Asterix & Obelix Slap Them All! REVIEW
Der kleine Comic-Gallier Asterix wurde ursprünglich im Jahre 1959 von den beiden französischen Comiczeichnern René Goscinny und Albert Uderzo kreiert. Seitdem prügelt er sich zusammen mit seinem besten Kumpel Obelix durch zahlreiche Comicbücher. Doch Comics alleine reichen nicht aus, um die unbezwingbaren Gallier zu beschäftigen. Also wurden sie über die Jahre hinweg nicht nur wiederholt auf die große Kinoleinwand verfrachtet, sondern auch in Video- und Computerspiele. Bereits 1983 tauchte das erste Asterix-Videospiel auf dem Atari 2600 auf. Weitere sollten folgen.
Mit dem am 02. Dezember 2021 veröffentlichten Asterix & Obelix Slap Them All! dürfen sich die beiden Gallier bereits zum dritten mal durch einen Belt-Brawler prügeln. Schon 1992 hat Konami solch ein Spiel mit Asterix-Lizenz in Form eines Arcade-Automaten erschaffen. 2002 gab es vom spanischen Entwickler Bit Managers dann den zweiten Belt-Brawler in Form von Asterix & Cleopatra, welcher Bestandteil der GBA-Compilation „Asterix & Obelix: Jetzt geht’s rund“ ist.
Mit Slap Them All! darf jetzt aber endlich mal ein gallisch … äähm ich meine natürlich französisches Entwicklerstudio einen Retro-Prügler vorzeigen. Ob die Entwickler von Mr. Nutz Studio und die Publisher von Microids das Zeug dazu haben ihre gallischen Ahnen stolz zu machen, soll folgender Test aufzeigen.
Fremde in Not und seltsame Besucher, die nach Hilfe suchen
Wir schreiben das Jahr 50 vor Christus. Das römische Imperium unter der Führung des überambitionierten Julius Cäsar hat sich inzwischen ganz Gallien einverleibt. Ganz Gallien? Nicht ganz! Dank des Zaubertranks des Druiden Miraculix leistet ein kleines Dorf nach wie vor Widerstand gegen die römischen Invasoren. Der Zaubertrank spendet temporäre Unbesiegbarkeit und gibt den gallischen Dorfbewohnern somit die Möglichkeit ihre Freiheit zu verteidigen. Doch die Römer lassen nicht locker, und lassen die Region rund um das gallische Dorf von den vier Lagern Babaorum, Aquarium, Laudanum und Kleinbonum überwachen. Ferner hecken Julius und seine Handlanger immer wieder fiese Pläne aus, um die widerspenstigen Dörfler doch noch in die Knie zu zwingen.
So weit zur Ausgangslage der Asterix-Comics. Das Spiel Asterix & Obelix Slap Them All! setzt sich aus sechs Kapiteln zusammen, welche sehr lose auf diversen Bänden der Comicvorlage basieren. Meistens laufen unsere beiden Titelhelden einem Fremden über den Weg, der von den Römern bedrängt wird, oder ein seltsamer Besucher taucht im Dorf auf, der die unbezwingbaren Gallier um Hilfe bittet. Und so verschlägt es unsere Helden z.B. zu den Briten, nach Korsika oder Ägypten, wo es immer wieder gilt den Schandtaten und Eroberungsplänen der Römer ein Schnippchen zu schlagen.
Die sechs Kapitel von Slap Them All! werden den Comic- bzw. Filmvorlagen jedoch bei weitem nicht gerecht. Es bleibt alles sehr kurz angebunden und oberflächlich. Selbst für den tollen Humor der Vorlagen gibt es nur wenig Platz. Schuld hieran trägt auch die schlechte Präsentation. Die Story wird im Stil einer mäßigen Visual Novel vorgetragen. Also Artwork-Standbilder im Hintergrund und Charakterartworks im Vordergrund, welche sich ein paar Textboxen um die Ohren hauen. Das mag jetzt zwar gar nicht so schlecht klingen, funktioniert aber nicht. Die Dynamik eines Comics wird mit diesem Stil nicht erreicht, und die Textboxen können weder Spannung noch Humor transportieren. Asterix & Obelix Slap Them All! ist also definitiv kein Spiel, welches ihr euch für die Story kaufen solltet. Allerdings sind Belt-Brawler nun auch kein Genre, von dem man eine gute Handlung erwartet.
