V-Rally 3 (GBA-Version) REVIEW

Bereits 1998 entwickelte das französische Entwicklerstudio Velez & Dubail eine mehr als nur gelungene Game Boy-Version des Rally-Rennspiels V-Rally. Was liegt da also näher, als die Game Boy Advance-Portierung von V-Rally 3 den selben kompetenten Entwickler zu überlassen? Eine kluge Entscheidung, denn das Mitte 2002 veröffentlichte Rally-Spektakel gilt bis heute als eines der grafisch eindrucksvollsten GBA-Spiele überhaupt. Wirklich verwunderlich ist dieser positive Aspekt jedoch nicht, denn Velez & Dubail haben ja schon zuvor bewiesen, dass sie die grafische Leistung der jeweiligen Hardware gerne ausreizen. Allerdings kommt es natürlich nicht nur auf grafische Schickeria an, sondern auch darauf, ob das jeweilige Spiel an sich Spaß bereitet oder nicht. Und genau das wollen wir im folgenden Review herausfinden.

Holprige Rennfahrten rund um die halbe Welt

Anders als bei vielen anderen Motorsport-Arten, fährt man bei einer Rallye keine Rundfahrten im Kreis, sondern diverse Strecken-Etappen welche über den gesamten Globus verteilt sind. Diese führen auch nicht immer nur über Asphalt-Straßen, sondern zwingen die Wagen häufig über holprige Feld- und Waldwege oder sogar zugeschneite Pisten und dergleichen.

V-Rally 3 verfügt über mehrere Spielmodi. Herzstück ist natürlich der V-Rally Mode, wo man seine Rennfahrer-Karriere für eine Saison in einem der Beiden zu Beginn zur Verfügung stehenden Rennställe beginnt (bzw. mit einem der zwei zu Beginn verfügbaren Rallywagen). Insgesamt bietet das Spiel aber sogar 10 verschiedene Rennställe/Rallywagen, welche natürlich diverse große Autohersteller repräsentieren. Zur Auswahl stehen Renault Sport, Volkswagen Racing, Ford Racing, Mitsubishi Motorsport, Subaru Team USA, Peugeot Sport, Opel Motorsport und zwei Wagen von Citroen Sport. Zwar weisen die Wagen unterschiedliche Statistikwerte auf, aber wirklich relevant ist nur die Motorenart, welche in die beiden Kategorien 1.6 L FWD (2 Antriebsräder) und 2.0 L 4WD (4 Antriebsräder) unterteilt sind. Diese beiden Kategorien symbolisieren quasi die beiden Schwierigkeitsgrade im V-Rally Mode. Die 1.6 L-Kategorie ist wesentlich leichter zu gewinnen als die Andere, welche auch erst später freigeschaltet wird. Außerdem besteht eine 1.6 L-Saison nur aus fünf Rallys und nicht aus Sieben wie eine 2.0 L-Saison.

Jede Rally findet in einem spezifischen Land statt und umfasst fünf Strecken. Das Land wird dabei nach Zufallsprinzip ausgewählt und wird einem im Setup-Menü kurz präsentiert. Die Rallys finden in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweden, Finnland, Portugal und Kenia statt. Wichtig ist in erster Linie der Streckenbelag, welcher Asphalt, Erde, Schotter oder Schnee umfassen kann. Dementsprechend sollte man auch passende Reifen wählen, um die bestmögliche Leistung zu erzielen. Es lassen sich auch weitere Einstellungen vornehmen, wie z.B. die Stärke der Federung. Da mir Fachkenntnisse fehlen und die Anleitung mit detaillierten Erklärungen geizt, fummelte ich persönlich aber immer nur an den Reifen herum und habe die anderen Anpassungsoptionen immer auf der Standard-Option gelassen.

Und ja, wer es noch nicht gemerkt hat, dem sei gesagt, dass V-Rally 3, im Gegensatz zum Game Boy-Vorgänger, wesentlich Simulations-lastiger ausfällt. Statt eines relativ simplen Arcade-Racers im Rad Racer-Stil, entpuppt sich die Fortsetzung eben als etwas anspruchsvoller und erfordert dementsprechend ein klein wenig mehr Eingewöhnungszeit vom Spieler.

