AR-K: The Great Escape REVIEW

Das am 14. Juli 2015 veröffentlichte Point & Click-Adventure AR-K: The Great Escape ist zwar technisch gesehen das zweite Spiel der AR-K-Reihe, zählt aber eigentlich als dritte Episode eines in vier Episoden aufgesplitteten Adventures. Da man nach der Produktion der ersten beiden Episoden wohl in finanzielle Nöte geriet, wurden die Episoden 3 und 4 via Kickstarter finanziert. Der Wunschbetrag von 100.000 $ konnte nur mit Ach und Krach zusammengekratzt werden. Das es überhaupt gelang das Ziel zu erreichen verwundert jedoch, schließlich gehört AR-K (also die Episoden 1 und 2) zu den schlechtesten Adventures, die es gibt. Ich selbst habe das Spiel ja mit 39 % abgewatscht. Darüber hinaus bleiben einem die spanischen Entwickler von Gato Salvaje S.L. immer noch die vierte Episode schuldig (AR-K: Endgame). Diese soll angeblich im Frühling 2019 erscheinen. Über offene Kickstarter-Versprechen wie eine Übersetzungen ins Deutsche will ich da gar nicht weiter reden.

Nichtsdestotrotz konnte „The Great Escape“ überraschend positive Kritiken einfahren. Die Spanier scheinen von ihren vorherigen Fehlern gelernt zu haben und sollen mit der dritten Episode von AR-K ein wesentlich kompetenteres Point & Click-Adventure abgeliefert haben. Ob das wirklich stimmt, möchte ich euch im folgenden Review offenbaren.

Der Absturz in District 8

Wenig überraschend übernehmen wir immer noch die Kontrolle über die verbitterte Nachwuchs-Journalistin Alicia Van Volish. Diese wollte ja ursprünglich eigentlich in die Fußstapfen ihres Vaters treten und Polizistin werden, wurde jedoch letztendlich vom Regierungs- und Polizeiapparat ihrer Heimat-Raumstation „AR-K“ verraten. Grund hierfür war eine mysteriöse Goldene Sphäre die eines Tages in ihrem Spind auftauchte. Folglich wurde Alicia des Diebstahls an diesem Gegenstand bezichtigt und letztendlich dazu gezwungen ihre Polizei-Ausbildung hinzuschmeißen. Die Ausbildung zur Journalistin ist also nur die zweite Wahl. Nichtsdestotrotz könnte sich diese unglückliche Verkettung von Umständen jedoch sowohl als Segen für Alicia, als auch für die gesamte Bevölkerung der Raumstation herausstellen. Im Zuge ihrer Tätigkeit als Journalisten-Azubine gelangt Alicia nämlich unverhofft in den Besitz der Goldenen Sphäre und kommt dem dunklen Geheimnis der Raumstation auf die Schliche: Abgesehen von den offiziellen sieben Bezirken (Districts), scheint es nämlich noch einen versteckten achten Bezirk zu geben. Um dieses Geheimnis näher zu ergründen, verkleidet sich Alicia als Polizistin und dringt ins Polizeihauptquartier ein. Diese verdeckte Ermittlung geht jedoch recht schnell in die Hose, als Alicia eine Fallgrube triggert und ins Unbekannte stürzt. Und genau an dieser Stelle endete Episode 2. Und es ist auch der Startpunkt von Episode 3: „The Great Escape.“

Die Fallgrube befördert Alicia in einen Abfallcontainer von District 8, aus dem sie jetzt erst mal entkommen muss. Das gebrochene Bein, welches sie als Souvenier vom Absturz mit auf den Weg bekommt, ist da auch alles andere als hilfreich. Letztendlich gelingt es ihr aus dem Container zu fliehen, bevor sie in Ohnmacht fällt. Drei Tage später erwacht sie in der örtlichen Krankenstation und wird gleich mal mit ihrer neuen Rolle als Einwohner von District 8 vertraut gemacht. Sie soll gefälligst ihre 12-stündige Arbeitsschicht in der Fabrik antreten, so wie jeder Andere auch. Tut sie das nicht, hageln drakonische Sanktionen und Strafen. In der Fabrik trifft sie auch ihren besten Kumpel Franky, den es auf seiner Suche nach Alicia ebenfalls in die Klauen des übelst heruntergekommenen District 8 verschlagen hat.

