Orcs Must Die! Unchained REVIEW
Mit Orcs Must Die! Unchained wagt der Entwickler Robot Entertainment den Sprung ins Free2Play-Universum und verspricht spannende Tower Defense-Action für lau. Knapp drei Jahre sind nun seit der ersten Beta-Phase vergangen. Eine lange Zeit, in der der Free2Play-Titel reifen konnte. Wir haben uns den Start der Version 1.0 zum Anlass für einen Test genommen. Ob die kostenlose Ork-Jagd nun überzeugen kann, lest ihr in den folgenden Zeilen.
Es werden wieder Orks gejagt
Wer sich schon einmal an Tower Defense versucht hat, sollte mit dem simplen Konzept des Genres vertraut sein. Feinde versuchen in Wellen ein Labyrinth zu durchqueren und der Spieler soll sie davon abhalten. In den meisten Fällen geschieht das durch Türme, die am Wegrand platziert werden und dann vollautomatisch die vorbeilaufenden Gegner aufs Korn nehmen. Dem Spieler bleibt oftmals nichts Anderes übrig, als am Beginn jeder Runde seine Türme bzw. Fallen zu platzieren und diese im Laufe des Gefechts weiter auszubauen.
Anders in Orcs Must Die! Unchained. Robot Entertainment kombiniert hier, wie auch schon in der Hauptreihe, klassische Tower Defense-Elemente mit einem Third Person Shooter. Was dabei herauskommt, ist ein kurzweiliger Shooter, der taktisch fordert und dabei ein großes Spaßpotenzial enthält. Im Vordergrund steht klar der Shooter-Aspekt, aber es ist dennoch wichtig, die richtigen Fallen klug zu positionieren.
Die Handlung in Orcs Must Die! Unchained befindet sich auf der Zeitachse einige hundert Jahre abseits der Hauptreihe und hält sich inhaltlich weitestgehend zurück. Wer also ein erzählerisches Epos erwartet, sollte hier nicht zu viel erwarten. Dafür gibt es den Hybrid aus Tower Defense und Shooter auch für lau.
Vorbereitung ist die halbe Miete
Die richtige Taktik zur Monsterjagd muss gelernt werden, deshalb bekommt man als neuer Spieler direkt nach dem ersten Spielstart ein umfangreiches Tutorial aufgetischt, das gleichzeitig den Prolog des Abenteuers darstellt. Fallen taktisch klug zu platzieren sowie die Verwendung der Heldenfähigkeiten, all das lernt ihr spielend innerhalb der ersten Spielstunde. Wer bereits Erfahrungen mit der Hauptreihe gesammelt hat und sozusagen zu den Veteranen zählt, kann den Prolog natürlich auch überspringen und sich direkt ins Abenteuer stürzen.
Nach dem Prolog steht euch die Welt von Orcs Must Die! Unchained nun offen. Die Kampagne ist dabei neben dem Tutorial in vier Kapitel unterteilt, die sich nach Erreichen einer bestimmten Spielerstufe nach und nach öffnen. Diese lassen sich sowohl alleine, als auch mit zwei Freunden oder zwei zufälligen Mitspielern bestreiten. Dabei fällt auf, dass der Fokus klar auf den Coop-Modus fällt, denn im Alleingang wird jedes Level in Sachen Schwierigkeitsgrad zur echten Herausforderung. Auf der Suche nach fremden Mitspielern fällt außerdem ein Punkt ganz negativ ins Auge. Solltet ihr über kein ganzes Team aus der Freundesliste verfügen oder nicht solo in die Schlacht ziehen wollen, weißt euch das Matchmaking neben unbekannten Mitspielern auch eine zufällige Karte innerhalb des Kapitels zu. Damit ist es nahezu unmöglich, etwa für eine Quest, eine bestimmte Karte gezielt zu spielen.
Am Beginn jeder Runde hat man die Wahl aus über fünfzehn Helden, die sich in ihren Fähigkeiten, Waffen und Stärken teils stark unterscheiden. Zur Verfügung stehen hier die klassischen Rollen: Fernkämpfer (Damage Dealer), Nahkämpfer (Tank) und Support. Eine gute Kombination der Klassen ist der Schlüssel zum Erfolg, besonders im späteren Spielverlauf, in dem der Schwierigkeitsgrad weiter anzieht. Weiters muss man sich vor Beginn für eine kleine Auswahl an Fallen sowie Extras entscheiden, die man in die Schlacht mitnehmen möchte. Als Neueinsteiger hält sich die Auswahl noch in Grenzen, doch mit steigender Spielzeit stehen immer mehr Fallen zur Verfügung. Von Stachelplatten, über Pfeilwände bis hin zu Schock- oder Feuerfallen ist alles mit dabei, was das Herz begehrt. Auch hier ist eine gute Balance aus Schaden, Effekten und Kostenkontrolle wichtig.