Römer fliegen aus den Sandalen und Slap Them All! fliegt aus der Halbwertszeit
Das Spielprinzip von Slap Them All! unterscheidet sich nicht groß von anderen Genrevertretern. Ihr steuert wahlweise Asterix oder Obelix ohne Zeitlimit durch relativ lineare Belt-Stages und vermöbelt jeden Römer, Banditen, Piraten oder Gladiatoren, der es wagt sich euch in den Weg zu stellen. Ein paar der insgesamt 50 Stages konfrontieren euch zum Ende mit einem Bossgegner, der wesentlich mehr einsteckt als die Standard-Gegner, und kompetenter vorgeht. Bosse teilen nicht nur ordentlich Schaden aus, sondern können auch blocken und kontern, also Vorsicht. Standard-Gegner versuchen da eher mit Masse zu beeindrucken, verfügen hier und da aber auch über einige faule Tricks wie Distanzwaffen oder Dash-Moves.
Um weitere Abwechslung ins Spiel zu bringen, entpuppen sich einige der Stages als Gimmicklevel. So muss man auch mal in einem Autoscroller Wildschweine jagen, ein Buttonmashing-Wettrennen gewinnen oder innerhalb eines Zeitlimits alle Fässer zerdeppern. Dennoch entpuppt sich Slap Them All! recht bald als sehr monotone und langwierige Angelegenheit, denn wer wirklich alle 50 Level durchknüppeln will, muss hier schon um die 8 Stunden auf normaler Schwierigkeitsstufe einplanen. Und das ist für einen Brawler einfach zu lang. Es hat schon einen Grund, warum diese Spiele in den 80ern und 90ern nur eine Standarspieldauer von 30-60 Minuten hatten. Sie sollten einfach vorbei sein, ehe sie auf die Nerven gingen und den Spieler langweilen. Die Mr. Nutz Studios haben diese Weisheit leider nicht verstanden und lassen Slap Them All! meilenweit über die Halbwertszeit hinausschießen. Die Tatsache, dass sich die Gegner, Bosse und sogar Settings regelmäßig wiederholen, hilft da freilich auch nicht weiter.
Detaillierter Blick
Aber nun, wo wir diesen größten Schwachpunkt des Spiels aus dem Weg geräumt haben, gehen wir näher auf die Details ein. Ihr könnt das Spiel mit Tastatur oder Controller spielen. Für die Tastatur bekommt ihr sogar eine Buttonbelegung. Ich selbst habe es via Controller gespielt, und kann an der Steuerung nichts beanstanden. Die Moves gehen leicht von der Hand und erfordern auch keine wirren Kombinationen oder dergleichen. Ihr bekommt vier Schwierigkeitsgrade in Form von „Leicht,“ „Normal,“ „Schwer“ und „Am schwersten.“ Ihr müsst euch aber nicht auf einen Grad festlegen, sondern könnt diesen im Speicherstand-Menü jederzeit neu justieren (es gibt drei Speicherstände).
Im allgemeinen ist der Schwierigkeitsgrad von Asterix & Obelix Slap Them All! recht wechselhaft. Einige Stages sind einfach und kurz, andere knifflig und lang. Eine klare Struktur lässt sich nicht so recht erkennen. Verliert eine Spielfigur alle Lebensenergie, muss man zur Strafe den Level noch mal komplett von Vorne beginnen. Checkpoints gibt es nicht. Das bedeutet aber auch, dass es hier keine Extraleben oder Continue-Mechaniken gibt. Jeder gewonnene Level wird automatisch abgespeichert. Man kann daher recht entspannt spielen.
Neben dem Standard-Spielmodus „Abenteuer,“ schaltet man noch den „Freispielmodus“ nach Sieg im Abenteuer-Modus frei. Hierbei handelt es sich jedoch lediglich um eine Levelanwahl. Diese kann aber immerhin dabei helfen bestimmte Achievements einzusacken.
Ehrensache, dass sich Asterix und Obelix im Kampf unterscheiden. Asterix ist schnell und hat wohl eine kleinere Hitbox. Obelix verfügt hingegen über eine breitere Palette an Kampftechniken, Dennoch ist Asterix eindeutig die bessere Wahl, denn seine höhere Geschwindigkeit ist überlebenswichtig, um die Gegnerhorden zu managen. Obelix Langsamkeit sorgt hingegen für viele eingesteckte Treffer und entsprechenden Frust. Er erweckt auch nicht den Eindruck, dass er mehr Schaden verursacht als Asterix.
