Risen 3: Titan Lords – Enhanced Edition REVIEW
Nachdem das Entwicklerstudio Piranha Bytes mit Risen 2: Dark Waters versuchte ihr Spielkonzept für den Massenmarkt zu öffnen, folgte die harsche Kritik der alteingesessenen Fans und zum Teil auch der Fachpresse auf dem Fuße. Die Frage lautete nun, ob die Essener mit Teil 3 der Serie wieder zur alten Hardcore-Schiene zurückrudern oder ihrem neuen Weg unbeeindruckt fortsetzen würden.
Als Risen 3: Titan Lords schlussendlich Mitte August 2014 veröffentlicht wurde, merkte man schnell, dass eher dem neuen Weg die Treue gehalten wird, wobei Titan Lords aber zumindest etwas positiver aufgenommen wurde als Dark Waters. Ein Jahr nach der Erstveröffentlichung von Risen 3 folgte dann auch die Enhanced Edition, welche neben den drei DLC’s auch ein grafisches Update beinhaltet. Eben diese Enhanced Edition liegt auch diesem Review zugrunde. Dann wollen wir mal gucken wie der voraussichtlich letzte Teil der Risen-Reihe abschneidet. Da ich zu den wenigen gehöre, denen Dark Waters durchaus gefallen hat, bin ich natürlich mit positiver Einstellung an das Spiel herangegangen. Ob meine Einstellung vom Spiel belohnt wurde oder nicht, möchte ich euch in folgenden Zeilen verraten.
Die haben meine Seele geraubt!
Anders als in den ersten beiden Teilen, spielt man nicht mehr den namenlosen Helden, sondern den Sohn des im Vorgänger gestorbenen Piratenkapitän Stahlbart. Natürlich ist dieser längst in Papas Fußstapfen getreten und befindet sich aktuell mit seiner Crew und Schwesterchen Patty auf Schatzsuche. Ziel ist ein alter Tempel an der Krabbenküste und auch die Alpträume und Visionen über den ominösen Geisterpiraten Crow werden ihn nicht von seinem Ziel abbringen. Im Tempel angelangt erwarten Stahlbart Junior und Patty aber keine Schätze sondern eine böse Überraschung: Ein seltsames Kristallportal öffnet sich, aus dem ein sogenannter Schattenlord heraustritt und sofort in die Offensive übergeht. Patty kommt mit ein paar blauen Flecken davon, aber Stahlbart Jr. bekommt die Seele von der unheimlichen Gestalt abgesaugt und krepiert in Patty’s Armen.
Nach seiner Beisetzung am Strand der Krabbenküste vergeht einige Zeit, ehe sein Grab vom Voodoo-Piraten Bones geschändet wird, der den Körper von Stahlbart Jr. mithilfe eines Voodoo-Rituals wiederbelebt.
Bones handelte im Auftrag von Piratenadmiral Alvarez, der Unterstützung im Kampf gegen die Geisterschiff-Flotte von Geisterpirat Crow sucht, welcher seit kurzem die Südsee unsicher macht. Aber Crow ist nur ein Problem, denn überall in der Südsee tauchten plötzlich die verdammten Kristallportale auf, aus denen die sogenannten Schatten herausströmen, üble Dämonen die nun die Einwohner diverser Inseln und Küstenstreifen terrorisieren. Stahlbart Jr. muss nun den Kampf gegen die Schatten aufnehmen, die ihm seine Seele geraubt haben um eben diese zurückzuerobern – und zwar bevor er selbst zu einem Schatten verkommt! Das haben Seelenlose wie er nämlich so an sich. Dieses Unterfangen hat aber nur dann eine Chance auf Erfolg, wenn er sich mit den unterschiedlichen Fraktionen der Südsee verbündet. Da er durch seinen Tod alle Fähigkeiten verlernt hat, wird er sich aber erst mal wieder von einem Niemand zu einer Respektsperson hocharbeiten müssen. Immerhin stehen ihm Bones und dessen zuverlässige Schaluppe zur Seite …
Die Story konnte mich dieses Mal nicht überzeugen, dies hat mehrere Gründe: Zunächst einmal rücken die Primärziele, also die Rückerlangung der eigenen Seele, die Beseitigung von Geisterpirat Crow und der Krieg gegen die Schatten sehr schnell in den Hintergrund. Da man nach der Wiederbelebung quasi als heruntergekommener Nichtskönner startet, muss man erst mal gucken wo man bleibt und zusehen, dass man sich einer der drei Fraktionen anschließt. Zur Auswahl stehen die Wächter, die als Beschützer und Helfer für die verbannten Magier fungieren, die Bewohner der Insel Kila, wo Piraten und Eingeborene miteinander auskommen müssen, was dazu führt, dass man selbst zum Voodoo-Piraten ausgebildet wird und die Dämonenjäger unter der Führung von unserem geschätzten Druiden Eldric, die es sich zur Bestimmung gemacht haben die Schatten auszurotten.
