Shantae and the Pirate’s Curse REVIEW
Shantae and the Pirate’s Curse ist bereits der dritte Teil der Shantae-Serie. Einer Reihe von Action-Plattformern im Metroidvania-Stil. Das Spiel wurde erstmals am 24. Oktober 2014 auf dem Nintendo 3DS als Download-Titel veröffentlicht und erhielt in den folgenden Monaten auch noch Umsetzungen für zahlreiche andere Systeme. Unter anderem wurde im April 2015 auch der PC bedient, oder besser gesagt diverse Download-Plattformen wie Steam oder GoG. Wie in der Anmerkung klargestellt, basiert dieser Test auf der Steam-Version.
Wer meine Reviews mitverfolgt, hat höchstwahrscheinlich meinen Test zum Vorgänger Shantae: Risky’s Revenge gelesen. Es empfiehlt sich übrigens sich erst mal mit Risky’s Revenge zu beschäftigen, ehe man in Pirate’s Curse einsteigt, denn die Handlung baut sehr stark auf den Geschehnissen des Vorgängers auf. Und damit sind wir auch schon mitten im nächsten Testsegment.
Ein gemeinsamer Feind erwacht
Wir erinnern uns: Durch die Machenschaften der fiesen Piratenbraut Risky Boots, verlor Shantae im letzten Abenteuer ihre mächtigen Halb-Dschinn-Zauberkräfte. Abgesehen von ihrer unverwüstlichen Haarpeitsche unterscheidet sie sich nun also nicht mehr groß von einem normalen Menschen. Trotz dessen hält unsere Heldin an ihrer Rolle als offizielle Beschützerin des kleinen Fischerdorfs Scuttle Town fest. Und einen Beschützer hat das Kaff auch bitter nötig, als der notorische Militärfreak „Ammo Baron“ aufkreuzt, um Scuttle Town zu erobern. Trotz ihrer Einschränkungen gelingt es Shantae den Spinner zu besiegen und handelt sich damit eine Menge Ärger ein: Der bisherige Bürgermeister hatte Scuttle Town nämlich an den Ammo Baron verkauft, wodurch dieser ohnehin der neue Herrscher über das Städtchen ist. Und da Shantae somit quasi ihren neuen Bürgermeister verprügelt hat, bekommt sie nun Hausarrest aufgebrummt und soll als Strafe sogar ihre Haarpeitsche abgeschnitten bekommen.
Ironischerweise entblößt sich der Ausweg aus dieser misslichen Lage in Form von Shantaes Erzfeindin Risky Boots. Nach anfänglichen Anfeindungen und Verwechslungen schließen sich die beiden jungen Frauen zu einem Team zusammen, um Riskys alten Mentor, den grausamen „Pirate Master“ zu erledigen. Dieser hat es nicht nur auf seine verräterische Schülerin Risky abgesehen, sondern ist auch für den Tod der Dschinn verantwortlich. Um den Pirate Master zu schwächen, segeln Risky und Shantae von Insel zu Insel, um die dortigen Dungeons von ihren bösen Mächten zu reinigen. Aus eben Diesen bezieht der Untote Pirate Master nämlich seine Macht, um baldmöglichst aus seinem Grab und Kerker auszubrechen, und die Welt anschließend mit Unheil zu überziehen. Ob Shantae und Risky schnell und stark genug sein werden, um die finsteren Pläne des Pirate Master zu durchkreuzen, müsst ihr jetzt aber schon selbst herausfinden.;)
Genau wie schon im letzten Teil, ist die Handlung jetzt nichts was einen zu Jubelrufen hinreißt. Interessant hingegen ist der konsequente Aufbau auf die Ereignissen des Vorgängers. So wurde der Verkauf von Scuttle Town an den Ammo Baron bereits in Risky’s Revenge abgewickelt und im dritten Spiel muss man nun die Konsequenzen aus dieser Storyentwicklung tragen. Das ist übrigens nur ein Beispiel! Solch ein enger Bezug zur Handlung des Vorgängers ist im Genre der Jump’n’Runs und Plattformer extrem ungewöhnlich und hilft immens dabei ein paar Hüpfspiele zu einem interessanten Spieluniversum zu verschmelzen. Das ist etwas wovon die ganzen Nintendo-Jump’n’Runs nur träumen können. Und dann haben wir freilich noch die ganzen sympathischen, schrägen oder lustigen Charaktere. Die meisten von denen kennt man freilich schon aus den Vorgängern, aber es kommen auch genügend Neue hinzu, und sei es nur für ein paar kleinere Nebenauftritte. Interessant ist weiterhin, dass sich die Beziehungen zwischen den Charakteren und deren Lebensziele weiterentwickeln. Gebrochene Freundschaften werden wieder aufgebaut, es wird angestrebt einen Gefährten fürs Leben zu finden, oder man versucht sich beruflich weiterzuentwickeln. Die Shantae-Spiele bestehen eben aus weitaus mehr als nur den üblichen „besiege den Oberschurken und rette die Prinzessin“-Krempel, den man sonst vom Genre gewohnt ist. Und natürlich bietet das Spiel auch sehr viel Humor und eine kleine aber feine Prise Erotik, was freilich ebenfalls dabei hilft Shantae aus dem Genre-Einheitsbrei hervorzuheben. Was Handlung, Charaktere und das ganze Drumherum um diese beiden Elemente betrifft, sind die Shantae-Spiele wirklich wegweisend!
