Pathfinder: Wrath of the Righteous REVIEW
Ein großartiges RPG hat es endlich vollständig in die Welt der Konsolen geschafft, um damit einen weiteren Siegeszug einzufahren. Pathfinder: Wrath of the Righteous, welches man durchaus als Rollenspiel-Perle bezeichnen kann, feierte bereits auf dem PC große Erfolge. Die einzelnen Erweiterungen der PC-Version haben es jedoch nicht in die Konsolenportierungen geschafft. „Unvermeidbares Unmaß“, „Durch die Asche“ sowie „Der Schatz der Mitternachtsinseln“ können jedoch separat erworben werden.
Nichtdestotrotz erwartet uns ein sehr umfangreiches Rollenspiel, das kaum Wünsche offenlässt, wenngleich es anfänglich nicht unbedingt zugänglich scheint. Dafür sind die Regelwerke aus Dungeons and Dragons aber ohnehin bekannt, die auch hier greifen. Vorab sei daher gesagt, um das RPG vollends genießen zu können, bedarf es viel Zeit und massenhaft Herzblut.
Eine neue Handlung eröffnet sich
Pathfinder: Wrath of the Righteous setzt nicht die Geschichte von „Kingmaker“ fort, welches 2018 erschienen ist. Stattdessen beginnt eine völlig neue Handlung mit frischen Charakteren und Ereignissen. Das Setting von „Wrath of the Righteous“ ist weitaus düsterer und das sowohl erzählerisch als auch in seiner Optik. Doch noch bevor es in das eigentliche Abenteuer geht, heißt es aus einem vollen Topf schöpfen, mit dem der Hauptcharakter zusammengestellt wird. Haare, Augen, Mund, Klasse, Körperbau, Kleidungsfarbe, Stimme und noch viele weitere Elemente stehen zur freien Auswahl, um einen Helden zu erschaffen, der euren Wünschen entspricht. Wer darauf keine Lust hat, kann auch einen vorgefertigten Charakter greifen.
Mit dem fertiggestellten Helden müsst ihr Truppen sammeln, um zur „Weltenwunde“ vorzustoßen. Dort hat sich vor Jahren ein Abgrund zum Abyss aufgetan, aus dem seither Dämonen das Gebiet überfluten und in Dunkelheit hüllen. Die erste Begegnung mit der düsteren Sippe lässt daher nicht lange auf sich warten und beschert euch sogleich eine umfangreiche Einführung ins komplexe System.
Mit Sack und Pack
Nun ist es eure Aufgabe, durch die Spielwelt zu reisen und Verbündete zu erschließen, um das Böse aus der Welt zu tilgen. So kann in typischer Rollenspielmanier eine Gruppe von bis zu sechs Helden zusammengestellt werden, die mittels Aufträgen und Missionen an Erfahrung sowie Ausrüstung gewinnen. Das heißt, dass es erst einmal bei all den bekannten Elementen bleibt – Gut gegen Böse.
Zugleich sorgt der Titel dafür, dass extrem viele einzigartige Charaktere in der Spielwelt ihren Platz haben. Die Werte und das Aussehen sind aber nicht nur optischer Natur, sondern beeinflussen das Gameplay in vielen Bereichen. Gleich 25 Charakterklassen gibt es zu entdecken, die sogar noch auf diverse Spezialisierungen zurückgreifen können. Ausgearbeitete Hintergrundgeschichten zu denjenigen Charakteren, die sich euch anschließen, braucht ihr aber an dieser Stelle nicht erwarten. Dennoch lassen sich Beziehungen intensivieren, die sich auf freundschaftlicher Basis, als Zweckgemeinschaft oder mit tieferer Bindung hervorheben.
Die Kämpfe
Selbstverständlich bilden die Kämpfe einen sehr wichtigen Teil von Pathfinder: Wrath of the Righteous. Schön ist, dass diese sowohl in Echtzeit mit einer Pausenfunktion als auch taktisch rundenbasiert ausgeführt werden können, was das Spiel fast von Grund auf verändert. Je nachdem, welcher Stil bevorzug wird, reicht eine kleine Einstellung, um den eigenen Wünschen nachzukommen. Die Entscheidung kann aber jederzeit widerrufen werden (selbst mitten im Kampf), um zum anderen Spielmodi zu wechseln, wenn dieser praktischer oder bequemer erscheint.
