Final Fantasy IV (3D Remake) REVIEW
Ursprünglich am 19. Juli 1991 für den Super Famicom veröffentlicht, hat es sehr lange gedauert ehe Final Fantasy IV auch in Europa bzw. Deutschland veröffentlicht wurde. Unsereins konnte das Spiel erstmals am 27. Februar 2002 auf der PSone als Bestandteil der „Final Fantasy Anthology“ erleben. In dieser Version wurde es zusammen mit Final Fantasy V gebündelt und brachte einige Erweiterungen und Änderungen mit sich. So wurden einige Rendersequenzen beigefügt (die jedoch eher schlecht aussehen), und wieder einmal der Schwierigkeitsgrad des Spiels angepasst. Und gerade Letzteres ist eine merkwürdige Eigenart von Final Fantasy IV. Jede Version hat einen abgewandelten Schwierigkeitsgrad. Die japanische Ur-Version gilt als recht knackiges Spiel, und wurde für den US-Markt stark vereinfacht. Später gab es noch eine „Easy Type“-Version für den japanischen Markt, welche aber nicht unbedingt der simplifizierten US-Version entspricht. Die PSone-Version, die dann ja auch bei uns erschien, bringt abermals einen eigens abgemischten Schwierigkeitsgrad mit sich … Hier einen klaren Durchblick zu bekommen ist alles andere als einfach.
Und um das Chaos weiter aufzubauen bekam Final Fantasy IV am 20. Dezember 2007 auch noch ein 3D-Remake für den Nintendo DS spendiert „Ehrensache,“ das auch diese Version einen neuen, diesmal harschen, Schwierigkeitsgrad mitbringt. Letztendlich hat es das Spiel am 17. September 2014 auch auf den PC bzw. Steam geschafft. Da die PSone-Version mein zweitliebstes Final Fantasy-Game ist, war dies ein gutes Argument für mich noch einmal mit Cecil und Co. auf die Reise zu gehen. Also schauen wir mal was Final Fantasy IV (3D Remake) so alles zu bieten hat.
Vom Saulus zum Paulus
Der eigentlich gutherzige Dunkelritter Cecil Harvey hat ein hartes Los. Sein König und Quasi-Adoptivvater hat sich in letzter Zeit stark verändert. Dieser wandelte sein Königreich Baron in eine aggressive Militärmacht um. Cecil ist Kommandant von Barons Luftschiffflotte „Rotschwingen.“ Als solcher führt er zu Spielbeginn den Auftrag aus den Wasserkristall aus der Magier-Stadt Mysidia zu rauben. Obwohl die Magier nur wenig Gegenwehr leisten, gehen Cecil und seine Truppen wenig zimperlich bei ihrem Raubzug vor.
Die Quittung folgt in Form eines quälenden Gewissens, welches den Dunkelritter dazu treibt bei seinem König aufzumucken. Dieser ist freilich wenig begeistert über den Widerspruch seines Kommandanten und bestraft ihn mit einem gefährlichen Botendienst: Cecil soll den sogenannten Bomberring ins Dorf Nebel bringen, dessen Bewohner würden dann schon wissen, was sie mit den Ring anfangen sollen. Dummerweise wird die Höhle welche zum Dorf führt von einem Drachenmonster bewacht. Zu Cecils Glück stellt sich sein bester Freund, der Dragoner-Kommandant Kain Highwind, auf seine Seite. Natürlich wird auch Kain zum Botengang verdonnert, womit sie nun zu zweit den Kampf gegen den Drachen aufnehmen können.
Tatsächlich gelingt den Beiden das Biest zu töten und nach Nebel vorzudringen. Dort erwartet sie jedoch ein grausames Blutbad. Der Bomberring aktiviert eine Horde marodierender Bomber-Monster, welche kurzen Prozess mit Nebel machen und einen Großteil der Einwohner massakrieren. Zu den Überlebenden gehört die kleine Rydia, welche offenbart, dass die Einwohner von Nebel Beschwörer sind. Ihre Mutter war die Beschwörerin des Drachen in der Höhle. Durch die Tötung eben diesen, haben Cecil und Kain Rydias Mutter auf dem Gewissen. Damit ist für Cecil das Maß endgültig voll. Er entsagt seinem König und schwört dessen Treiben ein Ende zu setzen. Kain ist weniger willens, lässt sich jedoch doch noch von seinem Freund überzeugen. Durch einen Amoklauf Rydias, werden die beiden Männer jedoch getrennt. Cecil muss nun alleine versuchen Rydia zu schützen, deren Vertrauen zu gewinnen und einen Weg finden seinen durchgeknallten Ex-König zu stürzen. Unterstützung erhält er dabei von diversen Gefährten, die sich ihm nach und nach anschließen, wie z.B seine Kindheitsfreundin und Herzensdame Rosa, welche ihn aus Baron folgte.
