Battle Unit Zeoth REVIEW
Battle Unit Zeoth dürfte ein sehr unbekanntes Game Boy-Spiel in unseren Breitengraden sein, was wohl hauptsächlich daran liegt, dass es hierzulande nie veröffentlicht wurde. Die große Frage lautet nun, warum sich niemand die Mühe gemacht hat Jaleco’s Shoot’em Up bei uns herauszubringen? Schließlich waren derlei Ballerspiele im deutschen Videospiele-Markt ja durchaus beliebt und markttauglich. Diese Frage wollen wir nun in folgendem Review ergründen.
Die Story ist, wie von solchen Spielen gewohnt, nur vernachlässigbares Beiwerk und wird lediglich im Handbuch erläutert. Die Handlung spielt 24 Jahre nach dem Sieg der Erd-Streitkräfte über die „Grein,“ fiesen Roboter-Aliens die die Erde erobern wollten. Vor ihrer Flucht haben die Grein jedoch eine geheime Untergrundfabrik auf der Erde errichtet, in der sie sich klammheimlich replizierten um zum unvermeidlichen Gegenschlag auszuholen. In der ersten Großoffensive der Grein musste die Metropole New Age dran glauben. Glücklicherweise haben die Erdstreitkräfte in weiser Voraussicht einen Kampfmecha namens Zeoth entwickelt, der speziell für die Bekämpfung feindlicher Aliens gedacht ist. Und so wird Zeoth ins nunmehr verwüstete New Age entsandt um die doofen Alien-Robos endgültig zu verschrotten.
Was für Einsteiger
Eigentlich sind Shoot’em Ups recht knifflige Spiele in denen sich der Spieler in der Regel in einem sehr fragilen Raumschiff/Flugzeug einer gnadenlosen Übermacht gegenüber sieht. Konzentration sowie das Erlernen der Levelstruktur und Gegnerformationen sind oftmals der Schlüssel zum Sieg. Bei Battle Unit Zeoth wird dieses Konzept ein klein wenig auf den Kopf gestellt. Der Zeoth-Mech ist nämlich verdammt mächtig und hat bereits zu Beginn einen Heilbalken von acht Schildenergie-Einheiten, er hält also vielen Treffern stand ehe er vernichtet wird. Und auch die Waffensysteme des Mechs hauen ordentlich rein. Der Zeoth hat drei Waffensysteme: Die Standard-Energieprojektile, den Laser und einen unerschöpflichen Vorrat von Smartbomben. Die beiden Primär-Waffensysteme können nur mithilfe entsprechender Power-Ups ausgewechselt werden, die hier und da in den Levels auftauchen. Power-Ups fliegen in Form neutraler Flugeinheiten in den Levels herum und werden in Form von Buchstaben kenntlich gemacht. Für den besseren Durchblick hier mal eine Auflistung:
- U: +1 Erweiterung der Schildenergie. Erhöht die aktuelle Schildenergie um eine Einheit. Selbst wenn der Zeoth bereits acht Energiepunkte hat, wird die Erweiterung hinzuaddiert. Auch wenn dies in visueller Hinsicht, also per Heilbalken des Zeoths, nicht zu erkennen ist.
- P: Waffenupgrade. Der Zeoth hat vier Waffenausbaustufen die den Schaden und die Streuwirkung der Waffensysteme bestimmen. Ist bereits die höchste Ausbaustufe erreicht, fungiert das „P“ als zusätzliche +1 Erweiterung der Schildenergie.
- B: Waffensystem wird auf die Standard-Energieprojektile gewechselt. Sollte dieses Waffensystem bereits aktiv sein, fungiert dieses Power-Up als Waffenupgrade. Schildenergie kann hiermit jedoch nicht ausgebaut werden.
- L: Waffensystem wird auf den Laser gewechselt. Sollte dieses Waffensystem bereits aktiv sein, fungiert dieses Power-Up als Waffenupgrade. Schildenergie kann hiermit jedoch nicht ausgebaut werden.
Ihr seht also, dass der Zeoth und seine Power-Ups äußerst effektiv sind. Dennoch sind ein paar Eigenheiten zu beachten. So ist der Laser eine schlechte Wahl. Er richtet zwar etwas mehr Schaden an, hat dafür aber eine deutlich niedrigere Schussfrequenz und Streuwirkung. Mit dem Standard-Energieprojektil fährt man da um Welten besser! Auch auf die Smartbomben, die per Doppelklick auf den B-Knopf ausgelöst werden, sollte man besser verzichten, da deren Einsatz dem Zeoth zwei Schildenergie-Einheiten kostet. Also ein verdammt schlechter Tausch nur um alle aktuellen Gegner auf dem kleinen GB-Screen zu beseitigen.
