Dead Space Remake REVIEW

Mit den jährlich erscheinenden Sportspielen, allen voran FIFA und Madden, hat Electronic Arts nach wie vor eine sichere und scheinbar nie versiegende Geldquelle, die immer wieder mit neuen Rekordmeldungen auf sich aufmerksam macht. Doch abseits der festen Größen, hat das Unternehmen in der letzten Dekade einen seltsamen Kurs eingeschlagen. Mit dem Reboot von Star Wars Battlefront erreichte man zwar Millionen Spielerinnen und Spieler, löste aber eine Kontroverse nach der anderen aus. Zig sich in der Produktion befindende Spiele wurden abgesägt, große Reihen und Studios wie Dragon Age und Bioware in den Sand gesetzt. Irgendwo zwischen den Wunsch nach dem großen Live-Service-Geldregen, Lootboxen und treibende Kursgewinne scheint die Führung bei EA sich vergaloppiert zu haben.

Ausgerechnet Star Wars Jedi: Fallen Order, welches niemand wirklich auf dem Schirm hatte, scheint seit der Veröffentlichung 2019 den Kurs von EA wieder in eine Richtung zu lenken, die zumindest auf eine spannende Zukunft hoffen lässt. Denn es ist wohl dem Kassenschlager von Respawn Entertainment zu verdanken, dass die Muttergesellschaft den klassischen Singleplayer ohne Live-Service-Komponente wiederentdeckt hat – oder ihm zumindest mehr als eine Chance geben will. Davon profitiert nun auch eine Marke, die als tot galt: Dead Space.

Es lebt (wieder)


Die Rückschau hat etwas von einem Déjà-vu. Als Dead Space 2008 veröffentlicht wurde, lief es auch nach der Veröffentlichung unter vielen Radaren. Die Verkäufe liefen anfangs trotz seinerzeit bereits enorm positiver Kritiken schleppend, nach und nach konnte die positive Mundpropaganda den von Visceral Games entwickelten Survival-Horror aber zu einem ertragreichen Erfolg mit zwei Nachfolgern und mehreren Spin-Offs anwachsen lassen. Nach Teil 3 war aber auch schon wieder Schluss. Visceral Games wurde anschließend mit einem Star Wars Projekt beauftragt, aus dem aber nichts wurde. Spiel und Studio wurden eingestampft, ein sich damals wohl in der Planungsphase befindendes Dead Space Spiel wurde nie realisiert. Bis heute nehmen viele Fans EA die Handhabe mit der Marke und dem einstigen Entwickler übel.

Mein langes Vorwort bis zur eigentlichen Kritik soll unterstreichen für wie wichtig man bei EA die Marke offenbar hält. Immerhin hat man nicht einfach ein Remaster mit erhöhter Framerate und Auflösung veröffentlicht, wie etwa für Burnout Paradise und die Mass Effect Trilogie – allesamt Spiele, die teilweise um einiges erfolgreicher als Ableger der Horror-Reihe waren. Nein, Dead Space von 2023 ist ein vollwertiges Remake mit Triple-A-Budget. Und das sieht man dem Spiel auch an.

Survival-Horror auf Current-Gen Niveau


Ehrlicherweise muss man ja schon sagen, dass das Original bis heute ziemlich gut aussieht, vor allem wenn man die PC-Version mit 60 Frames und interner 4K-Auflösung spielt. Stellt man beide Spiele gegenüber, fallen die Unterschiede aber natürlich schnell ins Auge. Auf Basis der aktuellen Version der hauseigenen Frostbite-Engine erweckt das EA interne Studio Motive Dead Space zu neuen Leben. Ich könnte nun mit Begriffen wie Ray-Tracing, FSR2 und VRS um mich schmeißen, lasse es aber. Kurzum: die Neuauflage des Klassikers verwendet so ziemlich alle Technologien, die mittlerweile zum Standard-Werkzeug für große Entwicklungen herhalten. Insbesondere die Beleuchtung, das für die Stimmung so wichtige Spiel mit Licht und Schatten und die hohe Qualität der grafischen Assets haben es in sich. Bei den Animationen und Gestiken der Figuren ist zwar noch etwas Luft nach oben, doch dies außen vor gelassen, bekommt man Visuell hervorragendes geboten.

