Death´s Door REVIEW
Death´s Door vom Studio Acid Nerve vereint viele Dinge, die aktuell populär sind. Ein bisschen The Legend of Zelda, ein bisschen Metroidvania und ein bisschen Souls finden sich in dem visuell minimalistischen aber dennoch wunderschönen Action-Adventure. Und auch die eigene Identität kommt nicht zu kurz.
Krähe auf Seelenjagd
Das fängt schon mit dem Protagonisten an, einer kleinen Krähe. Der namenlose Held arbeitet im Auftrag sogenannten Erntekommission als Schnitter. Das eine ist quasi ein Verwaltungsapparat, der sicherstellt, das die Seelen von Verstorbenen dahin kommen, wo sie hinsollen. Das andere, also die Schnitter, sind dafür zuständig, die Seelen zu sammeln – koste es, was es wolle. Denn nicht alle Lebewesen, die man in diesem Abenteuer antrifft, wollen auch wirklich ihrem Schicksal entgegentreten. Das betrifft vor allem drei große Kreaturen, die als Bosse für ihre jeweiligen Areale dienen. Natürlich steckt hinter der Sache noch ein bisschen mehr und nicht zuletzt der Chef der Erntekommission scheint selbst Dreck am stecken zu haben.
Langweilig oder gar schlecht ist die Handlung von Death´s Door sicherlich nicht, aber sehr viel mehr als einen Rahmen für das Gameplay stellt die Geschichte nicht dar. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn sowohl die Storyszenen als auch die Unterhaltungen mit NPCs sind kompakt genug, um zu langweiligen. Und einigermaßen gut geschrieben sind die Dialoge ohnehin. Der Kern liegt aber ganz klar im eigentlichen Spiel.
Erkundung lohnt
Acid Nerve, die zuvor den kompetenten Boss-Rush-Actioner Titan Souls abgeliefert haben, setzen auf ihren Stärken auf und entwickeln sich und die Formel spürbar weiter. Die Spielwelt ist auf eine angenehme Weise düster und melancholisch gestaltet, besitzt dank der unterschiedlichen Figuren aber durchaus auch einen ganz amüsanten Humor, der die Stimmung auflockert. Insbesondere die unterschiedlichen Areale haben es mir angetan. Mal ist man in einem düsteren Wald, bevor es in einen ruinösen Dungeon geht. Mal kämpft man sich durch den verwunschenen Garten einer Hexe, bis man schließlich ihre nicht minder eigenwillige Villa betritt. Als Hub hingegen dienen ein großer Friedhof, der mit vielen Verstecken und Geheimnissen lockt, die man – typisch Metroidvania – erst mit den richtigen Tools angehen kann, sowie das Büro der Erntekommission, wo man zusätzlich noch Hintergrundinfos zu den Geschehnissen finden und außerdem diverse Attribute wie Angriffsstärke und Geschwindigkeit kaufen kann. Schön auch, wie alle Areale zu einer beständigen Spielwelt verkettet werden und man nie das Gefühl hat, zwischen einzelnen Themengebieten zu wechseln. Einzig das Fehlen einer Karte hat mich bis zuletzt gestört. Insgesamt betrachtet ist Death´s Door kein großes Spiel, die verschiedenen Areale und Dungeons sind aber doch weitläufig und teilweise vertrackt genug, dass ich mich immer mal wieder verlaufen habe und nicht so recht wusste, wo ich eigentlich hin soll.
Und obwohl mein innerer Kompass mir manchmal einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, so habe ich nahezu jede Minute in der Spielwelt genossen. In grafischer wie ästhetischer Hinsicht trifft man hier absolut meinen Nerv. Ich liebe diesen klaren und dennoch minimalistischen Look, der für viel Eigenständigkeit bei den Designs der Figuren und der Gestaltung der Welt sorgt. Alleine schon der Todesbildschirm hat einen Preis für einfaches, aber verdammt cooles Design verdient. Hinzu spielt sich das Ganze butterweich, was ein Genuss für die Augen ist. Lediglich bei der Musik hätte man noch etwas mehr aus den Vollen schöpfen können. Schlecht ist die musikalische Begleitung nicht, aber so wirklich erinnerungswürdig eben auch nicht.
Nichts geht ohne Seelen
Die zentrale Währung des Spiels sind Seelen. Diese erhält man durch das Töten von Gegnern und finden spezieller, rosa-farbener Kugeln. Während es sich eigentlich nicht lohnt, sich mit den Standardgegnern aufzuhalten, da diese oft nur Seelen im einstelligen, maximal zweistelligen Bereich geben, ist das Finden der teilweise sehr gut versteckten Kugeln schon rentabler. Am meisten erhält man aber von den Bossen. Auch wenn es in Death´s Door drei zentrale Bosse gibt, so hat das Spiel noch ein paar mehr Endgegner zu bieten. Besonders ein Kampf gegen einen anderen Schnitter werde ich aufgrund der fantastischen (!!!) Inszenierung noch eine ganze Weile im Gedächtnis behalten. Überhaupt sind die Bosse angenehm abwechslungsreich, stets in mehrere Phasen unterteilt und mit verschiedenen Angriffsmustern. Das ist nie zu komplex, aber anspruchsvoll genug, um sich ein bisschen anstrengen zu müssen.
In die Offensive gezwungen
Erst in den Bosskämpfen, teilweise auch gegen manche Zwischengegner, zeigt das Kampfsystem seine Stärken. Dieses besteht eigentlich nur aus einem normalen, einen schweren und einen geladenen Angriff. Zusätzlich zu den Attacken auf Nahkampfbasis, erhält man noch im Laufe des Spiels einen magischen Bogen, Bomben, einen Enterhaken sowie Feuerbälle. Die Magie-basierte Aktionen kann man aber nicht unendlich oft verwenden. Ist das Repertoire aufgebraucht, so muss man nah an die Gegner ran und sie mit Attacken mit dem Schwert oder eine der anderen Nahkampfwaffen angreifen, um die Magieleiste wieder aufzufüllen. Dadurch ist man eigentlich stets genötigt, auch an die Gegner heranzugehen und sich nicht in die Distanz zurückzuziehen. Der Wechsel zwischen Nah- und Fernkampf, die flotten Ausweichrollen und das gekonnte Benutzen des Hakens erzeugen einen befriedigenden Spielfluss. Lediglich bei den Nahkampfwaffen hätte ich mir etwas mehr Abwechslung gewünscht. Denn egal ob ich nun ein Schwert, Dolche oder eine Axt führe – im Grunde spielen sich die Waffen doch sehr ähnlich.
Pro & Kontra
- stimmungsvoll inszenierte Spielwelt
- tolles Artdesign
- packende Bosskämpfe
- das Fehlen einer Map
- Nahkampfwaffen fühlen sich mehr oder weniger gleich an