Wipeout Omega Collection REVIEW

Mit F-Zero hat Nintendo das Genre der ultraschnellen Future Racer begründet und die Blaupause für viele ähnlich gelagerte Spiele geliefert. Der einzige, wirklich ernst zu nehmende Konkurrent erschien mit Wipeout (1995) aber erst Jahre später auf der PlayStation. Das vom britischen Entwickler Psygnosis (später Studio Liverpool) produzierte Spiel übernahm die Formel und münzte es für das tendenziell ältere Zielpublikum der Sony Konsole mit angesagter Elektromusik und abgefahrenen Art-Design um – und das mit großen Erfolg, denn Wipeout etablierte sich zu einer der populärsten Marken in der Frühzeit der PlayStation und erhielt bis zur Schließung von Studio Liverpool im Jahr 2012 mehrere Fortführungen. Mit der Wipeout Omega Collection feiert die Serie nun endlich auch ihren Einstand auf der PlayStation 4. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich dabei zwar leider nicht um ein komplett neues Spiel. Dennoch ist das Remaster der drei letzten Serieneinträge eine fulminante Bereicherung in der Spielebilbiothek von Sony´s aktueller Heimkonsole.

 

3 in 1

Drei Kampagnen, ein offline & online Multiplayer und jede Menge verschiedene Modi locken.

Kommen wir erst einmal zum wesentlichen Inhalt. Die Wipeout Omega Collection setzt sich aus dem für PlayStation 3 erschienenen Wipeout HD und dessen Erweiterung Wipeout Fury sowie dem PS Vita Launch Titel Wipeout 2048 zusammen. Insgesamt warten 26 Strecken (allesamt beidseitig nutzbar) darauf, von euch befahren zu werden, was ihr mit stattlichen 48 verschiedenen Anti-Gravitations-Boliden offline und online tun könnt. Gerast wird in einer ansprechenden Anzahl verschiedener Modi. Das normale Rennen gegen KI bzw. menschliche Gegner um die beste Platzierung ist selbstredend dabei, ebenso wie das Fahren um die beste Zeit, der Eliminator-Modus, in denen ihr Gegner mit Waffengewalt von der Rennbahn schleudert, die rasanten Zonenfahrten und noch ein bisschen mehr. Hinzu gibt es noch eine bunte Mischung aus bereits bekannten und vollkommen neuen Musikstücken, insgesamt 28 verschiedene Titel an der Zahl. Nicht zu vergessen eine ungemein gelungene und technisch zuweilen eindrucksvolle Portierung auf die PlayStation 4. Das Rundum sorglos Paket für alle Fans von futuristischen Racern also? Auf jeden Fall!

 

Verzweiflung am Gamepad – und doch macht es Spaß!

Der Anspruch der Spiele ist ziemlich hoch. Leider lässt sich die Schwierigkeit nur in HD und Fury regeln.

Im Hauptmenü könnt ihr zwischen den drei Spielen wählen, deren jeweilige Kampagnen bauen nicht aufeinander auf. Sprich: Erfolge, die ihr beispielsweise in Wipeout HD erspielt habt werden nicht auf die anderen Teile übertragen. Schiffe und Strecken müssen also in jedem der drei Titel eigens erspielt werden. Auch beim User Interface gibt es keine einheitliche Linie, was den anfänglich den Wechsel vom einen ins andere Spiel etwas Umgewöhnung erfordert, aber letztlich kein Beinbruch ist.

Jede der drei Kampagnen – die allesamt ohne Story, Zwischensequenzen und sonstigem Gedöns auskommen – unterteilt sich noch einmal in verschiedene Abschnitte. Je mehr Punkte bzw. Medaillen ihr erspielt, desto weiter öffnen sich die Spiele, desto mehr Strecken könnt ihr befahren und desto mehr Fahrzeuge stehen zur Auswahl – und desto knackiger werden die Rennen. Hier sticht vor allem Wipeout 2048 heraus, welches als einziges Spiel der Sammlung keine Option zum Regeln des Schwierigkeitsgrades bereitstellt. Schon bei den ersten Rennen hatte ich so meine Probleme, spätestens ab dem zweiten Drittel der Kampagne trennt sich hier aber die Spreu vom Weizen und die Reihe zeigt ihre ganze Unerbittlichkeit.

Die beiden neu aufgelegten PlayStation 3 Titel sind für den Neu- bzw. Wiedereinstieg in das Wipeout Universum wesentlich zugänglicher, auch weil man hier die Schwierigkeit manuell an das eigene Können anpassen kann. Ein Zuckerschlecken sind aber auch HD und Fury nicht, denn so sehr die Spiele auf geübte Fahrer am Gamepad setzen, so sehr verlangen sie auch die Perfektion im Umgang mit jeder Strecke. Das mag zunächst nach Arbeit, viel Frust und wenig Spielspaß klingen, dennoch hat das Gamedesign nie den Anschein unfair zu sein. Stattdessen ist es ungemein motivierend und verdeutlicht, das der Fehler bei mir liegt. Bin ich etwa zu oft in die Streckenabsperrung gefahren? Sollte ich vielleicht doch die etwas anspruchsvollere Abkürzung nehmen? Und wie kann ich meine Ideallinie weiter verbessern?

 

Tunnelblick

Ihr könnt euch nicht nur gegen die potente KI, sondern auch gegen menschliche Mitspieler messen. Dies sowohl online, als auch daheim mit geteilten Bildschirm und einem Freund auf dem Sofa.

