Atelier Sophie – Alchemist of the Mysterious Book REVIEW
Nachdem ich letztes Jahr mit Atelier Shallie – Alchemists of the Dusk Sky zum ersten Mal auf die bekannte JRPG-Reihe gestoßen bin und total davon begeistert war, wollte ich mir auch den neuesten Ableger, Atelier Sophie – Alchemist of the Mysterious Book, nicht entgehen lassen. Allerdings stellt der jüngste Titel nicht nur eine Premiere auf der PlayStation 4 dar, sondern läutet auch den Beginn einer neuen Ära ein. Während die letzten drei Teile aus der Dusk-Reihe sich vor allem um den Untergang der Welt drehten, kehrt Atelier Sophie zu seinen Wurzeln zurück und erzählt eine deutlich unbeschwertere Geschichte. Wie das veränderte Setting wirkt und ob die neue Adaption gelungen ist, habe ich mir für euch angeschaut!
Auf sich alleine gestellt? Sicher nicht!
Sophie ist vielleicht nicht die begabteste Alchemistin, aber sie ist im Großen und Ganzen mit ihrem Leben zufrieden. Seit dem Tod ihrer Großmutter und Mentorin lebt sie alleine in dem Dorf Kirchen Bell und tritt mit ihren Alchemiekünsten auf der Stelle. Das ändert sich, als sie inmitten einer neuen Synthese, auf der Suche nach dem richtigen Rezept, ein Buch findet, welches mit Ausnahme weniger Notizen komplett leer ist. Kurz entschlossen schreibt sie selbst welche hinein, woraufhin das Buch zum Leben erwacht. Und nicht nur das! Denn abgesehen davon, dass das Buch namens Plachta fliegen kann, spricht es obendrein!
Leider hat sie aber mit dem Inhalt ihrer Seiten auch ihre Erinnerungen verloren. Und diese möchte Sophie nach und nach wiederfinden. Dabei deckt sie nicht wenige Geheimnisse auf. Unter anderem erkennt sie, dass Plachta nicht immer ein Buch war, sondern eine ehemalige Alchimistin. Das ist allerdings schon über 500 Jahre her! Mit dieser Erkenntnis nimmt sich Sophie daraufhin vor, nicht mehr nur an ihren eigenen Fähigkeiten zu arbeiten, sondern auch zusammen mit Plachta einen Weg zu finden, die Gute wieder in ihre ursprüngliche Form zurück zu verwandeln.
Alte und neue Perspektiven!
Während man noch bei den beiden Vorgängern die Geschichte aus unterschiedlichen Sichtweisen erleben durfte, fällt diese Option hier leider ersatzlos weg und bietet auch keinen männlichen Protagonisten wie einst Atelier Escha & Logy. Nichtsdestotrotz erzählt Atelier Sophie die interessante Geschichte einer Alchemistin, die langsam erwachsen wird und lernt, was sich wirklich hinter der Alchemie verbirgt. Typisch für die Atelier-Reihe, braucht man etwas Zeit, um warm zu werden, da zu Beginn kein wirklicher roter Faden zu erkennen ist. Zudem fällt es Atelier Sophie etwas schwerer, Spannung aufzubauen, da man kein übergeordnetes Ziel wie bei den Vorgängern hat, sondern meistens eher dem Alltag nachgeht.
Deutlich besser gelungen ist in diesem Teil das Freundschaftssystem. Wie gewohnt verbessert man durch gemeinsame Kämpfe und Gespräche die Beziehungen zu seinen Mitstreitern, sodass man immer wieder Events mit den jeweiligen Charakteren erleben darf. Dabei sind Sophies Freunde originell gestaltet und haben vielschichtige Persönlichkeiten, was neugierig auf mehr macht! Hier merkt man, wie viel das Spiel eigentlich zu erzählen hat und wie gut die Beziehungen ausgearbeitet worden sind.
An dieser Stelle ein kurzes Wort zur Lokalisation: Das Spiel besitzt eine komplett englische Vertonung inklusive Untertitel, die einwandfrei übersetzt worden sind. Auch die Sprecher passen hervorragend zu den einzelnen Persönlichkeiten. Allerdings sollte man Englisch gut beherrschen, da einem sonst sehr viel entgeht.
Alchemie mal anders!
Jede größere Reihe von Videospielen besitzt ganz bestimmte Merkmale, die sie auszeichnen und einzigartig machen. Bei Atelier Sophie – Alchemist of the Mysterious Book ist es die namensgebende Alchemie! Dadurch wird das bekannte JRPG-Konzept aus Story, Gameplay und Charakteren auf eine ganz eigene Weise erweitert. So spielt die Alchemie nicht nur durch die Geschichte eine große Rolle, sondern bietet auch die Möglichkeit, selbst eine ganze Palette an Items herzustellen, wie etwa hilfreiche Accessoires, stärkere Waffen oder Verbrauchsgegenstände. Und das wiederum liefert in den Kämpfen einen entscheidenden Vorteil! Die entsprechenden Zutaten dafür findet man quer verteilt in der großen weiten Welt, welche man als Gruppe bereisen darf. Ganz neu ist dabei ein Tageszyklus. Vier Phasen beeinflussen hierbei das Stadt-Leben sowie auch, welche Monster und Zutaten auffindbar sind.
