RAGE REVIEW
Vor der Veröffentlichung Anfang Oktober 2011, war RAGE ein heiß erwarteter Titel. Kein Wunder, schließlich sollte der Egoshooter der neueste Streich des legendären US-Amerikanischen Entwicklerstudios id Software werden. Jeder, der sich ein bisschen in der Branche auskennt, weiß, das id Software diejenigen sind, welche wegweisende Egoshooter-Serien wie Doom und Wolfenstein erschaffen hatten und somit maßgeblich zum Erfolg und der Weiterentwicklung des Genres beigetragen haben. Außerdem lag der letzte große Egoshooter (Doom 3) schon satte sieben Jahre zurück. Es wurde also Zeit für etwas neues, und RAGE heimste in Vorveröffentlichungs-Berichten der Fachpresse auch einiges an Lob für die schicke neue Grafikengine und das damals schwer angesagte Ödland-Setting ein. Doch als das Spiel letztendlich herauskam, wurde es recht bald still um den ambitionierten Egoshooter. Das Game wurde von der Spielerschaft einfach nicht so richtig aufgenommen und galt recht bald als einer der schwächsten Shooter von id Software. Was die Gründe dafür sein mögen, erfahrt ihr im folgenden Review.
Die Nummer mit dem Asteroidenabsturz und der gesichtslose Diktator
Irgendwann in der nahen Zukunft befindet sich ein Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde. Da der Menschheit die Mittel fehlen das Ding aufzuhalten nehmen sie die bevorstehende Katastrophe hin und entwerfen die sogenannten „Archen.“ Das sind kleine Mini-Bunkeranlagen, welche jeweils eine handvoll Leute in Kryogen-Kapseln (Kälteschlaf) am Leben erhalten sollen. Darüber hinaus bekommen die Archen-Schläfer auch noch Naniten (mikroskopisch kleine Roboter) injiziert, um deren Überlebenschancen in der bevorstehenden postapokalyptischen Welt zu verbessern. Unsere namenlose und stumme Spielfigur, welche auch sonst über keinerlei Persönlichkeit oder Vergangenheit verfügt, ist einer der glücklichen Auserwählten, für das Archen-Projekt. Der Auftrag der Archen-Fuzzies ist simpel: Irgendwie das Überleben der Menschheit sichern.
Ca. 100 Jahre nach dem Asteroidenabsturz, erwacht unsere Spielfigur (denn mehr als das ist er nun mal nicht) aus dem Kälteschlaf und muss erst mal feststellen, dass er der einzige Überlebende seiner Arche ist. Darüber hinaus entpuppt sich die neue Erde als unwirtliches Ödland. Bevor sich der arme Tropf überhaupt orientieren kann, wird er auch schon von der ersten Raider-Gang aufgemischt. Doch Rettung naht in Form des resoluten Dan Hagar, welcher seine eigene kleine Siedlung in der Nähe leitet. Und ja, richtig erkannt. Das gesamte Archen-Projekt war irgendwie für die Katz, denn sowohl die Hagar-Familie als auch die Raider sind bereits Beweis genug, dass es die Menschheit auch ohne Kälteschlaf-Archen geschafft hat zu überleben. Da Dan unser Leben gerettet hat, willigen wir ein ein paar Arbeiten für den freundlichen Kerl zu absolvieren. Im Endeffekt läuft es natürlich darauf hinaus, den benachbarten Raidern eins auf die Mütze zu geben, damit sie die Hagars in Ruhe lassen. Doch das ist erst der Beginn für unsere Karriere als rechtschaffender Söldner-Messias. Im Verlauf des Spiels legen wir uns nicht nur mit mehreren Raider-Klans an, sondern müssen uns auch noch gegen die monströsen Ghul-ähnlichen Mutanten zur Wehr setzen und treten letztendlich der selbsternannten „Regierung“ entgegen.
