Party Hard REVIEW
Serienkiller vs. Partylärm. Um aus der Masse an Indie-Spielen hervorzustechen, bedarf es schon einiges an guten, aufregenden Ideen. Hotline Miami war einer jener Ausnahmetitel aus dem Indie-Lager, welcher große Wellen schlug. Die heftige Gewaltorgie in altmodischer NES-Pixelgrafik gepaart mit dem Synthwave-Flair alter 80er Jahre Filme, kam beim Publikum erstaunlich gut an. Klar, dass da einige Nachahmer ihren Teil vom Hype einkassieren wollten. Vor allem russische Indie-Entwickler sprangen auf den Zug auf. Neben dem frechen Hotline Miami-Klon „Bloodbath Kavkaz“ oder dem Synthwave-Racer „OutDrive“, tauchte auch der eigenwillige Stealth-Serienkiller Simulator „Party Hard“ in den Download-Shops auf. Hier übernimmt man die Rolle eines genervten Typen, der keinen Bock mehr auf den Partylärm der Nachbarn hat und sich daraufhin das Küchenmesser schnappt, um zum Gegenschlag auszuholen. Nachdem der Kerl Blut geleckt hat, beginnt er eine mörderische Reise kreuz und quer durch die Partyszene der USA. Dicht auf den Fersen ist ihm Detective John West, dessen Tochter zu den Mordopfern des Killers zählt. Während der Spieler die Kontrolle über den Killer übernimmt, wird die Geschichte um seine Bluttaten aus der Sicht des Detectives wiedergegeben, der in den Zwischensequenzen von jemand unbekannten verhört wird. Was dabei herauskommt, müsst ihr freilich selber herausfinden, aber was das Spiel an sich taugt, möchte ich euch im folgenden Review verraten.
Hasch mich, ich bin der Mörder
Das Spielprinzip in Party Hard ist sehr simpel. Im Grunde genommen geht es nur darum jeden Partygast umzulegen. Wie man das macht, liegt freilich in der Hand des Spielers. Das Geschehen wird aus der Vogelperspektive betrachtet und jeder Level besteht nur aus einem einzigen Screen. Hierdurch erhält man stets die perfekte Übersicht. Der Killer ist zwar lediglich mit einem Messer ausgerüstet, kann innerhalb der Levelkarten jedoch auch Fallen aktivieren, um sich das Leben leichter zu machen. So lässt sich z.B. die Bowle vergiften, diverse technische Geräte sabotieren, damit sie zeitverzögert explodieren, Leute aus dem Fenster eines Hochhauses schmeißen, parkende Autos in Menschenmengen rasen lassen, Komplizen per Telefonanruf zu Hilfe rufen und und und. Ein großer Reiz besteht freilich darin selbst herauszufinden, was man alles für Schindluder treiben kann. Viele Level bringen ihre eigenen Besonderheiten mit sich und die Fallen werden teilweise per Zufallsgenerator in die ansonsten gleichbleibenden Levelkarten platziert. Wer keine Fallen mehr findet, kann sich auch die Aktenkoffer schnappen, welche diverse nützliche Gegenstände wie Bomben, Blendgranaten oder neue Klamotten zur Tarnung beinhalten.
Wer jetzt aber glaubt Party Hard wäre ein Spaziergang, irrt sich. Die Partygäste sind noch halbwegs aufnahmefähig und rufen die Polizei, wenn sie Leichen entdecken oder den Killer auf frischer Tat ertappen. Sollte Letzteres der Fall sein, so hetzt der gerufene Polizist hinter uns her und wenn er uns erreicht, heißt es „Bustet“, das hiesige Game Over. Da die Polizisten eine wesentlich bessere Kondition haben als der Killer mit seinem mickrigen, langsam auffüllenden Konditionsbalken und nicht mit dem Messer erstochen werden können, entpuppt sich die Blaue Minna recht schnell als große Gefahr. Weitere Gegenspieler sind lästige Türsteher, FBI-Agenten, SWAT-Teams und sogar ein Super Mario-Verschnitt. Glücklicherweise tauchen viele von denen erst auf, wenn bestimmte Voraussetzungen getriggert werden. FBI-Agenten treten beispielsweise erst auf den Plan, wenn wir zuvor einige Cops mit Fallen erledigt haben. Die Agenten wissen grundsätzlich nach wem sie suchen müssen und ziehen nicht so schnell Leine wie die Polizisten. Mario hingegen verschließt Abkürzungen und alternative Eingänge in die Gebäude. Er kreuzt aber erst auf, wenn man diese zur Flucht vor der Polizei nutzt, was leider oftmals die einzige Möglichkeit darstellt der Polente zu entwischen.
Wirklich problematisch wird Party Hard aber erst, wenn die Anzahl der Fallen in späteren Levels schwindet. Dann geht es nämlich immer mehr um Vorsicht und Geduld. So kann man z.B. schlafende Partygäste unbehelligt in eine ruhige Ecke schleppen, um sie ungestört abzustechen und die Leiche anschließend klammheimlich im Müllcontainer oder Gulli verschwinden zu lassen.
