Ghost Trick: Phantom Detektiv REVIEW

Unter Kennern und Fans gilt das ursprünglich 2010 für den Nintendo DS veröffentlichte Ghost Trick: Phantom Detective als eines der besten Spiele der Plattform. Abgesehen von einer späteren Konvertierung für iOS blieb das Spiel aber nur dem Nintendo Handheld vergönnt. Jetzt legt Capcom die Mischung aus Visual Novel und Adventure neu auf und veröffentlicht sie auf so ziemlich jeder aktuellen Plattform (PlayStation, Xbox, Nintendo Switch und PC) in einem technisch aufgemöbelten Remaster.

Unverkennbare Handschrift


Eigentlich ist Ghost Trick: Phantom Detective genau die Art von Spiel, die mich anspricht, dennoch hat sich für mich nie die Gelegenheit ergeben, den Titel nachzuholen. Entsprechend war ich über die Ankündigung des Remasters ziemlich glücklich und bin es auch nach dem frischen Durchspielen noch immer. Das kommt nicht von ungefähr, denn der kreative Kopf hinter Ghost Trick: Phantom Detective ist auch der Schöpfer der von mir geliebten Phoenix Wright: Ace Attorney Reihe: Shu Takumi. Und ganz nebenbei hat Takumi auch das von mir vergötterte Dino Crisis 2 als Director begleitet (Hey Capcom, wie wäre es hier mal mit einer Neuauflage, zwinker, zwinker).

Die Handschrift von Takumi ist unverkennbar. Wer Abenteuer von Anwalt Phoenix Wright kennt, wird sich in Ghost Trick: Phantom Detective sofort heimisch fühlen, auch wenn sich die Serien im Detail doch ziemlich unterscheiden. Ähnlichkeiten finden sich vor allem in der Liebe zu einer auf dem Papier recht absurden Geschichte und eigenwilligen Figuren, die gleichzeitig aber bis in die Nebenrollen absolut sympathisch sind. Es ist schon erstaunlich: Bei Final Fantasy XVI habe ich stellenweise Stunden gebraucht, um mit manchen Figuren einigermaßen warmzuwerden. In Ghost Trick reichten oftmals wenige Dialogzeilen aus, bis ich eine Figur in mein Herz geschlossen habe. Der Vergleich mag hinken, da beide Spiele vollkommen unterschiedlich sind. Am Ende bleibt aber dieser Eindruck haften und spricht sehr für die Geistergeschichte.

Die Tricks der Toten


Eine Geistergeschichte ist Ghost Trick nämlich im wortwörtlichen Sinne. Das Spiel beginnt wie so viele Spiele jener Ära, nämlich mit einem Protagonisten, der weder weiß, wer er ist, noch wie er in seine jetzige Situation gekommen ist. Die Geschichte dreht sich um Sissel, einen Geist ohne Erinnerungen an sein früheres Leben. Er erwacht auf einem Schrottplatz und trifft dort auf eine junge Frau namens Lynne, die von einem Unbekannten erschossen wird. Sissel beschließt Lynne zu helfen, indem er vier Minuten vor deren Tod in die Vergangenheit springt, und das Schicksal durch seine Geistertricks zu verändern versucht. Wie das genau funktioniert, erklärt uns in den ersten Spielminuten eine freundliche Stehlampe.

Die grundlegende Spielmechanik von Ghost Trick besteht Sissels Fähigkeit durch verschiedene Objekte zu springen, von diesen Besitz zu nehmen und sie zu manipulieren. Um dies zu tun, wechselt man zwischen der in Echtzeit ablaufenden realen Welt und der die Zeit anhaltenden Geisterwelt hin und her. Der Radius, in welchen Sissel durch Objekte springen kann, ist allerdings begrenzt. Häufig muss man sich also einen Weg schaffen, um zwischen die als blaue Kerne dargestellten Objekte zu reisen. Beispielsweise kann man in einen Servierwagen springen und diesen in eine Richtung rollen lassen. Oder man betätigt die Klingel eines Fahrrads, um einen schießwütigen Auftragsmörder abzulenken. Ganz so simpel ist es in der Regel aber nicht, gerade zum Ende hin werden die Rätsel einigermaßen anspruchsvoll und benötigen das Denken um die Ecke. Und obwohl es zwei, drei Rätsel gab, bei denen ich nur durch wiederholtes Scheitern auf die richtige Lösung gekommen bin, haben mir die Knobelei ziemlich Spaß gemacht. Auch 13 Jahre nach der Veröffentlichung des Originals wirkt das Gamedesign frisch, ja fast schon ein bisschen innovativ.

