Garfield Kart REVIEW
Basierend auf Jim Davis‘ berühmten Comic-Kater war „The Garfield Show“ eine sehr erfolgreiche 3D-Animationsserie, welche zwischen den Jahren 2009 und 2016 fünf Staffeln hervorbrachte. Da sollte es nicht verwundern, dass jemand auf die Idee kam den Stoff für ein Video-/Computerspiel zu verwursten. Und so kreierten und veröffentlichten die beiden französischen Unternehmen Artefact Studios und Microids einen Funracer zum Thema. Das Spiel erschien am 07. November 2013 und erlangte in den folgenden Jahren eher zweifelhaften Ruhm als Internet-Meme. Garfield Kart ist nämlich derart schlecht, dass sich viele User einen Spaß daraus machen das Spiel in den Himmel zu loben, obwohl es in Wirklichkeit totale Grütze ist. Wie schlecht das Spiel im Detail ist, soll folgender Test aufzeigen.
Mittelmaß mit unausgegorenen Schwierigkeitsgrad und Ingame-Geld-Grinding
Garfield Kart ist ein reiner Funracer ohne jegliche Story. Das Spiel „borgt“ sich sehr viele Elemente vom großen Vorbild Super Mario Kart. Geboten werden 3 Spielmodi (Einzelrennen, Grand Prix und Zeitfahren), drei Schwierigkeitsgrade (50CC, 100CC und 150CC), 4 Cups mit jeweils 4 Strecken, also insgesamt 16 Strecken, jeweils 8 Charaktere und Wagen, sowie einige Gimmicks wie Heckspoiler-Upgrades, welche die Statistika der Wagen beeinflussen und Hüte, die Auswirkungen auf die Genre-typischen Hilfsgegenstände haben.
Neue Karts, Heckspoiler, Hüte und Power-Up-Verbrauchsgegenstände müssen hier jedoch mit Ingame-Geld freigekauft werden. Geld kann man direkt auf den Rennstrecken in Form von Münzen einsammeln oder als Preisgeld für gewonnene Rennen erstehen. Dummerweise sind die Kaufbeträge derart hoch, dass es eine Ewigkeit dauert sich das Geld anzusparen.
Laut einer Textzeile die ich in irgendeinem Menü erspäht habe, kann ich mutmaßen, dass die Mobile-Versionen wohl auch die Möglichkeit bieten Real-Geld für Ingame-Münzen umzutauschen.
Unabhängig davon bekommt man Sachpreise, wenn man im Grand Prix gewinnt oder die Tagesherausforderung im Hauptmenü meistert. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, denn sobald man den kinderleichten 50CC verlässt zieht der Schwierigkeitsgrad rapide an. Selbst bei 100CC wird man sich schon reinhängen müssen, wenn man als Sieger hervorgehen möchte. Super Mario Kart ist da ne ganze Ecke leichter.
Apropos Super Mario Kart. Viele der Hilfsgegenstände in Garfield Kart sind dreiste Kopien aus SMK. Die Lasagne ersetzt den Superpilz für einen kurzen Turboboost, Torten mit und ohne Antennen ersetzen den Grünen bzw. Roten Schildkrötenpanzer, um die Konkurrenten abzuschmeißen, mit der Sprungfeder kann man springen, um hier und da Abkürzungsrouten zu erschließen … Ich denke weitere Worte erübrigen sich.
Ob es hier auch eigenständige Hilfsgegenstände gibt, kann ich nicht sagen, da ich abgesehen vom Ur-SMK für den SNES keine weiteren Ableger dieser Serie gespielt habe. Wirklich interessant waren in Garfield Kart eigentlich nur der Zauberstab, mit dem man ein Projektil verschießen kann, bei dessen Treffer man die Streckenposition mit dem getroffenen Fahrer tauscht, und das Ufo, welches die Strecke vor dem Erstplatzierten mit drei Ufos bestückt, von denen zwei einen lästigen Trakorstrahl aktivieren und eines harmlos ist. Hier muss man einfach Glück haben oder eventuell auf den Schotter ausweichen.
Weitere Gimmicks sind die altbekannten Turbofelder, kleinere Sprungschanzen und Puzzleteile, von denen drei Stück auf jeder Strecke versteckt liegen und ein Artwork im entsprechenden Unterpunkt des Hauptmenüs freischalten.
Apropos Hauptmenüs: Diese dulden ärgerlicherweise keine Steuerung über Controller. Hier wird man mit der Maus arbeiten müssen.
Innerhalb der Rennen darf man jedoch auch mit Controller agieren. Die Steuerung von Garfiled Kart ist bewusst simpel und eingängig gehalten. Es gibt sogar ein gutes, optionales Tutorial um sich bequem einfinden zu können. Unterm Strich ist die Fahrsteuerung solide aber langweilig. Die einzige Besonderheit ist der Einsatz von Drifts um Turboschübe zu erhalten. Diese sind dann in den höheren Schwierigkeitsgraden zwingend nötig um eine Siegeschance zu haben, da ändert auch der obligatorische Gummibandeffekt nichts daran.