Die Tastatur-Steuerung in Party Hard ist funktionell aber auch relativ unbequem. Controller-Support beschränkt sich leider nur auf den Xbox 360-Controller. Bei meinem No-Name-Controller wird nur der Analogstick erkannt aber nicht die Buttons. Das ist schade, denn man merkt, dass dieses Spiel besser mit dem Pad gesteuert werden sollte. Außerdem kann man die Tasten der Eingabegeräte nicht konfigurieren.
Der Umfang kann dafür überzeugen. Die Handlung um den Killer und Detective John West umfasst 12 Level. Hat man die durch, darf man sich noch in 7 besonders abgedrehten Zusatzlevel austoben. Und wer dann immer noch Bock aufs Morden hat, darf sich im Workshop umschauen, wo man sich zahlreiche, von Usern kreierte Maps reinziehen darf. Die Qualität von diesen schwankt freilich sehr stark. Wer besonders motiviert ist, kann sich aber auch seine eigenen Level zusammenstellen und in den Workshop hochladen. Und wem selbst das immer noch nicht ausreicht, der darf sich noch auf vier freischaltbare Spielfiguren freuen. Wer die Storylevel durchspielt, erhält z.B. den Polizisten, welcher Leichen herumtragen darf, ohne Verdacht zu erregen, dafür aber auch keine Fallen aktivieren kann. Jeder Bonuscharakter bringt also nicht nur einen individuellen Vorteil, sondern auch einen Nachteil mit sich. Da die Nachteile oftmals größer wiegen als die Vorteile, habe ich die Bonuscharaktere jedoch nie ernsthaft genutzt.
Mich persönlich konnte das Spiel ca. 10 Stunden unterhalten, ehe ich wieder die Lust verlor. Wobei ich aber auch dazu sagen muss, dass ich mich erst mal an die Spielmechaniken gewöhnen musste. Anfangs konnte mich Party Hard nicht überzeugen. Wer Logik sucht, ist freilich an der falschen Adresse. Die überlebenden Partygäste feiern trotz anfänglicher Panik ungestört weiter, statt nach den ersten Morden Reißaus zu nehmen und die Polizisten hauen nach einer Weile einfach ab, wenn sie die Lust verlieren. So etwas reißt einen halt schon irgendwie heraus. Es ist also definitiv kein Spiel, welches man ernst nehmen sollte. Abseits davon, können einige der späteren Story-Level übrigens sehr sehr nervig werden, weil die Anzahl der Fallen immer geringer wird. Man sollte also nicht erwarten, dass man hier leichtes Spiel hat. Mehrere Versuche einen Level zu knacken sind hier absolut normal. Da verlaufen auch gerne mal ein paar Spielstunden im Sande, ohne dass man Fortschritte erzielt. Deswegen sollten ungeduldige Casual-Spieler besser Abstand von Party Hard nehmen. Alle anderen sollten sich hingegen vor dem unterschwelligen Suchtfaktor in Acht nehmen.;)
Grafik, Sound und weiteres
Ähnlich wie Hotline Miami setzt auch Party Hard auf grobpixelige Retro-Grafik. Wäre die Grafik nicht so wunderbar farbenfroh, würde man glatt den Eindruck bekommen, man würde ein altes C64-Spiel zocken. Dieser Aspekt wird freilich nicht jedem gefallen, aber die grelle Atmosphäre einer 80er Jahre Party wird dafür sehr gut eingefangen. Außerdem ist die Grafik trotz ihrer minimalistischen Art sehr detailverliebt.
Wirklich begeistern kann jedoch der tolle Soundtrack, der die mörderische Partystimmung durch feinste Synthwave-Mucke am laufen hält. Die insgesamt 11 Tracks geben tolle Ohrwürmer ab, die man sich auch gerne außerhalb des Spiels reinzieht. Da kann die englische Sprachausgabe, die in den Zwischensequenzen Verwendung findet leider nicht mithalten. Man merkt deutlich, dass sich die russischen Entwickler hierfür einfach zwei Leute aus dem Bekanntenkreis geschnappt haben, die eben Englisch können. Leider waren die Beiden zu sehr darauf bedacht irgendwelche lästigen Kriminalfilm-Klischees umzusetzen (harter, desillusionierter Cop und schnippischer Vernehmer im Verhörgespräch), statt einfach nur ihre Rollen zu spielen. Aber nun gut, mit so etwas muss man bei Indie-Games eben rechnen.
Ein interessanter Aspekt von Party Hard, der noch erwähnt werden sollte, ist die Einbindung von Twitch. Twitch erlaubt den Zuschauern in das Party Hard-Spiel des Streamers einzugreifen. So kann das laufende Spiel des Streamers unterstützt oder sabotiert werden. Witzige Idee.
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