Star Ocean The Second Story R REVIEW
Meine Liebe zur Science-Fiction habe ich vielleicht schon das eine oder andere Mal erwähnt. In den rund 3 ½ Jahrzehnten, in denen ich mich nun schon mit Videospielen beschäftige, ist mir ein Titel natürlich immer wieder begegnet: Star Ocean. Glücklicherweise hatte ich nun endlich einmal die Möglichkeit, aufgrund von Testzwecken in den neusten Ableger der belieben JRPG-Reihe einzutauchen. Und das war gut so, denn sonst hätte ich wohl weiterhin keine Zeit gefunden, mich dieser altehrwürdigen Spielereihe zu widmen.
Was mir am Ende dieses Reviews bleibt, ist Begeisterung, gemischt mit Irritationen über Designentscheidungen und schlichten Wow-Momenten, die mir zeigen, dass ich so falsch lag. Falsch, mich mit anderen Titeln zu beschäftigen und keinen Blick auf die Star Ocean-Reihe zu werfen. Ich für meinen Teil bin geläutert, und ich hoffe, dass ihr es nach den folgenden Zeilen auch sein werdet, falls ihr noch nicht mit einem Spiel aus diesem wunderbaren Universum begonnen habt. Und hey, Star Ocean The Second Story R ist der perfekte Anfang, glaubt mir!
Die Ursprünge
Die Ursprünge von Star Ocean gehen auf das Jahr 1994 zurück, als das Team von Tri-Ace an einem neuen Rollenspiel für das SNES (Super Nintendo Entertainment System) arbeitete. Das Spiel sollte sich durch ein innovatives Kampfsystem und eine komplexe Geschichte von anderen JRPGs dieser Zeit abheben. Die Entwickler von Tri-Ace war von den Möglichkeiten des SNES fasziniert und wollte einen Titel entwickeln, das das Potenzial des Systems voll ausschöpfte. Das Kampfsystem von Star Ocean war ein wichtiger Teil dieser Vision. Es basiert auf einer Mischung aus Action wie Strategie und ermöglicht es, die Charaktere frei zu bewegen sowie Angriffe zu koordinieren.
Innovativ ist auch die Story von Star Ocean. Sie spielt in einer riesigen Welt, die frei erkundet werden kann. Man trifft auf eine Vielzahl von Charakteren und muss moralische Entscheidungen treffen, die die Geschichte beeinflussen. Was aus heutiger Sicht weniger packend erscheinen mag, war zu Zeiten des Super Nintendos schlichtweg bahnbrechend.
Die Erstveröffentlichung von Star Ocean im September 1996 kann als Erfolg bezeichnet werden. Das Rollenspiel wurde von Kritikern für seine Grafik, das Gameplay und die Story gelobt. Star Ocean gilt als eines der besten JRPGs aller Zeiten und hat eine Reihe von Nachfolgern und Spin-offs hervorgebracht.
Die Neuauflage(n)
Star Ocean war ein Meilenstein in der Geschichte der JRPGs und hat die Entwicklung des Genres nachhaltig geprägt. Die Grundstruktur bleibt auch bei den Neuauflagen erhalten. Die erste Neuauflage der Serie war „Star Ocean: First Departure“, die 2007 in Japan für die PlayStation Portable erschien. Diese Version war eine komplette Überarbeitung des Originals mit verbesserter Grafik, neu aufgenommenem Soundtrack und Sprachausgabe. 2019 erschien „Star Ocean: First Departure R“ für PlayStation 4 und Nintendo Switch. Diese Version basierte auf der PSP-Version und fügte hochauflösende Grafik, neu aufgenommene Hintergrundmusik und zusätzliche Sprachoptionen hinzu.
Vorhang auf für unseren neuen Star: „Star Ocean: Second Story R„. Die Geschichte dieses Ablegers begann ebenfalls 2008 auf der PSP als „Star Ocean: Second Evolution“. Auch hier gibt es neu animierte Zwischensequenzen, einen neu aufgenommenen Soundtrack und zusätzliche Story-Elemente. Das Besondere ist jedoch, wie es hier weiterging. Die aktuelle Version wurde aufgrund von immer wiederkehrenden Anfragen aus der Community initiiert und markiert das 25-jährige Jubiläum der ursprünglichen Veröffentlichung.
Das Team hat einen ganz eigenen 2.5D-Stil geschaffen, der bewusst 2D- und 3D-Elemente kombiniert, um die ursprüngliche Atmosphäre der Pixelkunst zu erhalten. Es gibt ein verbessertes Kampfsystem mit höherer Geschwindigkeit und neuen Mechaniken, um die Kämpfe strategischer und spannender zu gestalten. Doch damit nicht genug, denn das Game enthält jetzt auch Schnellreisen und Charaktere aus anderen Teilen der Serie.
