Animal Gods REVIEW
Zu Beginn der Rezension möchte ich erst einmal die Frage aufkommen lassen, was wir uns unter einem richtigen Rollenspiel vorstellen!?! Ein tapferer Krieger, der gegebenenfalls mit einem mutigen Gespann durch fiktive Orte zieht und Gegner von der Karte tilgt? Mysteriöse Dungeons, die mit Rätseln angehäuft sind? Viele Fundsachen, die an Körper oder in der Hand ihren Platz finden? Vielleicht ein paar Händler, die immer die schönsten und vor allem auch sichersten Rüstungen anbieten und euren alten Krempel zu neuem Geld machen? Ein Level-Up System, das den Anreiz gibt, sich immer mehr Feinde und anspruchsvolleren Feinden zu stellen? Und all genau das ist Animal Gods – Nicht!
Rettung mit Hindernissen
Die Tiergötter sind fort! Die einst so mächtigen Götter sind nur noch Schatten ihres ehemaligen Abbildes. Ihr findet euch in der Rolle von Thistle wieder, einem kleinen, aber agilen Krieger mit der Aufgabe den Fluch der Tiergötter zu lüften! Leider nur stellt sich dieses Unterfangen verzwickter heraus als anfänglich gedacht, denn überall auf dem Wege sind Fallen verbaut, die selbstverständlich überwunden werden müssen. Die optisch darbietenden violetten toxischen Flüsse kann der tapfere Recke, der alleine seine Reise antritt, mit einer Art Schub überwinden, der auf dem PC beispielsweise mit der Leertaste ausgelöst wird. Jedoch ist der Schwierigkeitsgrad selbstverständlich gedeckelt und so werden aus einem gradlinigen Fluss schnell zwei oder drei, die nahe aneinanderreihen. Nun ist nicht nur Fingerspitzengefühl gefragt, sondern auch ein hohes Maß an Präzision, denn sobald ihr eine der violetten Linien berührt, die teilweise auch verwinkelt angeordnet sind, werdet ihr wieder auf den letzen Checkpoint zurückgesetzt. Da diese recht großzügig angeordnet sind, stellen die Forderungen zu Beginn noch kein wirklich großes Problem dar, werden aber mit weiterem Vorankommen immer anspruchsvoller. So verschwinden beispielsweise bei einer erneuten Begehung einfach einige Checkpoints, die in Form von Kreisen auf den Boden hervorgehoben sind. Dies erhöht natürlich auch euer Maß an Vorsicht, denn der kleinste Fehler wird knallhart bestraft und löst mehrere Minuten voller Konzentration in Luft auf.
Bislang wirkt Animal Gods aber eher wie ein Geschicklichkeitsspiel, welches auch sehr fordernd ist und so manche Zornesfalte in das Gesicht verfrachtet. Da bringen die Passagen auch nicht viel, in denen ihr mit dem richtigen Timing von einer Plattform auf die andere wandern müsst, um so den tiefen Abgrund und eurem Tod zu entkommen.
Um die Atmosphäre aber aufzulockern und dem ganzen Spiel, welches mit viel Fantasy einem Rollenspiel gleicht, ein wenig mehr Anspruch zu geben, bekommt Held Thistle aber noch Waffen gestellt. Im Nah- wie auch Fernkampf ausgerüstet, stellen sich ihm nun auch erste Gegner in den Weg, die ebenso simpel aussehen, wie schon das gesamte Spiel. Das Prinzip des Spieles bleibt aber knallhart und nur ein Fehler wird böse bestraft. Das heißt, sofern ihr einen Gegner nur streift, werdet ihr wieder an den letzten Checkpoint zurückgesetzt und müsst den Abschnitt erneut begehen, was bei mehreren Fehlversuchen in einer reinen Frustration endet.
Mit der Begehung von drei Tempeln, die sich Halls of Eynd, Garden of Gwyn und Coast of Syn nennen, versucht man sich ein wenig an Spielen wie The Legend of Zelda in der Urfassung zu orientieren, was aber nur grob gelingt. Schon bei der Auswahl an Utensilien spart Animal Gods enorm ein und so müsst ihr in einem Tempel ganz ohne Waffen auskommen, im nächsten nur mit einem Schwert und im Dritten nur mit einem Bogen bewaffnet. Schalter oder Schieberätsel sucht man ebenso vergebens und daher gestalten sich die Geschicklichkeitsaufgaben als größte Herausforderung im Spiel. Durch dessen Schwierigkeit wird zudem noch die recht kurze Spielzeit künstlich gestreckt.
Indie in Bild und Ton
Dass Animal Gods in der Optik sehr eigenwillig ist, hatte ich bereits kurz angeschnitten, möchte dies aber mit weiteren Worten untermauern. Alle Orte stellen sich über Linien, Kreise, Rechtecke oder Quadrate dar, die ohne eine gewisse Struktur angeordnet sind und dadurch immer neue Orte ergeben. Mit Nebel oder Regen versucht man hier den verschiedenen Schauplätzen noch ein wenig mehr Leben einzuhauchen, was aber nur anteilig gelingt. Die Areale sowie die Darstellung der Götter aber auch Held Thistle wirken wie aus einem Guss und sind daher recht stimmig in das Indiegame untergebracht. Und genau dieser Look ist bestimmend in Animal Gods und lässt alles noch ein wenig individueller wirken. Insbesondere die beschrifteten Wege erzählen so noch ein wenig mehr von der Geschichte und eurer Aufgabe in der Rolle des einsamen Recken Thistle.
Soundtechnisch ist das Spiel auch ein wenig sparsamer und dementsprechend begleiten den Helden auf seiner Reise leider immer die gleichen Musikstücke, die nach einer längeren spielerischen Odyssee etwas anstrengend für die Ohren werden. Ebenso sind die Effekte nur auf 10 Sounds begrenzt, was dem Spiel ein wenig an Authentizität nimmt. Beispielsweise werden Schwerthiebe mit einem eigenen Ton bedacht, der Teleport von einem Gebiet ins Nächste geht aber ohne Untermalung vonstatten. Eine Sprachausgabe müsst ihr leider auch vergebens suchen, was aber nicht unbedingt schlimm ist, denn allgemein sind nicht viele Dialoge oder Monologe ins Spiel eingebracht worden. Wer jedoch die Geschichte um Animal Gods ein wenig verinnerlichen möchte, sollte der englischen Sprache mächtig sein.
Die Steuerung ist recht simpel, auf dem GamePad der Wii U aber deutlich eingängiger als mit der Tastatur des Computers. Viel fordern wird sie aber auch beiden Plattformen nicht, denn zumeist verteilt ihr Schwerthiebe, überwindet die zu Beginn erwähnten violetten toxischen Flüsse, schießt Pfeile ab und wandert von einem Tempel zum anderen.