Bevor man diese drei Fraktionen und deren Probleme ausgiebig kennengelernt und eingeordnet hat, ziehen sehr viele Spielstunden ins Land, während derer man den eigentlichen Grund für seine Reise schon längst ins Hinterstübchen des eigenen Gedächtnisses verbannt hat.
Ein wesentlich größeres Problem ist jedoch die schwache Präsentation der Widersacher. Die Schattenlords sind nicht viel mehr als Standardgegner, die halt irgendwo in der Spielwelt darauf warten vom Spieler umgehauen zu werden. Die sekundären Schurken wie Crow, bekommen nur minimale Bildschirmzeit und werden ohnehin recht unspektakulär abgehandelt. Crow z.B. wurde in Teil 2 noch sehr cool präsentiert obwohl er dort nur als kleiner Zwischengegner fungierte, in Teil 3 wirkt er hingegen einfach nur noch total belanglos. Es wird nicht vernünftig dargestellt, warum so eine große Bedrohung von ihm ausgeht. Oh, es wird einem erklärt, sicher. Aber das alleine reicht halt nicht aus.
Den Vogel abgeschossen hat jedoch der Oberschurke an sich. Dieser ist nämlich nur irgend so ein alter Sack, auch wenn das Spiel verzweifelt versucht mehr aus ihm zu machen als er eigentlich ist. Also liebe Storywriter: Wieso soll ich vor nem grantigen alten Sack Angst haben, der über das Spiel hinweg ohnehin fast nur als graue Eminenz agiert? Oh Mann, gebt mir Mara und ihre Pitratenkapitäne zurück!
Auch die angeblichen Qualen des Protagonisten, der ja seine Seele geraubt bekommen hat, äußern sich lediglich in Form einiger belangloser Traumsequenzen – kein bisschen überzeugend. Das Ending war eine bodenlose Frechheit, sogar noch schlechter als in Risen 1 und das nachdem das Ending in Teil 2 eigentlich recht gut umgesetzt wurde. Es wird auch nicht erklärt, warum Patty nun ganz anders aussieht als zuvor oder die Charakterzüge von Bones seit Teil 2 so eine krasse Wandlung erfahren haben. War er in Teil 2 noch dieser schrullige Kerl, der alleine wohl kaum was auf die Reihe bekommen hätte, wird er nun als totales Badass präsentiert, der weder Tod noch Teufel fürchtet und immer wieder grausame, abartige und vor allem nervige Kommentare von sich gibt. Glauben die Verantwortlichen tatsächlich, dass dem Spieler solche Dinge nicht auffallen?
Und auch hier ist die allgemeine Bindung zu den Vorgängern sehr schwammig ausgefallen. Es wird nicht erklärt, wie viele Jahre seit den Geschehnissen von Teil 2 ins Land gegangen sind und der Held aus den Vorgängern wird fast komplett totgeschwiegen. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo man ihm plötzlich irgendwo in der Spielwelt über den Weg läuft, was aber nur einige kryptische Andeutungen für eine eventuelle Fortsetzung nach sich zieht. Ob wir diese sehen werden ist jedoch fraglich, da Piranha Bytes nun mit ELEX und den wiedererlangten Rechten zu Gothic beschäftigt sein dürften.
Aber bevor ich jetzt noch endlos weiter rummotze erst mal ein Kompliment für die gewohnt liebevoll gestalteten Locations. Zumindest in dieser Hinsicht kann man sich auf die bissigen Fischchen verlassen. Bei der Handlung ist man dieses mal aber wirklich auf die Fresse gefallen, um es im typischen Piranha Bytes-Jargon auszudrücken.^^
Wächter, Voodoo-Pirat oder Dämonenjäger? Hauptsache kein Ballerina-Schwertfuchtler!