Besagte „Regierung“ ist natürlich nichts anderes als eine skrupellose Militärdiktatur, welche sogar noch mehr Unfrieden stiftet als die zahlreichen Raider und Mutanten. Dummerweise verfügt die Regierung über all die coole Sci-fi-Ausrüstung und ist entsprechend schwer zu bekämpfen. Aus irgendeinem Grund hat es die Regierung auf Archenbewohner abgesehen, weswegen sich unsere Spielfigur ganz besonders vor diesem Gesocks in acht nehmen muss. Allerdings gibt es auch Gerüchte über eine Widerstandsorganisation.
Tja, und mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Man spielt eben einen mit Nanomaschinen angereicherten Typen, der in einer postapokalyptischen Ödland-Welt diverse Raider, Mutanten und futuristische Soldaten eines diktatorischen Regimes bekämpft. All das Drumherum in Form der Hintergrundgeschichte um den Asteroiden und diverse Labereien mit NPCs, dienen im Grunde genommen nur dazu die Schießereien zu rechtfertigen.
Die Nebencharaktere dienen in der Tat in allererster Linie als Questgeber und weisen entsprechend wenig Persönlichkeit auf. Schade um das verschwendete Potential, denn die Leute denen man begegnet wirken allesamt sehr schrullig und individuell. Mit etwas mehr Mühe hätte man einiges aus denen machen können. Der Knaller ist jedoch der Oberschurke General Cross. Diesen bekommt man im Spiel nämlich kein einziges mal zu Gesicht. Wenn man Glück hat, darf man sich sein polemisches Geschwafel in einer Radioübertragung anhören, an der man aber auch einfach unbeeindruckt vorbeistiefeln kann – das war es, was man vom ihm im Spiel mitbekommt. Jeder weiß, dass Egoshooter nicht unbedingt für ausgefeilte Storylines oder tiefgängige Charakterstudien bekannt sind, aber das was sich id Software mit RAGE geleistet hat, ist dann doch irgendwie dezent peinlich. Ein Oberschurke dem man weder entgegentreten darf noch zu Gesicht bekommt, ist nämlich selbst für einen Shooter unterste Kanone.
Abwechslungsreicher Genre-Mix oder oberflächliche Casual-Ballerei?
Wie es sich für einen Egoshooter gehört, bietet RAGE sowohl eine Einzelspielerkampagne, als auch Multiplayer-Modi. Allerdings ist der Multiplayer dieser Tage nahezu ausgestorben. Wer im Steam-Forum nachfragt und sich mit den dortigen Usern verabredet, hat eventuell noch ne Chance den Multiplayer zu erleben, aber ohne diesen aufwändigen Zwischenschritt hat man keine Chance mehr Mitspieler zu finden. Als ich mal in den Multiplayer reingeschaut habe, war jedenfalls kein Mensch online. Eigentlich schade, denn im Multiplayer werden sowohl neun verschiedene Koop-Level für zwei Spieler, als auch diverse Racing-Events für mindestens vier Spieler angeboten. Aber da ich hier ja nichts ausprobieren konnte, kann und will ich auch nicht mehr dazu erzählen.
Einen weiteren Aspekt den ich noch loswerden will, bevor ich endlich aufs eigentliche Spiel zu sprechen komme, ist die Anarchy Collectors-Edition, welche einige Ausrüstungsstücke beinhaltet, die man in der regulären Version nicht erhält. Hierzu gehört die Crimson Elite-Rüstung, eine Doppelläufige Schrotflinte, den Rat Rod Buggy und die Fists of Rage. Da ich nur die reguläre (Steam-)Version von RAGE besitze, kann ich jedoch nichts über den Anarchy-Zusatzinhalt sagen.
