Batman Returns REVIEW
Normalerweise galten Filmumsetzungen in der 8- und 16-bit-Generation als waschechte Schrottspiele, um die man besser einen großen Bogen machen sollte. Aber wie sagt ein schönes Sprichwort: „Ausnahmen bestätigen die Regel.“ Und die diesem Test zugrunde liegende SNES-Version von Batman Returns, einer Umsetzung des gleichnamigen zweiten Batman-Films von Tim Burton, gehört definitiv zu den Ausnahmen bei den Filmumsetzungen. Während der Film erstmals am 16.07.1992 in Deutschland ausgestrahlt wurde, wurde das SNES-Spiel am 07.05.1993 in Europa veröffentlicht. Der Publisher Konami hat also nicht krampfhaft versucht das Spiel zum Release des Films zu veröffentlichen, sondern stattdessen darauf geachtet einfach nur ein gutes Spiel zu produzieren. Wie gut diese Filmumsetzung jedoch nun im Detail ausfällt, soll folgendes Review aufzeigen.
Die Fledermaus, die Katze und der Pinguin
Vor 33 Jahren hat die Familie Cobblepot ihren Säugling Oswald ausgesetzt, da dieser mit einem deformierten Körper geboren wurde, der ihm das bizarre Aussehen eines Mensch-Pinguin-Hybriden gibt. Doch das kleine Baby hatte Glück im Unglück, denn es wurde von Pinguinen gerettet und adoptiert, was ihm das Leben rettete. Jetzt ist der kleine Oswald erwachsen, nennt sich „Der Pinguin“ und sinnt auf Rache. Da seine Eltern scheinbar nicht mehr dafür zur Verfügung stehen, richtet der jähzornige Mann seine Wut an die allgemeine Bevölkerung der fiktiven Großstadt Gotham City. Um seinen diabolischen Racheplan umzusetzen, will der Pinguin Bürgermeister von Gotham City werden. Um die nächste Wahl zu gewinnen, muss er jedoch erst einmal den amtierenden Bürgermeister als inkompetenten Versager hinstellen. Aus diesem Grund lässt der Pinguin seine „Red Triangle Circus Gang“ Zerstörung und Chaos in Gotham City anrichten. Doch Gotham City hat einen Beschützer: Die Rede ist natürlich von Bruce Wayne, einem Multimillionär, der des Nachts als „Batman“ seine Heimatstadt vor kriminellen Abschaum und gefährlichen Psychopathen verteidigt.
Batman legt sich mit der Circus Gang an und tritt somit dem Pinguin auf die Füße, was diesen natürlich dazu antreibt Batman loszuwerden. Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Mitspieler. Selina Kyle überlebte einen Mordanschlag von ihrem kriminellen Chef Max Shreck, der mit dem Pinguin gemeinsame Sache macht, um seine eigenen finsteren Pläne umzusetzen. Seitdem sinnt Selina als Catwoman auf Rache und gerät zwischen die Fronten von Batman und dem Pinguin, welche gleichermaßen Gefallen an der ebenso gefährlichen wie schönen Frau finden. Doch eine Katze hat ihren eigenen Willen und schreckt nicht davor zurück ihre Krallen zu wetzen.
Die Handlung der Filmvorlage ist sehr gelungen, düster und spannend. Und Konami hat einen relativ soliden Job geleistet die Story der Filmvorlage im Spiel wiederzugeben. Ein Vorspann klärt gekonnt über den Storyhintergrund auf und auch zwischen den Levels wird die Handlung solide weitererzählt. Natürlich bleiben hier und da einige wichtige Details außen vor, so wurde zum Beispiel versäumt zu erklären wie Catwomen entstanden ist, was für diejenigen, die den Film nicht gesehen haben für Verwirrung sorgen kann, aber im Kern versteht man auch ohne Vorkenntnisse sehr gut worum es geht und wofür man kämpft. Und vor allem für einen Brawler wirkt die Handlung von Batman Returns regelrecht komplex.
Drei Spielmechaniken in einem Modul
Bevor man ins Spiel einsteigt, sollte man erst einmal einen Blick ins Optionsmenü werfen. Hier hat man die Auswahl zwischen fünf Schwierigkeitsgraden rangierend von „Easy“ bis hin zu „Maniac.“ Im allgemeinen ist der Schwierigkeitsgrad von Batman Returns eher hoch angesetzt, weswegen man erst einmal die niedrigeren Grade anwählen sollte. Ferner kann man noch auswählen, wie viele Extraleben (Rest) Batman bekommt. Hier hat man die Wahl zwischen 3, 5 und 7. Auch hier die Empfehlung die Anzahl auf 7 einzustellen, damit man länger überlebt.
Darüber hinaus hat man noch die Optionen zwischen vier verschiedenen Button-Belegungen für den Controller auszuwählen und einem Sound-Test zu lauschen, der alle 20 Tracks des Spiels beinhaltet.