Da Risen 3 in die Fußstapfen des Vorgängers tritt, werde ich versuchen mich auf die Änderungen zu beschränken. Im Zweifelsfall stehen euch ja auch meine Berichte zu den Vorgängern zur Verfügung. Die erste Neuerung ist ein neuer Schwierigkeitsgrad. Neben Leicht, Normal und Schwer steht euch nun auch „Ultra“ zur Verfügung. Ich persönlich wählte „Schwer“ und wurde dennoch das gesamte Spiel über unterfordert. Dies liegt natürlich einerseits am Companion-System, welches im dritten Teil sogar noch exzessiver eingreift, weil einerseits der K.I.-Kamerad noch mehr aushält als in Teil 2 und andererseits kaum noch Spielpassagen existieren, in denen man alleine unterwegs ist. Das war im Vorgänger noch anders gelöst. Es hat aber auch einen guten Grund, warum man nun einen heftig überpowerten Babysitter zur Seite bekommt – das neue Nahkampfsystem ist nämlich das miserabelste, was Piranha Bytes bis dato verbrochen haben! Das Problem sind die ellenlangen Angriffsanimationen des Protagonisten. Ehe er sich in Pose geschmissen und seine Pirouetten zu ende gedreht hat um seine Schlagkombination endlich einzuleiten, haben uns die flinken Gegner schon zwei, dreimal aufs Maul gehauen. Gerade die kleinen, schwachen Kreaturen, die eigentlich eher als Schwertfutter fungieren sollten, geraten dadurch zu einer ernsthaften Bedrohung für den Spieler, da sie eben die schnellsten sind. Ohne den K.I.-Kameraden hätte man aufgrund dessen kaum eine Chance die Anfangsphase des Spiels zu überstehen.
Sobald man sich jedoch einer Gilde anschließt und somit Zugriff auf die Magie erlangt, wendet sich die Situation um 180°. Zumindest bei den Wächtern bekommt man dann magische Elementar-Faustangriffe beigebracht, die wesentlich flotter agieren als das träge Ballerina-Schwertkampfsystem. Von den mächtigen Zaubersprüchen die vom Feuerregen bis hin zum nützlichen Heilzauber reichen mal ganz zu schweigen. Tatsächlich verkommt Risen 3 nach der zermürbenden Anfangsphase zum lahmen Sonntagsspaziergang. Die Magie, auf die ich mich spezialisiert hatte, war einfach viel zu mächtig. So mächtig, dass sogar der gnadenlos überpowerte K.I.-Kumpane zum nutzlosen Handlanger verkam.
Ob die anderen beiden Gilden auch so schlecht ausbalanciert wurden, kann ich jetzt nicht genau sagen, da ich mich den Wächtern anschloss, aber jede Gilde bietet eigene magische Möglichkeiten. So hat der Voodoo-Pirat z.B. einen Insektenschwarm, der als Alternative für die Elementar-Faustangriffe fungiert. Zudem kann man jeden Zauberspruch der drei Gilden zumindest mal ausprobieren, denn diese stehen auch als Einweg-Variante in Form von Runensteinen, Voodoo-Puppen und Schriftrollen zur Verfügung, welche von allen Charakterklassen genutzt werden können. Diese nützlichen Gegenstände muss man aber freilich erst mal erbeuten oder kaufen und sollten Sparsam eingesetzt werden. Alternativ hierzu stehen aber auch wieder Schusswaffen wie Musketen, Schrotflinten, Pistolen und Armbrüste zur Verfügung. Und Wurfmesser sollten einem gestandenen Piraten auch nicht fremd sein.
Das Level-Up-System ist nahezu identisch zum Vorgänger. Es wurde jedoch die Anzahl der Attribute von fünf auf acht erhöht. Jedes Attribut kann auf maximal 105 Punkte gesteigert werden und beeinflusst die Effektivität bestimmter Waffengattungen sowie Fähigkeiten. Letztere müssen natürlich wieder bei diversen Lehrmeistern käuflich erworben werden. Die Kosten der Lehrmeister sind abermals recht happig, wodurch der Wert des Geldes erneut erfreulich hoch gehalten wird. Und um bestimmte Fähigkeiten überhaupt erlernen zu dürfen, bedarf es der entsprechenden Attributswerte. Die benötigten Erfahrungspunkte (wird hier wieder „Ruhm“ genannt) für die Verbesserung der Attribute erhält man für besiegte Gegner, gelöste Quests und allgemeine Entdeckungen. Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit die Attribute zu verbessern. Wer die hohe Kunst des Trankbrauens erlernt, sich die entsprechenden Rezepte kauft und die pflanzlichen und organischen Zutaten in der Spielwelt beschafft, kann seine Attribute mit selbst gebrauten Tränken permanent verbessern. Wer diese Möglichkeit effektiv ausnutzt, schafft es locker jedes Attribut auf mindestens 90 Punkte zu steigern und dabei auch 3-4 Attribute komplett auf 105 zu pushen. Das nur mal als Beispiel dafür, dass sich Piranha Bytes auch in diesem Bereich nicht groß um ein vernünftiges Balancing bemüht haben, obwohl man es von dem Essener Programmierstudio bislang anders gewohnt war – schade.