Innerhalb der Strecken erleidet der Wagen zum Beispiel Verschleißungen und Beschädigungen, welche man anschließend reparieren lassen sollte. Alle zwei Strecken darf man nämlich in einen kurzen „Boxenstop,“ wo man nicht nur oben erwähnte Setups vornehmen darf, sondern auch Reparaturen vornehmen kann. Da die Zeit bis zum nächsten Rennen auf 50 Ingame-Minuten begrenzt ist, darf man aber nur einen Teil der Reparaturen vornehmen. Es sei denn man ist so gut gefahren, dass sich die Beschädigungen in Grenzen halten.

Anders als im vorherigen Spiel muss man sich dafür jedoch nicht mehr mit konkurrierenden Fahrern herumplagen, sondern lediglich mit der Strecke selbst. Diese fällt freilich wieder sehr kurvenreich und uneben aus. Die Steuerung ist angenehm unkompliziert und der Wagen lässt sich auch sehr gut kontrollieren. Bei den Kurven ist es freilich angebracht auch mal vom Gas herunterzugehen, um Kollisionen mit dem Streckenrand zu vermeiden. Andernfalls drohen ein noch höherer Geschwindigkeitsverlust und Beschädigungen am Wagen, welche auf Dauer das Fahrverhalten beeinträchtigen. Die ganz harten Simulations-Fanatiker dürfen im Optionsmenü sogar eine Gangschaltung aktivieren, welche den Spieler dazu zwingt eben diese mit Hilfe der Schultertasten zu regulieren. Davon habe ich jedoch tunlichst Abstand genommen.;)

Wie gehabt verdient man Punkte nach Abschluss einer Etappe. Wer die Strecke am schnellsten bewältigt hat, bekommt die meisten Punkte. Im Endeffekt zählt jedoch nur die Gesamtpunktzahl am Ende einer Saison. Das bedeutet, dass man die Rally-Saison noch lange nicht verloren hat, nur weil man mal eine Strecke mit null Punkten verloren hat. Dank dieses Systems hat man selbst im höheren Schwierigkeitsgrad (2.0 L 4WD) eine gute Chance zu gewinnen, und als Belohnung die verbleibenden Rennställe/Rallywagen freizuschalten.

Ein Spielmodus alleine reicht nicht aus

Abgesehen vom V-Rally Mode, bietet das Modul noch drei weitere Spielmodi an. Zunächst wäre da der Time Trial, wo es darum geht die Bestzeiten aller im Spiel enthaltenen Strecken zu schlagen. Die meisten Strecken und Wagen müssen jedoch erst mal in den anderen Spielmodi freigeschaltet werden, ehe man sie im Time Trial nutzen darf. Die Bestzeit zu schlagen ist übrigens alles andere als einfach, da eben diese ziemlich streng gesetzt ist. Als zusätzliche kleine Motivation, kann man jedoch einen Geisterfahrer der eigenen bisherigen Bestzeit aktivieren, damit man sich auch noch mit seiner eigenen Leistung messen darf. Ich persönlich empfand diesen Spielmodus trotzdem als wenig reizvoll.

Wesentlich interessanter ist da schon der V-Rally Cross Modus. Anders als in den anderen Spielmodi fährt man hier traditionelle Autorennen in einem Rundkurs gegen drei gegnerische Rally-Fahrer. Wer in der Letzten von insgesamt drei Runden als erster ins Ziel kommt, hat logischerweise gewonnen. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Rundkurse, die jedoch erst nach und nach freigeschaltet werden müssen, indem man das vorherige Rennen gewinnt. Der Rundkurs wird übrigens in beide Richtungen befahren. Zuerst muss man das Qualifikations-Rennen gewinnen. Jede Erstplatzierung einer Runde wird hierbei mit einem Turbo-Boost belohnt, welchen man im darauffolgenden Rennen in entgegengesetzte Streckenrichtung nach eigenen Ermessen einsetzen darf. Das große Problem bei der V-Rally Cross ist jedoch die unfaire Handhabung der gegnerischen Fahrer. Der Spieler selbst wird bei einer Gegner-Kollision mit Geschwindigkeitsverlust bestraft, die Computer-Gegner werden hiervon jedoch nicht betroffen, was schlicht und einfach unfair ist. Aber trotz dieses großen Mangels ist dieser Modus eine willkommene Dreingabe.

