Handball 16 REVIEW

Jedes Jahr veröffentlichen die großen Publisher die üblichen Sportreihen wie Fifa, PES, NBA 2k, uvm. In diesem Jahr bekommen wir mit Handball 16 endlich eine neue, durchaus interessante Sportart für die aktuelle Konsolengeneration geboten. Dieses Spiel wird vom Publisher BigBen Interactive vertrieben und von dem französischen Entwickler EKO Software entwickelt. Wir haben uns in die Hallen der Nation gestürzt und finden für euch heraus, ob das erste Handball-Spiel für die Konsolen wirklich etwas taugt, oder ob man besser die Finger davon lassen sollte.

Spielerisch ein totaler Fehlwurf

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Normalerweise sollte die Überschrift des Absatzes nicht gleich vorwegnehmen, was wir von Handball 16 halten, allerdings fallen mir spontan keine Beschönigungen für dieses Stück Software ein. Aber immer der Reihe nach – mit Abschluß der Installation des Spiels auf der Festplatte unserer PlayStation 4 stürzen wir uns sofort in ein schnelles Spiel gegen den Computer-Gegner. Wir suchen uns für den ersten Versuch die Rhein-Neckar-Löwen aus Mannheim aus, dies ist eine aus den 68 original lizenzierten Teams. Das hat uns natürlich sehr gefallen. Alles was wir danach sehen mussten, eher weniger…

Wir wählen unsere Startformation, tauschen Spieler aus und starten unser erstes Spiel mit einer riesigen Vorfreude. Leider wird diese bereits beim Einlauf der beiden Mannschaften zunichte gemacht, denn die Präsentation ist sehr minimalistisch gehalten und wir sind bereits auf das Schlimmste vorbereitet. Als dann auch noch die beiden Kommentatoren, keine geringeren als die ehemaligen Handballer und jetzigen Sport1-Kommentator Markus Götz und Handball-Legende Stefan Kretzschmar, mit dem Kommentieren des Spiels beginnen, ist jede noch vorhandene Vorfreude verflogen. Es ist schlicht nicht gut gemacht.

Die letzte Hoffnung, dass Handball 16 eine gelungene Sport-Simulation werden könnte, lag also nun rein auf dem Gameplay – sozusagen die letzte Hoffnung aller Fans dieser Sportart. Das Spiel beginnt – 60 packende Minuten warten auf uns – oder eher gesagt 6 Minuten Spielzeit. Und dann geht es auch schon los mit dem Anwurf. Wir merken sehr schnell, dass sich unsere Spieler sehr unpräzise steuern lassen und so passiert es auch nicht selten, dass wir mit dem Ball ins Seitenaus, in den verboten Raum vor dem Tor, oder unkontrolliert in einen Gegenspieler rennen, was meist ein Foul bedeutet. Das Passspiel ist hingegen fast schon das Highlight des Spiels, denn das funktioniert größtenteils sehr gut und ohne große Probleme. Nach den ersten gespielten 30 Minuten und einem Spielstand von unglaublichen 2:1 merken wir jedoch schnell die größte Schwäche des Spiels – das Tore erzielen. Dies erweist sich nämlich in den meisten Fällen als viel zu schwer und wenn ein Wurf dann doch mal auf das Tor des Gegners kommt, dann ist der Torwart mit seinen gefühlt 8 Händen gleich zur Stelle. Einige werden sich jetzt sicherlich denken, dass ich vielleicht zu blöd für das Spiel bin. Aber als nach Schlusspfiff ein 4:3 auf der Anzeigetafel stand, merkte ich schnell, dass der Computer selbst nicht besser das Tor traf. Dies wurde auch nach einigen Ligaspielen mit meinem Team nicht besser und ich verlor relativ schnell die Lust an diesem Modus. Realistische Handballergebnisse sehen ja nun mal ganz anders aus. Über die Ballphysik und die technischen Macken des Spiels reden wir später…

Umfang praktisch nicht vorhanden

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Nach dem Starten des Spiels erblicken wir im Hauptmenü bereits, dass Handball 16 nicht gerade mit unterschiedlichen Spielmodi prahlen kann. Wir haben die Wahl zwischen einem schnellen Spiel, dem Liga-Modus, einem Karriere-Modus und den Optionen, die leider nicht einmal eine Wahl des Schwierigkeitsgrades zulassen – ja, richtig gelesen, es gibt bloß einen einzigen. Eine Einführung in die Steuerung oder gar ein Tutorial, welche dem Spiel sicher gut getan hätte, sucht ihr leider vergeblich.

