Willy Morgan and The Curse of Bone Town REVIEW

Das am 11. August 2020 veröffentlichte Willy Morgan and The Curse of Bone Town ist der Debut-Titel des vierköpfigen italienischen Indie-Entwicklers imaginarylab. Es handelt sich hierbei um ein klassisches 2.5D Point & Click-Adventure, welches in erster Linie auf jüngere Abenteurer und Einsteiger ins Genre abzielt. Freundlicherweise haben uns die Leute hinter dem Spiel einen Steam-Key für Testzwecke zukommen lassen. Ob es sich für euch lohnt das Spiel zu kaufen oder nicht, erfahrt ihr im folgendem Review.

Die Vermächtnisse zweier berühmter Piratenkapitäne

Der 15-jährige Willy Morgan ist Nachfahre des berühmten Piratenkapitäns Henry Morgan. So gänzlich ablegen konnte die Morgan-Familie ihre Lust nach Schätzen und Abenteuern jedoch scheinbar nie. Willys Mutter ist eine professionelle Schatzjägerin, die sich häufig im Ausland rumtreibt um ihrer Arbeit nachzugehen. Willys Vater hingegen war ein Archäologe, der aus dem alten Piratendorf Bone Town stammt, welches ursprünglich von der Crew des Piratenkapitäns William Kidd gegründet wurde. Das Spiel findet im Jahre 2018 statt. 10 Jahre vor Spielbeginn verschwand Willys Vater während eines Forschungsaufenthalts in seinem Geburtsort. Doch nun liefert der Postbote plötzlich einen Brief von Willys Vater ab. Ein Brief, der vor 10 Jahren verfasst wurde und ein Hilfegesuch an Willy richtet. Scheinbar befand sich der Herr Papa auf der Suche nach Kapitän Kidds Schatz, welcher anscheinend irgendwo in der Umgebung von Bone Town verborgen liegen soll. Mit der vagen Hoffnung seinen Vater wiederzufinden, oder zumindest dessen Schicksal zu ergründen, begibt sich Willy ins benachbarte Bone Town, um Nachforschungen zu betreiben. Doch Vorsicht ist geboten, denn dieselben Leute, die schon seinem Vater nachstellten, heften sich nun auch an Willys Fersen, um den Piratenschatz von Kapitän Kidd abzugreifen.

Tja, und damit wäre die Handlung auch schon erläutert. Was folgt ist eine Spuren- und Schatzsuche im Namen gebenden, heruntergekommenen Dorf Bone Town. Dieses wird natürlich von einigen schrulligen Charakteren bewohnt, welche sich mal mehr und mal weniger freundlich verhalten. Willy selbst ist der typische altkluge aber herzensgute Protagonist, der trotz seiner Piraten-DNS eher wie der Nachfahre eines verpeilten Erfinders wirkt.
Unterm Strich ergibt dies ein durchaus sympathisches Abenteuer, dessen Piratenthematik natürlich als lose Hommage an die Monkey Island-Serie gedacht ist. Der Humor in Willy Morgan erreicht jedoch nie die prägnante Qualität des Vorbilds, da sich das Spiel dann doch viel zu ernst nimmt und die Chemie zwischen Willy und den Bewohnern von Bone Town nicht so recht zünden mag. Die angepeilte Zielgruppe von jüngeren Abenteurern sollte dies jedoch nicht übermäßig stören, zumal die Handlung auch zufriedenstellend abgeschlossen wird.

Vorbildliche Integration von Komfortoptionen und ein unpassendes Apparaturrätsel

Beim Gameplay werden keine Experimente gemacht. Mit Mausklicks navigiert man sich gediegen durch schicke Renderbilder, sammelt Gegenstände ein, kombiniert diese gegebenfalls in der Inventarleiste, verwendet die Gegenstände an Hotspots, um Problemstellungen zu bewältigen und schwatzt mit NPCs, um die Handlung voranzutreiben oder Informationen zu erhalten.

Willy Morgan and The Curse of Bone Town bietet hierbei die gängigen Komfort-Optionen in Form einer Hotspotanzeige und dem Doppelklick, um Durchgänge in andere Screens abzukürzen. Ferner bekommt man relativ Früh im Spiel auch eine Stadtkarte von Bone Town, welche man nutzen kann um größere Wegstrecken bequem abzukürzen. Hätte man jetzt noch eine Rennfunktion per Doppelklick eingebaut, dann wäre der Komfort-Faktor perfekt ausgefallen. Das was aktuell in dieser Hinsicht geboten wird, kann man aber dennoch als „sehr gut“ bezeichnen, da Willy Morgan noch eine kleine aber feine Sonderfunktion bietet, die ich in dieser Form noch nicht gesehen habe. Mithilfe des Mausrads kann man nämlich die Inventarleiste nach eigenem Wunsch ein- oder ausblenden. Somit kann man die Renderscreens in vollem Umfang genießen, ohne dass man das Inventar umständlich aufrufen muss, sobald es benötigt wird. Ein cleverer Kniff, der für mich beweist, dass sich die Entwickler Gedanken gemacht haben, wie man ein Genre verfeinern kann, welches ja eigentlich schon in felsenfesten Gameplay-Schablonen verankert ist und daher derartige Gedanken gar nicht mal voraussetzt. Schön zu sehen, dass die Entwickler mit Motivation an die Sache herangegangen sind.

