Hero of the Kingdom REVIEW
Hero of the Kingdom ist bereits das sechste Spiel des slowakischen zwei Mann Indie-Entwicklerstudios Lonely Troops. Das Spiel wurde am 20. Dezember 2012 erstveröffentlicht und kam in Deutschland sogar als Retail-Version heraus. Ob Hero of the Kingdom zu den interessanteren Titeln im Casual-Wimmelbild-Massenmarkt gehört, gilt es jedoch erst noch herauszufinden.
Die Handlung ist nichts Besonderes: Man übernimmt die Rolle über einen namenlosen Bauernjungen. Einer Halbwaise, die zusammen mit seinem Vater auf dem gemeinsamen Hof lebt. Als sein Vater eines Tages für eine Woche zu einer geschäftlichen Reise aufbricht, wird der Bursche aber recht bald auf eine harte Probe gestellt. Banditen kreuzen auf und fackeln den Bauernhof ab, während unser Protagonist gerade außer Haus ist. Seltsamerweise ging es dem Pack nicht ums Rauben, sondern lediglich ums Zerstören. Der Jüngling bricht kurz darauf auf, um seinem Vater die schlechten Nachrichten mitzuteilen, nur um wenig später festzustellen, dass dieser bereits von den Banditen entführt wurde. Damit sind unsere primären Aufgaben dann auch klar abgesteckt: Den Herrn Papa befreien, sich an den Banditen rächen und herausfinden, was es mit deren irrationalen Verhalten überhaupt auf sich hat.
Allzu viel sollte man von der Story jedoch nicht erwarten. Sie geht zu keiner Sekunde über uninspirierte Genre-Klischees hinaus. Es ist mittelmäßiges Mittelalter-Fantasy-Zeugs ohne jeglichen Tiefgang, nennenswerte Charaktere oder gar prägnante Überraschungen und Wendungen. Mehr kann man dazu auch einfach nicht sagen, weswegen wir auch schon zum Gameplay-Bereich übergehen können.
Klick dich hoch
So simpel das Spielprinzip von Hero of the Kingdom in der Praxis ablaufen mag, so ist es gar nicht so einfach zu erklären. Es handelt sich um eine interessante Mischung aus Wimmelbildspiel und Management-Simulation. Um im Spiel voranzuschreiten, muss man, wie in einem Rollenspiel, haufenweise von Neben- und Hauptquests abschließen. Diese bewältigt man jedoch nicht, indem man direkt ins Geschehen eingreift, sondern lediglich durch die Ableistung des Mikromanagements. Ihr wollt eine eingestürzte Brücke reparieren? Dann beschafft euch ein paar willige Arbeiter und Arbeitsmaterial wie Seile. Ihr wollt es mit einer Gruppe Banditen aufnehmen? Dann heuert ein paar Soldaten und Jäger an und kauft euch ein paar Heiltränke. Hierfür benötigt man freilich jede Menge Gold, welches erst einmal verdient werden will. Gold erhält man unter anderem durch das Verkaufen von Nahrungsmitteln wie Fisch und Fleisch, welche man wiederum durch diverse Arbeiten wie Jagen oder Angeln erhält. Viele Berufe muss man aber erst einmal erlernen oder perfektionieren, damit der Rubel ordentlich rollt. Die hierfür zuständigen Lehrmeister bilden jedoch nur jene aus, die über einen guten Ruf verfügen und eins, zwei Quests für sie bewältigen.
Jegliche körperliche Aktivität verbraucht aber die Kraft des Helden. Diese muss also immer wieder regeneriert werden. Hierfür stehen diverse Rastplätze zur Verfügung, die jedoch ebenfalls Ressourcen wie Nahrungsmittel oder Gold einfordern. Nochmals: Es geht darum den Überblick über das Inventar und die Ressourcen zu behalten und nicht darum direkt ins Geschehen einzugreifen, wie in einem typischen Rollenspiel. Das Spiel gibt einem zudem immer vor, wie viel Kraft, Geld, Ruhm, Gegenstände oder was auch immer man benötigt, um Aufgabe/Aktion XYZ abhaken bzw. vollführen zu dürfen. Eigenständige Einschätzungen werden nicht verlangt und ein Zufallsprinzip existiert nicht. Selbst Verluste in Form von getöteten Söldnern oder abgenutzten Werkzeugen basieren auf einem festgelegten Script. Dementsprechend fällt der Anspruch auch sehr niedrig aus. Irgendwann hat man ohnehin so viel Gold angehäuft, dass man noch nicht mal mehr planen muss, in welcher Reihenfolge die ganzen Arbeiten und Aufgaben abgewickelt werden sollten, damit man nicht doch unverhofft in einer Sackgasse landet. Wer ein anspruchsvolles Management-Spiel sucht, ist hier also an der falschen Adresse. Hero of the Kingdom richtet sich eindeutig an Casual-Spieler.