Der Karriere-Modus klingt von diesen vorhandenen Modi noch am unterhaltsamsten, doch auch dieser stellt sich schnell als eine Enttäuschung heraus. Wir erstellen unseren kommenden Handball-Star und wählen eine aus einer kleinen Auswahl zur Verfügung stehenden Mannschaften aus. Schon bei der Gestaltung unseres Spielers hätten wir uns ein klein wenig mehr Optionen gewünscht, doch darüber können wir noch gerade so hinwegsehen. Auch Fähigkeiten die wir verteilen können, suchen wir zunächst vergeblich. Diese müssen wir uns erst durch hartes Erkämpfen auf dem Platz erspielen, was aber durch die wenigen Tore eine gefühlte Ewigkeit dauert. Das kann dann gerne mal 1-2 Spielzeiten dauern. Eine Katastrophe wer schnell zu einem großen Star heranwachsen möchte. Der Karriere-Modus macht auf mich einen nur halbfertigen Eindruck, die Grundidee mag gelungen sein, die Umsetzung wirkt nicht ausgereift genug, um überzeugen zu können.

Wenn der Ball zum Klotz wird…

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Handbälle oder Bälle im Allgemeinen haben die vielleicht kuriose Eigenschaft, dass sie durch Bewegung beginnen zu Rollen und je nach Kraft der Bewegung, eine weitere oder kürzere Strecke zurücklegen können. Betrachtet man jetzt ein Handball-Spiel im Fernsehen oder Live vor Ort wird man feststellen, dass Torhüter Bälle prallen lassen und diese mit etwas Glück zum Angreifer zurückrollen können und so eine erneute Torchance entstehen kann. Spieler in Handball 16 suchen diese physikalische Reaktion leider völlig vergebens. Ein abgeschlossener Wurf, welcher vom Tormann, wie so oft im Spiel, prallen gelassen wurde, bleibt nach gefühlt 5 cm auf dem Boden einfach liegen. Man hat das Gefühl der Ball bestehe nicht aus Gummi sondern aus einem schweren Steinblock, der geradewegs wie ein Klotz nach unten fällt. Schlechte Physikengine oder werden hier physikalische Gesetze gebrochen? Wir wissen es nicht, allerdings steht schnell fest: Der Realismus blieb hier total auf der Strecke.

Auch optisch ist Handball 16 leider kein Leckerbissen. Während man bei der Lizenz der 68 Mannschaften noch vollends überzeugen konnte, gleichen sich die Hallen fast wie ein Ei dem anderem. Scheinbar hat man nur 3 oder 4 Modelle an Hallen in das Spiel eingebaut, der Spieler wird es ja schon nicht merken – Irrtum, hat er wohl gemerkt. Die Animationen, falls mal welche vorhanden sind, sehen einfach nur schlecht aus und über die Fans und die Details in der Halle reden wir besser erst gar nicht. Das haben andere Entwickler bereits vor 5 Jahren besser gelöst und ist einer PS4-Version, welche wir im Test zur Verfügung hatten, absolut unwürdig.

Schlussworte

Ich möchte diesen Test jetzt nicht abschließen ohne noch ein paar Worte zu den Kommentatoren des Spiels zu verlieren. Viele Spieler der Fußball-Simulation Fifa beschweren sich in aller Regelmäßigkeit über die schlechten Kommentatoren des Spiels und ihre unpassenden und immer wiederholenden Sprüche während eines Spiels. Wenn ihr an dieser Stelle nickend zustimmt und Fifa dafür kritisiert, dann habt ihr noch keinen Blick in Handball 16 geworfen.

Während des Spiels begleiten euch die beiden Kommentatoren Markus Götz und Stefan Kretzschmar, wie wir bereits weiter oben erwähnten. Wer da verständlicherweise auf eine geballte Kompetenz hofft, die man von diesen beiden Herren durchaus erwarten kann, wird bereits nach wenigen Minuten, ach was sage ich da – nach Sekunden (!), enttäuscht sein. Ich habe in meinem bisherigen Leben noch kein Sportspiel gesehen, das so emotions- und lustlos bequatscht wurde wie dieses. Die beiden Sprecher klingen so, als ob man sie gerade erst aus dem Bett geholt hätte, nach einer langen Partynacht am Abend zuvor. Insgesamt muss man einfach festhalten, dass sich das Spiel technisch in einem fast schon katastrophalen Zustand befindet.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
48
48
48
Multiplayer

FAZIT

Finger weg von Handball 16, denn diese rund 60 €, die dieses Stück Software dann auch noch kosten soll, investiert ihr lieber in etwas sinnvolleres. Das Spiel bietet abgesehen von seinen durchaus respektablen Lizenzen und Original-Teams einfach nichts was einen Fan von Handball begeistern könnte. Wenig Spielmodi, dazu eine katastrophale Steuerung und Handhabung, sowie eine Technik, die weit hinter dem aktuellsten Stand ist, lassen nur wenig Spielspaß aufkommen. Die schlechten Kommentatoren runden dieses schlechte Erlebnis dann ab. Selbst hartgesottene Handball-Fans werden hiermit keinerlei Freude haben.

- Von  Christian

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USK 0 PEGI 3

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