So, und jetzt wo ich endlich den Krempel abgewickelt habe, den ich nicht testen konnte, steht dem eigentlichen Review nichts mehr im Wege.;)
Die Einzelspieler-Kampagne von RAGE bietet vier Schwierigkeitsgrade (Leicht, Mittel, Schwer und Alptraum) und eine stark variierende Spieldauer. Leute die nur durch die Shooter-Level rushen reden von 5-10 Stunden Spielzeit. Ich selbst habe RAGE inklusive der beiden DLCs (für die ich separate Reviews schreibe) jedoch 30-35 Stunden gezockt. Es hängt also eher vom Spielstil ab, wie viel Zeit man im virtuellen Ödland verbringen wird. Ich habe halt auch viel Zeit mit Nebenmissionen und Achievement-Hunting verbracht, aber ich greife vor.
Was den Schwierigkeitsgrad anbelangt, so wählte ich „Schwer,“ hatte aber eher den Eindruck ich würde ein leichtes bis maximal(!) normalschweres Game zocken. Laut hörensagen soll RAGE aber selbst auf Alptraum noch viel zu leicht sein. Aber wen wunderts, schließlich verwendet das Spiel Selbstregeneration der Lebensenergie (wegen der injizierten Naniten). Schwere Verletzungen werden mit roter Verfärbung des Bildschirmrands gekennzeichnet. Dann heißt es in Deckung gehen und einfach abwarten, bis die Verfärbung wieder weg ist. Sollte man dennoch abkratzen, aktiviert sich sogar ein Defribilator, welcher unsere Spielfigur wiederbelebt und alle Gegner der Umgebung mit einem Elektroschock betäubt. Auch der Defribilator lädt sich wieder auf, allerdings kann das ne ganze Weile dauern (Viertel- oder halbe Stunde oder so). Später bekommt der Defri sogar ein Update für eine zweite Ladung – als ob das Spiel nicht so schon leicht genug wäre.
Wer als Shooter-Profi eine Herausforderung sucht, wird bei RAGE also nicht unbedingt fündig werden. Casuals und Einsteiger werden sich hingegen freuen. Mich stört der lasche Schwierigkeitsgrad nicht, aber ich wage zu bezweifeln, dass es eine clevere Idee von id Software war die alten Profis derart vor den Kopf zu stoßen.
RAGE ist eine Mischung aus Egoshooter und Combat-Racer der seine Kernspielelemente mit einigen seichten RPG-Elementen und einer Pseudo-Open World garniert. Warum Pseudo-Open World? Nun, die jeweiligen Shooter-Level bzw. Missionen (13 an der Zahl) öffnen sich erst, wenn man die entsprechende Mission erhalten hat. Bis dahin bleiben die Leveleingänge auf der ohnehin eher übersichtlichen Open World geschlossen. Man könnte fast sagen, dass die Open World nur als eine arg glorifizierte Levelanwahl dient und als Alibi, um den Combat-Racing-Aspekt ins Spiel zu klopfen. Die Fortbewegungsmittel (vier an der Zahl) dienen nämlich in erster Linie dazu, um auf der Open World von A nach B zu gelangen. Zwar spawnen feindliche Raider- und Regierungs-Karren auf der Oberwelt, doch kann man an diesen ehrlich gesagt auch einfach vorbeidüsen, in der Hoffnung möglichst wenig Schaden am eigenen Wagen zu kassieren. Wer sich dennoch auf den Fahrzeugkampf einlässt, bekommt pro Fahrzeugkill einen sehr geringen Geldbetrag und eine Rennmarke. Diese sind dann beim Auftraggeber des jeweiligen Stadt-Hubs abzuholen. Und ja, es gibt zwei separate Open World-Areale mit eigenen Stadt-Hub, welche die ganzen NPC-Auftraggeber, Anschlagtafeln für Nebenquests, Shops, Rennveranstalter und Minigames beherbergen. Also schauen wir uns die einzelnen Spielelemente am besten separat voneinader an.