Warum es eine Katastrophe ist
Bis hierhin ist Garfield Kart einfach nur ein ödes, unspektakuläres aber durchaus funktionables Funracing-Game. Warum ist es dann also derart katastrophal schlecht, dass es zum Meme-Fest verkommen ist? Nun, ganz einfach: Das Spiel ist hochgradig verbuggt und daher zu einem gewissen Teil unspielbar.
Das fängt mit derben Framerate-Problemen an, die dafür sorgen, dass bestimmte Passagen einiger Strecken zum Daumenkino verkommen, was natürlich dafür sorgt, dass der Spieler gerne mal von der Strecke abkommt, was bei den beiden höheren Schwierigkeitsgraden in der Regel den Sieg kostet.
Weiter geht’s mit Softlocks. Es kommt immer wieder vor, dass das Spiel bei Rennauswertungen hängenbleibt, was sich bei mir darin äußerte, dass sich der Weiter-Button nicht betätigen lässt oder das Belohnungs-Fenster nach einem Grand Prix nicht aufpoppte. Beides zwingt dann dazu das Spiel via Windows-Taste zu verlassen und das Programm von außerhalb zu schließen. Und da mir hierdurch die Belohnungen durch die Lappen geht, bedeutet das auch, dass mir ca. ein Viertel des Kerninhalts verschlossen bleibt. 4 der 16 Strecken und 2 der 8 Charaktere habe ich deswegen nie spielen können!
Zu guter Letzt wäre da dann noch der Multiplayer-Modus, der zwar ursprünglich angedacht war, aber auf den letzten Drücker gekickt wurde. Und „Der letzte Drücker“ ist dann auch genau das, was hier schiefgelaufen ist. Wer etwas nachforscht, kann nämlich herausfinden, dass man auf Steam immer noch die Beta-Version des Spiels anwählen kann. Diese behebt einen gewissen Teil der oben geschilderten Probleme. Zumindest die Framerate läuft in der Beta stabil und auch der Multiplayer-Modus kann dort angewählt werden, wobei ich jedoch nicht die Muße hatte den auch mal anzuwählen (ist schließlich alles inoffiziell). Das Problem der Softlocks und des dadurch verwehrten Spielinhalts ist jedoch auch in der Beta ungelöst.
Ich frage mich jedoch ernsthaft, wie es passieren konnte, dass die versteckte Beta-Version besser funktioniert als die offizielle Veröffentlichungsversion. Das ist solch ein derber Fehler, dass er für kommerzielle Firmen wie Artefacts Studios und Microids eigentlich absolut unentschuldbar sein sollte! Auf jeden Fall überrascht es mich nicht, dass das Ding anhand all dieser Macken zur Meme-Lachnummer degenerierte.
Grafik und Sound
Auch grafisch kann Garfield Kart nicht überzeugen. Das Game wurde mit der Unity-Engine zusammengepfriemelt, und das spürt man sofort. Die Assets mögen vielleicht keine Flips sein, wirken aber sehr billig hingeschludert und sind mit bemerkenswert matschigen Texturen behaftet. Die Locations sind uninspiriert und schicken euch in erster Linie durch (Vor)Städte, Häfen und Fabrikanlagen. Zwischendrin wird man auch mal aufs Land geschickt oder auf den Bauernhof losgelassen. Aus der Rolle fallen hingegen die völlig beliebig reingeklatschten Ägypten/Wüsten-Level, die so überhaupt nicht zur sonstigen Kullisse passen. Positiv anmerken könnte man vielleicht die bunte Farbpalette, aber die ist ja wohl das Mindeste.
Über die technischen Bugs habe ich mich ja bereits weiter oben ausgelassen, möchte aber noch mal anmerken, dass vor allem Framerate-Einbrüche mal absolut gar nichts in einem Racer zu suchen haben!!
Der Soundtrack setzt sich aus „Gute Laune“-Tracks zusammen, welche anfangs völlig uninspiriert wirken, von denen einige aber mit der Zeit durchaus eine gediegene Stimmung aufbauen und überraschend gut zum Spiel passen. Eine Sprachausgabe gibt es nicht. Die Charaktere geben lediglich infantile Jubellaute von sich und dergleichen. Vielleicht hätte jemand den Franzosen erklären sollen, dass die Charaktere der Garfield-Franchise überaus kommunikativ sind.
Pro & Kontra
- ist angenehm bunt
- der Gute Laune-OST bietet ein paar nette Tracks
- gravierende Bugs und technische Macken
- langweilige Unity Engine-Grafik
- grindlastiges Geldsystem (wahrscheinlich ein Überrest von Mikrotransaktionen der Mobile-Versionen)
- unausgegorener Schwierigkeitsgrad (entweder zu leicht oder zu schwer)
- selbst ohne gravierende Macken wäre es nur ein sehr uninspirierter Kart-Funracer