Es stellt sich recht bald heraus, dass District 8 die Funktion der gesamten Raumstation am Leben erhält. Gedankt wird es den Einwohnern von District 8 jedoch nicht. Im Gegenteil: Sie sind nichts anderes als bessere Sklaven, welche sich in einer giftigen Umgebung den Buckel krumm schuften müssen, damit die Bewohner der anderen Bezirke in Saus und Braus leben können. Das Perfide an diesem System ist, dass einerseits den Bewohnern von District 8 vorgemacht wird, dass sie eine heldenhafte Aufgabe erfüllen, jedoch andererseits die Bewohner der anderen Bezirke gar nichts von der Existenz von District 8 wissen. Es versteht sich natürlich von selbst, dass das Ziel nun darin besteht von diesem schrecklichen Ort zu flüchten, und den verantwortlichen Politiker „Bossman“ fertig zu machen. Dieser entsendet derweil eine „Mitarbeiterin“ nach District 8, welche Alicia beseitigen soll. Ach ja, das Geheimnis der Goldenen Sphäre wird auch endlich gelüftet, und wer aufmerksam spielt, erfährt sogar etwas Hintergrundwissen zur Entstehung der Raumstation AR-K – wurde auch Zeit!

Mit Episode 3 kommt die Handlung von AR-K endlich in die Gänge. Man ist motiviert bei der Sache, um aus District 8 zu flüchten und die neuen NPCs sind auch durchaus liebenswert. Ironischerweise sind sie sogar weitaus sympathischer als die idiotischen Pappnasen, die man in den vorherigen Episoden kennengelernt hat. Auch Alicia scheint hier endlich so etwas wie Demut zu lernen. Zumindest schmeißt sie jetzt nicht mehr mit Schimpfworten um sich, wie sie es in Episode 2 getan hat. Vermutlich eine Reaktion der Entwickler auf die negative Resonanz bezüglich der Gossensprache aus Episode 2.

Angesichts dieser großen Verbesserungen, ist leider auch ein großer neuer Schwachpunkt reingerutscht. Die Entwickler konnten es sich nämlich nicht verkneifen Anspielungen hineinzupacken, die darauf hinweisen, dass man hier ein Videospiel spielt. So sollte man sich nicht wundern, wenn man von jemanden plötzlich erklärt bekommt, dass man weitere Anweisungen erst in Episode 4 erhält, oder dass dieser NPC nur existiert, damit man eine Aufgabe samt wichtigen Gegenstand vom besagten NPC erhält. Diese Art des Humors zerstört natürlich jegliche Form der Immersion, was insbesondere deswegen schade ist, da „The Great Escape“ ja eigentlich eine sehr ernste Thematik behandelt und eben diese stellenweise auch entsprechend präsentiert wird. Auch wenn das Ganze durch die Cartoon-Grafik im Stil einschlägiger 3D-Animationsfilme abgeschwächt wird.

