Cosmic Star Heroine REVIEW
Das am 11. April 2017 veröffentlichte Cosmic Star Heroine (kurz: CSH) ist das bis dato fünfte Rollenspiel des US-Indie-Entwicklers Zeboyd Games. Zeboyd dürfte den meisten Spielern wohl durch die beiden Indie-Rollenspiele „Breath of Death VII“ und „Cthulhu Saves the World“ bekannt sein. Doch während es sich bei eben genannten Titeln noch um recht kleine und kostengünstige Produktionen handelt, spielt Cosmic Star Heroine dann doch in einer weitaus höheren Liga. Dessen waren sich natürlich auch die Entwickler bewusst, weswegen sie sich mit CSH an Kickstarter wendeten, um 100.000 $ einzusacken. Der Wunschbetrag wurde mit 132.689 $ sogar noch deutlich übertroffen. Mit diesem Erfolg durften sich Retro-Japano-Rollenspieler auf ein schönes neues Spiel von Zeboid Games freuen. Dummerweise hatten die Entwickler ihr neues Projekt unterschätzt und der angepeilte Veröffentlichungstermin wurde vom Dezember 2014 auf den oben genannten April 2017 verschoben. Ob die Kalifornier die Jahre genutzt haben, um aus Cosmic Star Heroine etwas herausragendes zu machen oder nicht, soll folgendes Review klären.
Brauchbare Story, flache Charaktere
Das Spiel versetzt uns ins ferne Zevanii-Sonnensystem, welches gleich drei bewohnbare Planeten zu bieten hat: Araenu ist ein hochtechnologischer Planet voller finsterer Cyberpunk-Molochs, Umweltverschmutzung und Megacorporations. Hier fristen hauptsächlich Menschen ihr Dasein. Rhomu ist ein Planet dessen Oberfläche im letzten großen Krieg von Nuklear- und Biowaffen in einen lebensfeindlichen Dschungel transformiert wurde. Besagter Dschungel wird dieser Tage von allerlei tödlichen Biestern bevölkert. Die bunt gemischte Bevölkerung von Rhomu verschanzt sich hauptsächlich in Untergrund-Siedlungen. Lediglich die Scimerex, eine friedliche Spezies aus Riesenameisen, ließen sich nicht von der Planetenoberfläche in den Untergrund drängen. Und dann wäre da noch Nuluup, dessen Bewohner nach ihrem Tod als Geister zurückkehren und danach unbeirrt ihren Alltag fortsetzen. Nuluup ist der einzige Planet, auf dem die Bewohner im Einklang mit der Natur leben und sich eine friedliche, gemütliche Existenz aufgebaut haben. Allerdings begegnen sie Fremden mit großem Misstrauen.
Alyssa L’Salle arbeitet für die Agency of Peace and Intelligence (kurz: API), welche ihre Geheimbasis auf Araenu hält. API ist eine Organisation die sich geschworen hat den Frieden im Sonnensystem zu wahren. Natürlich bedeutet das auch Angriffe fieser Terroristen abzuwehren. Und mit eben solch einem Antiterror-Einsatz beginnt auch das Spiel. Allerdings sind solche Einsätze mittlerweile reine Routine für die Top-Agentin Alyssa. Zusammen mit ihren Arbeitskollegen, dem Computerhacker Dave, der Gunmancerin Chahn und dem Kampfsportler Sue knackt sie selbst die härtesten Missionen.
Dummerweise entpuppt sich der API-Direktor Steele als machtgeiler Irrer, der mithilfe einer alten Gedankenkontrollen-Technologie aus dem letzten Krieg, die Herrschaft über das Sonnensystem übernehmen will. Als Alyssa und ihr Team von diesen Plänen Wind bekommen, stellen sie sich gegen ihren Arbeitgeber, entwenden die Technologie und laufen zur Gegenseite in Form der Widerstandsorganisation Astrea über, welche von der charismatischen aber undurchsichtigen Arete geleitet wird. Ob unsere Weltraum-Geheimagenten in der Lage sein werden das Vorhaben ihres Ex-Chefs zu vereiteln oder nicht, müsst ihr freilich selbst herausfinden.
