Miasma Chronicles REVIEW
Unter dem Banner von Publisher 505 Games präsentiert das schwedische Entwicklerteam The Bearded Ladies sein neuestes rundenbasiertes Rollenspiel Miasma Chronicles. Durch den geschickten Einsatz von Echtzeitbewegungen außerhalb der Kämpfe gelingt es dem Spiel, den Spieler tief in eine postapokalyptische Zukunft zu entführen, die ebenso faszinierend wie erschreckend ist. Auch wir haben diese Reise auf uns genommen und einen Titel dabei entdeckt, der mehr Beachtung verdient!
Zukunftsvisionen und Brüderbande
In der düsteren Zukunft, in der Miasma Chronicles spielt, ist die Welt nach einem katastrophalen Ereignis, das nur als „Der Zusammenbruch“ bekannt ist, ins Chaos gestürzt. Das Spiel erzählt die Geschichte der beiden ungleichen Brüder Elvis und Diggs, die es mit einer geheimnisvollen Macht namens „Miasma“ zu tun bekommen.
Nach einer langen Ära des Friedens und der Stabilität brach plötzlich und unerwartet der „Zusammenbruch“ über die Welt herein, der die alte Zivilisation fast vollständig zerstörte. Auslöser dieser Katastrophe war das Miasma, eine mächtige Kraft, die alles verändern kann. Die Miasma Chronicles spielen mehr als 100 Jahre nach diesem schicksalhaften Ereignis, in dem die Menschheit um ihr Überleben kämpft.
Die Bearded Ladies sind kein unbeschriebenes Blatt in der Welt der Spieleentwicklung. Mit ihrem Vorgänger „Mutant Year Zero: Road to Eden“ und dessen Erweiterung „Mutant Year Zero: Seed of Evil“ haben sie bereits ihr Können unter Beweis gestellt. Außerdem haben sie im Jahr 2020 das taktische Rundenspiel „Corruption 2029“ exklusiv im Epic Store veröffentlicht, das aber wohl von den meisten Spielern übersehen wurde. Miasma Chronicles knüpft an den Erfolg dieser Spiele an und baut auf dem soliden Fundament auf, das diese beiden Spiele gelegt haben. Insbesondere der Einfluss des Klassikers „XCOM: Enemy Unknown“ ist in diesem neuen Titel stark spürbar, sowohl im Gameplay als auch im übergeordneten Spielkonzept.
Mit dem Titel schlagen die Entwickler einen neuen Weg ein, der auf dem Besten ihrer bisherigen Arbeit aufbaut und gleichzeitig neue, spannende Elemente einbringt. Man darf gespannt sein, wie sich das Spiel weiterentwickelt und ob es das Erbe seiner Vorgänger erfolgreich weiterführen kann.
Eine Reise von Brüdern und Mutanten
Die Geschichte beginnt mit Elvis, einem jungen Mann auf der verzweifelten Suche nach seiner verschwundenen Mutter. Sie hat ihm als Kind einen geheimnisvollen Handschuh hinterlassen, mit dem er die Macht des Miasmas kontrollieren kann. Zumindest ist das das Ziel, denn zu Beginn des Spiels ist Elvis noch weit davon entfernt, diese unheimliche Macht zu beherrschen. Seine Mutter prophezeit, dass sie wieder vereint sein werden, sobald er in der Lage ist, eine Barriere namens „Miasma-Wand“ zu durchbrechen. Leider endet Elvis‘ 37. Versuch, dieses Ziel zu erreichen, erneut in einer Enttäuschung.
Aber Elvis ist nicht allein in dieser verwüsteten Welt. An seiner Seite ist sein ungewöhnlicher Bruder Diggs, ein Roboter, der wie ein Mensch handelt und spricht. Würde man Diggs nicht sehen, könnte man ihn leicht für einen echten Menschen halten. Die beiden unzertrennlichen Charaktere ziehen gemeinsam durch die Welt und im Laufe des Spiels erfährt man mehr über ihre gemeinsame Geschichte und warum Diggs der ältere „Bruder“ ist.
Miasma Chronicles kombiniert die Echtzeit-Erforschung einer wunderschönen (wenn auch postapokalyptischen und zerstörten) Welt mit rundenbasierten Kämpfen und Rollenspielelementen. Das Spiel spielt in einem Amerika, das langsam von der Natur zurückerobert wird und in dem seltsame, meist feindselige Kreaturen durch die Trümmerlandschaft streifen, die durch das Miasma zu semi-intelligenten Mutanten transformiert wurden.
