Hunt the Night REVIEW

Das am 13. April 2023 veröffentlichte Top-Down Action-Adventure Hunt the Night ist der Debuttitel des spanischen Indie-Entwicklers Moonlight Games. Das Spiel ist ein vorzeigbarer Kickstarter-Erfolg, denn der Wunschbetrag von 25.000 € konnte mit 80.556 € deutlich übertroffen werden.

Im Steam-Werbetext zum Spiel werden Worte wie „Retro-Stil,“ „skillbasiertes Gameplay“ und „herausfordernde Bosse“ verwendet. Die letzteren beiden Phrasen spielen leider auf einen extrem hohen Souls-like-Schwierigkeitsgrad an, der im Werbetext leider nicht klar benannt wird. Andernfalls hätte ich das Steamkey-Angebot von unserer Chefredakteurin Rena wohl auch nicht angenommen. Doch als ich gemerkt habe, dass es nur ein weiteres Spiel ist, welches diesem ätzenden Unfair-Schwer-Trend hinterher hechelt, war es leider zu spät.

Schade ist es aber schon, denn ich hätte wirklich auf ein Top-Down Action-Adventure im Retro-Stil bock gehabt. Spiele wie „A Link to the Past“ oder „Illusion of Time“ gehören schließlich zu meinen liebsten SNES-Klassikern, und Hunt the Night bietet tatsächlich solide Adventure-Elemente und konzentriert sich nicht nur auf den Souls-like-Kram. Aber ich greife vor. Die Details findet ihr im folgendem Test.

Jägerin oder Gejagte?

Hunt the Night führt uns in die finstere Dark Fantasy-Welt von Medhram. Tagsüber gehört die Welt den Menschen, doch Nachts kriechen allerlei übernatürliche Monster und Dämonen aus ihren Löchern, um der Menschheit den Garaus zu bereiten. Einzige Schutzbastion gegen die Mächte der Finsternis sind die sogenannten Stalker, Elitekrieger die sich aufs vermöbeln oben genannter Kreaturen spezialisiert haben.

Wir übernehmen die Rolle der Stalkerin Vesper. Diese hat, zusammen mit vielen anderen Stalkern, den Auftrag die einstige Stalker-Festung Ravenford zu befreien. Ravenford wurde nämlich von den Mächten der Finsternis eingenommen. Eine Demütigung, welche die Stalker freilich nicht unbeantwortet lassen können. Doch Vesper hegt ein dunkles Geheimnis. Durch einen Pakt den ihr Vater geschlossen hatte, dient sie als Wirtin für die Dämonin Umbra. Durch Umbras Eingreifen hat Vesper schon viele Situation überlebt, die eigentlich ihren Tod bedeutet hätten. Doch das ist kein Trost für die Stalkerin, denn sie weiß, dass Umbra im Endeffekt zu ihren Feinden gehört.

Die Ausgangslage der Handlung ist also nicht uninteressant, wie diese weiterverläuft, oder welche Charakterentwicklungen die Geschichte zu bieten hat, kann ich leider nicht sagen, da ich nie über den zweiten Boss und somit auch nie über Ravenford hinausgekommen bin. Positiv sind hingegen zahlreiche Sagengut-Texte, welche sich in Form gefundener Rabenfedern und sämtlicher Gegenstandsbeschreibungen offenbaren. Derartiges ist gerne gesehen.

Frustration in Reinkultur

Zu Beginn des Spiels durchlauft ihr zunächst einen Tutorial-Parcour der euch mit den Grundlagen der Steuerung vertraut macht. Zu Vespers Move-Repertore gehört ein Dash, mit dem man nicht nur gegnerischen Attacken unbeschadet ausweichen kann, sondern der auch dazu genutzt werden muss um Abgründe oder Schlacke-Pools zu überbrücken. Später kann man per Knopfdruck auch Umbra beschwören, damit diese in Geisterform größere Flächen unwegsamen Geländes überqueren kann. Per Knopfdruck kann Vesper dann zu Umbras Standort teleportieren. Vergesst aber nicht, dass sowohl der Dash als auch Umbra an einen Konditionsbalken gekoppelt sind. Glücklicherweise ist die Kondition relativ großzügig bemessen und bietet eine schnelle Regenerationsrate.

Für die Offensive verfügt Vesper sowohl Nahkampf- als auch Fernkampfwaffen. Im Verlauf des Spiels erbeutet sie mehrere verschiedene Hau- und Stechwerkzeuge wie Schwerter verschiedener Größen, Lanzen, Krallen etc. Selbstverständlich unterscheiden sich die Waffen in den Kategorien Schaden, Reichweite und Geschwindigkeit. Für den Fernkampf erhält sie eine Pistole (lange Reichweite, niedriger Schaden), eine Shotgun (kurze Reichweite, großer Schaden) und eine Armbrust (Streuschuss, aber doppelter Munitionsverbrauch). Die Muni ist jedoch auf eine Six-Gun-Trommel beschränkt, die sich nur auflädt, wenn man Gegner im Nahkampf weichklopft. Die Tatsache, dass das Zielen mit dem rechten Analogstick eher schwammig ausfällt, macht die Sache auch nicht besser. Abgesehen davon sowie dem sperrigen Menüinterface funktioniert die Steuerung über Controller aber sehr gut und flüssig.