Cool ist hingegen, dass man die beiden als Einzelspieler via Knopfdruck wechseln darf, und jeder der beiden über einen individuellen Heilbalken verfügt. Ein netter Ausgleich für jene, die keinen zweiten Mitspieler für den Koop-Modus haben, der hier übrigens nur Lokal zur Verfügung gestellt wird.
Zur Regeneration des Heilbalkens könnt ihr Nahrungsmittel aufsammeln, die in zerstörbaren Fässern verborgen liegen. Ein Apfel heilt wenig Lebensenergie, die Schweinshachse die Hälfte, und der Wildschweinbraten heilt den kompletten Heilbalken. Nahrungsmittel blinken übrigens nicht weg, sondern bleiben dauerhaft liegen. Sie können daher strategisch genutzt werden.
Neben Lebensmitteln könnt ihr auch Münzen, Geldbeutel und Sandalen zur Aufstockung des Punktekontos einsammeln. Diese Gegenstände blinken weg, was jedoch egal ist, da der Highscore in Slap Them All! völlig überflüssig ist. Es gibt weder Online-Leaderboards, noch kann man Sachen freischalten – verpasste Chancen.
Fausteinsatz
Doch das Wichtigste in einem Brawler ist natürlich der Kampf, und der fällt hier, trotz der bereits angesprochenen Monotonie, sehr gelungen aus. Interessant ist, dass selbst Gegner die am Boden liegen weiterhin vermöbelt werden können, wodurch ein sehr flotter Spielfluss entsteht. Das Spiel gibt euch auch viele nützliche Moves zur Gegnerkontrolle an die Hand. Mit dem Dash könnt ihr die feindlichen Horden einfach umrennen und für etwas Übersicht sorgen. Oder ihr packt einen Gegner und werft ihn in seine Kumpels, das hat den selben Umkegel-Effekt.
Ihr bekommt ein gutes Sortiment an leichten und schweren Angriffen. Letztere kommen sogar in verschiedenen Varianten daher, wie etwa dem Uppercut, mit dem ihr die Römer aus den Sandalen hauen könnt. Die Latschen können dann für Extrapunkte eingesammelt werden. Ihr könnt blocken, packen und Sprungkicks lostreten. Obelix kommt, wie gesagt, mit coolen Extramoves daher, wie einem Hinternstampfer oder einer Kombo für schwere Angriffe.
Behaltet jedoch im Hinterkopf, dass viele Manöver wie die schweren Angriffe Kondition verbrauchen, welche hier in Form von fünf Blitzsymbolen dargestellt wird. Sind alle Blitze verbraucht, könnt ihr die entsprechenden Moves nicht mehr einsetzen. Jedoch lässt sich die Kondition sehr schnell wieder durch reguläre Standard-Angriffe regenerieren. Daher ist dies nur ein kleines Problem.
Grafik und Sound
Eine der größten Stärken von Asterix & Obelix Slap Them All! ist die schöne Grafik, welche den Comicstil der Vorlage wunderbar wiederspiegelt. Sowohl Charaktere als auch die Ortschaften wirken handgezeichnet und wie aus einem Guss. Die Animationen sind hochwertig und das Artwork der Comics wurde perfekt umgesetzt. Im Hintergrund findet Parallax-Scrolling seinen Einsatz und trotz des Prügelchaos gegen mehrere dutzend Gegner läuft alles sauber, flüssig und frei von jeglichen Bugs.
Schwachpunkte sind hingegen die bereits angesprochene Storypräsentation in Form von halbherzigen Visual Novel-Sequenzen, sowie das stetige Recycling von Sprites und Ortschaften. Es gibt Bosse, gegen die man hier bis zu fünf mal antreten muss, und nach diesem Spiel hat man für eine Weile definitv keine Lust mehr auf Wald und Wiesen.
Der Soundtrack wird dezent im Hintergrund abgespult. Somit stört er zwar nicht beim spielen, verfügt jedoch auch über keinerlei Erinnerungswürdigkeit. Das heißt nicht, dass die Stücke schlecht sind, aber sie passen halt nicht so recht zum Spielablauf.
Die Prügel-Soundeffekte und gut vertonten deutschen Sprachsamples fetzen hingegen ziemlich gut. Leider kommt es aber auch hier aufgrund der Länge des Spiels zu einer starken Repetition. Ich finde es auch schade, dass man die Textboxen der Visual Novel-Segmente nicht vollständig vertont hat. Die Sprachausgabe beschränkt sich auf die Kampfsprüche von Asterix und Obelix, sowie einem Erzählers, welcher die Handlung kommentiert.