Auf der Xbox Series X und der PlayStation 5 gibt es die mittlerweile angenehme Wahl zwischen einem die Auflösung präferierenden Grafik-Modus inklusive ganz okayen RT und einer angepeilten Auflösung von 2160p sowie einen die Bildrate bevorzugenden Performance-Modus mit ziemlich durchgängigen 60 Frames und einer angepeilten Auflösung von 1440p. Auf der PlayStation 5 hat der Performance-Modus in den ersten Tagen nach der Veröffentlichung aber einen großen Haken gehabt, denn gerade in dunklen Arealen ist das Bild negativ durch eine enorm starke Pixelierung aufgefallen. Das Problem wurde mittlerweile von den Entwicklern benannt und liegt anscheinend an einem nicht richtig ablaufenden Rendering. Seit dem 31. Januar 2023 gibt es einen Patch, der das Problem aus der Welt schafft. Ich habe das Spiel vorher durchgespielt, entsprechend stammen die in dieser Review verwendeten Screenshots noch aus der ungepatchten Version. Durch das Update wurde das genannte Problem aber gelöst, die Bildqualität ist jetzt der Version auf der Xbox Series X ebenbürtig.

Space-Horror vom feinsten


Selbst mit diesen unschönen Artefakten im Bild kam ich stellenweise aus dem Staunen nicht heraus. Und das ist schon ziemlich erstaunlich, immerhin spricht das Setting von Dead Space eigentlich gegen visuell abwechslungsreiche Gestaltungsmöglichkeiten. Wie das Original, so spielt auch die Neuauflage beinahe komplett auf der USG Ishimura, einem Planetenabbau-Schiff, die in dieser Zukunftsversion durch die Galaxie fliegt und fleißig Ressourcen von anderen Planeten plünder…ich meine abbaut. Der Sinn eines solchen Schiffes liegt entsprechend in seiner Praktikabilität und nicht in Gemütlichkeit oder gar Heimeligkeit für die Crew. Der Boden ist metallisch, die Wände sind es, viele Gegenstände sind es ebenfalls. Und dennoch hat die Grafikabteilung sowohl beim Original und nun noch mehr beim Remake viel, viel aus dem Setting herausgeholt. Vor allem die kurzen Ausflüge ins All sowie die von organischer Masse befallenen Areale sind mir im Gedächtnis geblieben, einige Schauplätze auf der Ishimura sind in puncto Gestaltung und Artdesign schlicht spektakulär. Als Fan von Space-Horror geht mir hier das Herz auf.

Spannend aus technischer Sicht ist außerdem die Öffnung der Ishimura. Im Original bestand das Schiff quasi aus mehreren zusammengefügten Abschnitten, die durch eine immerhin nicht als solche erkennbare Ladezeit sowie den insgesamt zwölf Kapiteln der Story zusammengehalten wurden. Die Ishimura im Remake hingegen ist ein zusammenhängendes und jederzeit offenes Areal, auch wenn einige Türen sich erst im Laufe der Story öffnen. Im Großen und Ganzen hält man sich an den Aufbau aus dem Original, allerdings ist die Architektur nun wesentlich nachvollziehbarer aufgebaut. Um dies zu bewerkstelligen, haben die Entwickler nicht nur bekannte Areale neu arrangiert, sondern teilweise auch komplett neue Räume gebaut.

Event Horizon und The Thing lassen grüßen


Auch die Handlung wurde erweitert. Neue Dialoge und Szenen geben auch hier mehr Kontext, nicht zuletzt ein neues optionales Ende stellt außerdem spannende Weichen für eine eventuelle Fortführung der Reihe. Außerdem kann Hauptfigur Isaac Clarke nun erstmals sprechen. Im Original war dies nicht der Fall, erst in den Nachfolgern wurde der Protagonist vertont. Die Story kann man als eine Mischung aus den Filmen Event Horizon und Jorhn Carpenter´s Das Ding aus einer anderen Welt verstehen. Als Ingenieur Isaac Clarke wird man an Bord der seit vielen Monaten vermissten USG Ishimura beordert, um herauszufinden, was an Bord geschehen ist. Dort angekommen, stellen Isaac und sein Team fest, dass die Besatzung von Necromorphs – reanimierten Leichen, die zu tödlichen Kreaturen geworden sind – angegriffen wurde.

Necromorphs stellen eine ständige Bedrohung dar und Tauchen dank einer neuen Routine nun nicht mehr nur an von den Entwicklern festgelegten Orten auf, sondern verhalten sich weitaus dynamischer. Jeder Spieldurchlauf soll sich dadurch neu gestalten. Um dies zu merken, reicht aber auch schon ein Bildschirmtod und das Neuladen des vorherigen Spielstandes. Wo man zuvor noch in einem Raum gegen die mutierte Besatzung gekämpft hat, ist beim Neuladen Ruhe. Das Gegenteil gibt es genauso.