Doch es soll sich herausstellen, dass Baron von finsteren Mächten unterstützt wird. Mächte in dessen Zentrum der mysteriöse und extrem gefährliche Golbez steht, der seine Identität hinter einer gruseligen Rüstung verbirgt. Um gegen solch einen düsteren Feind bestehen zu können, muss Cecil erst einmal die Dunkelheit in seinem eigenen Herzen bezwingen.
Für ein steinaltes JRPG von 1991 überzeugt Final Fantasy IV mit einer überraschend spannenden und wendungsreichen Handlung. Obendrein werden interessante und abwechslungsreichen Charaktere geboten, die auch tatsächlich klar definierte Charakterzüge mitbringen. Hierdurch wächst einem das Spiel stark ans Herz und hat das Potential zu den liebsten Serienteilen aufzusteigen.
Leider gibt es auch einige Schwächen in der Handlung. Am schlimmsten ist der exzessive Einsatz von Fake Out-Toden. Häufig sterben Charaktere, nur um später doch als Überlebende zurückzukehren. Dies sorgt auch dafür, dass man eine starke Fluktuation in der eigenen Gruppe haben wird, welche nur maximal fünf Leute umfasst. Reservemitglieder gibt es in FFIV nicht. Aber das ändert nichts daran, dass man selbst heute noch viel Spaß mit der Story von Final Fantasy IV (3D Remake) haben kann. Dies ist der Final Fantasy-Teil, welcher spannende Geschichten und erinnerungswürdige Charaktere für die Serie etabliert hat.
Das 3D-Remake hält sich sehr eng an die Handlung des Originals, baut jedoch gegen Ende noch einige Zusatzsequenzen ein, welche die Vergangenheit von Cecil und Golbez näher beleuchten. Außerdem bekommt man hier Einblick in die Gedankengänge der Charaktere. Ruft man das Menü auf, erscheint eine Gedankenblase des angewählten Charakters, welche sich auf die aktuellen Geschehnisse bezieht. Und ja, jedes Gruppenmitglied hat seine eigenen individuellen Gedanken. Square Enix ist also mit überraschend viel Fingerspitzengefühl bei der Erweiterung der Story für das FFIV 3D Remake herangegangen. Das kann man von späteren Remakes ja nicht unbedingt behaupten (sorry, den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.^^).
Die Einführung der Active Time Battles
Bei den Grundlagen wagt Final Fantasy IV keine Experiemente. Mittels gewohnt unkomplizierter Steuerung navigiert ihr Cecil und Co. aus der Vogelperspektive. Es gibt eine frei begehbare Weltkarte, über welche man die Siedlungen und Dungeons der Spielwelt erreicht. Innerhalb besagter Ortschaften gilt es Schatztruhen zu plündern, mit NPCs zu schwatzen und Monster in rundenbasierten Menü-Gefechten zu verdreschen, um Erfahrungspunkte für Level-Ups und Gil für Nutzgegenstände sowie neue Ausrüstungsstücke zu verdienen. Für den Kampf hatte sich Squaresoft seinerzeit etwas Neues ausgedacht, um die Gefechte intensiver und spannender zu gestalten. Die Rede ist vom Active Time Battle-System, kurz ATB. Statt die Kämpfe streng rundenbasiert ablaufen zu lassen, gibt es jetzt einen Wartebalken. Erst wenn dieser aufgeladen ist, darf man die Menükommandos anwählen. Auch die Gegner unterliegen ihren eigenen Wartebalken, jedoch sind diese für den Spieler unsichtbar. Obendrein interessiert es die Gegner nicht, wie viel Zeit der Spieler benötigt, um sein Kommando auszuwählen. Er prügelt und zaubert einfach munter weiter, während der Spieler seine Entscheidungen trifft. Somit wird man im Kampf also unter konstanten Druck gesetzt. Um die Sache jedoch zumindest etwas entspannter zu gestalten, darf man zwischen den Kampfmodi „Aktiv“ und „Warten“ wählen. Bei Letzteren pausiert der ATB-Ladebalken, während man in Item- oder Zaubermenüs herumsucht. Obendrein kann man die Kampfgeschwindigkeit in sechs Stufen regulieren.
Und von diesen Hilfestellungen sollte man zumindest in Bosskämpfen auch Gebrauch machen, denn Square hat den Schwierigkeitsgrad des 3D Remakes kräftig in die Höhe gedrückt. Zwar bietet das 3D Remake mit „Normal“ und „Schwer“ zwei verschiedene Schwierigkeitsgrade, jedoch ist das Spiel selbst auf „Normal“ sehr knackig und wird euch vor allem im letzten Fünftel des Abenteuers ordentlich die Haare raufen lassen und zu ausgiebigen Grinding-Sessions verleiten. Anfänger oder Gelegheits-Rollenspieler sollten dem Final Fantasy IV (3D Remake) also besser fern bleiben. Und selbst erfahrene JRPG-Recken sollten den Schwierigkeitsgrad des Spiels nicht unterschätzen.
