Hype: The Time Quest REVIEW
Hype: The Time Quest war Anno 1999 bereits das dritte Playmobil-Computerspiel. Wie schon die beiden Vorläufer „Laura und das Geheimnis des Diamanten“ und „Alex‘ Abenteuer auf der Farm“ stammt das Spiel aus dem Hause Ubi Soft (oder eben Ubisoft, wie die sich heute schreiben). Der Erfolg des Namen-gebenden Playmobil-Ritters war wohl groß genug, dass Ubi 2 Jahre später Versionen für die PlayStation 2 und den GBC nachschoben. Zwar hatte ich die PS2-Version mal angespielt und aufgrund wirrer Steuerung und lärmender Disk sehr schnell wieder in den Schrank gestellt, jedoch hielt mich das nicht davon ab, auch der GBC-Version eine Chance zu geben. Ob Hype auf dem Nintendo-Modul eine bessere Figur macht, als auf der Sony-Disk, erfahrt ihr im folgendem Test.
Guter weißer Ritter gegen bösen schwarzen Ritter – alles klar!?
Im Königreich Torras wird gerade ein Friedensfest abgehalten. Der tapfere Ritter Hype gilt als der große Held und Champion des Königreichs. Zum Dank für seine Leistungen bekommt er von König und Königin das Friedensschwert ausgehändigt.
Doch dann wird die Party von einem Drachenreiter gecrasht. Es handelt sich um den bösartigen schwarzen Ritter Barnak, welcher den Thron von Torras für sich beansprucht. Natürlich fordert Hype Barnak zum Kampf, und bekommt sehr schnell den Plastikpopo versohlt. Zur Strafe verwandelt der Schurke Hype in eine Steinstatue und schickt ihn mehrere Generationen in die Vergangenheit. Dort verliert der Versteinerungszauber jedoch recht bald seine Wirkung, was es Hype ermöglicht doch noch irgendwie den Tag zu retten. Hierfür muss er freilich erst einmal in seine eigene Zeitlinie zurückkehren. Glücklicherweise treibt sich der freundliche Magier Gustus in dieser Epoche herum. Dieser bietet Hype seine Hilfe an. Gelingt es dem Ritter drei Heilige Objekte zu erbeuten, so wird Gustus den Drachen Zatila beschwören, welcher Hype durch einen Zeittunnel in die nächste Epoche transportiert. Dieses Prozedere muss Hype drei mal durchführen, ehe er endlich wieder in seiner eigenen Zeit landet und Barnak zu einer Revanche fordern kann.
Tjoa, und mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Es ist eine sehr simple, geradlinige Handlung. Eben genau das, was man von einem Game Boy-Platformer erwartet. Die Endsequenz hätte etwas ausführlicher sein dürfen, aber abgesehen davon gibt es jetzt auch nichts zu kritisieren. Ich mein, niemand wird von einem GBC-Spiel mit Playmobil-Lizenz Shakespeare erwarten.;)
Action-Platforming mit seichtem RPG-Einschlag
Bei der GBC-Version von Hype: The Time Quest handelt es sich um einen Action-Platformer mit RPG-Elementen. Nach der Introsequenz findet ihr euch in Torras der Vergangenheit wieder. Torras dient euch über das Spiel hinweg als Hub-Areal. Hier könnt ihr aus der Vogelpersepktive die Stadt erkunden, mit NPCs quatschen (die jedoch nichts relevantes zu sagen haben) und drei Shops aufsuchen. Beim Waffenladen könnt ihr Pfeile für Hypes Armbrust kaufen, der Apotheker heilt eure verbrauchte Lebensenergie und der Hotelbetreiber verkauft euch das aktuelle Passwort, welches sich aus sieben Buchstaben, Ziffern oder Symbolen zusammensetzt. Natürlich benötigt ihr Geld, um euch diese Dienstleistungen leisten zu können. Dieses erhaltet ihr, indem ihr die Münzen innerhalb der 2D-Action-Platforming-Level einsammelt.