So weit so gut. Die klischeehafte Handlung gewinnt sicherlich keinen Blumentopf, hält das Abenteuer aber gut genug zusammen, um zum weiterspielen zu motivieren. Die Spielwelt um das Zevanii-Sonnensystem weckt darüber hinaus selige Erinnerungen an das Algo-Sonnensystem aus den originalen Phantasy Star-Teilen. Auch die Handlung bedient sich fleißig bei Segas-JRPG-Vorbild.
Wo man sich leider nicht von Phantasy Star hat inspirieren lassen, sind die Charaktere. Diese fallen in Cosmic Star Heroine nämlich erschreckend blass aus. So blass sogar, dass man mindesten zwei der 11 Hauptcharaktere eigentlich komplett weglassen könnte, ohne dass dies die Story auch nur im geringsten(!) beeinträchtigen würde. Aber auch die übrigen neun Spielfiguren bleiben einem größtenteils fremd.
Über Alyssa erfahren wir so gut wie gar nichts. Sie spielt in ihrer knapp bemessenen Freizeit gerne Videospiele und … Das war alles was man über sie erfährt. Auch Computerspezi Dave fährt auf Videogames ab. Chahn wiederum steht auf ihre Gunmancer-Fähigkeiten, also die Fähigkeit aus der Geisterwelt Schießeisen und Laserknarren zu beschwören – coole Sache, aber eben auch nicht sonderlich tiefgängig. Sue bekam erst mit dem letzten Patch (v1.16) eine Vergangenheit. Der Patch schaltet für ihn nämlich eine rein optionale Sidequest frei, in derer wir seinen Sohn retten sollen und wir nebenbei etwas mehr über seine Vergangenheit erfahren. Ohne diese Sidequest, die erst ca. ein Jahr später nachgepatcht wurde, würde es aber auch zu ihm kaum etwas zu sagen geben. Und genauso sieht die Sache auch für alle weiteren Charaktere aus. Wenn es mal einen Funken von Charaktertiefe gibt, dann meistens nur in einer optionalen Sidequest – wenn überhaupt.
Ich erwarte nun sicherlich kein tragisches Heldenepos mit haufenweise von tiefgängigen Dialogen (zumindest nicht von Zeboid), allerdings muss doch ganz klar gesagt werden, dass es sich die Entwickler an dieser Stelle viel zu einfach gemacht haben. Sogar die Joke-Hauptcharaktere aus Breath of Death VII verfügten über ein klein wenig mehr Persönlichkeit. Und das war ja nur ein dämliches Parodie-Spielchen. Cosmic Star Heroine verzichtet hingegen größtenteils auf den Parodie/Humor-Aspekt vorheriger Zeboid-Titel, was ja auch nicht verkehrt ist. Allerdings muss man dann auch etwas die Schrauben bei Story und Charakteren anziehen. Und bei letzteren hat man das offensichtlich versäumt.
Transparenz im Kampf sorgt für taktischen Tiefgang
Im Titelbildschirm erwarten euch zunächst einige Optionen. Freilich kann man ein neues Spiel starten und ein altes Spiel Laden, wobei wir beim Laden auch schon bei einem negativen Punkt angelangt sind. Cosmic Star Heroine bietet nämlich nur schlappe vier Speicherplätze, was bei einem PC-Spiel absolut unverständlich ist. Zwar gehört CSH mit 20-25 Stunden Spielzeit zu den kürzeren Vertretern seines Genres, aber dennoch sind vier Speicherplätze einfach zu wenig. Aber nun gut. Des Weiteren könnt ihr euch noch die Credits reinziehen, im Spy Directory einige Zeilen zu den Hauptcharakteren sowie jede Menge Geschmiere von Kickstarter-Backern durchlesen und schlussendlich unter System die, leider nicht konfigurierbare, Tastenbelegung der Steuerungssysteme anschauen (Tastatur oder Controller). Besagte Steuerung funktioniert freilich gewohnt routiniert, was bei einem JRPG aber auch nicht sonderlich verwundern sollte. Lediglich die Menüführung wirkt etwas zu verschachtelt und hätte besser gelöst werden sollen, um den Genre-Standard zu halten.