Vorbildlich: Die großen Gameplay-Macken der vorherigen Episoden wurden beseitigt

AR-K bleibt auch in der dritten Episode ein typisches Point & Click-Adventure. Ihr klickt euch mit den Maustasten durch Renderbilder um Gegenstände aufzusammeln, Hotspots zu untersuchen und mit NPC’s zu tratschen. Gesammelte Items können untereinander kombiniert werden, um hierdurch neue Objekte zu kreieren. Die Items wollen dann auf bestimmte Hotspots oder NPC’s angewendet werden, um somit diverse Problemstellungen zu lösen und erfolgreich in der Handlung voranzuschreiten. Wer mal solch ein Adventure gespielt hat, weiß was ihn hier erwartet. Besonderheiten oder Überraschungen sucht man in AR-K vergebens.
Das einzige Gimmick, welches „The Great Escape“ von anderen Adventures unterscheidet ist eine Art Videotelefon, welches Alicia mit sich herumschleppt. Über dieses wird ihr Kumpel Franky nahezu durchgehend zugeschaltet, er ist somit quasi ein indirekter Begleiter für Alicia. Das bedeutet auch, dass man ihn mittels zweier Mausklicks als Ratgeber hinzuziehen kann. So lässt sich entweder seine Meinung oder auch seine aktive Hilfe zu NPCs oder Hotspots heranziehen, was auch manchmal notwendig ist, um im Spiel voranzukommen.

Abgesehen davon gibt es hier jedoch nichts groß zu erklären. Das bedeutet aber auch, dass man die ganzen derben Macken der vorherigen Episoden herausgefiltert hat. Die Handhabung der Gegenstände funktioniert jetzt ganz klassisch via Inventarleiste am unteren Bildschirmrand. Diese Leiste kann man mithilfe eines kleinen Buttons sogar nach eigenem Gusto an- oder abschalten – das ist sogar eine Verbesserung im Vergleich zu einem herkömmlichen Adventure! Die Gegenstände selbst werden via Drag & Drop gehandhabt, was manchmal leider eher schwammig funktioniert. Da man hier aber verhältnismäßig wenig damit herumhantieren muss, ist das auch nicht so schlimm.

Den Genre-typischen Doppelklick zur Abkürzung von Ein- und Ausgängen oder um die Spielfigur rennen zu lassen, sucht man leider vergebens. Hier kann man noch nachbessern. Andererseits bietet das Spiel eine Ortskarte, mit deren Hilfe man schnell und unkompliziert von einem Ort zum anderen springen kann. Selbiges gilt auch für eine Hotspotanzeige, welche immer noch nicht integriert wurde.

Ein dickes Lob gibt es dafür für die Qualität der Rätsel. Diese ergeben meistens Sinn, sind gut aus eigener Kraft zu lösen, bieten sogar etwas Abwechslung und werden in einem übersichtlichen Gebiet abgewickelt. Nur einmal musste ich zu einer Lösung greifen, da ich nicht herausfinden konnte, was ich mit der lilanen Glasflasche anfangen sollte. Hierzu hat mir das Spiel auch leider keine vernünftigen Tipps gegeben. Aber ein einziger Griff zur Komplettlösung für ein 5-stündiges Adventure geht schon in Ordnung. Wenn ich daran denke, mit was für konfusen Krempel ich in den vorherigen Episoden konfrontiert wurde, ist das schon ne sehr starke Verbesserung von Gato Salvaje.

Grafik und Sound

Machen wir es kurz: In grafischer Hinsicht hat sich nichts getan. Man hat immer noch das Gefühl, dass man an einem 15 Jahre alten Adventure mit einer Auflösungsstufe von 1024×768 dransitzen würde, auch wenn dies technisch gesehen nicht der Fall ist. Aber die ohnehin etwas detailarmen Renderscreens weisen halt immer noch diesen leicht verschwommenen Look auf. Sie profitieren jetzt allerdings von dem düsteren Setting eines heruntergekommenen, durch giftige Dämpfe versmogten Industrieviertels.
Positiv ist hingegen, dass es viele Rendersequenzen gibt, welche die Spielfortschritte und Handlungsentwicklungen dokumentieren. Diese darf man sich dann auch separat im Hauptmenü zu Gemüte führen. Wie gehabt fügen sich sowohl die Rendersequenzen als auch die Charaktermodelle homogen in den grafischen Stil der Renderbilder ein. Löblicherweise hat man auch Alicias Laufanimation etwas überarbeitet. Die reißt zwar immer noch keine Bäume aus, aber zumindest hat man jetzt nicht ständig das Gefühl, dass die Gute über dem Boden schweben würde.