Variantenreiche Ballereien zwischen unsichtbaren Wänden
Das Kernspielelement von RAGE ist freilich der Egoshooter-Part. Durch unangenehm lineare Level, kämpft man gegen verschiedene Variationen von Raiders, Mutanten und Regierungs-Truppen. Die Gegner sind angenehm Abwechslungsreich und setzen unterschiedliche Kampfstrategien ein. Die meisten Mutanten sind z.B. stumpfe Berserker, die einfach nur auf den Spieler zustürmen, dabei jedoch völlig chaotische Bewegungsmuster und Ausfallmoves einsetzen. Raider gehen da schon etwas bedachter vor, lassen es jedoch an Finesse mangeln und setzen mehr auf Improvisation. Jeder Raider-Clan hat auch seine eigene Kampfweise. Die Ghosts beispielsweise kämpfen eher wie Mutanten, während die Shrouded lästige RC-Bombenautos einsetzen. Die Regierungstruppen arbeiten, wenig überraschend, mit militärischer Strategie und coolen Sci-fi-Gadgets wie Energieschilden.
Dummerweise kann da das Leveldesign nicht mithalten. Die Levelschläuche gaukeln zwar in visueller Hinsicht oftmals weitläufige Areale mit vielen Nischen und Erkundungsoptionen vor, sind aber im Endeffekt nur die typischen Korridore und Räume. Größere Räume und Bereiche werden hin und wieder für lästige Arena-Kämpfe mit Gegnerwellen zweckentfremdet. Und das alles wäre auch gar nicht mal so schlimm, wenn es nur nicht diese super-irritierenden unsichtbaren Wände geben würde. Ständig wird man vom Spiel aufs Glatteis geführt und landet bei der Suche nach Loot an einer unsichtbaren Wand, was unglaublich nervt und einem nahezu das gesamte Spiel über belästigt. Immerhin werden Loot-Items und Munition durch einen weißen Schimmer markiert, was zwar etwas bei der Suche hilft, jedoch bei weitem nicht über das Ärgernis „Unsichtbare Wand“ hinwegtäuscht.
Den Loot kann man übrigens in Crafting- und reine Verkausgegenstände unterteilen. Mit Crafting kann man eigene Munition, Heilmittel, Gadgets und sogar Statusboosts mühelos zusammensetzen. Allerdings muss man für jede Crafting-Opton erstmal das entsprechende Rezept auftreiben. Alternativ kann man einen großen Teil der Munition und Gegenstände auch bei Händlern erwerben. Crafting kann man problemlos im regulären Spielmenü betreiben, wo man freilich auch ein Questlog, Inventarlisten und Charakterstatistiken einsehen darf. Im allgemeinen funktioniert die Steuerung von RAGE routiniert und unkompliziert. WASD-Fortbewegung, Kamerasteuerung per Maus, schießen mit linker Maustaste, genaues Zielen mit rechter Maustaste, Springen per Leertaste, Waffenauswahl und sonstige Manöver via Hotkeys … Läuft alles problemlos. Und ist natürlich ehrensache, dass es Steuerungskonfigurationen gibt. Lediglich die Menüführung wirkt ein wenig verschachtelt und der Mauscursor bewegt sich innerhalb jeglicher Spielmenüs unangenehm schwammig. Da spürt man irgendwie einen unsauberen Konsolenport.
Aber kommen wir nun zu etwas erfreulichem. Lässt man den Faustkampf außer acht, bietet das Spiel 9 Schusswaffen und 6 Sekundärwaffen. Und als ob das alleine noch nicht ausreichen würde, so weisen die meisten Schusswaffen auch noch unterschiedliche Munitionstypen auf und können in Einzelfällen mit käuflichen Upgrades verbessert werden (was nach dem Kauf automatisch geschieht). Es gibt im übrigen keine Beschränkung auf zwei oder drei tragbare Waffen und die Maximal-Kapazität der Munition ist überaus großzügig bemessen. Da das Arsenal das Herzstück eines Shooters darstellt, werfen wir einen näheren Blick auf die Tötungsmachinerie.