Startet man ein neues Spiel, wird man als nächstes vor die Wahl aus vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden gestellt, die man innerhalb des Spiels aber auch jederzeit wechseln darf. Die Grade umfassen Tourist, Agent, Heroine und Super-Spy. Höhere Grade sorgen in erster Linie für stärkere Gegner die dann auch eine größere Variante an Kampfskills auffahren. Ich selbst habe das Spiel auf dem zweithöchsten Grad Heroine durchgespielt, und bin auch gut durchgekommen. Allerdings ist hier schon deutlich mehr Taktik gefragt, als in einem 08/15-JRPG. Von Super-Spy sollte man jedoch die Finger lassen, da es sich hierbei offensichtlich um einen Troll-Schwierigkeitsgrad für Verrückte handelt. Selbst der allererste Trashmob-Gegner wird euch hier mehrmals killen, bevor ihr ihn endlich überwältigen könnt. Aber immerhin darf man einen verlorenen Kampf nach einer Niederlage direkt noch mal in Angriff nehmen. Man wird also nicht ins Hauptmenü zurückgeworfen oder so. Da zeigt sich mal wieder, dass Zeboyd immer noch daran denken die Zeit des Spielers zu schonen.
Die Kernspielelemente von Cosmic Star Heroine sind nichts besonderes. Ihr steuert Alyssa und ihr Team aus der Vogelperspektive durch lineare und übersichtliche Dungeons, Stadtgebiete und Weltkartenabschnitte, öffnet Schatztruhen, tratscht mit NPCs, bekämpft rundenbasiert diverse Gegner, um Erfahrungspunkte für Level-Ups und Geldeinheiten (Credits) für neue Ausrüstung zu kassieren … Ja mein Gott, jeder der sich für das Spiel interessiert, sollte wissen was ihn hier erwartet. Also schauen wir uns am besten gleich den Bereich an, der Cosmic Star Heroine von der Konkurrenz am meisten hervorhebt: Das Kampfsystem.
Das Spiel schaltet nicht in einen separaten Kampfscreen sondern lässt die Gefechte stattdessen direkt an Ort und Stelle stattfinden. Eine Idee, die man 1 zu 1 aus Chrono Trigger übernommen hat. Das bedeutet natürlich auch, dass es keine Zufallskämpfe gibt, sondern die Gegner meistens im voraus zu erkennen sind. Da man überall nach eigenem Gusto abspeichern darf, ist dies auch sehr hilfreich, um sich rechtzeitig vor einem Kampf abzusichern.
Darüber hinaus bleiben beseitigte Gegner auch dauerhaft tot. Respawning gibt es hier nämlich nicht, ist aber auch nicht nötig, da das Spiel selbst im Heroine-Schwierigkeitsgrad dermaßen gut ausbalanciert ist, dass man schlicht und einfach ohne jedwedes Grinding durchkommt. Für den Fall, dass man dennoch Grinding betreiben möchte, bietet das Spiel aber auch den Menüunterpunkt „Battle“ an. Hierdurch darf man jeden regulären Kampf (also keine Boss-Kämpfe) noch einmal in Form einer „VR-Simulation“ bestreiten – allerdings unter ungünstigen Umständen. Diese VR-Kämpfe geben den Gegnern nämlich einen Statusboost, bringen jedoch trotz dessen weniger Erfahrungspunkte und Credits ein, als reguläre Kämpfe. Erst gegen Ende des Spiels kann man ein Teammitglied rekrutieren, welches diese VR-Einschränkung negieren kann.
