YO-KAI Watch REVIEW
YO-KAI Watch – so der Titel eines Spiels für den Nintendo 3DS, welches zurzeit auch Deutschland erobert. Das fernöstliche Japan ist bereits seit fast drei Jahren (dort erschien das Spiel bereits im Juli 2013) total im YOKAI-Fieber, eine ganze Merchandise-Kultur hat sich entwickelt und erinnert an die glorreichen Zeiten der Pokémon. Es gibt eine Anime-Serie (jetzt auch bei uns), Turniere, Events, und, und, und.
Was dieses Spiel mit Pokémon zu tun hat, warum es so reizvoll ist, und vor allem, was überhaupt „YO-KAI“ sind, das werden wir im folgenden Test des von LEVEL 5 (Fantasy Life) entwickelten und bei uns am 28.4. erschienenen Spiels erläutern.
YOKAI-Watch – YOKAI-WHAT?!
Was bedeutet dieses YO-KAI eigentlich? YO-KAI erinnern zunächst an das, man kann es nicht verbergen, Vorbild Pokémon. YOKAI (jap. „Geister) sind allerdings keine „Tiere“, die frei in der Spielwelt umherlaufen und einfach gefangen werden können, nein vielmehr sind es normalerweise unsichtbare Geister, die überall versteckt ihr Dasein fristen.
Dabei verkörpern die verschiedenen YO-KAI weniger einen eigenen Charakter, als vielmehr „Eigenschaften“ der Menschen – Faulheit, Wille, Liebe, Traurigkeit, aber auch „Zustände“ wie Krankheit, Glück oder Ähnliches. Oft sind sie für das „komische“ Verhalten der Menschen in der Spielwelt verantwortlich. Ist z.B. ein Kind plötzlich unerklärlich krank – dann muss ein YO-KAI dafür verantwortlich sein. Jemand ist plötzlich total antriebslos und faul – ein entsprechendes YO-KAI ist schuld! Unerschöpflichen Hunger? Klar, ein YO-KAI hängt damit zusammen! Dies wissen die betroffenen Menschen aber natürlich nicht, haben sie doch keine „Watch“…
Die YO-KAI sind hinsichtlich ihrer Eigenschaften auch optisch entsprechend designt. Ein YO-KAI was Schnupfen erzeugt hat eine Rotznase, ein willensstarkes/widerstandsfähiges YOKAI erinnert an eine Mauer. Die Namen der YOKAI sind entsprechend ebenfalls „kindlich“ an diese Eigenschaften angepasst, sei es z.B. „Rambizambi“ oder „Serberker“. Es gibt 223 YO-KAI – und man kann sie alle für sich gewinnen, klassisches „fangen“ ist nicht, die YOKAI müssen einen mögen (oder man muss sie genug bestechen), damit sie sich einem anschließen. Daraufhin kann man sie für sich kämpfen lassen – Pokémon lässt abermals grüßen.
Die Spielwelt
Das Spiel handelt in der recht übersichtlichen Stadt Lenzhausen. „Lenzhausen“ – Ja, alles wurde im Spiel löblich eingedeutscht, selbst Beschriftungen im Spiel von Geschäften o.ä. – sprich das Spiel wurde auch im Programmcode angepasst – nicht nur mit Untertiteln und löblicher deutscher Sprachausgabe versehen. Da wird auch direkt die Hauptzielgruppe klar: Kinder.
Die Stadt Lenzhausen erinnert an einen kleinen japanischen Vorort, an den verschiedene zusätzliche Gebiete wie Wald, dunkle Gassen, Höhlen oder eine Kanalisation angeschlossen sind. Überall dort können die YO-KAI entdeckt werden, meist versteckt unter einem Auto, im Baum oder unter dem Cola-Automat. Hier kommen wir zum zweiten Teil des Titels: „Watch“ – was ausnahmsweise nicht eingedeutscht wurde. Die „Uhr“ ermöglicht es „Nathan“ (oder alternativ einem weiblichen Charakter, der vom Spieler gesteuert wird) die YO-KAI wie mit einem Radar zu „spüren“ und die YO-KAI, vorher unsichtbar, sichtbar zu machen, und dann mit ihnen zu interagieren. Neben der Uhr ist der freundliche Geist „Whisper“, den unser Held zu Beginn kennenlernt, eine weitere große Hilfe im Spiel und der ständige Begleiter für Nathan.
All dies dient als „Aufhänger“ für den eigentlichen Sinn des Spiels: YOKAI entdecken, bekämpfen und sammeln.
Spielablauf/Kampf
Natürlich gibt es eine Art „Story“ im Spiel, aber diese dient wie so oft mehr schlecht als recht als Aufhänger für das Fangen der YO-KAI. Es ist aber immer wieder witzig zu sehen, wie die YO-KAI ihre Spielwelt durch ihre Präsenz beeinflussen und teils für Chaos sorgen. Letztlich muss man aber nur dem Radar folgen (der auf mehrere Stufen ausgebaut werden kann um immer „höhere“ YO-KAI entdecken zu können), einen YO-KAI mittels Fadenkreuz im Visier behalten (mit Touchpen steuerbar) um dann in den Kampfbildschirm zu wechseln.