- Siedler-Pistole: Die erste Waffe die man erhält. Ist zunächst nichts besonderes, kann jedoch mit einem kleinen Fernrohr aufgerüstet werden, was das Zielen erheblich erleichtert. Die Standardmunition kann man vergessen, aber es gibt mit den Fat Boys und den Fat Mammas durchschlagskräftigere Patronen, welche die Pistole über das gesamte Spiel über zur recht nützlichen, zuverlässigen Waffe machen. Es gibt sogar Splittermunition für die kleine Knarre!
- Sturmschrotflinte: Sollte im Nahkampf die erste Wahl sein, da der Schaden dort selbst mit der Standard-Muni sehr hoch ausfällt. Die Streuwirkung macht jedoch nicht den allerbesten Eindruck, also bitte auch mit der Shotgun gut zielen. Kopfschüsse von nahem sorgen oftmals für einen One-Hit-Kill, was die Sturmschrotflinte vor allem gegen die zahlreichen Standard-Mutanten zur ersten Wahl werden lässt.
Pulsschuss-Munition verleiht der Schrotflinte zusätzliche EMP-Wirkung und Minigranaten lassen sich mit dem Ding ebenfalls abfeuern. - Sturmgewehr: Ein nutzloses Stück Scheiße, welches kaum Schaden anrichtet und dementsprechend möglichst ignoriert werden sollte. Sollte man nur im frühen Spielstadium einsetzen, oder wenn die Munition für alle anderen Waffen verbraucht ist. Neben der Standardmunition gibt es auch Feltrit-Muni, welche besser gegen gepanzerte Gegner wirken soll.
- Scharfschützengewehr: Dank des Zielfernrohrs, kann man die Gegner selbst aus größter Distanz mit gezielten Kopfschüssen niederstrecken. Der Schaden fällt dabei auch sehr hoch aus. Reguläre Gegner ohne Helm sind nach einem Kopftreffer hinüber – so wie es sich gehört. Obwohl es die einzige Waffe ist, welche nur einen Munitionstypus aufweist, ist es eine der nützlichsten Waffen im Spiel.
- Striker-Armbrust: Eine interessante Waffe. Die regulären Stahlbolzen eigenen sich für Stealth-Kills. Und ja, es gibt ein extrem rudimentäres Stealth-System in RAGE. Dieses ist jedoch dermaßen schlecht implementiert und unsinnig, dass man es nicht weiter zu erwähnen braucht. Mit Elektrobolzen kann man mehrere Gegner ausschalten, sofern diese in Pfützen herumstehen (was nur extrem selten vorkommt). Mit Hypnosebolzen kann man kurzzeitig die Kontrolle über einen Gegner übernehmen, um mit diesem andere Gegner in den Tod zu reißen (Hypnosebolzen sind jedoch extrem rar vertreten). Die Dynamitbolzen verleihen der Armbrust hingegen ein tatsächliches Argument.;)
- Maschinengewehr: Ist genau das, was das Sturmgewehr hätte sein sollen. Ein Schnellfeuergewehr mit solider Schadenswirkung und guter Präzision inklusive Zielfernrohr. Die Standard-Muni ist schon gut, aber mit der AV2x-Muni geht es sogar dick gepanzerten Feinden an den Kragen.
- Raketenwerfer: Sollte sich von selbst erklären und ist die erste Wahl gegen die besonders dicken Brummer wie etwa Bossgegner (Bosse sind im Spiel leider nur spärlich verteten). Abgesehen von den regulären HE-Raketen, gibt es noch spezielle Viper-Raketen, welche eine speziell gegen Fahrzeuge ausgerichtete Zielwirkung haben (für den Fall, dass man auf der Oberwelt zu Fuß unterwegs ist).