Zu guter Letzt hätten wir dann noch einen Mehrspieler Modus. Diesen konnte ich als Einzelspieler leider nicht ausprobieren. Laut Handbuch ermöglicht dieser Modus jedoch den Time Trial, sowie den V-Rally Cross Modus zusammen mit einem zweiten Spieler zu bestreiten. Ist also eine Runde Sache, auch wenn das Herzstück ganz eindeutig der V-Rally Mode bleibt.

Grafik und Sound

Wie bereits in der Einleitung klargestellt, protzt V-Rally 3 mit einer eindrucksvollen Grafik. Es ist allgemein bekannt, dass der GBA in erster Linie als eine Art tragbarer SNES konzipiert wurde, und dementsprechend hauptsächlich mit hübschen Grafiken in 16-bit-Stil überzeugt. Doch für V-Rally 3 scheinen da andere Regeln zu gelten, denn das Rennspiel erweckt eher den Eindruck, als ob es sich um ein Playstation-Spiel handelt. Das mag in Hinblick darauf, dass es damals bereits die PS2 gab nun nicht soo beeindruckend wirken, aber hält man sich die zugrunde liegende Hardware vor Augen, kann man nur den Hut vor den Entwicklern ziehen. Es ist nämlich nicht so, als ob die 3D-Grafik primitiv und hässlich aussieht, oder mit miserabler Framerate laufen würde. Stattdessen sieht das Geschehen ungewöhnlich schick aus und läuft sauberer als so manches tatsächliche PS1-Spiel.

Davon abgesehen, überzeugt V-Rally 3 mit abwechslungsreichen Strecken-Locations in sieben verschiedenen Ländern. Da reicht die Palette von den erdigen Strecken Kenias, bis hin zu den verschneiten Pisten Schwedens. Ehrensache, dass auch die Rally-Wagen schön modelliert sind, wobei ich mich nicht festlegen möchte, ob man für die Wagen nun 3D-Modelle oder besonders aufwendige Sprite-Grafik verwendet hat. Absolut großartig ist zudem die Möglichkeit in die Cockpit-Perspektive zu schalten (Select-Knopf), was das Rennfahrer-Feeling freilich nochmals verstärkt. Vor allem, da in dieser Perspektive sogar Beschädigungen an der Windschutzscheibe visualisiert werden.

Den Soundtrack gibt es in erster Linie in den Menüs zu hören, und setzt sich dort aus überraschend gefälligen Techno-Tracks zusammen. Innerhalb der Rennen, hört man hingegen hauptsächlich die penetranten Motorengeräusche der Rennwagen, das Schaben der Reifen, Kollisionen, sowie das, ebenfalls nervige, Knallen des Auspuffs. Die für Rallys markanten Fahrtanweisungen des Beifahrers sind leider nicht vorhanden, aber das wäre dann wohl doch zu viel von einem GBA-Spiel verlangt gewesen ausgiebige Sprachausgabe anzubieten. Aber immerhin wurden einzelne Ausrufe wie „3, 2, 1, Go!,“ „Checkpoint“ oder „Finish“ synchronisiert. Das ist zumindest ein Anfang, der jedoch auch Lust auf mehr macht.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
85
85
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Da der Vorgänger für den Game Boy Classic ja noch ein reiner Arcade-Racer war, überrascht es schon ein wenig, dass man bei V-Rally 3 dermaßen stark in den Simulations-Bereich driftete. Glücklicherweise tut dieser Umstand den Spielspaß keinen Abbruch, denn die Handhabung des Wagens funktioniert trotz der neuen Ausrichtung wieder wunderbar. Darüber hinaus protzt das Spiel mit einem sehr ordentlichen Umfang und eindrucksvoller Grafik, welche man eher bei einem Playstation-Spiel erwartet hätte. Leider hat man es bei den Soundeffekten zu gut gemeint, denn die erbarmungslosen Motoren- und Auspufflaute gehen einem schon recht bald ordentlich auf den Keks. Größter Schwachpunkt ist jedoch das unzureichende Handbuch, welches diverse Simulations-Aspekte des Rennspiels nicht vernünftig erläutert. Das ändert aber auch nichts daran, dass man es bei V-Rally 3 mit einem hochwertigen Qualitätsprodukt zu tun hat. GBA-Rennfahrer dürfen hier bedenkenlos zugreifen und in die Pedale treten.

- Von  Volker

Gameboy Advance

V-Rally 3 (GBA-Version) REVIEW

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