Resident Evil Village: Winter´s Expansion REVIEW

Resident Evil 7: Biohazard war nicht nur eine gelungene Rückkehr zu fast alter Hochform mit hübschen Neuanstrich, sondern der Startschuss für ein bemerkenswertes und fast schon beispielloses Comeback. Mit den Remakes zu den Teilen 2 und 3 und Resident Evil Village hat Capcom nicht nur Kritiker-, sondern auch Verkaufserfolge abgeliefert und das Franchise revitalisiert. Und auch wenn mir der achte Hauptteil aus diversen Gründen nicht so sehr zugesagt hat wie der Allgemeinheit, bin ich wie gehabt auf alles gespannt, was die Entwickler machen. Dementsprechend auch auf die jüngst veröffentlichte Winters‘ Expansion, die erste und wohl auch einzige große Erweiterung für Village.

Resident Evil und seine Experimente


Im Zentrum der Expansion steht der DLC Shadows of Rose. Die Geschichte setzt einige Jahre nach den Ereignissen von 7 und 8 an. Rose, Tochter des bisherigen Protagonisten Ethan Winters, ist mittlerweile im jugendlichen Alter. Seit jeher hadert sie mit ihrer Andersartigkeit, die sich vor allem durch übernatürliche Fähigkeiten auszeichnet. In der Schule ist sie eine Außenseiterin, Freunde hat sie keine – sieht man einmal von Chris Redfield und dessen Söldnerkollegen ab. Rose wünscht sich nichts mehr als ein normales Leben und bekommt die Chance, diesen Wunsch zu realisieren. Durch ein Experiment. Und wenn eines in Resident Evil immer gut ausgeht, dann sind es Experimente. Nicht.

Denn es kommt natürlich wie es kommen muss und als sich Rose plötzlich im Schloss Dimitrescu wiederfindet, sieht sich schon bald mit den ähnlichen Schrecken konfrontiert, wie einst bereits ihr Vater Ethan. Immerhin bekommt Rose Hilfe von einer mysteriösen Gestalt. Direkt kann (oder will?) diese nicht mit dem Mädchen sprechen, sondern lässt Worte (und auch Praktisches) auf Oberflächen erscheinen und weist Rose so den Weg durch ihren Alptraum.

Schöne Rückansicht


Die größte Änderung zum Hauptspiel wird gleich zu Beginn sichtbar: Rose wird nicht aus der First-Person, sondern aus der Third-Person-Perspektive gesteuert, ziemlich ähnlich jener aus den aktuellen Remakes. Dieser Wechsel ist nicht nur im DLC vorhanden, sondern nun auch für das Hauptspiel als Option erhältlich. Das ist vor allem spielerisch spannend, da man quasi ein abgeändertes Spielerlebnis erhält und tatsächlich ein reizvoller Anlass, um noch einmal einen Spieldurchlauf mit Village zu starten. Aber auch in Hinblick auf Barrierefreiheit ist die Third-Person-Sicht als Option eine erfreuliche Integration, denn es gibt durchaus Spielerinnen und Spieler die Probleme mit der Ich-Perspektive in Games haben. Schön, schön.

So sehr ich mich über die neue Perspektive freue, so sehr habe ich mich aber auch gefragt, ob das auch wirklich so funktioniert, wie die Entwickler sich das wünschen. Schließlich dürfte Village ursprünglich mit dem Gedanken eines First-Person-Spiels entwickelt worden sein, entsprechend müssen gerade Innenräume eigentlich angepasst werden. Ob die Entwickler hier nachträglich Anpassungen vorgenommen haben, kann ich nicht direkt sagen. Aber das Hauptspiel funktioniert auch aus der Verfolgerperspektive ganz wunderbar. So gut, dass ich mir auch eine nachträglich implementierte Option für Resident Evil 7 wünsche. Wer aber hofft endlich mal einen Blick auf das Gesicht von Ethan werfen zu können: nichts da! Verschämt wendet er sein Antlitz ab, sobald man die Kamera entsprechend dreht. Es ist schon wirklich skurril was für ein Geheimnis Capcom aus dem Aussehen macht, aber nun gut. Zurück zu Shadows of Rose.