Es ist jedoch nicht alles schwerer geworden. In manchen Bereichen baut das 3D Remake auch einige neue Komfortoptionen ein. So bekommt man neuerdings eine Minimap für die Siedlungen und eine Automap für die Dungeons. Gelingt es die Automap für einen Dungeonabschnitt komplett offenzulegen, wird man sogar mit Gegenständen belohnt – eine schöne neue Sidequest! Allerdings hat man es mit der Automap etwas zu gut gemeint, denn diese zeigen oftmals auch die Schatztruhen an, weswegen die Entdeckung von Geheimgängen und -räumen nicht mehr so gut greift wie im 2D-Original. Immerhin werden die unsichtbaren Schatztruhen in den Siedlungsgebieten nicht in der Minimap verzeichnet.
Eine weitere Hilfestellung ist die Entfernung der Inventar-Limitierung. Im Original hatte man nur 48 Inventarslots, und musste überschüssige Gegenstände entweder verkaufen, wegschmeißen oder beim Dicken Chocobo zwischenlagern. Diese Begrenzung gibt es nun nicht mehr. Der Dicke Chocobo blieb jedoch erhalten und bietet Zugriff auf ein Bestiarium (eine Auflistung aller bekämpfter Monster), ein Kino (zum abspielen freigeschalteter Ingame-Zwischensequenzen) und eine Jukebox (also einen Soundtest). Diese Dinge muss man jedoch erst freischalten, indem man die neue Namingway-Sidequest in Angriff nimmt, welche sich durch das gesamte Spiel zieht.
Im späteren Verlauf dieser Questline werdet ihr jedoch eventuell auf ein besonders lästiges Problem des 3D Remakes aufmerksam. Ab einem bestimmten Punkt will Namingway einen seltenen Gegenstand von euch, den man nur als sehr seltenen Itemdrop von bestimmten Gegnertypen erhält. Und seltene Itemdrops sind im FFIV 3D Remake auch tatsächlich verdammt selten. Man kann locker das komplette Spiel durchzocken, ohne einen einzigen Ultraselten-Itemdrop zu erhalten. Dementsprechend bleiben auch einige Nebenaufgaben und Achievements ungelöst, welche den Erwerb ultraseltener Gegenstände voraussetzen. Das ist zwar nichts, was den Abschluss des Spiels sabotiert, aber für Komplettierer wird dieses Spiel die Hölle sein.
Neue Kontrolle über die Fertigkeiten
Eine etwas merkwürdige und unausgereifte Neuerung ist die mögliche Einflussnahme über die Fähigkeiten der Spielfiguren. Abgesehen von den Standard-Kommandos „Angriff“ und „Item“ bietet jeder Charakter individuelle Fertigkeiten. Kain verfügt über eine mächtige Sprung-Attacke, Rosa kann Beten, Zielen und beherrscht Weißmagie, Rydia bringt Schwarzmagie und Beschwörungen in die Gruppe usw. Im 3D Remake lassen sich jetzt spezielle Gegenstände entdecken, mit denen man seinen Charakteren zusätzliche Fähigkeiten zuschanzen kann. Dies können Fertigkeiten von Charakteren sein, die bereits aus der Gruppe geschieden sind, Fertigkeiten von Bossgegnern oder sogar passive Perks wie ein erhöhter Gil-Output beseitigter Gegner.
Ein paar dieser Zusatzfertigkeiten erhält man automatisch, aber die meisten muss man durch Eigeninitiative finden, indem man Backtracking in abgeschlossene Dungeons betreibt oder zur richtigen Zeit mit bestimmten NPCs spricht usw. Viele dieser Fertigkeiten wird man ohne Komplettlösung also verfehlen. Und selbst wenn man eine Fertigkeit findet, muss man entscheiden, welchem Charakter man sie zuweist. Eine Zuweisung ist dabei dauerhaft, und kann nicht rückgängig gemacht werden. Oftmals kann man auch gar nicht einschätzen, was die Fertigkeit eigentlich bringt, solange man sie noch nicht ausprobiert hat. Jeder Charakter hat auch nur fünf Slots für Fertigkeiten, sowie einen Slot für die Autobattle-Funktion. Die Fertigkeit „Item“ darf man nicht abrüsten, weswegen man nur vier Slots zur freien Belegung hat.
