Risen 3: Titan Lords REVIEW

Mit Titan Lords ist nun bereits der dritte Teil der Risen Reihe im Handel erhältlich. Rund zwei Jahre nach Risen 2 – Dark Waters will Piranha Bytes an den Erfolg der Vorgänger anknüpfen und präsentiert uns hier eine Story um einen ebenso unbekannten wie jungen Piratenkapitän. Aber auch alte Bekannte sind dabei – doch mehr dazu im Review…

Alles fängt mit einer kleinen Enteraktion auf hoher See an. Als wäre es das Üblichste der Welt, stürmen seefahrende Dämonen euer Piratenschiff. Hier werdet ihr erst einmal in die grundlegenden Bewegungsabläufe eingeführt: Laufen, Springen, Ausweichen, Kämpfen und die Verwendung einer Zweitwaffe, beispielsweise einer Steinschlosspistole. Alles in allem ein guter Auftakt mit netter Action.

Zum Glück sind die Ungeheuer bald zurückgeschlagen, woraufhin ihr dem eigentlichen Piratendasein nachgehen könnt. Eure Schwester Patty hat hierzu eine gute Idee: Auf einer kleinen Insel soll in einer alten Tempelruine ein nicht unerheblicher Schatz verborgen sein, den es fortan zu erobern gilt. Lange Rede, kurzer Sinn – nachdem ihr euch ein wenig mit Inselbewohnern und unglücklichen Mitbewerbern um den Schatz gekloppt habt, könnt ihr diesen leider noch nicht in den Händen halten, sondern ihr geratet an ein großes Kristallportal in eine andere Welt. Neugierig wie der Held nun mal meistens ist, fasst er es an – und schon ist das Dilemma da: Ihr sterbt.

Viele Wege führen nach Rom, nur einer führt zu dir

Aber die Karibik wäre nichts ohne den Zauber des Voodoo, und so werdet ihr einfach so aus dem Totenreich von eine alten Bekannten – Bones mit Namen – wieder lebendig gezaubert. Dieser teilt euch zu eurem Schrecken allerdings auch mit, dass ihr von nun an seelenlos seid. Allerdings hat er einen Plan, um eure Seele wieder beschaffen zu können, und gemeinsam geht ihr das Problem an und startet in die eigentliche Story: Die Dämonenhatz in der Karibik zur Wiedererlangung der eigenen Seele.

In Risen 3 ist es wie in jedem Rollenspiel üblich, eine Hauptquest vollenden zu wollen und dabei zahlreiche Nebenquests zu erledigen. Die Hauptquest ist dabei stark in den Vordergrund gestellt. Hier bei Titan Lords allerdings habe ich ständig das Gefühl gehabt, dass alles irgendwie gleichwertig ist – ob ich jetzt dem Piratennest helfe, seine Dämonenplage loszuwerden oder mich auf die Suche nach einem Magiekundigen begebe, der mir bei meinem Seelenproblem hilft – mit einem Jammern des Helden oder meines ersten Begleiters ist nicht zu rechnen. Wenn man mir meine Seele nehmen würde, würde ich da doch mehr Trara drum machen, anstatt cool allen zu helfen. Was ich damit sagen will: Man spürt einfach nicht die Präsenz der Hauptquest. Entweder der Protagonist hat „Balls of Steel“ und kann Probleme ausblenden, oder aber er ist einfach dumm. Bei den zahlreichen Quests, die man im Laufe der Zeit sammelt, wusste ich teilweise nicht, welche mich nun in meiner Sache weiter bringt und welche zum „Vergnügen“ da sind. Jedenfalls hätte ich mir den Leitfaden einer Haupthandlung dicker gewünscht als ein Seidenfädchen.