Zum Soundtrack hab ich nichts zu sagen, denn man nimmt diesen beim spielen einfach nicht wahr. Ehrlich gesagt habe ich einen prägnanten OST aber auch nicht vermisst, da ich diesbezüglich von AR-K nichts nennenswertes gewohnt bin. Was ich jedoch erwartet habe, ist, dass die englische Sprachausgabe wieder überzeugen kann. Und glücklicherweise konnte „The Great Escape“ die Qualität in dieser Hinsicht beibehalten. Die Hauptcharaktere werden von den altbekannten Sprechern synchronisiert und auch die neuen Charaktere wurden gut vertont.

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Pro
  • die Handlung kommt endlich in die Gänge und man erfährt endlich mehr Hintergrundwissen zur Raumstation und zur Goldenen Sphäre
  • die Charaktere lassen endlich Sympathie aufkeimen
  • die Gossensprache der letzten Episode wurde wieder gestrichen
  • die Qualität der Rätsel hat sich drastisch verbessert
  • gute englische Sprachausgabe

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Kontra
  • theoretisch muss man sich durch die ersten beiden Episoden quälen, bevor man bei der guten Dritten ankommt
  • die Anspielungen, welche die vierte Wand durchbrechen sind sehr störend
  • es gibt keine Hotspotanzeige
  • Grafik wirkt leider immer noch stark veraltet (selbst für Indie-Adventure-Verhältnisse)
  • Episode 4 und eine deutsche Übersetzung lassen immer noch auf sich warten

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Pro & Kontra

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Pro
  • die Handlung kommt endlich in die Gänge und man erfährt endlich mehr Hintergrundwissen zur Raumstation und zur Goldenen Sphäre
  • die Charaktere lassen endlich Sympathie aufkeimen
  • die Gossensprache der letzten Episode wurde wieder gestrichen
  • die Qualität der Rätsel hat sich drastisch verbessert
  • gute englische Sprachausgabe

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Kontra
  • theoretisch muss man sich durch die ersten beiden Episoden quälen, bevor man bei der guten Dritten ankommt
  • die Anspielungen, welche die vierte Wand durchbrechen sind sehr störend
  • es gibt keine Hotspotanzeige
  • Grafik wirkt leider immer noch stark veraltet (selbst für Indie-Adventure-Verhältnisse)
  • Episode 4 und eine deutsche Übersetzung lassen immer noch auf sich warten

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Spiel Bewertung
Singleplayer
73
73
-
Multiplayer

FAZIT

Wow, nach dem Schrott den Gato Salvaje mit den ersten beiden Episoden von AR-K abgeliefert hatten, hätte ich eine derartige Qualitätssteigerung nie erwartet. Oh sicher, ich hatte schon daran geglaubt, dass AR-K: The Great Escape besser sein würde als sein mieser Vorgänger, aber das tatsächlich ein gutes Spiel dabei herauskommt, daran wollte ich nicht glauben. Aber ist schon erstaunlich wie viel man erreichen kann, wenn man die Inventarführung repariert und den Trial & Error-Käse aus dem Fenster wirft. Positiv ist weiterhin, dass hier auch die Handlung in die Gänge kommt. Trotz dessen besteht immer noch viel Spielraum für Verbesserungen. Die Grafik ist nach wie vor veraltet und die Abstinenz einer Hotspotanzeige schlicht und einfach nicht mehr zeitgemäß. Auch die Tatsache, dass es die spanischen Entwickler immer noch nicht hinbekommen haben die letzte Episode zu veröffentlichen, ist verdammt peinlich. Und vor allem nach der guten dritten Episode, würde ich die Letzte schon gerne spielen. Und diese Aussage kann gerne als Kompliment gewertet werden!

- Von  Volker

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