Natürlich ist Alchemie nicht das bloße Kombinieren von ein paar Zutaten, sondern präsentiert sich als durchaus komplexes und durchdachtes System, welches in Atelier Sophie an einigen Stellen abgeändert wurde. Hat man einmal ein Rezept gefunden, geht es auch schon los. Zunächst wählt man die benötigten Items, wobei hier unterschiedliche Zutaten verschiedene Qualitäten und Eigenschaften aufweisen, welche sich später auf das Produkt übertragen lassen. Je nach hergestelltem Gegenstand eignet sich beispielsweise höherer Schaden oder ein besserer Verkaufspreis. Insgesamt gibt es weit über 100 verschiedener Eigenschaften. Um das Beste aus einem Item zu machen, braucht es dabei ganz bestimmte Kombinationen. Und diese können sogar versteckte Effekte freischalten oder bestehende Eigenschaften verstärken. Bei der Herstellung ordnet man die einzelnen Zutaten tetrisartig auf einem quadratischen Raster an, wobei jeweils angrenzende Bereiche einen kleinen Bonus erhalten. so kann man durch die richtige Kombination Boni verstärken und gezielt das Produkt herstellen, das man haben möchte.
Lernen und Reisen…
Während also in den Vorgängern die Rezepte einfach aus Büchern erlernbar waren, ist dies hier nun nicht mehr möglich. Vielmehr entwickelt man die Rezepte selber. Eine Übersichtskarte, die sich nach und nach erweitert, dient dabei als Orientierung. Für einige Rezepte bekommt man auch Tipps, wie etwa Hinweise auf bestimmte Monster oder das Auslösen mancher Ereignisse im Dorf. Die Möglichkeiten sind wie die Rezepte sehr vielfältig, wobei man in regelmäßigen Abständen größere Rezepte von Plachta freischalten muss. Damit sich das fliegende Buch erinnert, müssen besondere Bedingungen erfüllt sein. Und so ist der Prozess etwas langwieriger. Dafür darf man aber ganz entspannt selber festlegen, wie schnell man im Abenteuer vorankommen möchte.
Außerhalb von Kirchen Bell wartet eine weite Welt darauf, erkundet zu werden! Und je weiter man in der Story fortschreitet, desto mehr Landschaften stehen einem offen. Dabei darf man sich frei durch die Gegend bewegen und an markierten Stellen Zutaten sammeln. Angefangen beim Holz über Kräuter bis hin zu speziellen Steinen ist alles dabei, was das Alchemistenherz begehrt! Dazu hält jedes Gebiet eigene einzigartige Materialien bereit. Natürlich ist auch in Atelier Sophie die Welt nicht komplett friedlich. Sie wird von Monstern behaust, die ebenfalls in den Gebieten umherwandern. Und einmal gesehen, verfolgen sie euch, wobei bei Kontakt auch direkt der Kampf beginnt.
Auf Monsterjagd
Hier wurde ebenfalls an den Grundmechaniken etwas herumgeschraubt, um das bewährte Kampfsystem etwas abzuändern.
Neu ist das Planen der Kampfrunde. Während in älteren Ablegern jeder Charakter erst seine Aktionen wählen durfte, wenn er dran war, entscheidet man nun bereits zu Beginn einer Runde die Handlungen aller Mitstreiter. Die Support-Aktionen laufen dabei nun automatisch. Und abhängig davon, ob man für einen Charakter die defensive oder offensive Haltung auswählt, verändern sich seine Statuswerte. Er wird außerdem dem Mitstreiter, der nach ihm zum Zuge kommt, entweder schützend zur Seite stehen oder zusammen mit ihm angreifen. Grundlage der Kämpfe bildet weiterhin ein typisches Level-Up-System, in welchem man seine einzelnen Werte nach und nach verbessert. Dazu lernt man stets neue Fähigkeiten. Diese teilen entweder hohen Schaden aus oder heilen. Manche verbessern auch die Statuswerte kurzfristig.
Eine weitere große Rolle spielen besagte Items aus der Alchemie. Diese sollte man allerdings als Verbrauchsgegenstände gut einteilen. Insgesamt bietet Atelier Sophie wieder ein interessantes Kampfsystem, welches durch die kleineren Änderungen einerseits vertraut bleibt, andererseits mit neuen Herausforderungen spielt. Teilweise fehlt allerdings etwas die Komplexität, da ein schnelles Durchwechseln der Charaktere, anders als in den älteren Titeln, nicht mehr möglich ist. Die Kampfformation sowie die Positionen bleiben im Kampf fix. Man kämpft also immer zu viert und kann die einzelnen Charaktere nur durch gegenseitigen Support zusammenarbeiten lassen.
Neue Technik? Eher weniger…
Atelier Sophie wird grafisch insgesamt gut umgesetzt und bietet viele Details in der Umgebung sowie bei den Charakteren. Es gab keine Einbrüche der Framerate, dafür aber sehr schöne Anime-Cutscenes. Leider zieht das Spiel überhaupt keinen Vorteil aus der PlayStation 4, sondern ähnelt mehr den Vorgängern aus der Last-Generation, was unter anderem an der Verwendung der gleichen Engine liegt. Und obwohl die Umsetzung gut ist, finde ich es eigentlich schade, dass man die neuen Ressourcen nicht genutzt hat. Denn Luft nach oben ist definitiv vorhanden.
Der Sound ist ebenfalls gut gelungen und besitzt eine große Auswahl an Tracks, die jeweils zu den Themen der Story sowie den einzelnen Umgebungen und Charakteren perfekt passen. Auch der Tag- und Nachtwechsel wird dabei schön begleitet.