An und für sich ist diese neue Kontrolle über die Belegung der Fertigkeiten-Slots schon recht cool, aber der bemerkenswert hohe Mangel an Flexibilität zieht den ganzen Spaß aus dieser Sache. Und aufgrund der hohen Fluktuation der Gruppenmitglieder, hat ein Neuling keine Chance die Fertigkeiten strategisch klug zuzuweisen. Ich verstehe auch nicht, wieso es gestattet ist den „Angriff“-Befehl abzurüsten, aber man dafür gezwungen ist „Item“ zu aktivieren. Das macht doch keinen Sinn!
Noch sinnloser ist die Einflussnahme der aktivierten Fertigkeiten auf die Status-Boosts der Level-Ups von Stufe 71 bis Stufe 99. Dies wird vom Spiel nicht kommuniziert und geht in eine echt üble Min-Max-Ecke, welche wohl theretisch nur für Spieler relevant ist, welche die neuen Superbosse in Angriff nehmen wollen. Aufgrund des harschen Schwierigkeitsgrades, werden aber auch reguläre Spieler in die oberen Levelstufen vordringen müssen. Von daher halte ich solche versteckten Min-Max-Sperenzchen für reichlich kontaproduktiv und unwillkommen!
Irgendwie habe ich nicht das Gefühl, als ob gewisse Spielelemente des Final Fantasy IV 3D Remakes wirklich gut durchdacht wurden. Dies hinterlässt einem eigentlich tollen JRPG-Klassiker einen sehr bitteren Nachgeschmack.
Grafik und Sound
In grafischer Hinsicht leidet das Final Fantasy IV 3D Remake unter dem selben großen Problem wie der Vorgänger. Das Spiel wurde nun einmal für den NDS produziert. Und auf diesem Nintendo-Gerät mag es ja auch ganz hübsch aussehen. Auf dem großen PC-Monitor sieht die grobe 3D-Grafik mit ihren von Final Fantasy IX inspirierten Chibi-Look aber eher hässlich aus. Zwar merkt man, dass die Grafik seit dem Vorgänger leicht verfeinert wurde, und die Charaktermodelle eine stylischere Proportion verpasst bekommen haben, aber es sieht auf großen Bildschirmen einfach nicht gut aus.
Positiv ist hingegen die schicke Rendersequenz, welche beim Spielstart abgespielt wird. Die kann sich wirklich sehen lassen! Obendrein gibt es jetzt auch voll synchronisierte Ingame-Cutscenes, welche mit filmischen Kameraschwenks präsentiert werden und einen gewissen Mehrwert ins 3D Remake mitbringen. Ein vollwertiger Ausgleich für die allgemeine Hässlichkeit der 3D-Grafik ist das aber auch nicht. Da bleib ich lieber beim 2D-Originalstil.
In akustischer Hinsicht gibt es hingegen nichts zu meckern. Die Tracks werden in hoher Qualität abgespielt und bringen natürlich einige ikonische Melodien der Final Fantasy-Saga mit sich. Unabhängig davon ist der OST einfach schön anzuhören und unterstützt die unterschiedlichen Handlungs-, Dungeon- oder Kampfmomente. Es mag vielleicht nicht der erinnerungswürdigste Soundtrack sein, den die Serie vorzuweisen hat, aber die Tracks gehen dafür sehr gut ins Ohr und sind sympathisch.
Die Soundeffekte sind in Ordnung und die englische Sprachausgabe, welche in den Zwischensequenzen Verwendung findet, wurde charmant und professionell umgesetzt. Letztere wirkt jedoch, als ob sie für Zeichentrick-Charaktere eingesprochen wurde. Man sollte sie also nicht mit jenen Synchros moderner FF-Teile gleichsetzen. Die Bildschirmtexte wurden professionell ins Deutsche übertragen. In seltenen Fällen leidet das Spiel unter Ladehemmungen. Da kann es auch mal viele Sekunden dauern, ehe ein Ladeprozess bei einem Ortschaftswechsel abgeschlossen ist. Ein Neustart des Spiels hilft dabei diesen Fehler zu entfernen. Ansonsten sind mir keine Bugs aufgefallen.
Pro & Kontra
- wendungsreiche Handlung mit interessanten Charakteren
- das ATB-Kampfsystem brachte frischen Wind ins Genre
- angenehm schnörkelloser Retro-JRPG-Spaß
- der neue Inhalt des 3D-Remakes ist angenehm überschaubar und sinnvoll
- der harsche Schwierigkeitsgrad der 3D Remake-Version macht das Spiel nur für Profis interessant
- das neue Fertigkeiten-System ist interessant, aber hochgradig unausgegoren
- die NDS-3D-Grafik macht sich verdammt schlecht auf dem großen PC-Bildschirm
- die zahlreichen Fake Out-Tode sind eine echte Unsitte im Storytelling