Aber genug um den heißen Brei geschwafelt, kommen wir zu den Kämpfen an sich. Das besondere an Cosmic Star Heroine ist, dass die Kämpfe absolut transparent abgewickelt werden. Jeder Aspekt des Kampfes wird vom Programm klar aufgezeigt. Das fängt schon bei der Zugleiste an, welche visualisiert, welche Kampfteilnehmer als nächstes an die Reihe kommen. Außerdem wird die Wirkungsweise jeder Spezialfähigkeit genauestens offengelegt. Ärgert ihr euch auch immer darüber, wenn ihr einen Betäubungszauber einsetzt und dieser einfach nicht wirken will? Nun, in Cosmic Star Heroine erfahrt ihr wie hoch der Prozentsatz eines erfolgreichen Treffers liegt, wie viel Kraft hinter einem Angriff steckt, ob und wieviel Style ihr durch die Fähigkeit erhält, ob der Skill eine Burst-Eigenschaft enthält – eben alles was ihr wissen müsst, um die Kampffähigkeiten strategisch klug und sinnvoll einsetzen zu können.
Und ja, es sind eben ein paar Fachbegriffe gefallen. Style ist ein Wert, der die Leistung der Charaktere bestimmt. Bestimmte Skills drücken den Style nach oben und bei 100 % Style bringen die Charaktere ihre volle Leistung im Kampf. Man kann den Style aber sogar auf 300 % hochpushen, um die Leistung von Burst-Skills zu verbessern. Burst-Skills sind, je nach Style-Wert, besonders verheerend und verbauchen bei ihrem Einsatz sämtliche angehäufte Style-Punkte, also Vorsicht.
Style dient auch als Rettungspolster vor dem Tod. Sinken die Lebenspunkte unter Null, bleibt der jeweilige Charaktrer nämlich noch für eine Runde am Leben, zumindest dann, wenn er bis dato 50 % Style angesammelt hat. Dies nennt man den Desperation-Mode, welcher freilich weitere Eigenheiten aufweist wie z.B. verbesserte Leistung einiger spezifischer Skills. Man kann auch versuchen den betroffenen Charakter im Desperation-Modus zu heilen, damit er diese Runde doch noch überlebt.
Und hab ich eigentlich schon den Hyper-Modus erwähnt? Ab einer bestimmten Rundenzahl (wird durch kleine blaue Quadrate unter der Lebensenergie-Leiste angekündigt), gelangt der jeweilige Charakter in den Hyper-Modus. In diesem wird jede Aktion in einen kritischen Erfolg umgewandelt. Und, kennt ihr ein anderes RPG welches euch ermöglicht Criticals strategisch zu planen? Ich jedenfalls nicht.
Ein Hauch von etwas Größerem
Ihr seht also, dass die Kämpfe in Cosmic Star Heroine wesentlich mehr Tiefgang bieten als in fast allen anderen JRPGs. Sicherlich mögen diese ganzen Kampf-Modi und Fachbegriffe zunächst verwirren, aber man fuchst sich recht bald hinein und erzielt danach große Erfolge. Ab der zweiten Spielhälfte öffnet sich das Spiel dann sogar noch weiter. Man darf dann sein vierköpfiges Team oftmals selbst festlegen. Immerhin gibt es in Cosmic Star Heroine ja 11 spielbare Charaktere, die auch grundverschiedene Skills mitbringen.
Im übrigen muss man nach einer Weile selber festlegen, welche Skills man ausrüsten möchte. Man kann nämlich nur sieben reguläre Fähigkeiten und einen zusätzlichen Defensiv-Skill aktivieren, erhält mit der Zeit aber freilich viel mehr als nur acht Skills pro Charakter. Viele Fähigkeiten dürfen übrigens nur einmal eingesetzt werden, ehe man sie mit dem passiven Skill wieder aufladen muss. Hierdurch wird die Ausbeutung besonders mächtiger und nützlicher Fähigkeiten etwas ausgebremst. Man merkt, dass sich die Entwickler viele Gedanken um ihr Kampfsystem gemacht haben.
