Agony REVIEW
Freunde der gepflegten Unterhaltung blickten diesem Augenblick voller Vorfreude entgegen. Der Release von Agony, dem grausamsten Spiel der Videospielgeschichte, rückte näher und näher. In den vergangenen Wochen und Monaten fiel der Titel immer wieder durch höllische Trailer durchaus positiv auf. Nun ist der Höllensimulator nach einer erfolgreichen Kickstarter Kampagne, die weit über das angestrebte Finanzierungsziel hinausschoss, sowie diversen Release-Verschiebungen endlich da. In unserem Test erfahrt ihr, wieso Agony wortwörtlich eine Qual ist und seinem Namen damit alle Ehre macht.
Einmal Hölle und zurück
Am Beginn des höllischen Abenteuers erlebt man den Fall in die Tiefen der Unterwelt. Fällt dabei gefühlt eine Unendlichkeit, während einem das Fleisch von den Knochen geröstet wird und man schließlich an die Tore der Hölle klopft. Um wen es sich bei dem Neuankömmling handelt, ist anfangs noch unbekannt und für den Spielverlauf eigentlich belanglos. Denn, hier in der Hölle wird jeder geknechtet, egal ob Herrscher oder einfacher Diener. Auf jeden Fall muss der Protagonist des Abenteuers irgendetwas gewaltig falsch gemacht haben, um an diesem trostlosen Ort zu landen. Und so kriecht diese vorerst namenlose Seele durch die Gänge der Hölle auf der Suche nach der Roten Göttin. Diese soll ihn von diesem Martyrium erlösen, heißt es. Ich welcher Form auch immer.
Besonders spannend erzählt wird die Geschichte nun leider nicht. Jagd man nur stumpf der besagten, zum Teil gehäuteten Dame in Rot hinterher, erschließt sich einem die Story kaum. Erst Briefe, die in der ganzen Spielwelt verstreut wurden, geben mehr über den Hintergrund preis. Dann wären da noch die NPC’s, welche größtenteils zwar nur Schwachsinn von sich geben oder um Erlösung betteln, aber vereinzelt Details zu der Person ausplaudern, die man einmal war. Ein großer Punkt unterscheidet den Protagonisten außerdem von den anderen Höllenbewohnern. Er kann seinen Geist von seinem zerbrechlichen Körper trennen und in andere Hüllen schlüpfen. Zuerst nur in den Abschaum der Unterwelt, später sogar in mächtigere Kameraden.
Die ganze Story wurde jetzt wohl spannender umrissen, als sie am Ende tatsächlich ist. Bis auf eine kleine Portion Mitgefühl für den armen Helden erscheint das große WARUM?! genauso interessant zu sein, als wenn in einem fernöstlichen Land ein Sack Reis umfällt. Alle Hobbysadisten unter euch dürfen sich zumindest auf einige Stunden nie enden wollender Qual freuen. So wird die Hölle so dargestellt, wie man es sich immer erträumt hatte. Gigantische Berge menschlicher Überreste, furchterregende Monster und schreiende Menschen, wo man nur hinschaut/-hört.
Ein höllisches Abenteuer
Tja, das Gameplay reiht sich leider direkt nach dem ersten Eindruck ein. Was als spannender Survival Horror verkauft wird, entpuppt sich als klassischer Walking Simulator, wie er im Buche steht. Durch den hohen Gewaltgrad würde ich Agony gar nicht mehr als Survival Horror, sondern eher als Gore Survival Adventure bezeichnen. So schleppt man seine müden, menschlichen Überreste von Checkpoint zu Checkpoint, immer in der Hoffnung, hinter der nächsten Ecke nicht von etwas unbeschreiblich Hässlichem zerstückelt, erschlagen oder aufgegessen zu werden. Dabei ist der Schwierigkeitsgrad offenbar ebenso unverzeihlich wie der Teufel selbst. Selbst die geringste Annäherung an diese abstoßenden Dämonen reicht aus, damit diese lostürmen und alles kalt machen, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Nun hat man die Möglichkeit, innerhalb einer begrenzten Zeit in einen neuen Körper zu schlüpfen.
Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Hülle von der nächsten Höllenkreatur zerrissen wird. Und so wird aus dem anfänglichen Stealth Adventure geradezu ein Speedrun. Es ist eben oft zielführender, an Feinden einfach vorbeizurennen, als sich bedacht Meter für Meter nach vorne zu schieben. Schade, denn so gerät einer der positivsten Punkte, das Art Design, langsam in den Hintergrund. Was bleibt, ist eine Hetzerei durch enge, viel zu dunkle Gänge und teils sehr seltsame Rätseleinlagen. Im Kern reduzieren sich die Rätsel aber auf: „Objekte bei Punkt A einzusammeln und nach Punkt B zu bringen“. Dazu kommt noch, dass euch das Spiel ab dem normalen Schwierigkeitsgrad nach drei Toden automatisch einen Checkpoint weiter zurücksetzt. Die Spielzeit wird dadurch unnötig aufgebläht und man gerät immer weiter in eine Nerv tötende Frustspirale.
