Duke Nukem REVIEW

Bevor Duke Nukem als anstößiger Egoshooter-Held zu weltruhm gelangte, war er der Protagonist zweier recht kinderfreundlicher Action-Platformer, welche vielleicht sogar in der Schar von Apogee-Hüpfspielen untergegangen wären, hätte sich der Duke im dritten Teil (Duke Nukem 3D) nicht zum Ballerspiel für Volljährige gemausert. Aber hier geht es jetzt nicht um die Fortsetzungen, sondern um den allerersten Teil der Duke Nukem-Reihe. Dieser erschien am 01. Juli 1991 in Shareware-Format. Das bedeutet, dass man das erste Drittel des Spiels auf völlig legale Weise kostenlos zocken kann, und nur für die Vollversion zahlen muss. Mit diesem Konzept war das US-Unternehmen Apogee seinerzeit auch sehr erfolgreich.

Dennoch ließ man Vorsicht walten und benannte Duke Nukem eine Zeit lang in „Duke Nukum“ um, da Apogee einen Rechtsstreit mit den Schöpfern von Captain Planet befürchteten. Einer der Schurken-Charaktere aus dieser Zeichentrickserie trug ebenfalls den Namen „Duke Nukem.“ Die Sorgen von Seiten Apogees entpuppten sich jedoch als unbegründet, und so durfte der Duke seinen ursprünglich angedachten Namen zurückerlangen. Sein rotes Mucleshirt, die Sonnenbrille, die Babes und die fiesen Aliens waren in Teil 1 jedoch noch Quark im Schaufenster, denn der originale Duke wurde noch für Kids konzipiert und nicht für Volljährige. Wenn ihr den blondhaarigen Muskelprotz also immer mal im rosa Muscleshirt erleben wolltet, der Bonuspunkte dafür kassiert, dass er sich von rosa-farbenen Robo-Hasenfurries umarmen lässt, dann schaut euch dieses Spiel an.

Die alte Leier vom verrückten Wissenschaftler

Der verrückte Wissenschaftler Dr. Proton tritt in Wilys und Robotniks Fußstapfen und strebt die Erderoberung mithilfe seiner sogenannten Techbots an. Da sämtliche bisherigen Versuche den Verrückten zu stoppen scheiterten, sieht sich die CIA gezwungen den selbsternannten Helden Duke Nukem zu engagieren, damit er Proton mal ordentlich in den Cyborg-Hintern tritt – und das will der Duke noch schaffen bevor die nächste Talkshow mit Oprah Winfrey startet! Was folgt ist ein Katz- und Maus-Spiel zwischen dem Duke und Dr. Proton. Der Duke dringt in die Festung von Proton ein, fordert diesen zum Kampf heraus, und lässt den verrückten Wissenschaftler entkommen, damit die Programmierer die nächsten 10 Level an einem neuen Schauplatz stattfinden lassen können.

Episode One: Shrapnel City ist der kostenlose Shareware-Teil und spielt in der namengebenden zerbombten Stadt. Episode Two: Mission: Moonbase führt den Duke zum Mond, wohin Proton nach dem ersten Kampf gegen Duke geflüchtet ist. Episode Three: Trapped in the Future! Zwingt unseren selbsternannten Helden Proton via Zeitmaschine in die Zukunft zu verfolgen, wo dieser seine vom Duke geschrottete Techbot-Armee wiederaufbauen möchte.

Es ist ein harmloses Action-Hüpfspiel für Kids, dementsprechend sollte es auch nicht verwundern, dass die Handlung nur als Mittel zum Zweck dient, was für das Genre auch nichts ungewöhnliches ist. Sonic kämpft gegen Dr. Robotnik, Mega Man gegen Dr. Wily, und der Duke muss sich eben mit Dr. Proton herunmärgern. Mehr steckt da nicht dahinter.

Die Textbox-Mono- und Dialoge zwischen dem Duke und Dr. Proton verleihen der Sache aber durchaus etwas Charakter. Besonders absurd wirkt die Tatsache, dass diese Texte bewusst kinderfreundlich gehalten sind und völlig ohne Kraftausdrücke auskommen und dergleichen. Vor allem im Vergleich zum 3D-Duke wirkt diese Maßnahme im Rückblick geradezu niedlich.