Ehrensache, dass sich das Crafting nicht nur auf Tränke beschränkt. Auch Waffen und Schmuckstücke können, die entsprechenden Rohstoffe und Fähigkeiten vorausgesetzt, an einer hierfür vorgesehenen Werkbank produziert werden.
Um die Kasse auf Vordermann zu halten, gibt es wieder diverse Einnahmequellen, wie Bergbau, Jagd oder Schatzsuche. Hierfür sind neben den notwendigen Werkzeugen wie Schaufeln oder Spitzhacken neuerdings auch wieder die relevanten Fähigkeiten von Nöten. Wer Tieren das Fell über die Ohren ziehen will, muss dies erst einmal bei einem Jäger erlernen.
Wer den Piraten raushängen lassen will, darf sich auch an den Minispielen austoben. Die Schlösserknacken- und Wettsaufen-Minigames kennt man ja schon aus Teil 2. Neu hinzugekommen ist Armdrücken und Messerwerfen. Sobald man sich einer Gilde angeschlossen hat, bekommt man auch Zugriff auf ein richtiges Schiff, womit neuerdings auch Seegefechte ausgetragen werden müssen. Entweder man setzt sich gegen ein Seeungeheuer durch, indem man dieses ausmanövriert und mit Kanonenkugeln eindeckt oder man wehrt eine feindliche Enterung ab. Ist leider nicht so spannend wie es klingt, aber dennoch eine Verbesserung zum Vorgänger, wo es derlei Sequenzen überhaupt nicht gegeben hat.
Interessant ist das neue Seelenpunkte-System. Hierbei handelt es sich um eine Art Gesinnungssystem, welches kleinere Auswirkungen auf das Verhalten einiger NPC’s und Crewmitglieder hat. Je nachdem ob man sich freundlich oder arschig verhält, bekommt man Punkte gutgeschrieben oder abgeknöpft. So kann es passieren, dass wir ein Crewmitglied verlieren, weil wir diesem einfach nicht böse genug sind, bekommen dafür aber von einem Anderen Gold geschenkt, weil wir so ein netter Kerl sind. Auch das Ending wird durch dieses System beeinflusst, welches jedoch so oder so miserabel und unbefriedigend präsentiert wird.
Längst überfällig seit Teil 1 der Serie ist die Möglichkeit zu schwimmen. Die Gebiete sind zwar immer noch von unsichtbaren Grenzen abgeschnitten, die dafür sorgen, dass unsere Spielfigur per Schwarzblende zurückteleportiert wird, aber dennoch eine willkommene, längst überfällige Verbesserung! Tauchen kann Stahlbart Jr. leider nicht. Dafür hat man nun die Möglichkeit per Papagei-Verwandlungszauber einen kurzen Zeitraum in der Luft zu fliegen – schöne Idee! Auch das dressierte Äffchen und ein paar Passagen mit Voodoo-Gedankenkontrolle, dürfen freilich nicht fehlen (für Letztere muss man natürlich als Voodoo-Pirat spielen). Die nervigen Quicktime-Fallen und einige doofe Jumpscare-Scripts hätte es hingegen nicht gebraucht.