All die Fülle an Quests wäre aber nichts, wenn sie in einem kleinen Areal abzuarbeiten wäre. Hier macht Risen es zu einem Vergnügen. Die Welten, die sich schon nach eurem Tode und der plötzlichen Auferstehung auftun, sind sehr groß, bunt und abwechselungsreich. Ihr bewegt euch durch malerische Insellandschaften mit allem was dazu gehört – saftig grüne Wiesen, zerklüftete Felsformationen, alte Ruinen und auch eine Vulkaninsel sind dabei. Und in diesen tollen Umgebungen macht es riesigen Spaß, die ganzen Nebenaufgaben zu erfüllen, was einen lange bei der Stange hält.

Allzweckwaffe Gilde

Wie in vielen anderen Genrevettern hat auch Risen 3 ein Gildensystem. Wie bereits anfangs von Bones angedeutet, können euch magiekundige Gruppen bei eurem Seelenproblem (was ja nicht so schlimm zu sein scheint) behilflich sein. Er nennt euch auch gleich drei Gruppierungen, welche zur Wahl stehen. Natürlich schließt auch hier die eine die beiden anderen aus, die nur im zweiten Durchgang erschlossen werden können. Dies allerdings könnte wirklich lohnenswert sein.

Ganz typisch fängt man in einer Gilde natürlich als Karriereplankton an und bemüht sich redlich. Mit erfüllen der Gildenaufgaben aber steigt ihr langsam auf und erhaltet dadurch nicht nur bessere Belohnungen, sondern tatsächlich auch Motivation, mal einem längeren Handlungsstrang zu folgen. Denn auf die oberen Positionen in der Gilde zu gelangen ist doch ein härteres Stück Arbeit und fesselt einen an den Bildschirm. Und je nachdem welcher Gilde ihr euch anschließt, ändert sich auch der Spielverlauf um Kapitän Seelenlos.

Da ein nicht unerheblicher Teil in RPGs aus Dialogen besteht, sollte dies nicht unerwähnt bleiben. Anfangs fand ich es noch witzig, derbe Sprüche zu hören, mit der Zeit allerdings nervte es mich aber. Wenn solche Sachen wie „Scheiße“ gesagt werden, dann sollte es meiner Meinung nach doch passen und nicht einfach so hineingeworfen werden. Und was noch fast schlimmer ist, sind die teils dummen Kalauer der NPCs. Aber wirklich gestört haben mich die hölzernen Bewegungen bei den Dialogen: Immer wieder zu sehen, wie die gleichen Gestiken auf mich einprasseln, machte mich schon fertig. Da wäre ein bloßer Gesichtsausschnitt anstelle von Dialog-Choreographie besser gewesen – alles in allem sind diese Schwächen jedoch zu verschmerzen.

In Risen 3 gibt es ein gutes Jobsystem, welches das Spiel wirklich bereichert. So könnt ihr etwa Schnapsbrenner werden, um euch euren eigenen Alkohol zu brauen (welcher kurioserweise eure Lebensgeister auffrischt), oder etwa den Beruf des Schmieds ergreifen, der euch neue Waffen beschert. Diese sind natürlich im Laufe des Spiels unabdingbar – sollte man doch gegen Dämonen immer einen guten Stahl dabei haben, um ihn gegen sie einzusetzen.

Die Nebenquests kommen meist von NPCs, aber hier und da findet sich auch mal ein Gegenstand, der eine neue Aufgabe startet oder – so jedenfalls ist es mir häufig ergangen – ihr findet die Sachen zuerst, die ihr benötigt, und startet somit selbst eine.

Mit all den zu erfüllenden Aufgaben bekommt ihr natürlich auch Ruhmpunkte. Diese lassen sich für die Bildung der Attribute und Fähigkeiten eures Helden einsetzen. Neben Gold braucht ihr typischerweise auch noch die richtigen Voraussetzungen, um euch spezielle Fähigkeiten anzutrainieren. Um hier weiter zu kommen, braucht es aber einen langen Atem, der bei einem RPG aber sowieso Pflicht sein sollte. Schließlich erwartet euch die Metamorphose von einem holprig agierenden Säbelfuchtler zu einem Klingentänzer. Des Weiteren habt ihr natürlich die üblichen Verdächtigen wie Taschendiebstahl oder Redegewandheit in Form der Silberzunge etc. dabei, die euch in der Interaktion weiter bringen.