Das eigentliche Gameplay ist denkbar simpel. Mit der X-Taste beschleunigt ihr, mit den beiden Schultertasten löst ihr die Luftbremsen aus, um Kurven eleganter nehmen zu können. Tippt ihr zweimal die Schultertaste an, so macht euer Gleiter einen kurzen Schub in die entsprechende Richtung. Mit Viereck löst ihr zuvor gesammelte Pickups aus, welche ihr auf der Strecke beim Überfahren des jeweiligen Feldes erhaltet. So könnt ihr etwa eure Kontrahenten mit Raketen und Plasmastrahlen unter Beschuss nehmen, für kurze Zeit einen euch vor feindlichen Angriffen schützenden Schild aktivieren oder einen Turboboost auslösen. Darüber hinaus verfügen die Strecken noch über blaue Felder, die euch einen kurzen Geschwidigkeitsboost verleihen.

Apropos Geschwidigkeitsboost: befindet sich euer Fahrzeug für kurze Zeit in der Luft, so könnt ihr bei der Eingabe von Links, Rechts, Links (bzw. Rechts, Links, Rechts) mit dem linken Analogstick ebenfalls einen kleinen Geschwindigkeitsschub auslösen. Dieser kostet euch allerdings Energie, welche ihr jedoch zurückholen könnt, indem ihr Waffen und andere Pickups nicht aktiv nutzt, sondern diese mit der Kreis-Taste in neue Schiffsenergie umwandelt. Dadurch erhalten die Rennen eine zusätzliche taktische Tiefe, die vor allem in den anspruchsvolleren Gefechten gegen die KI oder menschliche Mitspieler entscheidend sein können. Übrigens könnt ihr nicht nur online gegen andere Spieler antreten, sondern auch mit einem Freund zusammen auf der Couch mit geteilten Bildschirm.

Ansprechend ist nicht nur das zwar arcadige, aber doch anspruchsvolle Gameplay, sondern auch die Vielzahl an Modi. Hier sticht vor allem der Modus Zone für mich heraus, in welchem ihr in speziellen Hochgeschwindigkeitsfahrzeuge schlüpft und Zonen abfahrt. Nicht nur beschleunigt euer Gefährt dabei von selbst, auch steigert sich die Geschwindigkeit nach und nach – bis hoch zur Schallgeschwindigkeit! Vor allem in visueller Hinsicht sind die Zonenfahrten, die ihr entweder alleine oder gegen Gegner bestreitet, ein echter Hingucker, da sämtliche Strecken nicht in ihrer ursprünglichen Form, sondern in einer an den Film Tron erinnernden Variante mit knalligem Neonanstrich dargestellt werden.

 

Imposanter Geschwindigkeitsrausch

In technischer Hinsicht hat sich Sony bei der Neubearbeitung der drei Spiele viel Mühe gegeben und sorgt für teils imposante Szenen.

Überhaupt hinterlässt die Sammlung in optischer Hinsicht einen erstaunlich guten Eindruck. Auf der normalen PlayStation 4 jagen alle drei Spiele in butterweichen 60 Bildern pro Sekunde mit einer Auflösung von 1080p über euren Fernseher, wer eine PlayStation 4 Pro und das entsprechende Empfangsgerät daheim stehen hat, darf sich gar über eine 4K-Auflösung freuen.

Vor allem das bisher PS Vita exklusive Wipeout 2048 profitiert enorm von der Portierung auf die PlayStation 4. Auf dem Handheld lief dieses noch mit 30 Frames und einer der Hardware geschuldeten geringen Auflösung, nun erstrahlt das ganze in der Form, wie es das Spiel von Anfang an verdient hat. Bei HD und Fury ist die technische Generalüberholung eher in kleinen Details sichtbar, es ist allerdings erstaunlich wie gut die PlayStation 3 Ableger gealtert sind. Allen drei Spielen merkt man außerdem deutlich schärfere Texturen und eine leichte Farbkorrektur an. Natürlich wäre ein komplett neu entwickeltes Wipeout grafisch imposanter, dennoch liefert Sony mit Wipeout Omega Collection erneut ein Bilderbuch Remaster ab.

Ein großer Baustein für den Erfolg der Reihe – für manche gar das wichtigste Merkmal – war schon immer die fetzige Elektromusik. Der Mix aus älteren und komplett neuen Titeln von Künstlern wie Swedish House Mafia und Prodigy knallt wie eh und je und ist die schlichtweg perfekte Untermalung für den Racer, abgerundet wird das Ganze außerdem mit den futuristischen Soundeffekten.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
84
84
Gut
84
Multiplayer

FAZIT

Zugegeben: ein komplett neuer Teil wäre natürlich noch etwas schöner gewesen, immerhin liegt der letzte Serienteil mit dem 2012 erschienenen Wipeout 2048 schon eine ganze Weile zurück. Dennoch bin ich von der Wipeout Omega Collection vollends begeistert. Das liegt natürlich auch daran, das ich die Reihe seit PlayStation 2 Tagen eigentlich kaum noch verfolgt habe und mit den nun neu aufgelegten Spielen jede Menge neues Futter zum Abgrasen erhalten habe. Es liegt aber auch an der immensen Sorgfalt, die Sony bei diesem Remaster erneut an den Tag gelegt hat. Klar, es handelt sich hier „nur“ um eine Portierung. Diese ist aber technisch so ansehnlich und fulminant gestaltet, wie eh und je. Doch auch abseits der technischen Seite überzeugt die Sammlung mit allerhand Modi, vielen freischaltbaren Fahrzeugen und Strecken sowie einem nahezu perfekten Future Racer Erlebnis.

- Von  Adrian

Playstation 4

Wipeout Omega Collection REVIEW

USK 0 PEGI 3

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2 Kommentare
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Thomas

Wipeout war schon immer geil. Auch wenn ich nach zwei Stunden dauerspielen Kopfweh bekomme 😀

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