Hat man seine Wunschoptionen eingestellt, kann man sich ins Spiel stürzen. Batman Returns ist in insgesamt sieben Level (werden hier Scene genannt) unterteilt, die man in ca. einer Stunde durchzocken kann. Das Spiel bietet hierbei drei verschiedene Spielvarianten. Da hätten wir zunächst einmal den Löwenteil in Form von Brawler-Abschnitten (auch unter dem Begriff Beat’em Up bekannt), Sidescroll-Action-Abschnitte und einer der sieben Level (Scene 5) ist für eine Mode 7 Action-Racing-Sequenz reserviert. Die übrigen Scenes sind grundsätzlich in zwei bis drei Abschnitte untergliedert, bei denen sich die Brawler und Sidescroll-Abschnitte abwechseln.
Bei einem Brawler geht es darum sämtliche Gegner zu verprügeln die sich einem entgegenstellen. Man hat hierfür eine breitere Fläche zur Verfügung, was bedeutet, dass man nicht nur nach links und rechts, sondern auch nach oben und unten laufen kann, um an den Gegnern herumzumanövrieren. Es gilt übrigens wirklich jeden Gegner zu beseitigen, damit man vom Spiel weitergelassen wird, was dann durch einen blinkenden Richtungspfeil signalisiert wird.
Batman verfügt natürlich über verschiedene Angriffsvarianten und Schlagkombos. Er kann seine Gegner mit einer Vierer-Schlagkombo wegboxen, diese packen und auf den Boden oder an die Wand schmeißen. Zwei Gegner packen und deren Köpfe gegeneinanderschlagen, einen Sprungkick durchführen, eine Verteidigungshaltung einnehmen oder eine Piroutte drehen, um die Gegner mit seinem Cape wegzufegen (dieser Move kostet Batman jedoch etwas seiner Lebenskraft).
Abgesehen davon verfügt Batman auch über einige Gadgets. Er hat einen unbegrenzten Vorrat an Batarangs, mit denen sich die meisten Gegner kurzfristig betäuben lassen, was ungemein nützlich ist. Einige Gegner wie die lästigen Motorradfahrer lassen sich mit den Batarangs sogar direkt ausschalten, also setzt die Dinger auch ein, wenn euch schon unendlich viele davon zur Verfügung stehen. In den Brawler-Abschnitten darf man jedoch immer nur einen Batarang auf einmal abfeuern. Wahrscheinlich damit man diese Waffe nicht zu sehr ausnutzen kann.
Dann hat Batman noch seine „Test Tubes.“ Das sind kleine Reagenzgläser, die als Smartbomben fungieren und den gesamten Screen von Gegnern säubern. Auch Bossgegner bekommen etwas Energie von einer Smartbombe abgezwackt. Das Problem bei den Test Tubes ist nur, dass man für deren Einsatz zwei Tasten gleichzeitig drücken muss, um diese zu aktivieren. Dies ist in der Hitze des Gefechts leider etwas zu umständlich und schmälert den Nutzen der Test Tubes. Das ist vor allem deswegen ärgerlich, da in der Button-Belegung im Optionsmenü angezeigt wird, dass man nur eine Taste für die Test Tubes drücken muss. Dies ist jedoch eine Fehlinformation, welche vor allem Neulinge ordentlich irritieren dürfte. Abgesehen von diesem Makel arbeitet die Steuerung jedoch einwandfrei und völlig unkompliziert.
Als nächstes hätten wir dann die Sidescroll-Action-Abschnitte. Diese werden aus einer strikten 2D-Perspektive gespielt und richten den Batarang als Primär-Waffe ein. Geprügelt wird in diesen Abschnitten also nicht, stattdessen fungiert der Batarang als eine Art Schusswaffe, die hier auch in hoher Frequenz abgefeuert werden darf (ganz im Gegensatz zu den Brawler-Abschnitten). Ferner legen diese Abschnitte einen gewissen Fokus auf Platforming. Es gilt also ab und zu einige rudimentäre Hüpfeinlagen zu bewältigen, für die Batman jedoch auch ein Grappling-Hook zur Verfügung steht. Mit diesem kann und muss er sich an Decken entlanghangeln, um etwa Feuer oder Abgründen zu entgehen. Wirklich funktionieren tut der Grappling-Hook aber nur, wenn man ununterbrochen auf die entsprechende Taste hämmert, was dessen Integration ins Spiel reichlich unbeholfen wirken lässt.
Zu Guter Letzt hätten wir dann noch den Racing-Level. Hier steuert man das Batmobil über eine Autobahn und muss zunächst feindliche Mottoradfahrer abschießen bzw. diesen ausweichen, ehe der Bossgegner in Form eines Vans auftaucht, den man dann natürlich auch abschießen muss. Autofeuer gibt es leider nicht, weswegen man gezwungen ist auf die Schusstaste zu hämmern. Das Fahren selber ist leider auch stinklangweilig, da es hier eher darum geht den Kamikaze- und Panzerfaust-Angriffen der Biker auszuweichen, als geschickt nach links und rechts zu lenken. Glücklicherweise fungiert der Racing-Level auch eher als reine Abwechslung nebst Eye-Candy, weswegen man dessen langweiliges Gameplay bis zu einem gewissen Grad verzeihen kann.
