Hello Neighbor 2 REVIEW

Im Jahr 2015 begann die Geschichte von Hello Neighbor.  Die erste Alpha von Hello Neighbor erschien und im Dezember 2017 folgte der Release. Danach folgte Secret Neighbor im Oktober 2019 als Multiplayer-Erweiterung des Originals. Das Prequel Hello Neighbor: Hide and Seek erscheint kurz darauf im Dezember 2019. Dazwischen erfreute noch „Hello Engineer“ Google Stadia, das im Hello Neighbor Universum spielte. Und jetzt also der offizielle, finale Release von Hello Neighbor 2.

Ich hätte ehrlich gesagt nicht geglaubt, dass dieses Franchise so lange überlebt und sogar Spin-Off Teile erscheinen. Doch lasse ich mich gerne davon überzeugen, dass der offizielle zweite Teil eine Daseinsberechtigung hat.

Diese Spiel hat eine Geschichte

Wo der Erstling der Horror-Serie noch einen ordentlichen Hype generieren konnte, wurde es nach dessen Fall doch scheinbar recht ruhig um die Serie. Kurz gesagt haben die Entwickler im Laufe der Entwicklung doch einige fragwürdige Entscheidungen getroffen, die weder gut aufgenommen wurden, noch gut angekommen sind. Es gibt unzählige Videos, die von dieser Geschichte erzählen. Wir kauen das jedoch an dieser Stelle nicht weiter durch. Zudem möchte ich unbelastet an die Fortsetzung gehen, was mir aber durchaus schwerfällt.

Hello Engineer hat mich wirklich begeistert. Nach dem Ende von Google Stadia warte ich daher dringend auf eine PC Veröffentlichung. Aufgrund der unbestimmten Wartezeit habe ich aber regelrecht bock, tiefer in Hello Neighbor 2 einzutauchen, um den positiven Eindruck des Franchise zu festigen.

Hat man denn überhaupt was gelernt?

Doch schon stellen sich die ersten Fragen, noch bevor ich überhaupt dazu komme, das Spiel gut oder schlecht zu finden. Im Fokus steht die Art der Veröffentlichung. Damit meine ich nicht einmal diverse Vorab-Versionen. Das Spiel erscheint als normale Version für 33,99 Euro. Es gibt aber bereits eine Deluxe-Version, die DLC-Inhalte bündelt für 49,99 Euro. Kauft man sich die Inhalte einzeln, werden zusätzlich 35,47 Euro fällig. Standard + DLC macht dann 69,46 Euro gegenüber der Deluxe für 49,99 Euro. Natürlich wird man hier also eher dazu gedrängt, sich die Deluxe so oder so zu kaufen. Warum also nicht ein Preis zum Release? Ich vermute, die 33,99 Euro sehen auf den ersten Blick besser aus, sodass ferner über die einzelnen Inhalte mehr Geld generiert werden kann.

Back to School (Einzelkauf 14,79 Euro) fügt eine Schule, dessen Geschichte und den Hausmeister hinzu. Late Fees, ebenfalls einzeln für 14,79 Euro, beinhaltet die Geschichte der Bücherei von Raven Brook und den Bibliothekar. Hello-copter, für schmale 5,89 Euro, erweitert euer Erlebnis generell um eine Drohne. Diese wirkt wiederum wie ein bezahlter Cheat, denn damit könnt ihr noch genauer die Welt vorab erkunden. Warum ist diese eigentlich nicht für alle bzw. allgemein im Spiel verfügbar?

Die Add-ons sind einzeln aus dem Hauptmenü wählbar, wirken jedoch irgendwie fehl am Platz. Man wird ohne weitere Erzählung in die Map geworfen. Selbst Teil 1 wurde nicht so kurios monetarisiert, ebenso wenig wie andere Veröffentlichungen aus dem Franchise. Die Entwickler scheinen wirklich sehr überzeugt von Hello Neighbor 2 zu sein, sodass dieses Geschäftsmodell tatsächlich nach Release noch immer Anwendung findet.