Ein galaktisches Highlight
Die Geschichte ist für mich ein wahres Highlight und ihr solltet wirklich keine Spoiler lesen. Also, von meiner Seite aus, der Beginn eures Abenteuers und ein bisschen darüber hinaus.
Wir schreiben das Weltraumjahr 366 und die Hauptfiguren Claude C. Kenny und Rena Lanford treffen sich. Claude, ein Soldat unter dem Kommando seines Vaters, wird bei der Erforschung einer mysteriösen Kuppel auf einem unbekannten Planeten plötzlich entführt und erwacht auf dem Planeten Expel. Dort wird er von Rena gefunden und in ihr Dorf gebracht. Die Dorfbewohner glauben, dass Claude der Held einer Prophezeiung ist, der ihr Land von den Auswirkungen eines magischen Meteoriten, bekannt als die Hexenkugel, befreien kann. Trotz seiner Zweifel beschließt der ernennte Held, sich auf die Suche nach dieser Hexenkugel zu machen, in der Hoffnung, einen Weg nach Hause zu finden. Und damit beginnt ein episches Abenteuer, in dem ich fortan Regie führen darf…
Das Spiel soll 99 mögliche Enden haben. Leider kann ich nicht alle aufzählen, das würde meine Zeit und sicher auch den Rahmen dieses Textes sprengen. Aber der Wiederspielwert von Star Ocean: Second Story R ist wirklich sehr hoch. Wobei ich sagen muss, dass es für meinen persönlichen Geschmack eigentlich schon zu viel des Guten ist. Nichtsdestotrotz muss man das Spiel sowieso mehrmals durchspielen, um alle 13 Charaktere in seiner Party zu haben und ihre Geschichten zu erleben. Die Speicherslots sind jedoch auf maximal 8 begrenzt.
Einfach, aber doch komplex?
Star Ocean: Second Story R hat mich trotz anfänglicher Irritationen mit seiner reichhaltigen Story und dem einzigartigen Echtzeit-Kampfsystem Mix tief in seinen Bann gezogen. Im Unterschied zu vielen anderen JRPGs gibt es keine Zufallskämpfe. Stattdessen begegnet man Gegnersymbolen, die je nach Stärke in verschiedenen Farben erscheinen. Durch Berühren dieser Symbole wird ein Kampf ausgelöst.
Die liebevolle Neuauflage zollt dem Original Tribut und erweitert das Erlebnis mit zeitgemäßen Anpassungen, ohne den Charme zu verlieren. Auch wenn das Kampfsystem nicht jedermanns Sache ist, überwiegt die fesselnde Erzählweise und die musikalische Untermalung, die zum Eintauchen in die Welt von Star Ocean einlädt. Das Spiel hat mich motiviert, die Serie weiter zu erforschen, um jeden Winkel ihrer faszinierenden Welt zu entdecken. Ein Spiel, das nicht nur Science-Fiction-Fans anspricht, sondern alle, die sich für epische Rollenspiele begeistern.
In Star Ocean: Second Story R wurde ein beeindruckender Spagat gewagt. Das JRPG ist nicht schwer. Selbst mit einer Hand lassen sich die rund 25 Stunden Spielzeit ohne größere Schwierigkeiten bewältigen, wenngleich man manchmal das Gefühl hat, dass die Spielbalance aus dem Gleichgewicht geraten ist. Das merkt man vor allem dann, wenn man sich nicht mehr so leicht durch die Gegnermassen schnetzeln kann. Trotzdem fühlt sich das Rollenspiel komplex an. Das liegt jedoch nicht daran, dass man den Schwierigkeitsgrad in 3 Stufen (Erde, Galaxy, Universum) einstellen kann. Stattdessen wirkt die Welt schwer, im Sinne von gewichtig. Vielleicht liegt es auch an der Handlung und dem Aufbau der Geschichte. Und das ist definitiv gut.
Erstaunlicherweise hatte ich noch Stunden nach Beginn der Geschichte Probleme mit dem Kampfsystem. Komisch, denn ich bin sowohl aktivere Kampfsysteme gewohnt als auch solche, bei denen ich mir unendlich viel Zeit lassen kann. Wenn ich das wollte. Ich glaube, in Star Ocean: Second Story R wurde versucht, wirklich alles in ein System zu pressen – was am Ende etwas verwirrend war.