In der Echtzeitvariante können zudem Handlungen automatisiert werden, was euch einige Entscheidungen abnimmt und zeitweise in die passive Rolle schlüpfen lässt. Bei tiefgreifenden Ereignissen verlangt das System jedoch euer manuelles Eingreifen und unterbricht die Automatik. Doch ganz gleich wie ihr euch entscheidet, die Pen-&-Paper Regeln werden dabei nie außer Acht gelassen.
Ganz wie in Balur’s Gate werdet ihr während der Reise über die Weltkarte auch gerne mal in einen Kampf gezogen. Ihr solltet also immer gut vorbereitet sein. Gleichzeitig kann aber jeder Kampf als Chance gesehen werden, denn natürlich darf in diesem Genre nicht der obligatorische Stufenaufstieg fehlen, der durch Erfahrungspunkte geebnet wird und Attribute verstärkt.
Ferner bekommt ihr auch eine ganze Armee unter eure Kontrolle, mit der ihr verschiedene Truppen zusammenstellen und sie auf einer Weltkarte aussenden könnt, um Gebiete zu erobern. Mit rundenbasierten Kämpfen, die auf einer Art Schachbrett stattfinden, kommt ihr mit jedem Sieg dem Titel „Kommandeur des Kreuzzugs“ näher. Inwieweit dieser Teil des Spiels eine Bereicherung ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Mit Dialogen voran
Schon früh müssen Entscheidungen getroffen werden, die Einfluss auf den Verlauf des klassischen Rollenspiels haben. Dazu bedarf es nicht immer nur Kampfhandlungen. Auch Dialoge haben genug Tragweite, die Geschichte zu beeinflussen. So obliegt euch bei gewissen Gesprächen die Möglichkeit, aus rechtschaffenen, guten, chaotischen sowie bösen Antworten zu wählen, was selbst den eigenen Werdegang umkrempeln kann.
Gleichzeitig müsst ihr euch nicht selten durch sehr umfangreiche Dialoge sowie Texte durcharbeiten, um die Story und das Ziel komplett zu verinnerlichen. Das wirkt nach einigen Stunde doch sehr anstrengend und sogar manchmal etwas deplatziert im Umfang. Glücklicherweise gibt es eine deutsche Übersetzung für die Texte. Eine Sprachausgabe in Deutsch fehlt leider und auch die englische Lokalisation untermalt nicht jedes geschriebene Wort. Dafür werden aber ständig kurze Sätze während der Reise wiederholt, die recht schnell nerven.
Technik
Inmitten all der Möglichkeiten bleibt Pathfinder: Wrath of the Righteous den klassischen Rollenspielen treu, sowie der Grafik und Präsentation aus der Iso-Perspektive. Wie bereits erwähnt, ist nur das Abenteuer etwas düster ausgefallen. Wunderschön animierte und detailliert gestaltete Figuren präsentieren sich dank der Unreal Engine und verstehen zu begeistern. Sicherlich hätte man den Konsolenversionen noch weitere Detailverliebtheit zusichern können, dennoch würde ich hier keine Kritik einfließen lassen.
Tag- und Nachtwechsel, verschiedene Wetterlagen sowie die Darstellung von Licht und Schatten fließen ebenso positiv ins Rollenspiel ein wie tolle Effekte und Animationen von Zaubern und anderen Kampfhandlungen.
Zeitweise ist die Kameraperspektive etwas ungünstig gewählt, was man wiederum durch eine manuelle Justierung ausmerzen kann. So verschwindet die Party nie ganz aus den Augen. Dennoch müssen neue Gebiete erst mittels Begehung aufgedeckt werden, bevor eine Kamerafahrt alle Details zeigen kann. Gelegentlich darf ich meine Mannen aber durch unsichtbare Wände manövrieren, was eigentlich in der Konsolenportierung nichts mehr zu suchen hat.
Die Steuerung auf der Konsole ist etwas umständlich. Es wird jedoch die Entscheidungsfreiheit gegeben, mittels Mousecursor zu steuern oder den Analogstick für die Fortbewegung der Charaktere zu nutzen. Aktionen werden wiederum mit den Feuertasten ausgelöst. Die Eingewöhnungszeit beansprucht ein paar Stunden, da immer neue Möglichkeiten ins Spiel einfließen, die das Spiel im Verlaufe noch komplexer machen.
Pro & Kontra
- Tolle Optik mit flüssigen Animationen und Effekten
- Viele Entscheidungsfreiheiten
- Wahl zwischen Echtzeit oder strategischen Kämpfen
- Gigantischer wie komplexer Umfang
- Zu viele Dialoge und Texte
- Kleine Glitches
- Für Einsteiger zu komplex