Eure Hauptaufgabe im Hub-Areal ist es jedoch Gustus aufzusuchen, damit dieser euch nach einem Dialog die Zugänge in die 2D-Level freischaltet. Dort sollt ihr jeweils einen Schlüsselgegenstand einsammeln, der natürlich am Ende der jeweiligen Stage platziert wurde. Diese Stages wurden derart aufgebaut, dass sie Raum zur Erkundung bieten, ohne dabei jedoch in Labyrinthe auszuarten. Hype bietet ein respektables Move-Repertoire. Er kann rennen, springen, sich ducken, durch schmale Lücken kriechen, Leitern raufklettern, sich an Kanten festhangeln und hochziehen und natürlich auch kämpfen. Für letzteres steht ihm sein Schwert und die Armbrust zur Verfügung. Das Schwert hat nicht die beste Reichweite, weswegen etwas Timing gefragt ist, wenn man die Gegner kompetent beseitigen möchte. Glücklicherweise wird das Schwert jedoch sehr schnell obsolet, da man innerhalb der Level genügend Munition für die Armbrust finden kann. Mit dieser kann man die Gegner aus sicherer Distanz erledigen, was dem Nahkampf natürlich vorzuziehen ist. Im späteren Spielverlauf erhält Hype von Gustus auch noch drei Elementar-Zauber, welche jedoch, genau wie die Armbrust, als Projektilwaffe fungieren und daher etwas witzlos sind. Da man für die Armbrust bis zu 99 Schuss lagern kann, wirken die bis zu 30 Schuss Zauberenergie ebenso obsolet wie das Schwert.
Trotz dieser guten Bewaffnung sollte man das Spiel jedoch nicht allzu sehr auf die leichte Schulter nehmen. Denn zahlreiche Gegner und Fallen lauern darauf Hypes Energieleiste in Form von sechs Herzen aufzubrauchen. Und Heilgegenstände in Form von Herzen sind rar gesät. Man sollte also vorsichtig vorgehen, wenn man den jeweiligen Level ohne Verlust eines Extralebens überstehen möchte. Extraleben sind übrigens noch seltener zu finden als Herzen. Dafür darf man nach Verlust eines Lebens jedoch direkt an Ort und Stelle weitermachen, und zwar ohne weitere Verluste. Wenn man also während eines Bosskampfes ein Leben verliert, so muss man den Kampf nicht von vorne beginnen, sondern kann den angeschlagenen Boss direkt weiter bekämpfen. Sehr vorbildlich – wenn schon Extraleben verwendet werden, dann sollten sie genau so funktionieren! Aber wie gesagt sind Extraleben superselten und die Energieleiste schnell verbraucht. Vorsichtiges Vorgehen ist dringend zu empfehlen, bremst jedoch auch den Action-Aspekt etwas aus.
Aber wie dem auch sei: Jede der vier Epochen umfasst drei dieser 2D-Action-Platforming-Level. Sind alle drei geknackt, schickt euch Gustus in den ersten drei Epochen in eine 2D-Shmup-Stage, wo ihr auf dem Drachen Zatila reitet, ein paar zaghafte Flugviecher wegbrutzelt und darauf achten müsst, nicht durch das Autoscrolling an Wänden zermatscht zu werden. Diese Stages sind sehr leicht zu bewältigen und nicht weiter der Rede wert. Hat man den Zatila-Level geschafft geht es direkt zum jeweiligen Bossgegner. Diese nutzen feste Angriffsmuster und verfügen über einen ordentlichen Heilbalken. Mit Ausnahme vom Endgegner Barnak sind sie jedoch recht einfach zu knacken.
Die vierte und letzte Epoche bietet eine besondere Herausforderung. Normalerweise darf man sich aussuchen, in welcher Reihenfolge man die drei 2D-Stages angeht. In der vierten Epoche ist dies nicht mehr möglich. Nach dem ersten Platforming-Level darf man ein letztes Mal die Stadt erkunden (und ein Passwort kaufen). Die anderen beiden Level und Barnak müssen dann in einem Rutsch geschlagen werden – fiese Herausforderung. Hoffentlich habt ihr dann noch ein paar Extraleben in Reserve.
Grafik und Sound
Audiovisuell bietet das Spiel gehobene Kost. Die Grafik ist farbenfroh, Umgebungen und Sprites sind liebevoll gestaltet und die Charaktersprites wurden schön animiert. Die Ortschaften bieten obendrein ein gutes Maß an Abwechslungsreichtum. Die Reise führt durch detailverliebte Wälder, Höhlen, Schlossgemäuer und mehr. Ehrensache, dass man auch den Playmobil-Stil erkennt. Lediglich die Intro- und Endsequenz wirken mit ihren untertitelten Standbildern etwas zu steril und langweilig, aber das ist nur ein kleiner, eher unbedeutender Makel.
Auch der Soundtrack ist gelungen. Die Melodien verbreiten einen netten Mittelalter-Flair, welcher einiges zum Spielspaß beiträgt. Es sind zwar keine Ohrwürmer dabei, aber abgesehen davon kann sich der OST wirklich hören lassen. Die Soundeffekte überzeugen ebenfalls. Wie gesagt, braucht sich das Spiel in audiovisueller Hinsicht nicht zu verstecken.
Pro & Kontra
- gute audiovisuelle Präsentation
- solider Action-Platformer mit seichten, aber klug eingespeisten RPG-Elementen
- flexibles Passwortsystem
- arg knausriger Umgang mit Extraleben und Heilungs-Items
- etwas lieblose Intro- und Endsequenz