendet wird.
Die Survival-Horror-Abschnitte hat es sogar noch stärker getroffen. Diese wurden nämlich komplett und ersatzlos rausgeschmissen. Immerhin gibt es aber wieder Vehikel-Abschnitte. Es gibt drei Abschnitte wo man eine reguläre Drohne, einen Mech und eine Alpha-Drohne steuern darf. Die Abschnitte mit der regulären Drohne und dem Mech machen jedoch keinen Spaß. Die Drohne ist die schwächste Einheit im Spiel und in ihren Aktionsmöglichkeiten extrem eingeschränkt. Dementsprechend witzlos ist es auch so eine Kreatur selbst zu steuern. Im Mech-Abschnitt gibt es eine sehr zähe Passage an der Außenhülle der Dark Athena, wo man gegen andere Mechs kämpfen muss und somit das Gefühl der Übermacht verloren geht. Auch deswegen, weil man ständig zu einer Wartungsstation zurückstiefeln muss, um Raketen nachzuladen. Wirklich gut ist nur der Abschnitt mit der Alpha-Drohne gegen Ende des Spiels. Diese ist nämlich wirklich mächtig mit ihrem MG-Dauerfeuer und dem eingebauten Granatwerfen (ohne Munitionsbegrenzung) und stellt somit eines der wenigen Highlights im Spiel dar.
Abgesehen von oben genannten Dingen bekommt man jedoch in erster Linie einen Egoshooter mit Stealth-Mechaniken. Letztere sind dem Vorgänger identisch. Wie gewohnt stehen auch hier drei Schwierigkeitsgrade zur Auswahl. Vorsicht ist jedoch geboten, denn selbst auf „Normal“ ist das Game kein Spaziergang und erfordert extrem vorsichtiges Vorgehen. Eine Salve von einer Spider Turret reicht schon aus, um Riddick ins Jenseits zu befördern. Da hilft oftmals nur auswendig lernen, wenn man nicht auf „Leicht“ runterschalten will (was jederzeit möglich ist). Zwar gabs auch im Vorgänger schwere Stellen, jedoch wirds in Dark Athena übertrieben. Mit Grauen erinnere ich mich an den Hangar-Abschnitt, wo ich einen Weg finden musste mit zwei Mechs fertig zu werden. Im Gegensatz zum ersten Teil, sind die Mechs nun gegen reguläre Schießeisen immun, und müssen mit Hirnschmalz bekämpft werden. Der Frustfaktor dieses Abschnitts hätte mich fast dazu getrieben das Spiel fallen zu lassen. Später nerven dann die Alpha Drohnen, welche ihre Granaten scheinbar auch durch Wände feuern dürfen (entweder das oder die Explosion ignoriert die Deckung) – so etwas geht mal gar nicht!
Die Steuerung ist identisch zum Vorgänger und funktioniert gut per Maus und Tastatur. Das Spiel erlaubt ferner eine Steuerungskonfiguration. Weniger Vorbildlich ist jedoch das Gunplay, welches erneut unangenehm schwammig wirkt und die Präzision eines reinen PC-Shooters vermissen lässt. Genaues zielen ist hier nur schwer möglich. Das ist vor allem deswegen problematisch, da Dark Athena verstärkt auf Schießereien setzt. Vor allem auf Aguerra Prime wird der Fokus auf direkte Konfrontation gelegt und der Stealth-Aspekt deutlich zurückgefahren. Und schon auf der Dark Athena sind genug Passagen vorhanden, wo man nur auf „direktem Wege“ vorankommt und nicht mit Stealth.
Das Waffenarsenal ist eine Mischung aus albekannten und neuen Waffen für Nahkampf und Fernkampf. Den Faustkampf, Shiv, Knüppel, Pistole, Assault Rifle, Shotgun und die Tazer-Pistole kennt man schon aus Butcher Bay. Neu mit dabei sind das Kampfmesser, die Ulaks (zwei gebogene Hand-Klingen), das SMG, die SCAR-Gun und das Snipergewehr. Die Gatling-Gun gibt es hier leider nicht mehr, aber die SCAR-Gun ist ein interessanter Ersatz, da man mit ihr Luftpatronen abfeuern kann und diese auf Knopfdruck zum zerplatzen bringt, was auch für die Bewältigung einiger Rätsel genutzt wird. Und ja, die Entwickler konnten es sich nicht verkneifen dem Spieler im Mittelteil des Spiels die Schießeisen abzuknöpfen, so dass man von da an von neuem sammeln muss. Glücklicherweise passiert dies jetzt aber nur noch dieses eine mal und nicht wiederholt wie in Butcher Bay. Auf ein komplettes Asrsenal wird man aber auch hier nicht zurückgreifen dürfen.