Tower Defense meets MOBA meets Shooter
Ist der passende Held samt Skin, sechs Fallen und Ausrüstungsgegenständen gefunden, geht es auch direkt aufs Schlachtfeld. In kurzweiligen Gefechten stellt sich euch verschiedenen Typen der Rasse Ork. Hierbei fällt auf, die Entwickler haben sich etwas vom Zeitgeist der MOBA-Titel mitreißen lassen und dem Gameplay einen Hauch deren Spielgefühl verpasst. Jeder Held verfügt über eine primäre sowie eine sekundäre Attacke und daneben über zwei aktive und eine passive Fähigkeit. Skills (Fähigkeiten) werden nach dem Einsatz mit einem Cooldown versehen und lassen sich natürlich nur dann einsetzen, wenn auch genügend Mana vorhanden ist. Unterm Strich wirkt das Spielgeschehen während des Gegneransturms rasch sehr chaotisch, was sich aber eher positiv auf den Spielspaß auszuwirken scheint. Es macht einfach großen Spaß, die grünen Halunken mit optisch eindrucksvollen Angriffen auf Korn zu nehmen.
Neben den üblichen kleinen, grünen Viechern begegnen euch auch hin und wieder Bossmonster, die wesentlich mehr einstecken können. Pro Spiel dürfen in der Regel nicht mehr als 24 Okrs ihr Ziel erreichen, denn in diesem Fall gilt das Spiel als verloren. Deshalb ist es wichtig, als Team zusammenzuhalten, die Eindringlinge geschickt durch das Labyrinth zu lotsen und das Feuer gemeinsam auf einen bestimmten Punkt auf der Karte zu fokussieren. Was besonders auf Karten mit vielen Zugängen und unzähligen kleinen Gassen alles andere als einfach ist.
Oftmals scheitern viele Partien am Teamplay. Hat man zwei fremde Spieler an seiner Seite, steht man bereits in Sachen Kommunikation vor einer Herausforderung. Einzig ein Text-Chat und die Möglichkeit, auf den Boden zu pingen stehen zur Verfügung. Darüber hinaus möchte jeder Spieler, die aus seiner Sicht beste Taktik durchsetzen, was in den meisten Fällen in völligem Chaos und einer verlorenen Partie endet. Der Spielspaß sinkt damit oft enorm. Es liegt also an der Community selbst, aus Orks Must Die! Unchained ein unterhaltsames Spiel zu machen.
Neben der Kampagne, den sogenannten Schlachtfeldern gibt es noch den Endlos-Modus, der euch endlose Gegnerwellen entgegenwirft und euch am Ende einen globalen Ranglistenplatz beschert. Weitaus interessanter als endlose Gegnerwellen ist der Sabotage-Modus, der gleichzeitig den Ranked-Modus darstellt. Zwei Teams stellen sich dabei zeitgleich Monsterwellen und das Team, welches länger überlebt, gewinnt schlussendlich. Während des Matches ist es zudem entscheidend, dem Feind zum richtigen Zeitpunkt zusätzliche Orks zu senden, um dessen Verteidigung zu durchbrechen. Nach fünf Einstufungsmatches wird man einer Liga zugewiesen, steigt bei entsprechendem Erfolg/Misserfolg auf bzw. ab. Dieses Prinzip sollte schon aus populären Titeln wie League of Legends bekannt sein und funktioniert recht gut. Sollte man unverhofft einmal auf Teamkameraden treffen, die vorzeitig das Spiel verlassen oder gegen das eigene Team arbeiten, fehlt leider eine einfache Funktion, diese zu melden.
Technik
In puncto Grafik sind die Entwickler dem Stil der Hauptreihe treu geblieben und möchten mit einem bunten Cell Shading-Look überzeugen. Das ist ihnen auch gut gelungen, wie wir finden. In den über 30 Level erwarten euch abwechslungsreiche Umgebungen, die dem Titel einen ganz eigenen Charme verleihen. Auf knackig scharfe Texturen muss man also ebenso verzichten, wie auf fotorealistische Charaktermodelle, was wohl nicht jedem Spieler gefallen wird. Wir aber finden Orcs Must Die! Unchained optisch durchaus gelungen. Wer eine Grafikkarte aus dem Hause NVIDIA sein Eigen nennt, darf sich zudem über nette PhysX-Partikeleffekte freuen. Diese fordern jedoch eine Menge Rechenpower und sollten auf schwächerer Hardware besser deaktiviert werden.