Trotz des dystopischen Settings ist die Welt nicht gänzlich feindlich. Viele Charaktere, denen man begegnet, unterstützen einen mit Ratschlägen, Gegenständen, Hintergrundgeschichten oder Nebenquests. Einige dieser Begegnungen sind skurril, wie zum Beispiel der Bürgermeister einer heruntergekommenen Siedlung, der nicht mehr als ein Kopf in einem Glas ist – und trotzdem raucht. Im Laufe des Spiels schließen sich weitere Charaktere der Gruppe an und erweitern das ursprüngliche Duo aus Elvis und Diggs.
Echtzeit-Erkundung trifft rundenbasierten Kampf
Das Adventure vom Publisher 505 Games und Entwickler The Bearded Ladies bietet neben Kämpfen auch optionale Nebenquests und zu lösende Rätsel. Es ist ein Titel, das den Spieler herausfordert und ihn einlädt, die mysteriösen und manchmal absurden Aspekte seiner Welt zu erforschen und zu entdecken.
Im Mittelpunkt von Miasma Chronicles steht eine Mischung aus Echtzeit-Erkundung und rundenbasierten Kämpfen. Euer Team bewegt sich in Echtzeit durch eine postapokalyptische Welt voller verlassener Städte, umherstreifender Mutanten und reichlich Ressourcen. Nähert ihr euch einem Gegner, wird sein Sichtkegel sichtbar und ihr könnt einen Hinterhalt planen. Werdet ihr jedoch entdeckt, wechselt das Spiel nahtlos in einen traditionellen, rundenbasierten Taktikmodus. Die Kampfmechanik wiederum erinnert stark an das bewährte System aus „XCOM: Enemy Unknown“ mit Aktionspunkten und rundenbasierten Zügen. Jeder Charakter hat zwei Aktionspunkte zur Verfügung, die typischerweise für Bewegung und Angriff verwendet werden. Ist der eigene Zug beendet, wechselt die Initiative zum Gegner. Deckung spielt eine wichtige Rolle und Flankenangriffe erhöhen die Trefferchance erheblich.
Upgrade
Im Laufe des Spiels können Waffen verbessert und Spezialfähigkeiten der Helden eingesetzt werden. Selbstverständlich stehen auch verschiedene Items wie Handgranaten zur Verfügung. Die Charaktere im Team haben unterschiedliche Stärken und Schwächen: Diggs ist der widerstandsfähige Tank, Elvis ein Allrounder, der dank seines Handschuhs einige ungewöhnliche Fähigkeiten besitzt, vergleichbar mit Zaubersprüchen in einem Fantasy-Rollenspiel. Jade, der erste Neuzugang im Team, ist als Scharfschützin im Stealth-Modus besonders effektiv.
Spieler, die den Zufallsfaktor in Titeln wie XCOM nicht mögen, haben die Möglichkeit, diesen zu Beginn des Spiels deutlich zu reduzieren. Vier Schwierigkeitsgrade stehen zur Auswahl. Vom storyorientierten „Narrative“-Modus mit sehr einfachen Kämpfen bis zum gnadenlosen „Alpha Editor“-Modus, der kein manuelles Speichern erlaubt.
Insgesamt wirkt Miasma Chronicles gut ausbalanciert. Jedes Scheitern kann auf eigene Fehler zurückgeführt werden und bietet so die Chance zur Verbesserung. Das Spiel bietet alle notwendigen Werkzeuge für einen erfolgreichen Kampf, und es liegt am Spieler, diese effektiv einzusetzen. Ich habe auf dem normalen Schwierigkeitsgrad (Level 2 von 4) gespielt, was eine angenehme Herausforderung darstellte.
Viel Lob, aber auch etwas Kritik
Doch ganz ohne Kritik geht es dann doch nicht. Da ist zunächst die Handhabung des RNG (Random Number Generator) und der Cooldowns. Der harte RNG sorgt für eine gewisse Unberechenbarkeit, die einerseits Spannung erzeugt, andererseits aber auch zu Frust führen kann, wenn man sich dem Zufall ausgeliefert fühlt. Die langen Cooldowns auf die Fähigkeiten der Charaktere schränken die Spielmechanik ein und bremsen das Spieltempo. Dies kann sich besonders im ersten Drittel der Kampagne bemerkbar machen, wenn viele der besten Fähigkeiten noch blockiert sind und die Cooldowns nach dem Ende einer Schlacht nicht zurückgesetzt werden.
Ein weiterer Punkt ist die Gestaltung des Erkundungs- und Taktikteils des Spiels. Hier gleicht die Erkundung eher einer Fleißaufgabe, da wirklich jeder Winkel abgesucht werden muss, um die spärlich verteilte Spielwährung zu finden. Dies kann das Spielgeschehen monoton machen und die Motivation senken.