Das Leveldesign ist nun wesentlich linearer geworden und bietet keine alternativen Routen mehr. Sammelobjekte zum Freischalten von Artworks und Charakter-Bios sind aber immer noch vorhanden. Hierbei handelt es sich jetzt um Kopfgeld-Karten. Dinge wie Heilautomaten mit begrenzter Ladung oder zur Erweiterung der Lebensenergie, Checkpoint-Autosaves und eine überschaubare Spieldauer sind ja schon aus Butcher Bay bekannt. Neu ist hingegen der Zusatz eines Multiplayer-Modus via Lan oder Internet. Diesen habe ich jedoch nicht ausprobiert.
Grafik und Sound
Bei Escape from Butcher Bay lobte ich noch die Grafik, welche für ein Spiel der damaligen Zeit (6te Konsolengeneration) sehr gut aussah. Dieses Lob kann ich für Assault on Dark Athena leider nicht mehr aussprechen. Schlecht sieht das Spiel nicht aus, aber es wird auch niemanden vom Hocker reißen, dafür sieht es seinem fünf Jahre älteren Vorgänger einfach zu ähnlich. Ein großes Problem hierbei ist jedoch auch das Setting der Namen gebenden Dark Athena. So cool das Raumschiff von außen aussieht, so langweilig ist es im inneren. Ständig nur grau-düstere Räume, Hallen und Gänge, welche fast ohne nennenswerte Highlights oder Persönlichkeit daherkommen. Da hat der Vorgänger oder auch das 2008 veröffentlichte Dead Space gezeigt, dass das auch wesentlich besser geht.
Zum Ausgleich gelangt man im späteren Spielverlauf in die Stadt New Venice auf dem Planeten Aguerra Prime. Hier bekommt man eine Stadt, welche auf gigantischen Riffen erbaut wurde und Steampunk-Industiralisierung mit einem schmuddeligen Fischerdorf kombiniert. Das ist schon wesentlich interessanter als uninspirierte graue Raumschiff-Korridore, jedoch leidet der Aguerra Prime-Abschnitt darunter, dass hier fast nur gekämpft wird und die spezielle Atmosphäre eines solchen Ortes somit kaum im Fokus steht, was man auch deutlich spürt. Unterm Strich können weder die Dark Athena noch New Venice mit dem Abwechslungsreichtum oder gar der genialen Atmosphäre von Butcher Bay mithalten. Sehr enttäuschend.
Zum Soundtrack habe ich nicht viel zu sagen. Wie schon im letzten Spiel dient er eher dazu das Spielgeschehen zu unterstützen und ordnet sich klar den angemessen lauten Baller-Soundeffekten, sowie der gelungenen englischen Synchronisation unter. Letztere wird selbstverständlich erneut von Vin Diesel unterstützt, der seinen ikonischen Charakter Riddick erneut die markante Stimme verleiht. Aber auch die übrigen Sprecher leisten gute Arbeit. Dumm ist nur, dass man es nicht geschafft hat Cole Hauser als Sprecher zu engagieren. Aber das Thema hatte ich ja schon im Story-Abschnitt angesprochen.
Pro & Kontra
- Richard B. Riddick
- die SCAR-Gun ist cool
- enthält auch eine überarbeitete Version von Escape from Butcher Bay
- der Abwechslungsreichtum des Vorgängers ist nicht mehr vorhanden
- wirkt grafisch angestaubt und die neuen Settings können nicht mit dem des Vorgänger mithalten
- völlig überzogener Schwierigkeitsgrad auf „Normal“ und einige extrem frustige Stellen
- wirkt sogar noch kürzer als der kurze Vorgänger