In jedem Level wartet ein Bossgegner auf Batman in manchen „Scenes“ sogar Zwei. Diese sind leider das große Problem von Batman Returns, denn die Angriffsmuster der Bosse sind oftmals recht undurchschaubar und vor allem sehr schmerzhaft für den eigenen Heilbalken. Vor allem Catwoman, die man gleich zweimal im Spiel bekämpfen muss, wird euch viele Leben und Continues kosten. Das Spiel stellt im übrigen drei Continues zur Verfügung, die einem netterweise auch immer in den zuletzt besuchten Levelabschnitt zurückbringen. Man ist also nicht dazu gezwungen eine Scene von Vorne zu beginnen, wenn man ein Continue einsetzt. Dennoch sollte man hier keinen Spaziergang erwarten, denn solange man die Bosse nicht einigermaßen in den Griff bekommt, wird man das Ende nicht erreichen.
Als kleine Hilfestellung kann man jedoch einige Pick-Ups aufsammeln, die man meistens aus Mülltonnen oder Briefkästen freikloppen kann. Kleine und große Herzen regenerieren den Lebensbalken entweder teilweise oder komplett, ab und zu lässt das Spiel auch mal ne weitere Test Tube springen und die Batman-Embleme pushen das Punktekonto nach oben. Letzteres ist übrigens keineswegs nutzlos, sondern schaltet ein weiteres Extraleben frei, sofern man 50.000 Punkte gescheffelt hat. Punkte kassiert man hauptsächlich für beseitigte Gegner, also zeigt keine Gnade, denn ihr werdet die Extraleben brauchen. Die Bossgegner von Batman Returns zeigen nämlich ebenfalls keine Gnade und wenn ihr auf den höheren Schwierigkeitsgraden spielt, reagieren auch die regulären Gegner der Red Triangle Circus Gang wesentlich aggressiver, was die Sache sogar noch schwerer macht.
Glücklicherweise ist das Spiel spaßig genug, dass selbst ein gescheiterter Anlauf Spaß macht. Auf Dauer kann es jedoch ordentlich frustrieren, wenn man immer wieder von Catwomen den Fledermaus-Hintern versohlt bekommt.
Grafik und Sound
Die größte Stärke des Spiels ist ohne weiteres die hervorragende audiovisuelle Präsentation. Die Grafik überzeugt mit sehr großen Sprites der Spielfiguren, welche detailliert gestaltet und toll animiert wurden. Auch die Ortschaften in Gotham City wurden sehr liebevoll und vor allem stimmungsvoll umgesetzt. Der düstere aber dennoch ästethisch ansprechende Flair von Gotham City wird in der Spielumsetzung von Batman Returns wunderbar eingefangen. Auch der Action-Racing-Level ist visuell ansprechend und zeigt den berühmten Mode 7-Effekt des SNES von seiner positiven Seite. Die Zwischensequenzen arbeiten mit Filmszenen, die in 16-bit Spritegrafiken umgewandelt wurden und sich überraschend gut ins grafische Gesamtpaket einfügen.
Der Soundtrack bietet dasselbe hohe Qualitätsniveau. Der Film-OST wurde erstklassig ins 16-bit Midi-Format übertragen, was dafür sorgt, dass das SNES-Modul eine ähnlich düster-märchenhafte Stimmung erzeugt wie die Filmvorlage – wobei hier der Aspekt „Action“ aus naheliegenden Gründen dann doch schwerer gewichtet wird. Aber das ist völlig in Ordnung und tut der hohen Qualität des Soundtracks keinen Abbruch. Auch die Soundeffekte fördern den Action-Aspekt. Die Schlag- und Trittgeräusche klingen angenehm wuchtig und vermitteln die rohe Kraft die sich hinter Batmans Muskelpaketen verbergen wunderbar. Wie gesagt ist die audiovisuelle Präsentation von Batman Returns erstklassig gelungen. Besonders cool finde ich, dass man einige Kampfmoves von Batman direkt aus der Filmvorlage entnommen hat. Der Move bei dem Batman zwei Gegner packt und deren Köpfe aneinanderschlägt taucht nämlich auch im Film auf.^^ Diese Liebe zum Detail kann den Spielspaß für Kenner der Vorlage um einiges erhöhen.
Pro & Kontra
- hervorragende audiovisuelle Präsentation
- Abwechslungsreichtum durch drei verschiedene Spielstile
- bleibt der Filmvorlage sehr treu
- 5 Schwierigkeitsgrade
- frustrierend schwere, teilweise unfaire Bossgegner
- der Schwierigkeitsgrad ist im allgemeinen etwas zu hoch angesetzt
- etwas langweiliger Racing-Level