The King of Dragons REVIEW
The King of Dragons ist nach Final Fight und Dynasty Wars der dritte Sidescroll-Beat’em Up/Brawler, der von Capcom für die Spielhalle entwickelt wurde. Das Spiel erschien erstmals am 05. August 1991 in den japanischen Spielhallen und landete in den nächsten paar Monaten auch auf anderen Kontinenten der Welt. 1994 bekam das Spiel dann sogar noch eine Portierung für den Super Nintendo spendiert.
Das besondere an The King of Dragons ist der stark ausgeprägte Dungeons & Dragons-Flair, den das Spiel verströmt. Die Spielfiguren werden nicht mit Namen, sondern mit ihrer Klasse benannt und der Highscore bekam eine Doppelfunktion als Erfahrungspunkte. Doch ich greife vor. Dieser Tage ist das Spiel sehr leicht zu erwerben, ist es doch Bestandteil von Compilations wie der Capcom Classics Collection Vol. 2 oder dem Capcom Beat ‚em Up Bundle. Und das ist auch gut so, denn meiner Meinung nach, ist The King of Dragons einer der besten Arcade-Brawler die es gibt. Warum das so ist, erfahrt ihr im folgendem Review.
Mal nebenbei nen fiesen Feuerdrachen killen
Handlungstechnisch hat The King of Dragons zunächst nichts zu bieten, denn man wird ohne jegliche Einleitung in die Action geworfen und beginnt seinen Werdegang als Wanderabenteurer. Erst mit den Sieg über den Bossgegner von Stage 4 entfaltet sich eine Story: Der ebenso fiese wie mächtige Feuerdrache Gildiss und dessen Schergen terrorisieren die nördlichen Ländereien. Doch damit ist bald Schluss, denn ein Überlebender von Gildiss‘ Machenschaften informiert unsere Abenteurer-Party über die Schandtaten der roten Flugechse. Von da an bereisen die fünf Recken die nördlichen Lande, um den Handlangern des Drachen die Leviten zu lesen und letztendlich Gildiss Hort zu stürmen, den Drachenkönig zu stürzen und dessen Goldschätze einzuheimsen.
Eine komplexe Story sucht man also vergebens. So etwas wird aber auch nicht von einem Brawler erwartet. Schön ist jedoch, dass es nach allen paar Levels einen kleinen Dialog mit einem NPC gibt. So bittet ein Ritter darum bei der Rettung einer Prinzessin zu helfen oder ein paar Halblinge zeigen uns den Weg zum geheimen Höhleneingang als Dank dafür, dass wir sie von einer fiesen Wyvern befreit haben. Niemanden hätte es gejuckt, wenn es diese Textboxen nicht gegeben hätte, aber Capcom hat sich dennoch die Mühe gemacht, um der ganzen Sache zumindest ein klein wenig mehr Eleganz zu verleihen. Sehr löblich wie ich finde.
Fünf Gefährten
Spielt man das Spiel über das Capcom Beat’em Up Bundle kann man den Schwierigkeitsgrad in acht Stufen regulieren. Und anders als bei vielen anderen Capcom-Brawlern sollte man sich nicht scheuen auch mal die höheren Grade anzuwählen, da hier die Struktur des Schwierigkeitsgrades deutlich anders gehandhabt wird, als wie etwa in Final Fight. Zwar bekommt ihr in The King of Dragons nur zwei Leben pro Continue, aber dafür verfügen eure Gegner jedoch auch über wesentlich geringere Lebensenergie und sind daher i.d.R. nach 1-3 Schlägen weggeputzt. Bei den Bossgegnern sieht das natürlich anders aus, aber auch diese fühlen sich fairer an, da ihre Muster nicht ganz so unfair und chaotisch wirken wie bei einem Final Fight-Boss. Dementsprechend fühlt sich The King of Dragons wesentlich leichter, fairer und flüssiger an, obwohl man im Endeffekt auch hier viele Continues verballert. Doch hier stört dieser Umstand kaum, da man eben spürbar weniger stirbt als sonst bei Arcade-Brawlern gewohnt.
Unabhängig davon stellt euch Capcom natürlich auch hier wieder unbegrenzt viele Continues zur Verfügung, weswegen man das Spiel ganz entspannt angehen kann. Und wer es mit möglichst wenig Continues schaffen will, der bekommt ab bestimmten Punktzahlen wenigstens ein Extraleben spendiert (hierfür gibt es vier Varianten, inklusive Deaktivierung). Auch das Buttonlayout für den Controller kann festgelegt werden. Wer ein paar Steam-Freunde zur Hand hat, darf das Spiel übrigens auch im 3 Spieler Online-Coop zocken.