Eine weitere Verbesserung ist die Abschaffung der Linearität von Risen 2. Die Spielwelt setzt sich immer noch aus mehreren Inseln und Küstenstreifen zusammen. Doch sind diese nun bereits sehr früh im Spiel zugänglich. Lediglich die finale Insel wird erst zum Schluss freigeschaltet. Insgesamt gibt es nun sieben relativ große Gebiete zu erforschen, neun wenn man über die entsprechenden DLC’s verfügt. Zwei bzw. drei der Inseln (Antigua, Takarigua und die Insel der Diebe) kennt man schon aus dem Vorgänger, doch wurden diese für Teil 3 freilich umstrukturiert. Risen 3 ist auch der umfangreichste Teil der Serie. Wer gründlich spielt, wird maximal 50 Stunden für einen Spieldurchlauf benötigen. Durch die drei Gilden, das Seelenpunkte-System und vier verschiedene Schwierigkeitsgrade wird auch ein guter Wiederspielwert geboten.
DLC’s – Sinnvolle Erweiterungen oder Geldmacherei?
Auch Risen 3: Titan Lords bietet drei DLC’s. Wer die Enhanced Edition erwirbt, bekommt auch alle DLC’s.
Der erste DLC nennt sich „Abenteuer-Ausrüstung“ und bietet ein Ausrüstungsset bestehend aus Kapitänshut, -mantel, und -stiefeln. Ganz brauchbar, um sich die Anfangsphase des Spiels etwas zu erleichtern, aber dummerweise sieht dieses Outfit richtig beschissen aus! Man kommt sich in der Kluft vor als wäre man ein mittelalterlicher Zuhälter und kein Kapitän oder Abenteurer.
Als nächstes wäre da „Die Nebelinsel.“ Hier wird eine neue, rein optionale Insel freigeschaltet, wo die Inquisition eher schlecht als recht versucht eine neue Enklave für die Menschheit zu errichten. Unsere Aufgabe liegt nun darin, den „Blauröcken“ unter Kommandant Carlos unter die Arme zu greifen und herauszufinden, warum die Nebelinsel von fiesen Seelenfresser-Schatten terrorisiert wird. Und ein Wiedersehen mit Venturo, einem unserer möglichen Begleiter aus Risen 2, gibt es zusätzlich als Sahnehäubchen oben drauf. Leider gibt es keine Möglichkeit Venturo für unsere Crew zu rekrutieren. Dieser DLC war dennoch ganz in Ordnung, weil die Nebelinsel einen akzeptablen Umfang bietet und einen Legendären Gegenstand beinhaltet, der einen permanenten +10 % Ruhm-Bonus freischaltet, sofern dieser denn gefunden wird. Die Story in diesem DLC’s ist aber sehr schwach und hängt nur ganz lose mit der Haupthandlung zusammen.
Zu guter Letzt wäre da dann noch die „Koboldplage.“ Auch dieser DLC schaltet eine, nicht wirklich, neue Insel frei, die jedoch etwas arg übersichtlich ausfällt. Risen 2-Spieler dürften die Insel wiedererkennen, denn es handelt sich um die Insel der Diebe, die im Vorgänger noch zum Basisspiel gehörte. Die dort lebenden Gnome werden von fiesen Kobolden belagert und könnten dringend Hilfe gebrauchen. Wer den beliebten Risen-Maskottchen Unterstützung gewährt, muss zunächst versuchen deren gestohlene Auri Culcis zurückzumopsen ohne bemerkt zu werden. Ironischerweise handelt es sich aufgrund der hierbei notwendigen Schleicherei um eine der originelleren Quests im Spiel (was jetzt nicht bedeutet sie wäre überragend). Ist das geschafft geht’s den Kobolden hemmungslos an den Kragen – und das war es auch schon mit diesem DLC. Er hat rein gar nichts mit der Handlung des Hauptspiels zu tun und wirkt somit entsprechend aufgesetzt. Die lustigen Gnome gewähren aber zumindest noch einen kleinen Sympathie-Bonus.
Alles in allem gilt für die Risen 3 DLC’s dasselbe wie für die des Vorgängers: Sie sind in Ordnung, sofern man sie als Bestandteil des Hauptspiels erwirbt – sprich in Form der Enhanced Edition. Diese sollte in preislicher Hinsicht freilich nicht teurer als zwei, drei Euro im Vergleich zum „nackten“ Hauptspiel sein, ansonsten wäre der Preis nicht gerechtfertigt.
Grafik, Sound und sonstiges
Das Besondere an der Enhanced Edition von Risen 3 ist das Grafikupdate, welches man dieser Version verpasst hat. Da ich die Original-Version von Risen 3 nie gespielt habe, kann ich jedoch keine Vergleiche zwischen der normalen Version und der Enhanced Edition aufzeigen. Im Vergleich zu Risen 2 ist aber in der Tat ein gewisser grafischer Sprung nach vorne zu erkennen, auch wenn dieser nicht weltbewegend ausfällt. Die Charaktermodelle und Landschaften sind nun wesentlich detaillierter gestaltet und auch die Animationen wirken nicht mehr so veraltet.