An den Ursprüngen festhalten
In Star Ocean: The Second Story R ist das Aufleveln ein zentraler Bestandteil des Spielerlebnisses, wie es für ein JRPG typisch ist. Mit jedem Schritt solltet ihr euch für größere Gefahren wappnen, was durch die Steigerung von Intelligenz, Gesundheit, Agilität und anderen Attributen erreicht wird. Die Kämpfe, die auf einem dynamischen Echtzeit-Kampfsystem basieren, bieten nicht nur die Möglichkeit, Erfahrung zu sammeln, sondern auch die Fähigkeiten der Charaktere zu verbessern und neue Strategien zu erlernen.
Jeder gewonnene Kampf wirkt sich auch auf den Fundus an Gegenständen und Rüstungen aus, die in das Inventar wandern. Diese Gegenstände können im Spielverlauf entscheidende Vorteile bringen, und was auf den ersten Blick nutzlos erscheint, lässt sich bei Händlern oft in wertvolle Ressourcen umwandeln. Das Sammeln dieser Gegenstände ist nicht nur ein praktisches Element, sondern trägt auch zum Spielspaß bei – ein Aspekt, der JRPGs wie „Star Ocean: The Second Story R“ ausmacht.
Der Fortschritt der ebenso heldenhaften wie illustren Truppe kann durch weitere Optionen angepasst werden. Zahlreiche Fähigkeiten wie Kochen, Schmieden oder Malen stehen zum Ausprobieren bereit. Wer sich die Zeit dafür nimmt, darf sich über steigende Speziallevel freuen. Gleichzeitig erweitert sich dadurch die Möglichkeit, immer neue Gegenstände herzustellen, so dass irgendwann eine perfekte Ausrüstung an Claude und Rena haftet, die im besten Fall noch mit verschiedenen Effekten verziert ist.
Hübsch und hübscher
Star Ocean: Second Story R ist ein wirklich sehr hübsches Spiel das äußerst gut aussieht auf meiner OLED-Variante der Nintendo Switch. Den besonderen Stil habe ich schon zu Anfang beschrieben und deswegen möchte ich aber noch hinzufügen was mir nicht so gut gefallen hat. Die Switch-Version leidet leider oft daran, dass dynamische Elemente oder Dekorationen erst kurz vor den Charakteren auftauchen. Auch gibt einige grob aufgelöste Objekte die man nicht mit der angestrebten Pixel-Art Kombination erklären kann. Ich hätte mir hier etwas mehr Liebe gewünscht denn ansonsten ist es, wie gesagt, ein sehr hübsches Spiel.
Galaktisch ist aber gerade die musikalische Untermalung und das ist für mich ein doppeltes Ausrufezeichen. Hier fällt der Namen Motoi Sakuraba (Hörprobe). Ich habe mir zum Vergleich die Originalmusik angehört und finde den neuen Mix sehr stimmig. Da muss ich gestehen, dass ich mir den Soundtrack sogar in eine Playlist geladen habe. Ich denke zudem, ich habe noch viele gute Sounds mit anderen Ablegern der Serie nachzuholen.
Leider müsst ihr auf eine deutsche Lokalisierung im Ton verzichten. Das gesprochene Wort gibt es nur als japanische oder englische Version. Deutsche und fremdsprachige Texte begleiten euch aber durch das Rollenspiel von Square Enix, so dass eine Barrierefreiheit gegeben ist.
Man möchte mehr
Ich glaube, das ist auch mein grundsätzliches Fazit zu Star Ocean: Second Story R. Es reicht mir nicht mehr, nur dieses eine Spiel gespielt zu haben, wenngleich ich mit dem Kampfsystem dahinter nicht viel anfangen kann. Wir passen einfach nicht zusammen, aber das ist okay. Alles andere hat mich wiederum an die Hand genommen, mitgenommen und um den Finger gewickelt. Ich will vielleicht nicht alle 99 Enden sehen, aber ich will die Geschichten der Figuren hören, lesen, fühlen, jeden Winkel ausloten und herausfinden, was los ist.
Dafür brauche ich Input aus anderen Titeln der Star Ocean-Reihe, und den werde ich mir holen. Wir werden uns in dieser fantastischen, epischen, grausamen, aber auch liebevollen Science-Fiction-Welt wiedersehen, die uns mit ihrer besonderen Art berühren wird.
Pro & Kontra
- Galaktische Geschichte die sich langsam entfaltet
- Ein traumhafter, neu abgemischter Soundtrack
- Man taucht ein in eine Welt, die man nicht mehr verlassen möchte
- Cooler 2.5D Grafik-Stil, perfekt für OLED-Bildschirme
- Hoher Wiederspielwert, viele Enden und Charaktere
- Das Kampfsystem möchte vieles, zündet aber bei mir nicht
- Gegner wiederholen sich oft
- Grafik auf der Switch teils durchwachsen