Inhaltlich setzt sich Willy Morgan and The Curse of Bone Town fast ausschließlich aus Inventar- und Hotspoträtseln sowie NPC-Dialogen zusammen. Einziger Ausreißer ist ein einsames Apparaturrätsel, welches gegen Ende des Spiels auftaucht und einen derben Stolperstein darstellen kann, da es ein klein wenig trickreicher ist als es zunächst scheint. Sogar der Support im Steam-Forum ging von einem Bug aus, obwohl ich bei meiner Hilfe-Anfrage eine derartige Vermutung gar nicht aufbrachte. Letztendlich konnte ich das Rätsel doch noch knacken, womit ich das Spiel dann auch ohne fremde Hilfe schlagen konnte. Dennoch hat dieses Rätsel einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen, da Willy Morgan eigentlich ein sehr leichtes Adventure ist, das ein halbwegs erfahrener Adventure-Spieler ohne Probleme durchspielen kann. Da fühlt sich dieses Apparaturrätsel wie ein totaler Fremdkörper an.

Ein weiterer Kritikpunkt könnte das Preis- Leistungsverhältnis sein. Ich habe für das Spiel ca. 5,5 Stunden gebraucht, und das obwohl ich sehr gründlich war und die Synchronsprecher habe ausreden lassen, statt diese wegzudrücken. Im Steam-Forum wurde bereits verkündet, dass der Dollar-Preis bei 19,99 $ liegen wird. Dieser Preis erscheint mir dann doch etwas zu hoch für ein 5-6 Stunden-Spiel. Ich hoffe man hat damit nicht zu hoch gegriffen, denn Willy Morgan ist ein nettes kleines Spiel, von dem ich durchaus gerne eine Fortsetzung sehen würde.

Grafik und Sound

Grafisch setzt das Spiel auf den 2.5D-Stil. Die Spielwelt setzt sich also aus Renderbildern zusammen, während die Charaktermodelle in 3D-Grafik gehalten sind. Die Gestaltung der Charaktere wurde sehr schön umgesetzt. Diese fügen sich so gut in die Rendebilder ein, dass sie nicht wirken als seien sie Fremdkörper – ein Manko mit denen sonst viele Adventures zu kämpfen haben, welche auf diesen Grafikstil setzen. Die Animationen der Spielfiguren sind auch ganz ordentlich gelungen. Die Renderbilder selbst sind zwar nicht die Besten die man gesehen hat, aber dennoch sehr schön und detailliert gezeichnet. Etwas seltsam ist der allgemeine Stil der Spielwelt. Im Kern will sie realistisch aussehen, hat dann aber dennoch einen gewissen Cartoon-Aspekt. Im Endeffekt wirkt es ein wenig wie „Weder Fisch noch Fleisch“, aber das ist sicherlich Geschmackssache. Netterweise wurden hier und da auch ein paar solide Rendersequenzen reingepackt. Die können grafisch zwar nicht mit wirklich aufwendigen Rendersequenzen mithalten, stellen aber dennoch einen netten optischen Mehrwert dar. Insgesamt betrachtet also eine gute, wenn auch keine überragende Leistung im Bereich Grafik.

Der Soundtrack kann da leider nicht mithalten. Dies liegt in erster Linie daran, dass ich den OST ehrlich gesagt schon wieder komplett vergessen habe. Es gibt also keinen einzigen Track im Spiel, der irgendwie in Erinnerung bleibt. Das bedeutet aber auch, dass er nicht negativ auffällt oder beim spielen stört. Das ist ja auch was wert.

Die Sprachausgabe kann man als solide bewerten. Die englischen Sprecher (eine deutsche Sprachausgabe gibt es nicht) leisten einen kompetenten Job, wobei aber auch hier Luft nach oben besteht. Zumindest Willys Sprecher hätte hier und da etwas mehr Emotionen und Elan in die Stimme legen können. Manchmal klingt er zu sehr danach, als ob er nur vom Blatt Papier abliest.

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Pro
  • vorbildliche Integration von Komfort-Optionen (Hotspot-Anzeige, Stadtkarte und so)
  • ist einsteigerfreundlich und lässt einen sehr guten Spielfluss aufkommen
  • recht hübsche Renderbilder

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Kontra
  • 19,99 $ für 5-6 Stunden Spielzeit erscheint ziemlich teuer
  • das Apparaturrätsel gegen Ende passt nicht zum Rest des Spiels und kann einen echten Stolperstein darstellen
  • langweiliger Soundtrack ohne jeglichen Erinnerungswert

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Pro & Kontra

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Pro
  • vorbildliche Integration von Komfort-Optionen (Hotspot-Anzeige, Stadtkarte und so)
  • ist einsteigerfreundlich und lässt einen sehr guten Spielfluss aufkommen
  • recht hübsche Renderbilder

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Kontra
  • 19,99 $ für 5-6 Stunden Spielzeit erscheint ziemlich teuer
  • das Apparaturrätsel gegen Ende passt nicht zum Rest des Spiels und kann einen echten Stolperstein darstellen
  • langweiliger Soundtrack ohne jeglichen Erinnerungswert

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Spiel Bewertung
Singleplayer
74
74
-
Multiplayer

FAZIT

Willy Morgan and The Curse of Bone Town ist ein sympathisches kleines Point & Click-Adventure, welches man in erster Linie Einsteigern und jüngeren Spielern empfehlen kann. Das Spiel baut einen guten Spielfluss auf, ist recht kurz geraten, hübsch anzuschauen und bietet einen hohen Komfort. Story, Charaktere und Humor fallen ebenfalls familienfreundlich aus. Die dicken Schwachpunkte sind hingegen das eine Apparaturrätsel, welches nicht zum Rest des Gameplays passen möchte und sogar für Frust sorgen kann, sowie der zu hoch angesetzte Preis, den ich hier nicht wirklich gerechtfertigt sehe. Wer damit leben kann bekommt jedoch ein gutes Adventure, mit dem man ja vielleicht auch seinen Nachwuchs für sein Lieblingsgenre begeistern kann.

- Von  Volker

MS Windows

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USK 0 PEGI 3

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