Kritisch zu betrachten ist auch die Bewegungsfreiheit im Spiel. Trotz der Möglichkeit, zum Beispiel an Ranken und Leitern hochzuklettern, gibt es viele Hindernisse, die nicht überwunden werden können, wie beispielsweise hüfthohe Deckungen oder offene Fenster. Dies wirkt einschränkend und kann frustrierend sein, besonders wenn man sieht, dass auf der anderen Seite wertvolle Gegenstände liegen.
Außerdem wirken die taktischen Entscheidungen oft erzwungen. Obwohl Miasma Chronicles uns die Möglichkeit gibt, sich vor einem Kampf in eine günstige Position zu bringen, wirkt dies eher wie eine Pflicht als eine echte taktische Chance. Außerdem ist es enttäuschend, dass anfängliche Angriffe aus dem Hinterhalt nur selten einen Gegner vollständig aus dem Spiel nehmen, was die taktische Planung erschwert.
Die entscheidende Rolle der Wut, im positiven Sinn
Im Kampfsystem spielt das Konzept der Wut eine zentrale Rolle. Eure Helden sammeln in den Kämpfen kontinuierlich Wut. Habt ihr genug davon angesammelt, könnt ihr einen kritischen Treffer landen, der mit 100-prozentiger Sicherheit trifft und erheblichen Schaden verursacht. Ein weiteres Highlight: Durch einen kritischen Treffer erhält euer Charakter einen Aktionspunkt zurück. Im Kampf gibt es viele Möglichkeiten, die Wut eures Charakters zu erhöhen. Dadurch wird der kritische Treffer nicht zu einem zufälligen Glückstreffer, sondern zu einer strategischen Fähigkeit. Ziel ist es, möglichst viel Wut aufzubauen und dann gut getimte kritische Treffer zu landen. Dafür bekommt ihr einen zusätzlichen Aktionspunkt um den Gegner endgültig zu besiegen.
Miasma Chronicles ist ein überzeugender Titel, der sich durch eine spannende Mischung aus Echtzeit-Erkundung und strategischem Kampf auszeichnet. Die Geschichte zweier ungleicher Brüder, die in einer von Chaos und Miasma geprägten Welt ums Überleben kämpfen, ist packend erzählt.
Das Kampfsystem, das stark an „XCOM: Enemy Unknown“ erinnert, bietet durch den einzigartigen Wutmechanismus spannende taktische Möglichkeiten. Kritische Treffer werden durch planbare Wutausbrüche ausgelöst, die nicht nur enormen Schaden anrichten, sondern auch zusätzliche Aktionspunkte generieren. Dies führt zu dynamischen und strategisch tiefgründigen Auseinandersetzungen, die sich von vielen anderen Spielen des Genres abheben.
Technik
Tatsächlich war ich von der Optik positiv überrascht. Die isometrische Ansicht gefällt mir sehr gut und bringt insbesondere die Licht und Schattenverhältnisse besonders gut zur Geltung. Die Charaktere sind gut erkennbar und die Umgebung zeigt sich in vielen Facetten. Für meine Auge ist es ein Genuss, die Reise der Helden zu begleiten. Auch die Cutscences stärken diesen positiven Effekt.
Miasma Chronicles kann man dem Spiel ebenso wenig vorwerfen. Die Musikstücke passen zu den jeweiligen Situationen. Begleitet wird das Abenteuer von einer englischen Sprachausgabe, die sich hören lassen kann. Um aber keine Sprachbarriere entstehen zu lassen, wurden dem Titel deutsche Bildschirmtexte spendiert.
Das Adventures ist sowohl auf Steam als auch im Epic Store erhältlich und erscheint zudem für PlayStation 5 und Xbox X|S. Das Spiel besticht nicht nur durch seine packende Story und dynamische Welt, sondern auch durch taktisch anspruchsvolle Kämpfe. Es ist ein Muss für alle Fans von rundenbasierten Rollenspielen. Das Spiel bietet eine angenehme Herausforderung für alle, die auf der Suche nach einem einzigartigen und fesselnden Spielerlebnis sind. Doch genug dem Fazit vorgegriffen…
Pro & Kontra
- Atmosphärisches Science-Fiction Szenario
- Fordernder Schwierigkeitsgrad, der regelbar ist...
- Überzeugende strategische Kämpfe
- Häufiges Speichern ist pflicht...
- ...aber trotzdem Anfänger überfordern kann
- Spielmechanik bremst anfänglich den Spielfluss