Die Locations fokussieren sich nicht mehr nur auf karibische Dschungellandschaften sowie Wald- und Wiesen-Gebiete. Risen 3 bietet in dieser Hinsicht etwas mehr Abwechslung als seine Vorgänger. So gibt es z.B. die schroffe Klippenlandschaft Caldera, wo Lavaströme teile der Landschaft versengt haben. Dann gibt es noch die farblosen Gebiete, welche von den Schatten korrumpiert wurden und die finale Insel entpuppt sich als trostloses Ruinen- und Ödlandgebiet.
Was mir jedoch sauer aufgestoßen ist, ist die schwache Performance von Risen 3 Enhanced. Die Leistung meines Rechners liegt irgendwo zwischen den minimalen und empfohlenen Systemanforderungen, dennoch läuft das Spiel bei mir nur mit nervigen Rucklern, auch dann, wenn ich die Grafikleistungen im Optionsmenü komplett runterdrehe! Sorry, aber das hat dann nicht mehr nur etwas mit meiner älteren Hardware zu tun, sondern auch an mangelhafter Optimierung des Programms. Aber nun gut, nach einer gewissen Eingewöhnungsphase, war das unruhige Bild ja zu ertragen.
Beim Soundtrack hat man erneut den Künstler gewechselt. Nach Kai Rosenkranz (Risen 1) und Bastian Seelbach (Risen 2) wurde nun das Unternehmen Dynamedion verpflichtet, die in der Branche der Computer- und Videospiele schon sehr viel geleistet haben. Der Soundtrack von Risen 3 profitiert deutlich davon, vor allem die Titelmelodie wusste definitiv zu gefallen und die übrigen Ingame-Tracks fügen sich hervorragend in die jeweiligen Szenen ein. Gibt nichts was man hierbei spontan kritisieren könnte. Wie gesagt: Risen 3 profitiert deutlich von seinem gelungenen OST.
Die Sprachausgabe ist hingegen ein zweischneidiges Schwert. Die Sprecher reden zwar nicht mehr so hölzern wie im Vorgänger, aber leider hat man sehr vielen altbekannten Charakteren neue Synchronsprecher verpasst, was Kennern des Vorgängers natürlich sehr negativ auffällt. Es gibt auch eins, zwei Sprecher die einfach nur beschissene Stimmen haben und besser nie als Synchronsprecher angefangen hätten. Wenn dann hartgesottene Veteranen und Krieger plötzlich anfangen mit ner piepsigen Hänflingsstimme zu sprechen, kann man sich nur die Facepalm geben. Irgendwo war mir da dann sogar die hölzerne Synchro des Vorgängers lieber, weil dort zumindest die Stimmen der Sprecher hervorragend gepasst haben.
Die Geräuscheffekte boten dieses mal nichts Erinnerungswürdiges. Fieses Gebrüll und Gekrächze garstiger Biester gehört eigentlich zum guten Ton eines Piranha Bytes-Spiels, aber abgesehen von einem bestimmten Bosskampf ist mir hier nichts besonderes hängengeblieben.
Mal abgesehen von diversen K.I.-Aussetzern der Companions sind mir im dritten Teil keine spielrelevanten Bugs aufgefallen. Dafür gab es hier und da grafische Macken. Am witzigsten war wohl der Bug, wo die Kamera in Gesprächssequenzen in die Ego-Ansicht umschaltet, das Programm jedoch immer noch Teile des Gebisses des Protagonisten darstellt, was unheimlich beknackt aussieht, und auch sonst ist die Kamera in den Dialogen nicht so gut umgesetzt. Die Problematik von Umgebungsobjekten, die in Gesprächssequenzen die Sicht versperren ist auch in anderen Spielen ein nerviges Problem.
Dafür entschädigt Risen 3 mit einigen witzigen Insidern für langjährige Gothic-Spieler. So begegnet man einem gewissen Mud, der sich einem an die Fersen heftet und fleißig nervt oder wird von einem Typen angepflaumt, der sich darüber ärgert, dass jeder Arsch durch seine Hütte rennt. Da werden Erinnerungen wach!