Ghost Trick ist aber vor allem ein erzählendes Spiel. Die Waage zwischen spielbaren Abschnitten und Dialogen ist recht ausgeglichen und zum Glück sind die Texte auf Deutsch gut geschrieben und kitzeln den Humor des Skripts wunderbar hervor. In Kombination mit den absolut grandios charakterisierten Figuren hatte ich eine absolut fantastische Zeit mit den Visual Novel Parts. Egal ob der unter Gedächtnisschwund leidende Geist Sissel, die stetig vom Pech verfolgte Kommissarin Lynne, Zwergspitz Rakete (Herzemoji, Herzemoji, Herzemoji), der stets mit Michael Jackson Dancemoves in die Szene tanzende Komissar Cabanela, die herrlich verschrobenen Auftragsmörder – der Cast an Figuren ist bis auf die hintere Reihe absolut fantastisch.

Alte Geister im neuen Glanz


Das Remaster macht Ghost Trick nicht nur auf aktuellen Plattformen verfügbar, sondern überarbeitet es auch in technischer Hinsicht. Am augenscheinlichsten ist sicherlich der Wegfall der pixeligen Grafik hin zu einer nun sehr weich gezeichneten. Sicherlich wird es einige Fans geben, die den originalen Look bevorzugen, aber im Vergleich zwischen dem DS Spiel und dem Remaster sagt mir der HD-Stil doch wesentlich mehr zu. Ohnehin war das Spiel schon auf der ursprünglichen Hardware ein echter Hingucker, was nicht nur am visuellen Design, sondern auch an den bemerkenswert flüssigen Animation lag. Die zum großen Teil per Hand animierten Figuren bewegen sich auch heute noch derart flüssig durch die verschiedenen Sets, dass man einfach nicht anders kann, als beeindruckt zu sein. Lediglich das beibehaltene 4:3 Format des Originals irritiert ein wenig, zumindest wenn man auf PlayStation, Xbox oder PC unterwegs ist. Ohnehin ist das Spiel meiner Meinung nach im Handheld-Modus der Nintendo Switch oder einem PC-Handheld Zuhause.

Der zweite Bildschirm, den es noch in der Nintendo DS Version gegeben hat, ist komplett weggefallen. Stattdessen passiert das Geschehen nun auf einem einzigen Screen, was wunderbar funktioniert. Die Steuerung ist ohnehin möglichst simpel gehalten, zumindest auf der Nintendo Switch kann man mit einem Stylus und der Touchscreen-Funktion nach wie vor das ursprüngliche Handheld-Gefühl einigermaßen simulieren. Zu guter Letzt wurde der Soundtrack neu arrangiert, bei Bedarf kann man aber auch zur originalen Musik wechseln.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • spannendes Visual Novel Abenteuer
  • innovatives Gameplay
  • spannende Rätsel
  • gelungenes Remaster (überarbeitete Optik, angepasst Steuerung für neue Systeme etc.)

thumbs-up-icon

Cons
  • Story geht am Ende etwas die Luft aus

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Spiel Bewertung
Singleplayer
84
84
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Ghost Trick: Phantom Detective ist ein kurzweiliges Visual Novel Adventure, dessen spannende Mysters-Story, aberwitzige Figuren und spaßige Rätsel mich von Minute 1 an fantastisch amüsiert haben. Die grundlegende Spielmechanik mit Zeitumkehr und Manipulation von Gegenständen ist gelungen umgesetzt, wenn manchmal auch etwas zu sehr auf das trial-and-error Prinzip setzend. Dennoch will Ghost Trick trotz Um-die-Ecke-denkens und mitunter knackigen Zeitlimits keine komplexe Knobelei sein, sondern vor allem seine Geschichte erzählen. Das macht es mit den ausdrucksstarken Animationen der Figuren, der humorvollen Texte und seinem Cast an erinnerungswürdigen Figuren auch ganz fantastisch. Die Überarbeitungen des Remasters sind gelungen, insbesondere die gestochen scharfe Grafikqualität steht dem ursprünglichen, ohnehin schon gelungenen Artdesign gut zu Gesicht. Schade zwar, dass man bei der Grafik nicht wie bei der Musik zwischen Original und Neuarrangement hin und her wechseln kann. So oder so steht am Ende aber ein wunderbares Kleinod, welches nun endlich aus dem Nintendo DS Gefängnis entflohen ist und von mehr Menschen erlebt werden kann (und sollte).

- Von  Adrian

Tolles Remaster eines absoluten Klassikers.
Playstation 4
Xbox One
Nintendo Switch
Xbox Series X
PlayStation 5

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USK 0 PEGI 3

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