- Pulskanone: Die letzte Waffe, die man im Spiel erhält. Die Pulsmunition verwandelt die Kanone in eine Art Gatling-Lasergewehr. Die BFG-Ammo feuert einen Plasma-Energieball ab, der heftigen Schaden über eine größere Fläche verursacht. Wenn die Munition für dieses Schmuckstück doch nur nicht so teuer wäre.
- Wingsticks: Ein mit Klingen bestückter Bumerang. Richtet mehr Schaden an, als man denkt. Und es besteht eine Art Fünfzig-Fünfzig-Chance, dass das Ding seinen Einsatz überlebt. Die Idee hierzu hat man wohl aus Mad Max 2 geschöpft.
- HE-Granaten: Es sind Granaten. Werft sie um Sachen in die Luft zu jagen!
- EMP-Granaten: Diese Granaten haben eine EMP-Wirkung und sollten folglich gegen technische Gerätschaften eingesetzt werden.
- RC-Bombenauto: Übernehmt die Fernsteuerung über ein mit Sprengstoff bestücktes Spielzeugauto und versucht dieses möglichst unbemerkt in eine Gruppe von Gegnern zu lenken. Dann jagt das Ding in die Luft. Ist leider sehr unpraktikabel und wird bei Entdeckung ruckzuck von den Gegnern geschrottet.
- Wachroboter: Ein treuer Spiderbot folgt euch wie ein Hündchen und mäht alles nieder, was sich euch entgegenstellt. Tolles Teil!
- Selbstschussanlagen: Erklärt sich von selbst: Installiert eine selbstfeuernde Turret, die wunderbar geeignet ist, größere, aber schwache Gegnerhorden in Schach zu halten.
Man hat also eine sehr sehr große Auswahl, um sich seine Feinde vom Hals zu halten. Diesbezüglich kann man dem Spiel definitiv nichts vorwerfen. Die Gegner sind obendrein abwechslungsreich genug, um dieses umfangreiche Arsenal zu rechtfertigen. Nur das Leveldesign stellt sich quer. So gibt es z.B. kaum Wasserpfützen, welche den Einsatz der Elektrobolzen sinnvoll macht und das RC-Bombenauto lässt sich nur dann sinnvoll einsetzen, wenn man es über kleine Rampen lenkt, welche einem aber kaum auffallen. Aber das ist nicht so schlimm. Die Schießereien bereiten viel Spaß. Es nervt aber, dass die Entwickler versucht haben ihr solides aber unspektakuläres Leveldesign durch verwirrende optische Spielereien zu verschleiern. Die hieraus resultierenden unsichtbaren Wände sorgen für jede menge Frust und sind für mich einer der größten Kritikpunkte an RAGE.
RAGE als Racing-Game und Minispiele-Sammlung
Abgesehen vom Egoshooter Gameplay bewirbt RAGE ja auch seinen Car-Combat-Aspekt. Nun haben wir aber geklärt, dass die Fahrzeugkämpfe nicht wirklich sinnvoll ins Spiel integriert wurden. Tatsächlich fühlt sich der Racing-Aspekt von RAGE wie ein glorifiziertes Minigame an. Und an Minigames mangelt es in RAGE keineswegs. Inklusive der Autorennen werden insgesamt 7 Nebenbeschäftigungen angeboten. Und diese sind nicht mit den Nebenmissionen zu verwechseln, welche man von einigen NPCs und den Anschlagstafel des jeweiligen Stadt-Hubs erhalten kann. Viele Sidequests recyceln eigentlich nur die Standard-Shooter-Level, aber manche bieten auch individuelle Aufgaben. So muss man dem Sheriff als Sniper zur Seite stehen oder die Zutaten für ein Heilmittel im Ödland auftreiben. Einer der wenigen Gründe das Ödland zu erforschen, sind nämlich einige Pflanzen, welche man in seltenen Fällen am Wegesrand findet und die für einige besonders nützliche Crafting-Rezepte benötigt werden. Doch werfen wir nun einen Blick auf die Minigames:
- Auto(kampf)rennen: Es gibt im Spiel fünf Rennligen mit insgesamt 27 Rennevents. In jedem Event kann man eine fixe Anzahl der sogenannten Rennmarken gewinnen, welche in Upgrades für die Fahrzeuge eingetauscht werden können. So kann man die Geschwindigkeit, Federung und Panzerung seiner Vehikel verbessern. Die Rennevents äußern sich in klassischen Wettrennen mit oder ohne Waffeneinsatz, reinen Zeitrennen gegen die Uhr und Rallys. Letztere verfrachten euch in eine Rennarena, wo man sich Pluspunkte durch das Durchfahren von Lichtsäulen und Abschüsse verdienen muss, um einen Treppchenplatz zu gewinnen. Auch in der Storykampagne muss man zwei Rennevents gewinnen, was aber dank der unkomplizierten Steuerung recht leicht zu schaffen ist.