Action-Platformer mit einigen Adventure-Elementen

Jede Episode von Duke Nukem umfasst 10 Level. Insgesamt bietet das Spiel also 30 Level, für die man ca. 3-4 Stunden benötigen sollte. Etwas problematisch ist die Menüführung im Titelscreen, wo man die Optionsauswahl erst mal via F1 aufrufen und sich dann mit den jeweiligen Tasten des Keyboards durchwursteln muss. Die eigentliche Spielsteuerung ist da glücklicherweise deutlich simpler zu handhaben. Mit den Pfeiltasten wird Duke nach links und rechts bewegt, „Alt“ dient zum Abfeuern der CIA-Nuclear-Pistole und „Strg“ ist die Sprungtaste. Zum Einsatz von Schlüsselgegenständen, muss man am Einsatzort die Pfeiltaste „hoch“ betätigen, welche auch benötigt wird, um sich an manchen Plattformen hochzuhangeln. Laut Optionsmenü werden auch Joysticks unterstützt, aber mein Controller wurde vom Spiel leider nicht erkannt. Das ist schade, denn die Tastatur-Steuerung funktioniert zwar gut genug, kann aber auch etwas krampfig werden – vor allem nach einer etwas längeren Spielzeit.

Das Ziel in den ersten 9 Levels einer Episode liegt darin den Levelausgang, welcher in Form einer futuristischen Tür dargestellt wird, zu passieren. Im letzten Level einer Episode geht es freilich darum Dr. Proton aufzuspüren und diesen zu erledigen. Für diese Ziele kann man sich netterweise so viel Zeit lassen, wie man will, denn in Duke Nukem gibt es kein Zeitlimit. Das hat aber durchaus seine Berechtigung, denn es handelt sich hier nicht um ein typisches von links nach rechts scrollendes Hüpfspiel, sondern um einen Action-Platformer, welcher Duke meistens in ein größeres Areal befördert, welches relativ offen aufgebaut ist und oftmals gründlich erkundet werden muss, damit man die notwendigen Schlüsselgegenstände findet, ohne die man den jeweiligen Level nicht meistern kann. Hin und wieder steht man nämlich vor verschlossenen Toren, welche einen spezifischen Schlüssel (kommen in vier Farb-Varianten) oder eine Keycard verlangen. Darüber hinaus gibt es auch Werkzeuge, welche einem für den Rest der jeweiligen Episode erhalten bleiben. Mit den Jump-Boots kann Duke höher und weiter springen, mit der Robohand lassen sich an entsprechenden Kontrollstationen Brücken ausfahren, und mit dem Grapling Hook kann sich Duke an bestimmten Platformen festhangeln und hochhieven.

Viele (Schlüssel)gegenstände liegen offen in der Gegend herum. Einige dieser Schlüsselgegenstände liegen jedoch auch mal in den grauen Kiste verborgen, welche man aufschießen kann. Die grauen Kisten enthalten aber auch häufig Dynamitstangen, welche einen Flammenteppich legen, also aufgepasst. Neben den grauen Kisten gibt es auch noch Blaue und Rote. Die Blauen enthalten Gegenstände, welche das Punktekonto in die Höhe treiben (Radios, Footballs, Fähnchen, Luftballons). Die Roten hingegen enthalten die wesentlich wichtigeren Heilmittel (Soda-Dosen, Hähnchenschlegel und Nuclear-Moleküle).

Und ja, Duke Nukem wurde auch als Highscore-Spiel konzipiert. Seinen Punktestand darf man beim Verlassen des Spiels oder nach Abschluss einer Episode mit seinem Namen markieren, bevor er in einer Liste festgehalten wird. Wer das Spiel einfach nur durchzocken will, kann diesen Aspekt freilich ignorieren, aber für hartgesottene Highscore-Jäger bietet Duke Nukem überraschend viel Tiefgang. Probiert doch mal eine Soda-Dose abzuschießen und aufzusammeln, bevor sie den Bildschirm verlässt. Hierdurch verliert sie zwar ihre Heilwirkung, bringt aber auch mehr Pluspunkte. Wenn man in einem Level bestimmte Aktionen durchführt, bekommt man nach Levelabschluss einen Bonus von jeweils 10.000 Punkten. Hierfür muss man beispielsweise die im Level verborgenen DUKE-Buchstaben in richtiger Reihenfolge einsammeln, oder alle Videokameras von Dr. Proton abschießen. Für echte Highscore-Spieler ist Duke Nukem ein echter Geheimtipp!

Der Schwierigkeitsgrad von Duke Nukem ist über weite Strecken recht vernünftig. Es sei denn man verabscheut Leveldesign mit leicht labyrinthischen Tendenzen. In diesem Fall sollte man um Duke Nukem besser einen Bogen machen. Die Gegner bereiten keine übermäßig großen Probleme und können mit der Nuclear-Pistole gut in Schach gehalten werden, leisten aber dennoch kompetente Gegenwehr. Einige Level halten netterweise Upgrades für die Pistole versteckt, mit denen man die Schussfrequenz der Knarre verbessern kann, was überaus hilfreich ist. Die unterschiedlichen Gegnertypen sind relativ abwechslungsreich und weisen individuelle Bewegungsmuster auf, denen man sich einigermaßen anpassen sollte.