Es dauert nicht lange, bis sich der hohe Schwierigkeitsgrad bemerkbar macht, denn selbst reguläre Gegner stellen eine ernste Bedrohung dar, sofern man sie auf die leichte Schulter nimmt. Bereits in den Anfangsphasen des Spiels gibt es fiese Gegnerplatzierungen, heikle Arena-Abschnitte mit mehreren Gegnerwellen und unfaire Gegnertypen, welche Unsichtbarkeit einsetzen oder euch außerhalb des Screens wegsnipen können. Stirbt man (was häufig passiert) wird man zum letzten Speicherpunkt zurückteleportiert, welche in Form von Altaren dargestellt werden. Diese heilen verbrauchte Lebensenergie und füllen die Six-Gun-Trommel auf. Abgesehen von garstigen Monstern warten die Dungeonabschnitte aber auch mit etwas Orientierungsarbeit und Rätseleinlagen auf. Letztere umfassen nicht nur ausgelutsche Item- und Schalterrätsel, sondern auch handfestere Sachen wie Rätselgedichte oder zeitkritische Hindernisparcours.

Es gibt keine Erfahrungspunkte und Level-Ups. Vespers Statistikwerte werden, so weit ich es mitbekommen habe, nur durch die gefundene Ausrüstung bestimmt. Getötete Monster erhöhen jedoch den Zähler für dunkle Edelsteine, welche das hiesige Zahlungsmittel sind.

Laut Werbetext gibt es später auch ein wenig Open World-Erkundung, aber so weit bin ich leider nie gekommen, da die Bossgegner in Hunt the Night wirklich abartig schwer ausfallen. Schon der allererste Boss ist deutlich härter als die Endgegner vergleichbarer Spiele wie Ys oder Zelda – ist das wirklich Sinn der Sache? Macht so etwas wirklich Spaß? Mir jedenfalls nicht. Aufgrund dessen hab ich dann auch beim zweiten Boss beschlossen das Game einfach aufzugeben. Für Quälereien ist mir meine Zeit einfach zu schade.

Und gerade die Zeit des Spielers wird hier nicht respektiert. Sterb ich bei einem Bosskampf werde ich zum letzten Altar zurückgeworfen. Das heißt ich muss zum Boss zurücklatschen und die Cutscene wegdrücken (was hier viel zu lange dauert), bevor ich den nächsten Versuch starten kann. Bis dahin bin ich aber wieder aus dem Groove des tödlichen Boss-Tanzes. Damals in Hotline Miami durfte ich nach dem Bildschirmtod innerhalb von Zehntelsekunden ins Spielgescheehn zurückkehren und ohne großen Zeit- oder Rhythmusverlust einfach weiterversuchen bis es endlich geklappt hatte. SO muss das, und nicht anders! Hier sollten sich andere Entwickler mal eine dicke, fette Scheibe abschneiden.

Grafik und Sound

Grafisch setzt das Spiel auf Pixeloptik im 16-bit-Stil. Es gelang den Entwicklern auch relativ gut eine authentisch wirkende Retro-Grafik zu kreieren. Die Grafik ist vielleicht einen Tick zu grobpixelig geraten. Sie bewegt sich eher auf dem Niveau eines JRPGs und nicht auf dem eines Action-Adventures. Aber das ist meckern auf hohem Niveau, denn in objektiver Hinsicht gibt es an der Grafik wenig auszusetzen. Auch die entsprechenden Cutscenes und Animationen sind gelungen.

Der Soundtrack passt gut zum Setting und erzeugt eine gruselige Stimmung. Die Soundeffekte können ebenfalls überzeugen. Das schwingen der Waffen klingt hier angenehm kraftvoll. Eine Sprachausgabe gibt es jedoch nicht. Die deutsche Übersetzung der Texte ist dafür sehr vorbildlich.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • gute audiovisuelle Präsentation im 16-bit-Stil
  • verbreitet eine gelungene, düstere Horrorstimmung
  • nette Rätseleinlagen sorgen für Abwechslung

thumbs-up-icon

Cons
  • Souls-like Schwierigkeitsgrad ohne Pardon. Sogar der erste Boss ist härter als die Endgegner in einem Retro-Action-Adventure/RPG
  • respektloser Umgang mit der Zeit des Spielers (kein direkter Wiedereinstieg zu einem Bosskampf)
  • die Menüführung und die Fernkampfwaffen sind nicht gut in der Handhabung

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Spiel Bewertung
Singleplayer
55
55
-
Multiplayer

FAZIT

Ob Hunt the Night etwas für euch ist, hängt in erster Linie davon ab, ob ihr den Stress eines Souls-like-Schwierigkeitsgrad abkönnt oder nicht. Wenn nicht, dann macht einen Bogen um Hunt the Night. Ihr werdet hier keinen Spielspaß finden. Aber Fans der Nische werden das freilich anders sehen. Ich selbst kann mit Souls-like-Kram nix anfangen und hätte den Key auch nicht entgegengenommen, wenn die Entwickler eine klare Ansage zum Schwierigkeitsgrad auf der Steam-Verkaufsseite gemacht hätten (kann sein, dass sich das inzwischen geändert hat). Schade, dass hier keine variablen Schwierigkeitsgrade zur Auswahl stehen, denn das Spiel hat deutliche Stärken wie eine gelungen Dark Fantasy-Atmosphäre, nette Rätseleinlagen sowie eine vorzeigbare audiovisuelle Präsentation für Freunde der 16-bit-Ära. Aber all das nützt nichts, wenn man keinen Spaß beim spielen empfindet.

- Von  Volker

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USK 16 PEGI 16

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