Hier ist es wie bei Pokémon: Nicht der Held des Spiels kämpft, sondern seine YO-KAI, von denen er sechs im aktuellen Repertoire hat, wovon wiederrum drei aktiv am Kampf gegen andere YO-KAI teilnehmen. Diese drei können jederzeit gegen die anderen drei ausgetauscht werden. Dabei sind die sechs YO-KAI kreisförmig angeordnet – durch das Drehen des Kreises gelangen andere YO-KAI an die Kampffront.
Hier kommt der erste große Unterschied zu Pokemon: Die YO-KAI kämpfen komplett selbstständig, ihren Eigenschaften und Fähigkeiten entsprechend. Der Spieler guckt nur zu – einer der Negativpunkte des Spiels. Man hat zwar die Möglichkeit Spezialangriffe, „Ultiseelschläge“ genannt auszulösen, wovon jeder YO-KAI eine besitzt, aber diese müssen sich aufladen, so dass man teils tatsächlich nur zuguckt. Auslösen kann man die Ultiseelschläge durch minimalistischste Minispiele: Das Zerplatzen von Blasen mit dem Touchpen, dem Nachzeichnen einer Linie, oder dem schnellen Drehen von Kreisen mit dem Touchpen – dümmlicher geht es nicht. Hier ist sehr deutlich eine Ausrichtung auf Kinder zu erkennen. Sind die YO-KAI besiegt, schließen sie sich mit Glück einem an – das nervt, denn man hat keinerlei Möglichkeit wirklich aktiv dafür zu sorgen, dass sie sich einem anschließen.
Als „Nebenaufgaben“ im Kampf gibt es noch den Einsatz von Items um z.B. zu heilen oder der Austausch „beseelter“ YOKAI um sie dann zu „reinigen“ (quasi umgekehrte Minispiele). Man kann einen Gegner noch markieren, falls einem mehrere gegenüberstehen, so dass die YO-KAI ihre Angriffe auf diesen fokussieren – das war’s. Was für Kinder also sehr umgänglich ist, unterfordert jeden erfahrenen Spieler maßlos.
Am Ende des Kampfes gibt es Erfahrungspunkte und die YO-KAI können im Level aufsteigen und stärker werden – später kann man sie sogar fusionieren. Auch über einige Items können die Kampffähigkeiten und Wesenszüge beeinflusst werden. Neben Element- besitzen die YO-KAI noch Charakter-Eigenschaften wie zum Beispiel faul, die auch ihr Verhalten im Kampf beeinflussen – hier kann der kampftechnisch unterforderte Spieler über optimale Aufstellungen der YO-KAI grübeln, um einen Kampf möglichst effektiv ablaufen zu lassen.
Und sonst?!
Erfahrungspunkte gibt es nach dem Kampf oder über das Lösen von kleineren Quests wie beispielsweise das Besorgen der Unterhose einen Geschäftsbesitzers aus dem lokalen Dampfbad, oder aber über das Besiegen starker Bossgegner, die teils über Schwachpunkte besonders effektiv besiegt werden können. Daneben gibt es noch die Möglichkeit Käfer zu fangen und gegen Gegenstände oder Geld einzutauschen und mit selbigen Nutzen Fische zu fangen. Beides ist aber spielerisch ein Witz, da man lediglich einen Knopf drückt um zum Beispiel mit etwas Glück und teils richtigen Timing, einen Käfer zu fangen. Reizvoll ist hier genau wie bei den YO-KAI das Fangen und vorherige Entdecken von besonders seltenen Exemplaren.
Der Spielspaß kommt klar durch das Sammeln und Aufleveln von immer mehr und stärkeren YO-KAI – wer so etwas mag, wird das Spiel lieben. Wer lieber ordentlich kämpfen will, kauft sich lieber Street Fighter 😉
Technik
Was beim Einschalten des Spiels sofort „sichtbar“ wird: Ein grafisch sehr schön gestaltetes Spiel! Es ist zwar prinzipiell bereits fast drei Jahre alt, aber gehört zu den schönsten Spielen für den 3DS. Die Spielumgebung ist detailliert und kommt mit einem tollen 3D-Effekt daher. Besonders toll ist dieser wenn man die Orte inspiziert, an denen sich YO-KAI oder Käfer verstecken. Wie erwähnt bekommt man dann einen extra Bildschirm/eine Nahaufnahme vom Baum oder einen Blick unter den Colaautomat, die aber grafisch extra gestaltet sind und „abgetrennt“ aus der Spielwelt sind (ähnlich einen Kampfbildschirm). Die Plastizität ist dort oft das Beste was man auf dem 3DS zu sehen bekommt und strotzt vor detailgrad und liebevollem Design.
Die YO-KAI sind nett designt, aber sehen teils einfach irgendwie komisch aus. Sie sind nicht ansatzweise so sympathisch wie Pokémon, zeigen aber immer sehr treffend ihre Eigenschaften und ihr Wesen. Wo beispielsweise ein Pikachu leidglich gelb ist und blitzende Bäckchen hat, wäre ein YO-KAI wohl eher in Form eines Blitzes dargestellt – toll, aber teils obskur und sogar abstoßend.
Der Sound geht in Ordnung und ist zweckdienlich, das Spiel braucht aber auch keine orchestrale Musik oder Spezial-Effekte wie ein Marvel-Kinofilm. Die Bedienung mittels Knöpfen und Steuerkreuz geht ebenso gut von der Hand wie die Steuerung mit dem Touchpen.