Vor Spielbeginn steht natürlich auch die Wahl der Spielfigur. Ihr bekommt fünf verschiedene Klassen zur Verfügung gestellt, die sich auch spürbar voneinander unterscheiden. Die Klassen Fighter, Cleric und Dwarf sind die Nahkämpfer mit Schild. Der Fighter ist der Schnellste und sehr stark, hat jedoch die schlechteste Magie-Effektivität. Der Cleric hat ausgewogene, gute Angriffs- und Magiestärke, sowie die beste Verteidigung. Er ist jedoch auch der Langsamste. Und der Dwarf/Zwerg … ist der Kleinste. Im Ernst, nehmt nicht den Zwerg. Er soll zwar über gute Angriffs- und Verteidigungswerte verfügen, sowie mit einer hohen Angriffsfrequenz glänzen, aber davon habe ich nicht viel gemerkt. Dann hätten wir noch den Elf. Dieser ist Bogenschütze und somit Distanzkämpfer, was ihm natürlich einen großen Vorteil einbringt. Man muss jedoch aufpassen, dass der schmächtige Elf nicht in den Nahkampf hineinrutscht, da er eine miese Verteidigung hat und ohne Schild auskommen muss. Und dann hätten wir noch den Wizard/Hexer. Dieser feuert magische Projektile und Strahlen ab, welche jedoch nur über eine geringe Reichweite verfügen (trotzdem besser als die Nahkämpfer). Der Trick beim Wizard ist jedoch, dass er gewaltigen Schaden anrichtet, wenn seine Magie-Strahlen den Gegner aus nächster Nähe treffen, da die Gegner hierdurch quasi mehrere Treffer einstecken. Hierdurch kann er verdammt tödlich sein, leidet jedoch unter einer sehr langsamen Bewegungsgeschwindigkeit und schwacher Verteidigung.
Brawler-Geschnetzeltes mit RPG-Feeling
Das Spielprinzip eines Brawlers ist schnell erklärt. Ihr bewegt euch mit eurer Spielfigur gemächlich von links nach rechts und vermöbelt jeden Gegner, der es wagt sich euch in den Weg zu stellen. Am Ende einer Stage wartet natürlich ein Bossgegner, der wesentlich mehr Gegenwehr leistet als die Standard-Gegner, und dessen K.I.-Muster schleunigst erlernt werden sollte, um nicht zu viele Extraleben/Continues einzubüßen. Wobei jedoch klargestellt werden muss, dass auch die Standard-Gegner gefährlich werden können, da sie die lästige Angewohnheit haben in Überzahl aufzukreuzen, den Spieler gerne in die Zange nehmen und ihrerseits über lästige Techniken verfügen können.
Abgesehen vom Standard-Angriff des jeweiligen Charakters und der Möglichkeit zu springen, um fliegende Gegner treffen zu können, kann man noch Magie wirken, um mehrere Gegner im Screen zu verwunden und sich somit etwas Luft zu verschaffen. Jedoch kostet der Einsatz dieser Magie ein paar Lebenspunkte, also aufgepasst. Es gibt jedoch noch eine zweite Form der Magie. Innerhalb der Stages tauchen manchmal schwebende Orbs auf. Diese findet man entweder in Truhen, von einigen beseitigten Gegnern oder bekommt sie als Geschenk, wenn man ein Continue einsetzt. Schlägt man den Orb, wird dessen Magie freigesetzt, welche sich entweder darin äußert die Gegner im Screen mit Feuer, Blitz und Meteorschauer zu verwunden, oder in harmlose Frösche oder wertvolle Juwelen zu verwandeln. Bemerkenswert ist, dass man diese Orbs strategisch handhaben kann. Die Orbs schweben nämlich lange Zeit herum und können durch Berührung sogar nach links und rechts bugsiert werden, damit man sie indirekt mitnehmen kann, um sie erst gegen eine spätere Gegnerwelle zu aktivieren.