Befriedigendes Kampfsystem mit vielen Möglichkeiten


Ein besonderes Merkmal – man kann fast schon von einem Markenkern sprechen – ist die Zerstörung von Gliedmaßen, die eine wichtige Taktik bei der Bekämpfung von Necromorphs darstellt. Wo handelsübliche Zombies bei Kopfschüssen nachgeben, muss man bei Necromorphs den Schwerpunkt auf Arme, Beine, Tentakeln und andere Extremitäten legen und diese abtrennen. Das Waffenarsenal besteht in erster Linie aus umfunktionierten Werkzeugen wie einen Plasmacutter oder Sägeblättern, die man direkt vor den Gegnern rotieren lassen oder auch verschießen kann. Mit der klassischen Bewaffnung alleine ist es aber nicht getan. Auftritt: Kinesis und Stasis.

Kinetik ist eine Art Kraftfeld, das verwendet werden kann, um Gegenstände und Kreaturen zu manipulieren. Es kann verwendet werden, um Hindernisse zu beseitigen und Objekte zu bewegen. Dadurch werden Feuerlöcher, Eisenstangen und andere Alltagsgegenstände zur Waffe umfunktioniert und sind gerade in munitionsknappen Zeiten ein Lebensretter. Stasis hingegen ist ein Modul, das verwendet werden kann, um Gegenstände und Gegner für ein kurzes Zeitfenster erstarren zu lassen. Auf Necromorphs angewandt, werden diese drastisch verlangsamt und lassen sich ohne Gegenwehr bekämpfen. Auch werden einige Rätsel gelöst, indem man auf Kinesis und Stasis zurückgreift.

Wo ein Resident Evil zumindest in den Abschnitten mit Rätseln eine Verschnaufpause erlaubt, da lässt Dead Space einen nie zur Ruhe kommen. Es gibt zwar ruhige Momente, aber diese werden so häufig unterbrochen, dass man sich letztlich nie sicher sein kann, ob man für einen Augenblick sicher ist. Selbst Räume, in denen Speicherstationen und Verkaufsautomaten sind, werden regelmäßig von Necromorphs ausgesucht. Konstante Anspannung und Terror sind die Folge.

Pro & Kontra

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Pros
  • sich nah am Original haltendes Remake mit sinnvollen Verbesserungen und Ergänzungen
  • teilweise spektakulär gutes audiovisuelles Design
  • befriedigendes Kampfsystem, bei dem nicht nur klassische Waffen zum Einsatz kommen
  • Isaac kann endlich sprechen!
  • neues alternatives Ende und andere Boni (New Game Plus etc.)

thumbs-up-icon

Cons
  • Bildqualität auf der PS5 leidet im Performance-Modus unter starker Pixelbildung (mittlerweile gepatcht)

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Spiel Bewertung
Singleplayer
87
87
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

EA Motive hat eine bemerkenswerte Neuauflage des Klassikers geschaffen. Eingekleidet in ein modernes und stellenweise spektakuläres audiovisuelles Gewand, ausgestattet um erweiterte Gameplay-Mechaniken und der zwar nah an der Vorlage bleibenden, aber inhaltlich um mehr Kontext erweiterten Geschichte bekommen Fans sowie Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger hier schon im Januar 2023 ein absolutes Highlight geboten. Insbesondere diejenigen, die das Original und seine Nachfolger gespielt haben und einigermaßen gut kennen, dürfen sich freuen. Denn offenbar möchte EA Motive in Zukunft mehr mit der Marke machen und eventuell alternative Wege einschlagen, denn fast schon nebenbei werden spannende neue Details eröffnet. Zugegeben: Dead Space und seine Nachfolger waren nie die Spiele, die ich wegen der Story gespielt habe. Aber diesmal hat sie mich doch bekommen, auch dank des nicht mehr teilnahmslos herumstehenden sondern endlich als einigermaßen nachvollziehbare Figur mit Stimme handelnden Isaac Clarke. Und selbst wenn man die Rahmenhandlung ausblendet, so bekommt man hier ein auf Hochglanz poliertes Survival-Horror-Erlebnis geboten, welches bestätigt, was man eigentlich schon wusste: Dead Space ist eine feste Größe des Genres.

- Von  Adrian

Der Survival-Horror-Klassiker erstrahlt im neuen Gewand und zeigt mit einigen Neuerungen im Detail, warum er immer noch eines der besten Spiele seiner Art ist.
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