Die Ausrüstung umfasst neben den Skills (werden im Menü Abilities genannt) auch noch Waffen, Schilde und Accessoires. Besonders Schilde sind interessant, da sie eigene Fähigkeiten eingebaut haben, die man dann neben den Charakterskills einsetzen kann. Vorausgesetzt man bringt die hierfür notwendigen Statistikwerte mit sich.
Sogar Nutzgegenstände werden hier anders gehandhabt. Man darf nur 3 (bzw. 4, wenn man einen bestimmten NPC-Dialog führt) Gegenstände ausrüsten, die man im Kampf einsetzen kann. Man darf jeden Gegenstand nur einmal im Kampf einsetzen, allerdings werden sie nach jedem Gefecht regeneriert. Das bedeutet, dass man keine Hemmungen zu haben braucht, die Gegenstände auch einzusetzen, da kein Geldverlust daran hängt. Eine weitere clevere Mechanik von Zeboyd Games!
Aber bevor ich mich hier jetzt noch weiter in Details rund um den Kampfaspekt verzettel, möchte ich noch auf eine weitere interessante Spielmechanik zu sprechen kommen.
Nach der ersten Spielhälfte, erhält Alyssa ihr eigenes Raumschiff, mit dessen Hilfe sie zwischen den drei Planeten ihres Sonnensystems hin und herreisen kann. Das Spiel bleibt jedoch nach wie vor eine recht lineare Angelegenheit, aber man kann halt in alte Gebiete zurückkehren. Auf jeden Fall dient das Raumschiff als Basis, wo man mit seiner Crew sprechen kann und sogar einen Laden vorfindet. Besonders Gespräche mit den primären Hauptcharakteren sind wichtig, da diese auch mal eine Nebenaufgabe freischalten. Das wirklich coole an der Sache ist jedoch, dass man ab diesem Zeitpunkt weitere NPCs für seine Schiffscrew anheuern kann. Diese NPCs können sogar als passives fünftes Gruppenmitglied eingesetzt werden, welches eine Sonderfunktion freischaltet, wie z.B. höherer Output von Erfahrungspunkten, höherer Schaden gegen menschliche Feinde usw. Freilich muss man diese NPCs aber erst mal rekrutieren, indem man sie ausfindig macht und eventuell noch eine Voraussetzung erfüllt (einen muss man z.B. aus dem Gefängnis freikaufen usw.).
Zeboyd Games konnten es also nicht lassen etwas am JRPG-Klassiker Suikoden zu schnuppern, was freilich auch einige Erwartungen schürt, die jedoch nicht erfüllt werden. Im endeffekt ist die Rekrutierung zusätzlicher Crewmitglieder nur ein kleines Gimmick, dass nicht wirklich viel zum restlichen Spiel beiträgt. Schön ist es aber trotzdem. Aber wenn man bedenkt, was man alles aus dieser Grundidee hätte machen können … Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn ein eventueller zweiter Teil zu einem Suikoden im Weltraum umgebaut werden könnte.:)
Aber das was hier bereits geboten wird, ist ja schon nicht schlecht. Es gibt z.B. optionale Bossgegner, geheime Gebiete auf den Weltkartenabschnitten und auch mal ein zahmes Schalter- oder Item-Fetch-Rätsel innerhalb eines Dungeons. Die Dungeons sind dieses mal auch wesentlich kompakter aufgebaut. Die ätzenden Endlos-Flure eines Breath of Death VII oder Cthulhu Saves the World braucht man also nicht zu befürchten.