Betrachtet man die Soundkulisse samt Soundtrack, muss man sich mit Durchschnittskost zufriedengeben. Zwar möchte Robot Entertainment, dass die Monsterjagd nicht nur episch aussieht, sondern auch so klingt, aber der Funke möchte am Ende nicht ganz überspringen. Weiters hätten wir uns mehr lustige Sprüche seitens der Helden gewünscht, die aber leider, wenn überhaupt vorhanden, sehr flach wirken. Leider müssen Spieler hierzulande außerdem auf eine deutsche Sprachausgabe verzichten und stattdessen lediglich mit deutschen Texten vorliebnehmen. In Anbetracht der wenigen Dialoge im Spiel, ist das aber nicht weiter schlimm.
Wie man bereits erahnen konnte, ist die Steuerung stark an klassische Third Person Shooter angelehnt. Wer also auch nur kurze Zeit mit dem Genre Shooter verbracht hat, sollte sich sofort wie zu Hause fühlen. Selbst Einsteiger werden durch das sehr zugängliche Tutorial langsam an die Steuerung herangeführt und sollten sich schnell zurechtkommen. Alle Kommandos wurden sinnvoll auf dem Keyboard-Layout verteilt und sind leicht zu erreichen. Nach Lust und Laune lässt sich sogar ein Controller statt Tastatur und Maus verwenden. Wir empfehlen an dieser Stelle einen Xbox One oder Xbox 360 Controller, da hier bereits vordefinierte Profile verfügbar sind.
Performance, Bugs und Pay2Win
Nachdem Orcs Must Die! Unchained erst kürzlich die Early Access-Phase verlassen hat, stellt sich natürlich die Frage, wie ausgereift der Titel nun ist. Uns sind während des Tests zumindest keine großen Glitches oder Bugs aufgefallen, die den Coop-Shooter unspielbar machen. Allerdings solltet ihr das Spiel während einer Partie unter keinen Umständen verlassen, indem ihr auf den Desktop tabbt. In zehn von zehn Versuchen stürzte das Spiel bei uns dabei ab.
Last but not least stellt sich nun die Frage, verbirgt sich hinter Orcs Must Die! Unchained eine weitere Pay2Win-Falle? Muss man tatsächlich echtes Geld investieren, um langfristig Spaß am Spiel zu haben? Als reiner PVE-Spieler, der einfach ein paar Runden zusammen mit seinen Freunden spielen möchte, mit Sicherheit nicht. Es gibt am Ende des Tages immer noch eine weitere Loot-Kiste, die sich irgendwie freispielen lässt. Einzig Zeit und eine Menge Geduld müsst ihr mitbringen. Alternativ lassen sich die begehrten Kisten auch via Premium-Währung kaufen, deren Inhalt aber weiterhin zufällig bleibt.
Natürlich gibt es für echtes Geld auch wieder jede Menge Skins für alle Helden, die optisch noch ein Sahnehäubchen oben draufsetzen. Das interessanteste Item im Echtgeldshop dürfte für neue Spieler hingegen der Kampfpass sein. Der ist für 1000 Gold, etwa fünf Euro, zu haben und beschert euch eine Woche lang 25% mehr Erfahrung sowie eine doppelte Ausbeute an Ingame-Währung. Damit levelt ihr spürbar schneller und kommt schneller an Skulls für Fallenaufwertungen und neue Helden.
Seid ihr schlussendlich im Sabotage-Modus angekommen, wird die Frage um Pay2Win etwas kniffliger. Truhen, die wertvolle Teile für Fallen-Upgrades enthalten, lassen sich nämlich nicht nur erspielen, sondern wie bereits erwähnt auch mit Echtgeld kaufen. Das kann manchen Spielern einen gewissen Vorteil verschaffen, muss es aber nicht. Außerdem empfinden wir den Preis von 250 Gold pro Truhe doch recht hoch angesetzt und empfehlen euch, solltet ihr echtes Geld investieren wollen, holt euch den Kampfpass oder doch einen schönen Skin für euren Lieblingshelden. Kurzum würden wir in Orcs Must Die! Unchained nicht von einem Pay2Win-System sprechen.