Shantae die Nachwuchs-Piratenbraut
Wie schon der Vorgänger, so gehört auch Pirate’s Curse in die Subkategorie der sogenannten Metroidvania-Spiele. Das bedeutet im Kern, dass man einen Action-Plattformer mit zusätzlichen Spielelementen aus den Kategorien Adventure, Erforschung und Rollenspiel angereichert hat. In Pirate’s Curse äußert sich dies in erster Linie darin, dass man manchmal in alte Level bzw. auf bereits erforschte Inseln zurückkehren muss, um wichtige Gegenstände einzusammeln, an die man vorher eben noch nicht herankam. In jedem Dungeon findet Shantae nämlich ein neues Piraten-Ausrüstungsstück, welches ihr eine neue Fähigkeit gewährt. So kann sie mit dem Piratenhut in der Luft schweben, mit der Pistole Gegner und Schalter abschießen, mit dem Säbel Bodenattacken durchführen, um z.B. lästige Hindernisse zu beseitigen und somit in zuvor unzugängliche Areale vorzudringen, mit den Piratenstiefeln einen Sprint vollführen oder mit der Kanone Doppel- und Dreifachsprünge durchführen. Die Möglichkeiten des Spielers werden also mit der Zeit immer komplexer und sind auch Voraussetzung, um die jeweils nächsten Inseln, Dungeons und Bossgegner überhaupt bestehen zu können.
Über Magie verfügt Shantae zwar nicht mehr, aber dafür kann sie sich im Shop von Scuttle Town oder durch Itemdrops erledigter Gegner Unterstützungsgegenstände zusammenhäufen (neun Stück pro Typ), die als Ersatz für die Zaubersprüche fungieren. Ob nun Heiltränke, Schutzschilde oder Buffs für die Angriffskraft – wer sich die Mühe macht hier und da etwas Edelsteine (die hiesige Währung) und Items zusammen zu grinden, wird es bedeutend leichter haben. Neben den Gegenständen, bietet der Shop auch Verbesserungen für Shantaes Haarpeitsche und Piratenwaffen an, um deren Schnelligkeit bzw. Angriffskräfte zu steigern. Ein besonders nützliches Item ist auch die Piratenfackel, welche Shantae immer direkt zu Riskys Piratenschiff zurückteleportiert. Dieses neue Teleportiersystem ist weitaus praktikabler als die schlecht platzierten Warp Squids aus dem Vorgänger. Der einzige Haken ist jedoch, dass die Piratenfackel nicht in Dungeons wirkt.
Der Schwierigkeitsgrad in Pirate’s Curse ist etwas höher als in Risky’s Revenge und steigt mit der Zeit in gut ausbalancierten Schüben an. Problematisch ist jedoch der finale Dungeon, der mit sehr vielen fiesen Passagen aufwartet und somit jede Menge Geduld und Nerven kosten kann. Solch ein hoher Anstieg im Schwierigkeitsgrad zum Ende des Spiels kam völlig unerwartet und wirkte forciert und unnötig. An der Steuerung liegt es aber glücklicherweise nicht. Die arbeitet immer noch genauso zuverlässig und butterweich-präzise wie gewohnt (leider gibt es immer noch keinen Support für Dritthersteller-Controller. x360ce hilft). Eine Niederlage liegt also entweder am Spieler oder an einigen allzu fiesen Stellen im Spiel begründet. Es dauert aber zum Glück recht lange ehe Shantae wirklich abnibbelt. Für jeden eingesteckten Treffer oder einen Absturz in einen Abgrund, wird nämlich lediglich ein Viertel der in anfangs zwei Herzen dargestellten Lebensleiste abgezogen. Spätere (Boss)Gegner richten freilich höhere Schäden an, doch kann man die Lebensleiste erhöhen, indem man vier Herz Squids einsammelt und bei der Schmiedin in Scuttle Town in zusätzliche Gesamtlebensenergie umwandeln lässt.