Erwähnenswert ist die komfortable Steuerung des Mechs. Das Spiel unterstützt Dauerfeuer, also einfach B-Taste gedrückt halten und für die Dauer des Spiels nicht loslassen. Ferner kann der Zeoth mithilfe des Steuerkreuzes in alle vier Richtungen ballern und fliegt nur mithilfe von Jetschüben per A-Knopf. Andernfalls läuft er am Boden oder schwebt langsam von oben nach unten. Keine Sorge, klingt wesentlich komplexer als es ist.
Leveldesign
Interessant ist die Aufteilung der Level. Battle Unit Zeoth besteht aus fünf Levels. Die Level 1, 3 und 5 scrollen automatisch von links nach rechts. Die Gegner greifen zwar von beiden Richtungen an, agieren aber mitunter recht zaghaft und stellen vor allem bei maximal aufgerüsteten Waffen keine ernste Gefahr dar. Zu erwähnen ist noch, dass die Höhe dieser scrollenden Level gut zwei Game Boy-Screens ausmacht. Man ist also ständig damit beschäftigt sich hoch und runter zu bewegen um möglichst wenig zu verpassen. In den Levels 2 und 4 soll man sich vertikal (entweder nach oben oder nach unten) durch schmale Passagen kämpfen, was durch stationäre Geschütze und einige plötzlich auftauchende Gegner erschwert wird. Diese Level sind zwar etwas schädlicher für den Heilbalken aber geradezu lachhaft kurz ausgefallen. Am ende jedes Levels wartet natürlich ein großer Bossgegner auf seine Verschrottung. Diese stellen selbstredend die Highlights des Spiels sowie die größte Herausforderung für den Spieler dar, wobei es aber nicht allzu lange dauern dürfte, ehe man sich an ihre Angriffsmuster gewöhnt hat.
Aber kommen wir jetzt mal zum Punkt. Obwohl Battle Unit Zeoth an und für sich schon ein sehr unterhaltsames Shmup ist, leidet es unter zwei sehr großen Problemen: Ein Schwachpunkt dürfte sich in meinem bisherigen Text bereits sehr gut herauskristallisiert haben – das Spiel ist pipileicht! Ich hab Battle Unit Zeoth schon bei meinem zweiten Versuch durchgezogen. Da hab ich immerhin noch ein paar von den unbegrenzt verfügbaren Continues benötigt. Nach dem Verlust des Lebens kommt man direkt in den Continue-Screen, Extraleben gibt es nicht. Per Continue darf man wieder im zuletzt besuchten Level einsteigen, wenn auch ohne jegliche Waffenupgrades (aber dafür wieder mit acht Schildenergie-Einheiten). Bei meinem dritten Versuch war ich dann bereits so gut, dass ich das gesamte Spiel ohne den Verlust eines einzigen Lebens beenden konnte. Auch alle späteren Durchläufe konnte ich ohne „Continue-Unterbrechungen“ locker beenden. Ich denke das spricht für sich.
Das zweite große Problem ist die, selbst für ein Game Boy-Spiel aus dem Jahre 1990/91, extrem kurze Spieldauer. Es ist ein Spiel welches man in unter 10 Minuten durchzocken kann. Langzeitmotivation sucht man übrigens vergeblich, denn es gibt keine unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade oder dergleichen. Nachdem die Credits durchgelaufen sind, kann man per Betätigung der Select-Taste (oder war’s Start?) noch mal von Vorne beginnen, mit dem „großen“ Unterschied, dass der aktuelle Highscore übernommen wird, so dass man diesen weiter aufblähen darf. Da der Highscore nach ausschalten des Game Boy’s aber ohnehin verloren geht, bringt dies dann auch nichts weiter.
Grafik und Sound
Die Grafik von Battle Unit Zeoth würde ich zwar insgesamt als gut aber keineswegs überragend bezeichnen. Die Sprites sind ganz hübsch, auch wenn die Gegner leider viel zu klein sind, was schade ist, da man sich die Mühe gemacht hat viele Feindtypen zu animieren. Wenigsten die Bossgegner sind angenehm groß ausgefallen, auch wenn mir deren Design etwas oberflächlich anmutet. Generell mangelt es dem Gegnerdesign etwas an Kreativität. Im Endeffekt sind es halt nur irgendwelche Roboter die man verschrottet. Wirklich problematisch sind jedoch die relativ detailarmen Hintergrundgrafiken, die mich doch eher langweilten. Intro- und Outro-Bildchen sehen dafür wiederum recht nett aus.
Die größte Stärke neben der guten Steuerung ist sicherlich der schwungvolle Soundtrack. Die unterschiedlichen Tracks die das Modul bietet passen sehr gut zur futuristischen Kampfmecha-Thematik und unterstützen das Ballervergnügen hervorragend. Das ewige „Piu Piu“-Dauerfeuer-Geräusch kann aber sehr nervig werden.
Pro & Kontra
- Shoot'em Up mit nem Mecha!
- hervorragende Steuerung
- sehr guter Soundtrack
- extrem kurze Spieldauer von ca. 10 Minuten
- eher lascher Schwierigkeitsgrad
- keinerlei Wiederspielwert abseits der sinnlosen Highscore-Jagd