Heilmittel treten in fairer Regelmäßigkeit auf und Duke verfügt ohnehin über großzügige acht Hitpoints. Speichern darf man das Spiel nur zwischen den Levels, welche immer in Form eines blauen Korridors voneinander getrennt werden. Stirbt man, wird automatisch der letzte Speicherstand geladen. Heikel ist, dass bei einer Speicherung auch der aktuelle Stand der Hitpoints festgehalten wird. Hat man keinen Hitpoint mehr übrig, kann man im nächsten Level ganz schön in die Bredouille kommen. Also seht zu, dass Duke noch etwas Lebensenergie übrig hat, bevor er den aktuellen Level verlasst.

Eine Warnung noch: Der finale Level der zweiten Episode bietet einige echt ätzende Jump-Passagen über Laufbänder, welche jede Menge Nerven kosten, ehe man sie endlich ausreichend gelernt hat. Auch die letzten Level der dritten Episode können recht haarig werden. Hier schlägt der Schwierigkeitsgrad auffallend nach oben aus, was angesichts des normalerweise eher vernünftigen Schwierigkeitsgrads recht irritieren kann. Immerhin darf man jede der drei Episoden separat voneinander anwählen. Wenn ihr den letzten Level von Episode 2 also nicht schafft, hält euch das nicht davon ab einfach mit Episode 3 weiter zu machen. Interessantes Konzept diese Episoden-Splittung. Telltale Games waren also doch nicht die Ersten, welche diese Idee hatten – der Duke hats schon anfang der 90er vorgemacht.

Grafik und Sound

Grafisch kann Duke Nukem keinen Blumentopf gewinnen, wobei ich dazu sagen muss, dass ich wenig Erfahrung mit DOS-Spielen habe. Allerdings ist es ein Fakt, dass Mitte 1991 bereits die 16-bit Konsolen auf dem Markt waren. Und im Vergleich zu einem 16-bit Konsolenspiel, sieht Duke Nukem nun einmal arg pixelig und farbarm aus. Für NES-Verhältnisse ist es hingegen ganz nett anzuschauen. Ein weiteres Problem in Duke Nukem, ist, dass sich die Settings der drei Episoden nicht ganz so sehr voneinander unterscheiden, wie man es gerne hätte. Im Grunde genommen ändern sich nur einige Hintergrundgrafiken, aber Sachen wie z.B. die Gegnertypen lernt man bereits allesamt in der kostenfreien ersten Episode kennen. Die Tatsache, dass die dominierende Farbe im Spiel grau ist, hilft da wohl auch nicht weiter.

Zum Soundtrack kann ich nichts sagen, da es nämlich keinen im Spiel gibt. Ja, richtig gelesen. Das einzige was es in akustischer Hinsicht gibt, sind die arg primitiven Soundeffekte, welche einem aber auch sehr stark auf die Nerven gehen können. Immerhin gibt das Spiel einem die Möglichkeit die Soundeffekte zu deaktivieren.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
72
72
-
Multiplayer

FAZIT

Duke Nukem ist ein nettes kleines Action-Platforming-Game, bei dem der große Knall jedoch ehrlich gesagt ausbleibt. Jeder hat mal klein angefangen, und das trifft auch auf eine Ikone wie Duke Nukem zu. Gerade Retro-Konsolenspieler dürften angesichts dieses kleinen DOS-Spielchens nur mitleidig lächeln. Und man kann es ihnen nicht verübeln. Duke 1 bietet ja noch nicht mal einen Soundtrack und wirkt in grafischer Hinsicht ziemlich angestaubt. Das Gameplay unterscheidet sich jedoch ausreichend stark von den typischen Konsolen-Titeln, so dass es dennoch frisch und interessant wirkt. Statt stupide von links nach rechts zu hetzen, ist hier eben Erkundung angesagt, und vor allem für Highscore-Fans könnte sich das Spiel als Geheimtipp herausstellen. Dieser Aspekt wird in Duke Nukem nämlich überraschend stark hervorgehoben. Aber auch jene Retro-Hüpfspieler, die mal über den Tellerrand hinausblicken wollen, sollten sich den kinderfreundlichen Auftakt des blondhaarigen Muskelprotz mal genauer ansehen.

- Von  Volker

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