Nach etwas mehr als zehn Stunden ist die Reise dann Gott sei Dank auch schon wieder vorbei. Wer sich trotz der Negativpunkte doch für Agony begeistern kann, darf sich auf bis zu sieben verschiedene, schaurige Enden freuen. Ist die Freude danach noch immer nicht verflogen, wartet ein erneuter Durchgang im Succubus-Modus, einer Art New Game Plus. Darin schlüpft ihr in die Rolle einer Succubus, erlebt eine leicht alternative Story und könnt euch nun auch erstmals zur Wehr setzten. Für Langzeitmotivation hingegen will der Agony-Modus sorgen. Der wirft Spieler in immer neue, zufallsgenerierte Dungeons, in denen unterschiedliche Missionsziele warten. Das übergeordnete Ziel ist es, so viele Punkte wie möglich zu ergattern und somit Online-Ranglisten empor zu klettern. Leider wirkt aber auch dieser Modus eher wie eine kleine Dreingabe, als der große „Game Saver“ und wird schnell eintönig.
Die Sache mit der Gewalt
Ein Punkt, der an dieser Stelle unbedingt besprochen werden muss, ist die Gewaltdarstellung. Zumindest hier halten die Entwickler ihre Versprechen. Agony ist das grausamste Spiel, das ich und wahrscheinlich auch viele andere Spieler jemals gespielt haben. Bereits ab den ersten Spielminuten wird man von zerstückelten Menschenkörpern und gequälten Schreien begleitet. Gepfählte Menschen stehen am Wegrand und regen sich noch leicht, während nackte Dämonen in regelmäßigen Abständen miteinander rummachen. Agony ist definitiv nichts für Softies und schon gar nichts für Kinderhände. Eingefleischte Gore-Fans werden natürlich begeistert sein, über die detaillierte Nachbildung vieler Albträume. Daneben geht das Spiel recht großzügig mit Nacktheit um. Die Mehrheit der Höllenbewohner, ob nun Mann oder Frau, verzichten schlichtweg auf Kleidung. Wozu auch dick anziehen, ist eh viel zu warm dort.
Technik
Kommen wir nun endlich zur größten Schwäche von Agony, die Technik. Während die konfuse Story und das eintönige Gameplay noch akzeptabel sind, trägt die Technik das Projekt schließlich zu Grabe. Viele PC-Spieler berichten zwar von einer durchaus schönen Grafikkulisse, wohingegen die Konsolenversion, welche ich spielen durfte, einen großen, matschigen Haufen darstellt. Texturen sind meist unscharf, matschig und die Beleuchtung an vielen Stellen viel zu schwach. Oft läuft man minutenlang durch dunkle Gänge, in denen man nicht einmal zwei Meter weit sehen kann. Abgerundet wird das Ganze mit emotionslosen, detailarmen Gesichtern und hölzernen Charakteranimationen. Weiters kommen dazu noch instabile Framerates, die regelmäßig weit und die 25 Bilder pro Sekunde fallen.
Weit schlimmer trifft es jedoch die Soundkulisse. Eine der Essenzen, die modernen Horror ausmachen. Ich hätte zuvor nie damit gerechnet, dass Soundprobleme einen Titel unspielbar machen könnten. Agony hat mich eines Besseren belehrt. Während man so durch die Spielwelt streift, tritt oft ein so starkes, grundloses Rauschen auf, dass es bei aufgedrehten Kopfhörern zu Gehörschäden kommen kann. Daneben lösen Effekte, etwa beim Aktivieren eines Checkpoints oft minutenlang aus. Oder Dialoge, die zwischendrin einfach mehrmals neu starten und sich gegenseitig überlagern. Was dabei herauskommt, sollte sich kein Mensch anhören müssen. Und das sind keine Einzelfälle, diese Fehler tauchen in regelmäßigen Abständen auf und sind erschreckender als alles andere in diesem Spiel.
Zumindest einigermaßen stabil läuft das Spiel, wenn auch nicht flüssig. Während des mehrstündigen Tests stürzte Agony tatsächlich nur ein einziges Mal komplett ab. Danach musste die Konsole einmal komplett neu gestartet werden. In Sachen Steuerung verhält sich das Spiel genretypisch relativ simpel. Die Navigation durch die Spielwelt präsentiert sich sehr einsteigerfreundlich, Interaktionen lassen sich durch einen einfachen Tastendruck ausführen.