Ähnlich wie ihr Vater, so ist auch Rose keine ausgebildete Kämpferin. Im Laufe ihres rund dreistündigen Abenteuers erhält sie Zugriff auf eine Pistole, die wie eh und je absolut fantastische Schrotflinte (das Sounddesign plus das Feedback über den Dualsense-Controller der PS5 = Chefs Kiss) und Granaten. Darüber hinaus kann man auch die übernatürlichen Fähigkeiten von Rose nutzen. Diese sind innerhalb der Reihe– ich habe lange nachgedacht – eine ziemliche Besonderheit, denn auch wenn es in Resident Evil alles anders als geerdet zugeht, so hat man bisher noch nie Zugriff auf „Superkräfte“ gehabt. Ich hatte ja durchaus Befürchtungen, wie weit die Entwickler hier mit Rose gehen und ob sie am Ende nicht die Ms. Marvel von Capcom wird. Zum Glück hält man sich aber dezent zurück, denn an sich kann Rose Gegner mit ihren Kräften nur kurzzeitig verlangsamen und in der Spielwelt verteilte „Knospen“ öffnen. So macht sie sich verschlossene Wege frei und kann versteckte Items aus besagten Konstrukten lösen, die im gesamten Schloss wuchern. Unendlich Zugriff hat man ohnehin nicht auf die Kräfte, ein bisschen Survival-Horror steckt nämlich auch im DLC.

Das Gute wird wiederverwertet


Shadows of Rose ist ziemlich geradlinig. Klar, man kann die Umgebungen erkunden, aber wer das Hauptspiel kennt, wird eigentlich nichts Neues sehen. Wortwörtlich, denn komplett neue Areale gibt es nicht, stattdessen betreiben die Entwickler munteres Recycling und holen Orte aus dem Hauptspiel in die Erweiterung. Für mich durchaus amüsant zu sehen, dass die Entwickler wohl sehr genau wissen, welche Areale die Stärken von Village waren.

Genau diese verwendet man nämlich, alles andere lässt man (zum Glück) weg. Ich habe an sich kein großes Problem mit der Wiederverwertung. Gerade das Schloss ist ein nach wie vor herrlich schauriger Ort, das Gleiche gilt für Haus Beneviento. Hier arrangieren die Entwickler die bekannten Räume noch einmal ein bisschen neu und sorgen außerdem für das Highlight in Hinblick auf den Horror. Rose muss nämlich einiges mitmachen und wird mit ihren Ängsten und ihrer Vergangenheit konfrontiert. Das nimmt gerade im Mittelteil ziemlich heftige Züge an, Themen wie Ausgrenzung und Mobbing stehen hier im Mittelpunkt.

Am Ende hatte ich eine gute Zeit mit dem DLC. Das Gameplay kennt seine Stärken, die Spielumgebung funktioniert nach wie vor, die kleinen Rätsel sind nett, Rose als Figur ist toll. Und dann schafft Shadows of Rose auch noch etwas, was die Reihe in ihren bald 30 Jahren noch nie bei mir geschafft hat: ich habe ein paar Tränchen im Auge.

Third-Person-Modus für das Hauptspiel? Check! Shadows of Rose als Story-Erweiterung? Check! Bleibt eigentlich nur noch der Söldner-Modus, der im Rahmen der Erweiterung mit drei neuen spielbaren Figuren erweitert wird, darunter auch Lady Dimitrescu. Ich sage e wie es ist: ich bin nicht der größte Fan des arcadigen Ballerns, sehe aber wo der Reiz bei der munteren Highscore-Jagd liegt. Entsprechend dürfen sich alle Fans also auch hier auf neuen Inhalt freuen. Blöd nur, dass die Entwickler hier eine Hürde für die neuen Figuren in den Weg stellen. Denn um auf sie Zugriff zu bekommen, muss man einige Bedingungen erfüllen, wie etwa bestimmte Rankings.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pro
  • kurzweilliger Horrortrip
  • emotionale Spitzen in der Story
  • Rose als Hauptfigur
  • bekanntes Gameplay wird mit übernatürlichen Fähigkeiten von Rose stimmig erweitert

thumbs-up-icon

Cons
  • viel, viel Level-Recycling
  • Bonus für Söldner-Modus muss freigespielt werden

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Spiel Bewertung
Singleplayer
76
76
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Shadows of Rose ist ein wunderbarer Horrorsnack, der die Geschichte um die Familie Winters (laut Entwickler) abschließt. Eigentlich schade, denn ich hätte durchaus Lust gehabt in Resident Evil 9 oder einen der anderen zukünftigen Spiele mehr von Rose zu sehen. Umso spannender ist nun natürlich zu sehen, wohin Capcom die Reihe lenken wird. So oder so hatte ich in den gut drei Stunden mit Rose eine gute Zeit. Der neue Third-Person-Modus ist sowohl im DLC als auch im Hauptspiel eine tolle Ergänzung und über die neuen Inhalte für den Söldner-Modus kann man sich wohl auch nicht beschweren. Kurzum: gutes Ding.

- Von  Adrian

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