Vorsicht, hinter dir, ein dreiteiliges Rätsel!

Hello Neighbor 2 beschreibt sich als Stealth-Horrorspiel. Ich würde hier jedoch noch das Genre „Puzzler“ hinzufügen. Denn Puzzle und komplizierte Rätsel haben im Spiel einen hohen Stellenwert. In der Ego-Perspektive schleicht und erkundet ihr eine Stadt, ihre Einwohner und deren Häuser. Nach und nach kommt ihr so hinter Geheimnisse, die jeder Bewohner zu haben scheint.

Wenngleich der Entwickler meint, dass wir ein Horror-Game durchleben, muss ich leider feststellen, dass jeglicher Horror aus dem ersten Teil einer offeneren Welt geopfert wurde. Die Musik und die Effekte spiegeln das wieder. Es ist einfach keine Gänsehaut zu spüren – nicht einmal einen Hauch davon.

Ich schleiche mich ans erste Haus. Mein Ziel klar im Blick. Immer darauf bedacht, nicht aufzufallen und leise schleichend…aber eigentlich ist es völlig egal. Es ist komplett unwichtig, wie viel Mühe ihr in die Aktionen steckt, denn letztlich spielt es gar keine Rolle, sich geschickt und leise, oder schleichend heranzutasten. Die einfach Lösung: Weit um den Nachbarn und den Personen herumlaufen, ducken und durch. Ob Fenster oder Tür, alles ist großzügig gestaltet und lädt uns regelreicht zum Begehen ein.

In dieser offenen Welt könnt ihr euch frei bewegen. Aber die Häuser müssen in einer bestimmten Reihenfolge gelöst werden, damit ihr diese überhaupt betreten dürft. Warum werden künstliche Grenzen gesetzt, wenn sich im Gegenzug für eine offene Welt entschieden wird? Dann hätte man auch wieder zum alten Konzept zurückkehren können. Warum zwingt man sich modern zu wirken und hat dann doch nur ein altes Konzept zur Hand, das gleichzeitig noch an hoher Qualität spart.

Schwächer als die Vorgänger

Eigentlich könnte mein erster Eindruck auch besser sein. Denn die Grafik spricht mich vollends an. Die liebevollen Details geben mir ein wohliges Gefühl. Ich mag so etwas. Ich feiere die schiefen Zäune und den Comic-Look, denn alles ist irgendwie anders und verspielt. Die Umgebung sieht allgemein bunt und schön aus, ist aber gleichzeitig erschreckend leblos und mit Objekten übersät, die ineinander verschlungen sind. Fällt sowas denn nicht in all den vielen Testphasen vor Release auf?

Aber sofort, wenn ich etwas toll finde, kommen die Bugs und setzen dem ein jähes Ende. Bereits zu beginn kann ich einen Weg über eine Treppe (ich bleibe lieber etwas Vage mit Spoilern) überwinden, bei dem ich ungewollt durch Gegenstände glitsche. All das ohne vorab einen relevanten Gegenstand gefunden zu haben.

Wirklich gelungen sind die raren Zwischensequenzen. Diese lassen wiederum ein beklemmendes Gefühl in Richtung eines Horror-Spiels aufkommen. Davon hätte ich mir definitiv mehr gewünscht.

Die Steuerung ist hoffnungslos kompliziert und für mich noch schwerer zu erlernen, als jene von Dark Souls. Ich verklicke mich ständig im Inventar und werfe Gegenstände, anstatt sie zu benutzen. Das gibt dem Versteckspiel eine gewisse Würze und die KI findet das auch sehr spannend.

Ein Rätsel – es zu lösen gilt

Ich bin nicht einverstanden mit der Qualität der Rätsel. Wunderbar finde ich, dass die Umgebungen herrlich schlau und direkt eingebunden wird. Das führt zu tollen Momenten, die mich vor Freude schnippen lassen, wenn die Lösung geebnet ist. Hier haben die Entwickler einen Punkt getroffen, wenngleich ich manchmal länger brauche als mir lieb ist.