Die Suche nach Herz Squids ersetzt also die Suche nach der Magic Jam aus dem Vorgänger. Darüber hinaus gibt es auch noch einen weiteren wichtigen Sammelgegenstand: Im Spiel sind nämlich 20 mutierte Tinkerbats, genannt Cracklebats“, versteckt, die es zu erledigen gilt, damit man deren schwarze Seele mithilfe einer magischen Wunderlampe aufsaugen kann. Ob ihr diese Sidequest absolviert oder nicht, entscheidet darüber, ob ihr alle Formen des finalen Bossgegnerns bekämpfen dürft oder nicht. Und der totale Sieg über den bösartigen Pirate Master entscheidet natürlich darüber, ob ihr das schlechte oder gute Ende zu sehen bekommt. Selbstverständlich kann man nur dann wirklich gewinnen, wenn man die 20 Seelen eingesammelt hat, was aber leichter gesagt ist als getan. Manche von denen sind einfach verdammt gut versteckt und provozieren wahrscheinlich den Blick in eine Komplettlösung. Ich selbst konnte auch nur 18 von denen aus eigener Kraft finden. Ob solche Mätzchen nun nervig oder motivierend sind, darüber entscheidet der persönliche Geschmack. Ich persönlich war nicht sonderlich begeistert. Tatsächlich war die Suche nach den letzten beiden Seelen in Kombination mit dem sehr fiesen letzten Dungeon ein recht großer Stolperstein für mich. Ich hatte das Spiel dann erst mal eine Woche beiseite gelegt, bevor ich mich aufgerafft habe und es doch noch durchspielte.
Abgesehen davon bot mir Shantae and the Pirate’s Curse jedoch solide 10-12 Stunden Spielspaß. Damit verfügt es auch über einen anständigen Umfang, denn der Vorgänger war mit seinen 6 Stündchen einfach etwas zu kurz geraten. Die Spielwelt ist nun auch wesentlich geradliniger und übersichtlicher aufgebaut als in Risky’s Revenge. Es fühlt sich dadurch jedoch mehr wie ein Action-Plattformer als ein Metroidvania-Spiel an. Ob das nun positiv oder negativ ist, entscheidet abermals der persönliche Geschmack. Das heißt aber nicht, dass einige der Dungeons nicht auch mal mit labyrinthischen Aufbau, fiesen Geheimgängen oder kleineren Schalterrätseln überraschen. Und um überhaupt Zugang in die Dungeons zu erhalten, muss man oftmals erst mal Adventure-Fetch-Quests für die hiesigen NPCs erledigen. Es gibt im Spiel sogar eine Stealth-Passage oder einen reinen Geschicklichkeits-Abschnitt, in dem Shantae völlig ohne Waffengewalt überleben muss. Für Abwechslung wird also nach wie vor gesorgt. Wer das Spiel dann durchbekommen hat, darf es noch mal im „Piraten Modus“ spielen, wo Shantae schon zu Beginn alle Piraten-Ausrüstungsstücke zur Verfügung hat.
Grafik und Sound
Grafik: Grafisch ist Pirate’s Curse im Vergleich zum Vorgänger eine etwas zwiespältige Angelegenheit. Der Grafikstil setzt freilich immer noch auf liebevollen 16-bit Retro-Charme und im Gegensatz zu Risky’s Revenge wirkt die Grafik auch nicht mehr so extrem Grobpixelig, was definitiv ein Schritt in die richtige Richtung war. Leider hat man es wohl nicht für nötig befunden die Hintergrundgrafiken genauso detailliert zu gestalten wie in Risky’s Revenge (vergleicht ruhig selber, wenn ihr mir nicht glaubt). Das hinterlässt freilich einen bitteren Beigeschmack, denn von einer Fortsetzung erwartet man halt, dass sie besser aussieht und nicht schlechter. Wenigstens die Charaktersprites der Charaktere und Monster sind gewohnt hübsch anzuschauen und sehr schön animiert. Und auch die Artwork-Zeichnungen der Charaktere sorgen wieder für jede Menge Eyecandy.;)
Sound: Am Soundtrack gibt es hingegen nichts zu meckern. Er verbreitet immer noch den selben Charme und passt sehr gut zum arabisch angehauchten Fantasy-Setting. Darüber hinaus gibt es nun auch endlich eine Sprachausgabe, oder zumindest Spurenelemente einer Sprachausgabe. Vertont wurden nur einzelne Namen oder Laute wie „Hmm“ oder „Äähm“. abseits davon gilt es immer noch Bildschirmtexte zu lesen. Aber immerhin ein minimaler Fortschritt zum völlig „stummen“ Vorgänger.