Night Trap: 25th Anniversary Edition REVIEW
Nicht wenige staunten schlecht, als der in Kentucky ansässige Ein-Mann Entwickler Screaming Villains vor einigen Monaten eine Neuauflage zu Night Trap ankündigte. Das erstmals 1992 für das Sega Mega CD veröffentlichte Spiel erlangte vor allem in Nordamerika einen zweifelhaften Ruhm, da es mitverantwortlich für eine Kontroverse um Gewalt in Videospielen war. Der Vorwurf: das Spiel verherrliche Gewalt und fördere sexuell aufgeladene Gewalt gegenüber Frauen. Der Fall gipfelte in einer Senatsanhörung und hatte schließlich die Gründung des Entertainment Software Rating Board (ESRB), dem US-amerikanischen Gegenstück zu unserer USK, zur Folge. Zum 25. jährigen Jubiläum findet das Spiel nun also in einer überarbeiteten Form seinen Weg auf PlayStation 4 und PC. Ob Night Trap nach all der Zeit noch einen Blick wert ist, oder letztlich nicht mehr als ein kurioses Dokument der Videospielgeschichte ist, klären wir im Test.
Ein Produkt seiner Zeit
Legt man alle objektiven Maßstäbe zugrunde, mit denen sich ein Spiel qualitativ einordnen lässt, so lässt sich schnell konstatieren: Night Trap ist ein mieses, ja, ein geradezu abgrundtief schlechtes Spiel! Das war es schon 1992, und das ist es auch heute noch. Punkt. Dennoch strahlt der Titel eine seltsame Faszination, die die Jahre überdauert hat und sich aus mehr speist, als der Kontroverse in den frühen 1990er Jahren.
Night Trap wurde zu einer Zeit veröffentlicht, als sich CDs als Medium langsam ihren Weg in die Videospielindustrie bahnten. Die im Verglich zu den bis dato gängigen Modulen und Disketten weitaus umfangreicheren Speichermedien eröffneten neue technische Möglichkeiten und erlaubten es Entwicklern komplexere Grafik- und Soundtechniken zu realisieren. Gleichzeitig war die CD der Geburtshelfer eines bis heute sehr eigenwillige Genres – dem Full Motion Video (kurz FMV). Plötzlich war es möglich real gefilmte Szenen als stilistisches Mittel in Spiele einzubinden. In der Frühphase der CD galt es daher als ziemlich en vogue computergenerierte Zwischensequenzen durch Echtfilmszenen zu ersetzen.
Digital Pictures, die ursprünglichen Entwickler von Night Trap, gingen einen Schritt weiter und konzipierten das, was man heute als interaktiven Film bezeichnen würde. Die Handlung ist schnell erklärt: der Spieler schlüpft in die Rolle eines nicht näher definierten Charakters, der Teil einer Sondereinsatzeinheit ist. In dieser Funktion muss man eine Gruppe Teenie-Mädchen retten, die droht in die Fänge einer Vampir-Familie zu gelangen. Um dies zu bewerkstelligen, sitzt unser Alter Ego in einem Kontrollraum mit Zugriff auf acht Kameras, die im Haus der besagten Familie angebracht sind. Über diese beobachten wir nicht nur das Geschehen, sondern greifen im richtigen Moment ein und aktivieren im Haus installierte Fallen, um die Angreifer zu fangen.
Das mag schon jetzt herrlich bescheuert klingen und erhält durch die Umsetzung sogar noch eine gewaltige Ladung Trash obendrauf. Die bereits in den späten 1980er Jahren gedrehten Szenen – ursprünglich war Night Trap für eine letztlich nie erschienene VHS basierte Konsole von Hasbro angedacht – sprühen mit ihrem unverkennbaren 80er Jahre Touch und den nicht gerade guten Schauspielern nämlich nur so vor B-Movie Charme.
Warum die ganze Aufregung?
Heute lässt sich nur sehr schwer nachvollziehen, warum der Titel seinerzeit eine solche Aufregung heraufbeschworen hat, denn im Grunde gibt sich das Spiel handzahm. Weder sind exzessive Gewaltausbrüche zu sehen, noch wird diese verherrlicht. Die im Spiel „Augers“ genannten Vampire sind als solche nicht einmal zu erkennen, sondern sehen aus wie Ninjas mit schwarzen Mülltüten über dem Kopf.
Night Trap ist an sich ein sehr kurzes Spiel und nach rund 26 Minuten zu Ende. Bis man aber wirklich eines der verschiedenen Enden zu sehen bekommt, dürfte es einige Anläufe brauchen, denn obwohl das Spielprinzip simpel ist, so gibt es ein paar Stolpersteine. Um die Fallen im Haus auszulösen, muss man nämlich einen Sicherheitscode haben. Nur mit diesem kann man im richtigen Moment die Fallen auslösen und die Augers einfangen. Die Krux an der Sache: der Farbcode ändert sich alle paar Minuten und muss entsprechend gewechselt werden. Um den neuen Code mitzubekommen, muss man im richtigen Moment die richtige Szene mit der entsprechenden Information sehen.
Das ist allerdings nicht ganz so einfach, da man parallel zwischen den Kameras hin- und herschalten muss um besagte Augers zu fangen. Lässt man zu viele von diesen im Haus umherstreunen, oder gelingt es diesen gar eines der Mädchen zu töten, ist das Spiel sofort vorbei und wir müssen von vorne beginnen. Das gestaltet den Spielablauf mitunter hektisch und erfordert ein gewisses Maß an Konzentration und Schnelligkeit. Der Story kann man auf diese Weise übrigens so gut wie gar nicht folgen. Eine bewusste Entscheidung, die gleichzeitig den Wiederspielwert hochtreibt, da es erstaunlich motivierend ist bis ans Ende zu gelangen.
Fantastische Neuauflage
Schafft ihr einen Spieldurchlauf, so schaltet ihr in den Extras unter anderem eine Funktion frei, die es euch erlaubt den gesamten Film in chronologischer Abfolge zu sehen. Als weitere Extras sind in der 25th Anniversary Edition genannten Neuauflage ein aktuelles Interview mit dem Entwickler, eine Kurzdokumentation zur besagten Kontroverse, ein Horde-Modus und eine spielbare Version von Scene of the Crime, dem Prototypen von Night Trap, enthalten.
Überhaupt merkt man dem Remaster an, das hier wirklich ein Fan mit Herzblut am Werk war. Neben den umfangreichen Extras wurde nämlich auch das Interface aufgehübscht und übersichtlicher gestaltet. Für den nötigen Nostalgie-Flair sorgt eine Option, die es euch erlaubt auch die anderen UI´s aller im Laufe der Jahre veröffentlichten Portierungen zu verwenden. Die Videoszenen liegen außerdem in der bisher besten Qualität vor und basieren auf den ursprünglichen Master Tapes.
Oh Mann, da gibts so viele tolle Spiele der damaligen Zeit die man neu auflegen könnte, aber stattdessen wird so’n Crap wie Night Trap hervorgekramt. Das verstehe wer will, ich tu es jedenfalls nicht.
Die Neuauflage ist das Projekt eines Fans, der das Remaster quasi im Alleingang gestemmt und meines Wissens nach finanziert hat. Und ja, Night Trap ist Trash. Aber es ist so sehr Trash, das es wieder Freude macht und zumindest bei mir für einige Abende für sehr gute Unterhaltung gesorgt hat.