Da The King of Dragons fleißig mit Dungeons & Dragons-Klischees jongliert, gibt es hier sogar Erfahrungspunkte und Level-Ups. Der Highscore dient hier nämlich nicht nur für die Bestenliste und ein paar zusätzliche Extraleben, sondern hat auch eine Doppelfunktion als Erfahrungspunkte. Und wie in einem RPG stuft eure Spielfigur auf, wenn genügend Erfahrungspunkte gesammelt wurden. Die hieraus resultierenden Level-Ups erweitern die Lebenspunkte und andere Attribute. Dadurch wird man richtig motiviert jeden Schatz einzusacken und jeden Gegner zu bekämpfen der den Weg kreuzt. Darüber hinaus erbeuten eure Spielfiguren im Spielverlauf neue Ausrüstungsstücke in Form von Waffen, Schilden etc. Das Spiel ist bei diesen RPG-Mechaniken auch clever genug hier und da ein paar schwache Gegner aus vorherigen Levels einzustreuen, um euch zu beweisen, dass ihr auch tatsächlich stärker werdet. So wird der grüne Ork im nächsten Level bereits nach einem statt zwei Treffern getötet usw. Es sind solche kleinen Details, welche ein sehr gutes, von einem hervorragendem Spiel unterscheiden.
Das Spiel schafft es sogar den Umfang eines epischen Fantasy-Abenteuers vorzutäuschen, obwohl die Spieldauer auch hier nicht großartig länger ist, als in einem Final Fight. The King of Dragons gibt euch nämlich satte 16 Stages zum durchhacken. Darüber hinaus gibt es eine angenehm breite Palette an Gegnertypen und das Recycling ist zwar vorhanden, wird aber bemerkenswert gering gehalten bzw. hervorragend kaschiert. Der Trick an der Sache ist jener, dass die 16 Stages allesamt sehr kurz ausfallen und vorbei sind, ehe sich Eintönigkeit einstellen möchte. Zwischen den Levels sieht man obendrein die Reiseroute auf einer Weltkarte. Es ist also alles sehr schön präsentiert und vermittelt das Gefühl einer Rollenspiel-Kampagne.
Grafik und Sound
Die Grafik von The King of Dragons mag auf den ersten Blick ein wenig enttäuschen, wenn man sie mit derer von Final Fight vergleicht. Dies liegt aber nur daran, weil die Charaktersprites der fünf Helden und ihrer Standard-Gegner ein wenig kleiner sind als im eben genannten Klassiker, und es hier auch keine coolen Kampfsport-Animationen zu bestaunen gibt. Im Gegenzug bekommt man jedoch eine farbenfrohe und detailverliebte Fantasy-Kulisse, welche euch durch Wälder, Höhlen, Katakomben, Ruinen, Schlossgemäuer und weitere Fantasy-typische Ortschaften schickt. Und dann sind da ja noch die Bossgegner, deren Sprites teilweise verdammt groß ausfallen und eine tolle Entschädigung für die kleineren Sprites der Helden und regulären Feinde darstellen. Vor allem Drachenkönig Gildiss ist einer der imposantesten Bosssprites die ihr in einem Brawler zu Gesicht bekommen werdet. Selbstverständlich wird auch hier wieder alles im bunten Samstagmorgen-Cartoonlook präsentiert, und bei den Widersachern handelt es sich dieses mal hauptsächlich um D&D-Monster wie Orks, Gnolle, Riesenspinnen, Echsenmenschen, Skelette etc. Das Spiel kann man also auch Kinder bedenkenlos zocken lassen.
Der Soundtrack ist wunderbar gelungen und fängt den Flair des epischen Fantasy-Abenteuers hervorragend ein. Und im Gegensatz zu Final Fight wirkt hier auch der Soundchip leistungsfähig, so dass die Tracks eine angemessene akustische Kraft verspüren lassen. Auch die Soundeffekte können überzeugen. Egal ob Waffengeklirr, Monstergebrüll oder Schmerzenlaute, es wird alles sehr schön vermittelt und trägt viel zur Action bei. Audiovisuell ist also auch The King of Dragons ein mehr als nur gelungener Titel von Capcom!
Pro & Kontra
- clever integrierte RPG-Elemente
- gewohnt gut spielbarer Brawler-Klassiker von Capcom
- hoher Wiederspielwert durch variable Schwierigkeitsgrade, 5 Spielfiguren und Online-Coop-Multiplayer
- die Grafik wirkt auf den ersten Blick nicht ganz so opulent wie in Final Fight
- die Story bekommt man erst nach dem Sieg über den Boss von Stage 4 aufgetischt – was soll das?