Ein Bild an der Wand zur Seite geschoben, schon wird mir ein Kombinationsrätsel präsentiert. Die Lösung ist in einem Nebenraum versteckt, jedoch alles andere als offensichtlich. Diese offenbart sich erst beim Schauen einer TV-Sendung. Das Erzählen der Geschichten und die Einbringung der Rätsel mithilfe der Umgebung ist gelungen.

Wird aber die künstliche Intelligenz der Nachbarn benötigt, wird es schwierig. Diese hat anscheinend ein paar Gehirnzellen verloren, wenn man den Vorgänger zum Vergleich heranzieht. Das Katz und Maus-Spiel wirkt hier schon wesentlich einfacher, weil man sich in einer offeneren Welt bewegt, der KI aber Grenzen gesetzt sind. Sie bleibt stehen, hängen oder erlebt einen unendlichen Loop einer einzelnen Handlung, wie das Öffnen einer Tür zum Beispiel. Während die KI festhängt, kann ich gemütlich den Rest des Hauses erkunden und dementsprechend lösen. Das habe ich mir irgendwie anders vorgestellt und war bereits in der Vergangenheit besser gelöst. Hier muss dringend ein Patch her.

Für Fans

Fans von Hello Neighbor werden den 2. Teil etwas abgewinnen können. Hinweise zur Lore, offene Enden und Details werden garantiert von der Fanbase aufgesogen. Irgendwie ist es auch die Community, die diese Spiele am Leben halten. Nichtdestotrotz habe ich das Gefühl, abseits der Fans funktioniert das Prinzip weniger gut.

Das Spiel ist unverschämt kurz (~2 Stunden) für seinen Preis, obwohl es darauf ausgelegt ist, es bis in den letzten Pixel zu erkunden und vielleicht sogar eine eigene Geschichte zu erzählen. Ich bin mir sehr sehr sicher, dass man seine Community kennt und weiter pflegen möchte. Dennoch muss ich erneut fragen, reicht das?

Die schönste Grafik und Umgebung wird von nervigen Bugs überlagert. Ein Soundtrack mit Tönen und Musik, der irgendwie zum Szenario nicht passen mag. Ich habe das Gefühl, hier haben zwei Teams nebenher entwickelt und am Ende ein Paket geschnürt, das ich lieber nicht für die Allgemeinheit empfehlen möchte – Selbst den Hardcore-Fans nicht.

Hätte das Spiel nicht lieber Teil einer Erweiterung des Erstlingswerk werden können? Mit seiner etablierten Basis etwas offeneres schaffen, wäre auch ein schönes Ziel gewesen. Ein Stealth-Horrorspiel mit Open-World-Charakter, frei zum Erkunden, zum Erleben und mit einer übergeordneten Story, die man als nicht Eingeweihter verstehen kann.

Hello Neighbor 2 möchte so frisch wirken. doch das ist es nicht. Egal wie man es dreht und wendet, man erlebt eine Enttäuschung. Und selbst das Ende kommt so abrupt, dass es nur eine weitere Empfehlung ist, diesem Spiel fern zu bleiben.

Cloud Gaming Verfügbarkeit

Das Spiel ist seit Release bei Xcloud im GamePass Ultimate verfügbar. Die zusätzlichen Inhalte müssen im Xbox-Store gekauft werden, sind dann aber auch streambar. Ein Release auf Geforce Now scheint realistisch, denn immerhin gibt es dort schon Hello Neighbor und Hello Neighbor: Hide and Seek. Aktuell ist es jedoch nicht gelistet.

Meine Version habe ich über Shadow PC gespielt, woraus die niedergeschriebene Erfahrung resultiert.

Pro & Kontra

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Pros
  • Schöner Comic-Look
  • Kluge Rätsel, wenn die Umgebung eingebunden ist
  • Fans dürften es mögen

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Cons
  • Grafik-Fehler und Glitches
  • KI hat massive Schwächen
  • Deluxe-Edition wirkt wie Abzocke
  • Offene Welt die keine ist
  • Story? Für Eingeweihte

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