- Springer: Im Ödland schweben mehrere Regierungs-Drohnen herum, welche man durch waghalsige und vor allem geschickte Fahrzeug-Sprünge zerdeppern kann, um etwas Loot zu verdienen. Wer schafft es alle 18 Drohnen zu zerdeppern?
- Wingstick-Werfen: Hier muss man mit dem Wingstick Pappkameraden abschmeißen um Punkte zu kassieren. Dieses Minispiel dient eher als Tutorial für den Einsatz der Wingsticks und ist entsprechend leicht zu gewinnen.
- Würfeln: Ein reines Glücksspiel um etwas Geld zu verdienen. Die Würfelei basiert wirklich 100 Prozent auf Glück und ist entsprechend uninteressant.
- 5-Finger-Filet: Ein Geschicklichkeitsspiel auf Basis des berüchtigten Fünf-Finger-Messer-Spiels. Timing ist gefragt. Als Gewinn winkt etwas Geld, welches den Aufwand jedoch nicht wirklich wert ist.
- Klimperei: Es hätte ein witziges Musik-Rythmus-Spielchen sein können, aber nein, es ist ein Klon des lahmen Nintendo Game & Watch-Spielchens „Flagman.“ Ein reines Memory-Spiel, wo man die vorgeklimperten Tasten nachdrücken muss. Dämlich, langweilig und unprofitabel, da die zu gewinnenden Geldbeträge lächerlich gering ausfallen.
- Kartenspiel: Das wohl interessanteste Minispiel (wenn man die Autorennen nicht hinzuzählt). Innerhalb der Shooter- und Hublevel kann man Spielkarten der im Spiel enthaltenen Feinde und Fahrzeuge sammeln, welche man dann in einem Kartenspiel einsetzen darf. Jede Karte weist eigene Statistikwerte und Funktionen auf, die strategisch klug ausgewählt werden wollen. Das Kartenspiel an sich spielt sich zu einem großen Teil automatisch, es geht also eher um die clevere Kartenwahl und etwas Glück. Durchaus hohe Gewinnbeträge machen das kartenspiel zum sinnvollsten Minigame – und es macht sogar Spaß!
RAGE bietet abseits des klassischen Egoshooter-Gameplays also eine ganze Menge Spielinhalt. Ob man sich damit beschäftigen will, oder nicht, bleibt jedoch größtenteils dem Spieler selbst überlassen. Wer Achievement-Hunting betreibt, wird jedoch wohl oder übel sämtliche Minigames meistern müssen, um die lustigen kleinen Auszeichnungen zu verdienen. Und auf diese Weise kann man freilich auch die Spieldauer stark nach oben drücken. Irritierend in diesem Zusammenhang ist übrigens, dass das Spiel auf eine Open-End-Funktion verzichtet. Bevor ihr die letzte Story-Quest in Angriff nehmt, solltet ihr also einen separaten Speicherstand anlegen. Aber wie dem auch sei: Letztendlich muss jeder selbst entscheiden, wie viel er aus RAGE herausholen möchte.