Wirklich schlecht ist nur ein optionaler Sidequest-Dungeon, der mit dem letzten Patch (v.1.16) eingefügt wurde. Dieser enthält die mit Abstand härtesten Gegner im Spiel und kann nur mit ausgiebigen Grinding geknackt werden. Dummerweise ist dieser Dungeon diesen großen Aufwand nicht wert. Die Belohnung in Form von Exp. und Credits ist nach der Grinding-Orgie irrelevant und die Nebenhandlung die in diesen Bereich führt ist nicht der Rede wert. Ich kritisiere diesen Part des Spiels deswegen so sehr, weil er mir den finalen Storyabschnitt ruiniert hat. Der finale Story-Dungeon, der für Charakterstufen ab 50 konzipiert wurde, ist für eine Level 99 Party freilich kein Thema mehr. Dabei war es doch gerade das tolle Balancing, welches das Spiel bis dato so gut gemacht hat. Es wäre besser gewesen man hätte auf diesen Extradungeon und auch auf die Grinding-Option (VR-Battles) verzichtet. Cosmic Star Heroine wurde offensichtlich derart konzipiert, das jegliches Grinding absolut irrelevant ist. Dummerweise hatten Zeboid Games nicht den Mumm diese Designentscheidung konsequent durchzuführen. Mumm ist aber nun einmal erforderlich, wenn man zu den wirklich großen Indie-Künstlern aufsteigen möchte. Ein Undertale basiert schließlich auch nicht auf massentauglichen JRPG-Konventionen. Na auf jeden Fall wisst ihr jetzt, dass ihr diesen grässlichen Bonusdungeon am besten ignorieren solltet.
Grafik und Sound
Das was mein ursprüngliches Interesse an Cosmic Star Heroine geweckt hat war die Grafik. Wenn es ein Indie-JRPG gibt, welches es hingebekommen hat, den Geist der 16-bit SNES-Grafik einzufangen, dann ist es wohl dieses Spiel hier. Viele Indie-JRPGs scheitern dabei eine originalgetreue SNES-Grafik zu emulieren. Im endeffekt merkt man halt immer, dass das Maker-Programm verwendet wurde oder letztendlich ein eigenes Süppchen gekocht wird, statt auf tatsächliche Authentizität zu achten (auch dann, wenn besagte Authentizität im Werbetext angepriesen wird). CSH hat den Look hingegen verdammt gut hinbekommen. Sowohl die Charaktersprites als auch die Hintergrundgrafiken scheinen direkt der SNES-Hardware entsprungen zu sein. Das ist insbesondere deswegen bemerkenswert, weil CSH mit der mitlerweile berüchtigten Unity-Engine kreiert wurde. Aber da haben wir mit Cosmic Star Heroine auch den Beweis, dass man mehr mit Unity machen kann als billige Asset Flips.
Das einzige was nicht zum SNES-Flair passt sind die Zwischensequenzen, welche sich aus Artworks zusammensetzen, die hinsichtlich ihrer abgehackten Animation mit einem Daumenkinos verglichen werden können. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Zwischensequenzen schlecht aussehen. Im Gegenteil, ich finde sie cool und sie bilden auch einen soliden Belohnungseffekt. Allerdings harmonieren sie halt nicht wirklich mit dem angepeitlen SNES-Flair.
Eine weitere positive Überraschung ist der tolle Soundtrack von HyperDuck SoundWorks. Die Tracks passen hervorragend zu dieser flotten Space Opera und unterstützen nicht nur das Spielgeschehen, sondern gehen auch abseits des Spiels gut ins Ohr. Der OST bietet einen durchgängig optimistischen Flair, der stark von J-Rock und J-Pop inspiriert scheint, zwischendrin gibt es aber auch immer wieder coole Jazz-Stücke. Wenn man etwas kritisieren kann, dann nur, dass die Akustik zu hochwertig klingt. 16-bit Midi-Soundfiles wären dann doch etwas zu nostalgisch gewesen, hmm?
Auf eine Sprachausgabe hat man in Cosmic Star Heroine verzichtet – wird bei solch einem Spiel aber auch nicht wirklich vermisst.