Diese Tatsache spiegelt sich auch in der bequemen Steuerung wieder, welche nicht simpler sein könnte. Eigentlich muss man sich lediglich mit der linken Maustaste durchs Spiel klicken. Mehr wird nicht benötigt. Die Aktionsmöglichkeiten in den einzelnen Screens werden mit Piktogrammen gekennzeichnet. So steht z.B. ein Beutel für einen Händler, eine Angelrute kennzeichnet Fische zum fangen, Richtungspfeile führen in ein neues Gebiet usw. Es wurde sogar an eine aufrufbare Weltkarte gedacht, mit der man bequem von einem Ende der Spielwelt zum Anderen springen kann. Dementsprechend kommt man schnell und unkompliziert im Spiel voran – sehr vorbildlich.
Abgesehen vom Management-Aspekt sticht auch immer wieder der Wimmelbild-Faktor heraus. Einige Quests wie „Finde sechs entlaufene Schafe“ zielen freilich darauf ab, den Screen gründlich abzusuchen. Des Weiteren gibt es noch zahlreiche optionale Fundsachen wie Vogeleier, Pilze oder alte Kisten mit mehr oder weniger wertvollen Inhalten. Diese wollen freilich eingesammelt und zu Geld gemacht werden, sofern man sie nicht eventuell zur Lösung einer Quest benötigen könnte. Und gerade diese Fundsachen motivieren einen doch immer wieder die Screens gründlich abzusuchen. Die Achievements bilden hierbei freilich einen weiteren Motivationspunkt. Aber selbst wer versucht alle Achievements einzusacken, wird das Spiel nach maximal fünf Stunden Spielzeit abgegrast haben. Sonderlich umfangreich ist der Spaß also nicht. Aufgrund der kurzen Spielzeit, kann man es jedoch halbwegs verzeihen, dass es nur einen einzigen Speicherstand gibt, der blöderweise gelöscht wird, sobald man ein neues Spiel beginnt.
Weniger verzeihbar ist jedoch der nervige Grinding-Aspekt bezüglich des Rastens zur Erneuerung der Kraft. Wer sich einen vernünftigen Vorrat an Kraft anhäufen möchte, muss mehrere male hintereinander rasten, was freilich eine langweilige, zeitraubende Angelegenheit ist. Hätte man vermeiden können, wenn man mehrere Rasteinheiten auf einmal in Auftrag geben könnte. Abgesehen davon spielt sich Hero of the Kingdom jedoch sehr flott und spaßig.
Grafik, Sound und weiteres
Auf den ersten Blick erinnert das Spiel an alte Rollenspiel-Klassiker wie z.B. Baldur’s Gate. Die Spielwelt wird in isometrisch gezeichneten Renderbildern dargestellt, was nicht nur eine gute Übersicht fördert, sondern freilich auch nostalgische Erinnerungen wachrufen soll. Leider mangelt es den Bildern an Animationen. Die minimalen Wasser- und Rauch-Animationen können jedenfalls niemanden beeindrucken. Darüber hinaus muss man auch auf den Wuselfaktor verzichten. Die Einwohner der Spielwelt sind lediglich Bestandteil des gezeichneten Bildes und keine separat gestalteten Spielfiguren. Ereignisse wie Kämpfe oder der Aufbau eines Gebäudes werden dann auch bloß in Form einer Bilderabfolge präsentiert. Ein weiteres Problem ist das unspektakuläre Szenario. Viel mehr als Wälder, Wiesen und Dörfer wird man hier nicht zu sehen bekommen. Ein Sumpf oder Friedhof gehört hier noch zu den exotischeren Ortschaften. Trotz eines gewissen nostalgischen Flairs, kann man die Grafik also bestenfalls als mittelmäßig bezeichnen.
Genauso mittelmäßig ist dann auch der Soundtrack, der eher unspektakulär im Hintergrund vor sich hin dudelt. In der Regel wird dadurch zwar eine nette relaxte Stimmung geschaffen, aber eben nicht mehr als das. Ohrwurm-verdächtige Melodien sucht man genauso vergebens wie eine Sprachausgabe.