Grafik und Sound
Eine gute Grafik ist natürlich ein äußerst wichtiger Aspekt in einem Egoshooter und id Software wollte RAGE ja sowieso dazu nutzen, um mit ihrer tollen neuen Grafikengine zu protzen. Und tatsächlich sieht das Spiel für einen 2011er Titel auf den ersten Blick auch richtig geil aus. Die postapokalyptischen Ödland- und Ruinenlandschaften wurden richtig atmosphärisch und detailverliebt umgesetzt. Die Charaktermodelle sind hervorragend animiert und weisen ein tolles verspieltes Artdesign auf ohne dabei jedoch den realistischen Touch zu verlieren. Da RAGE ab 18 Jahren freigegeben ist, darf man auch mit blutigen Gore-Effekten rechnen. Da wird einem Gegner auch gerne mal das wortwörtliche Hirn rausgepustet. Und wer eher auf Orange statt Rot steht, darf sich über nette Explosionseffekte freuen. Man hat sich sogar die Mühe gemacht schicke Rendersequenzen als Intro und Abspann beizufügen.
Dummerweise fällt die Grafikpracht teilweise in sich zusammen, wenn man erst mal mit der Kamera hin und her schwenkt oder sich die Texturen aus nächster Nähe anschaut. Dann stellt man nämlich recht schnell fest, dass hier einige gravierende Mängel vorliegen. Der Texturenaufbau ist nämlich derart lahmarschig, dass das Spiel in den ersten Spielstunden sogar richtig ungenießbar wirkt, da nahezu jeder zweite Kameraschwenk ladende Texturen offenbart. Und diese brechen natürlich jegliche Immersion. Daran muss man sich erst mal in den ersten Spielstunden gewöhnen, bevor der Spielspaß richtig greifen kann. Für Grafikhuren könnte alleine dieser Mangel sogar das KO-Kriterium darstellen, und ich würde es ihnen keinesfalls verübeln! Doch das ist nich das einzige Problem, denn wenn man sich die Texturen erst mal aus nächster Nähe betrachtet, dann merkt man ganz schnell, dass man es mit einem wahrhaftigen Texturenmatsch zu tun hat. Und nach dieser Entdeckung stellt sich natürlich die Frage, warum die Ladezeiten der Texturen so viele Probleme bereiten, wo sie doch aus der Nähe so scheiße aussehen? Man merkt in RAGE schon sehr deutlich, dass id Software ihre neue Grafikengine damals noch nicht im Griff hatten. Vielleicht mag das auch der Grund dafür sein, dass man auf eine FOV-Einstellungsoption (Field of View) verzichtet hat.
Was den Soundtrack anbelangt, so habe ich ehrlich gesagt nicht viel zu sagen, da mir kaum etwas im Gedächtnis hängen geblieben ist. Lediglich diese Country/Rock/Metal-Songs (keine Ahnung wie sich das Musikgenre nennt), wenn man im Fahrzeug unterwegs ist, sind mir in Erinnerung geblieben. Die sind ganz witzig, aber auch nichts, was ich mir außerhalb des Spiels anhören würde. Etwas Youtube-Recherche zur Gedächtnis-Auffrischung haben dann einige ordentliche Industrial-Tracks zu Tage gefördert, die zwar das Spielgeschehen unterstützen aber eben recht schnell aus dem Gedächtnis verblassen. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich einen erinnerungswürdigen Soundtrack keinesfalls vermisst habe. Hier geht’s halt eher um die Action.
Wo die Akustik von RAGE hingegen absolut überzeugen kann, sind die ganzen Soundeffekte von Fahrzeugen, Waffen und Explosionen. Die klingen allesamt sehr wuchtig und tragen viel zur Action und somit auch zum Spielspaß bei – so solls sein.
Auch die deutsche Sprachausgabe ist rundum gelungen und lässt keinen Raum für negative Kritik.