Angenehm überrascht hat mich das Kampfsystem. Ich bin kein Kenner der Serie und so rechnete ich mit etwas mega Komplexem, was sich auf meinem Gamepad nicht gut steuern ließe. Bekommen habe ich eine gute ausbalancierte Steuerung im Kampf. Ausweichen, Parieren, Kombos schlagen – all das geht einfach von der Hand und ist aufgrund des richtigen Timings auch noch in gewisser Weise fordernd. So muss man im richtigen Moment abblocken, um danach eine gute Schlagfolge von drei Schlägen entgegen setzen zu können. Das macht aus Buttonmashing doch ein durchdachtes Kampfgefühl, was Fehler nur bedingt verzeiht.

Hierbei sind euch die verschiedenen Helfer, die an eurer Seite kämpfen werden, entscheidend von Vorteil. Geht ihr auf eine Insel, so könnt ihr wählen, wen ihr mitnehmen wollt. Diese Wahl bringt natürlich unterschiedliche Kampfeigenschaften mit – so heilt euch Bones etwa immer mal wieder, wenn es knapp wird.

Technik

Das Spiel scheint nicht mehr allzusehr auf dem höchsten technischen Stand zu sein, und die Bewegungen der Figuren im Spiel – speziell der im Dialog – unterstreichen dies nur. Dennoch kann das Spiel eine schöne Atmosphäre aufbauen, in der man sich gerne bewegt und auch Spaß haben kann. Sei es nun durch unerwartete Entdeckung von Details am Wegesrand oder einfach die Pracht der Pixelnatur. Dieses macht die etwas veraltete Technik wieder wett.

Die Soundkulisse macht auf mich einen hervorragend stimmigen Eindruck. So fühlte ich mich doch oft hineingezogen in die tolle Inselwelt von Risen 3. Überall spürt man die Präsenz von Natur und auch ab und an die Gefahr.

Steuerungstechnisch ist alles bestens. Sowohl via Tastatur als auch mit dem Gamepad lässt sich die karibische Welt bestens erforschen und plündern. Kein Wunder, ist doch alles recht einfach gehalten – was durchaus positiv gesehen werden darf.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Ich bin zwiegespalten. Von einem guten RPG erwarte ich eine fantastische Handlung, angefüllt mit Sidequests, die meinen Charakter pushen. Bei Risen 3: Titan Lords ist die Haupthandlung einfach irgendwie zu dünn bzw. einfach zu harmlos erzählt. Hier macht alles gleich Spaß und ich fühle mich nicht getrieben, den Hauptast überhaupt weiter zu spielen – eben weil es mich nicht weiter reizt zu erfahren, wie es mit der Seelensuche weitergeht. Diese Spannung bauen anderen Spiele leider wesentlich besser auf. Positiv fand ich das einfache und dennoch komplexe Charaktersystem. Mit den Attributen, den Fähigkeiten und in gewisser Weise auch den Jobs verlieh man dem Protagonisten wenigstens etwas an Persönlichkeit, die er ansonsten im Spiel vermissen ließ. Die Spezialisierungen sind ja das, was ein RPG mit ausmachen können – und hier wurden diese gut gemacht. Zu der Technik möchte ich mich nur bedingt äußern – mir macht es nichts aus, wenn etwas veraltet wirkt. Die Hauptsache ist, dass der Spielspaß stimmt - und den hatte ich hier zunächst weniger, er baute sich dann nach mehr Spielstunden allerdings auf. Also kämpft euch durch, es wird belohnt werden

- Von  André

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