Werewolf: The Apocalypse – Earthblood REVIEW
Mittlerweile hat das Spielejahr 2021 schon einige Wochen auf seinem Buckel und bisher gab es keine Totalausfälle zu vermelden. Alle bislang erschienen Games konnten die Redakteure mehr oder weniger überzeugen. Nun ist mit Werewolf: The Apocalypse – Earthblood ein Spiel bei uns eingetrudelt, welches wir nicht so wirklich auf dem Schirm hatten. Aber es geht um Werwölfe, ich meine Leute, das kann doch nur gut werden, oder? Natürlich erzählen wir euch in unserem ausführlichen Test, ob Werewolf: The Apocalypse – Earthblood wirklich einen Blick wert ist oder es sich hier um den ersten Totalausfall in diesem Jahr handelt.
Umweltaktivist im Wolfspelz
Zuerst bietet Werewolf: The Apocalypse – Earthblood eine Geschichte mit Werwölfen. Wie cool ist das denn bitte? Ich meine, Zombies in Spielen gibt es wie Sand am Meer und sind wir mal ehrlich, Vampire kann doch mittlerweile auch niemand mehr sehen. Das haben sich wohl auch die Entwickler gedacht und machten kurzerhand ein Rudel Werwölfe zu den Hauptprotagonisten der Story.
In Werewolf: The Apocalypse – Earthblood verkörpern wir Cahal. Er ist Vater einer Tochter und liebender Ehemann. Nebenbei kann er sich auch noch in einen Garou verwandeln, aber das ist in diesem Universum anscheinend nichts Besonderes. Garou, was zur Hölle ist das denn? Kann man das essen?! Ich dachte, hier geht es um Werwölfe? Ja, die bereits genannten Fabelwesen sind auch Dreh- und Angelpunkt der Story und Garou werden Werwölfe in Werewolf: The Apocalypse – Earthblood genannt. Aber um euch nicht zu verwirren, bleiben wir einfach bei dem Begriff Werwolf.
Neben dem normalen Leben als Ehemann und Vater ist Cahal auch noch Umweltaktivist und hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Namen von Gaia die Erde vor jeglichem Unheil oder Verschmutzung zu bewahren. Als Gegenspieler kristallisiert sich bereits zu Anfang der Geschichte der Konzern Endron heraus. Dieser schadet der Umwelt und entzieht Gaia dadurch ihre Kraft. Aber nicht nur Umweltverschmutzung ist ein Aufgabenbereich von Endron, gleichzeitig dient der Konzern noch dem sogenannten Wyrm. Hierbei handelt es sich um eine uralte Macht des Bösen, die Menschen korrumpiert und nur Schlechtes über die Welt bringt.
Natürlich muss man sich als Cahal nicht allein der Übermacht des Bösen stellen und schon am Anfang hat man ein kleines überschaubares Rudel um sich geschart. Auch, wenn wir nicht der Anführer sind, kommt es dem Spieler so vor, als hätten wir trotzdem sehr viel zu melden. Unsere erste Mission führt unser Rudel in einen Endron-Komplex und im Endkampf wird unsere Frau getötet. Wir sind natürlich völlig aufgebracht und verlieren vor Wut die Kontrolle. Nachdem Cahal wieder zu sich gekommen ist, erkennt er seine Taten und kann mit dem Wissen nicht mehr weiterleben. Er verlässt sein Rudel, nur um einige Jahre später wieder an den Ort des Geschehens zurückzukehren, um einige offene Rechnungen zu klären. Und hier beginnt die eigentliche Geschichte von Werewolf: The Apocalypse – Earthblood.
Gameplaytechnisch nicht mehr ganz auf der Höhe
An sich hört sich die Story sehr interessant an, erfindet das Rad aber auch nicht neu. Allerdings ist dies schon der interessanteste Part von Werewolf: The Apocalypse – Earthblood und ab jetzt folgen leider keine positiven Worte mehr über das Spiel.
Zuerst schauen wir uns mal die Missionsstruktur und die Abwechslung in den zahlreichen Aufträgen und Nebenaufgaben an. Das ist schnell erledigt, denn diese sucht man hier vergeblich. Alle Missionen sind nach dem gleichen Schema aufgebaut. Zuerst arbeiten wir uns zu einer Endron-Anlage vor, dann brechen wir dort ein und zum Schluss extrahieren wir Daten oder töten Zielpersonen. Zwischen den einzelnen Abschnitten können wir noch ein paar Dialoge führen, die aber nicht wirklich viel Inhalt bieten und auch keinen Einfluss auf den Ausgang der Geschichte haben.
Die vereinzelten Nebenmissionen bringen auch keinen frischen Wind in das angestaubte Gameplay und geben euch lediglich die Möglichkeit, die eher kleinen Areale nach Schreinen und Geistern abzusuchen.
Ihr habt zwar einen Skilltree, aber auch hier kommt nicht wirklich Spaß auf, da das Kampfsystem echt langweilig ist. Nur als kleine Erinnerung. Wir sind ein riesengroßer Werwolf und befinden uns mit mehr oder weniger gut gepanzerten Gegner in einem Kampf. Das höchste der Gefühle sind Blutwolken und ein wenig Rag-Doll-Effekte. Wo genau ist die Wucht der Schläge zu sehen, wo genau kann man die Schärfe der Krallen nachvollziehen? Das Kampfsystem ist daher genauso lieblos umgesetzt worden, wie auch das Missionsdesign.
Aber neben der eher mauen Hau-drauf-Aktion habt ihr noch die Möglichkeit, einige Schleichpassagen im Spiel zu absolvieren. Hierzu könnt ihr euch in einen Wolf verwandeln und versuchen, ungesehen in die Anlage einzudringen. Solltet ihr mal nicht weiterkommen, dürft ihr alternativ die Wachen mit einem Stealth-Kill ausschalten. Bitte nehmt mich hier auch wörtlich, EINEM! Der rote Faden der fehlenden Abwechslung findet sich in jeder vorhandenen Spielmechanik wieder. Daher wirkt auch das Stealth-Gameplay einschläfernd und man möchte einfach die Konsole ausschalten, um sich dieses Trauerspiel nicht weiter mit ansehen zu müssen.
Wenn ihr jedoch glaubt, das war es schon, dann habt ihr euch aber geschnitten! Neben dem lahmen Gameplay hat Werewolf: The Apocalypse – Earthblood auch eine wirklich unterirdische grafische Präsentation. Aber dazu gleich mehr im Bereich Grafik und Sound.
Grafisch weit entfernt von Current-Gen und noch weiter von Next-Gen
Wenn wir uns die grafische Seite von Werewolf: The Apocalypse – Earthblood etwas genauer ansehen, werden wir auch hier feststellen, dass dem Spiel mehr Entwicklungszeit bestimmt gutgetan hätte.
Kommen wir zuerst zu der Umgebungsgrafik. Diese sieht an sich ganz annehmbar aus und bietet hier und da interessante Details. Schaut man aber etwas genauer hin, ist man leider enttäuscht. Pfützen beispielsweise zeigen keine Reaktion, wenn man durch diese hindurchläuft. Auch die Umgebungen und die schlauchartigen Gänge in den Konzern-Levels wiederholen sich ständig und sind sehr oberflächlich gestaltet worden.
Wenn wir uns die Charaktere im Einzelnen ansehen, stellt man auch hier fest, dass für den Hauptcharakter sehr viele Ressourcen verwendet worden sind und alle anderen eher in der grauen Masse untergehen. Frisuren und Bärte unterscheiden die verschiedenen NPCs und oft hat man das Gefühl, mit der Person bereits gesprochen zu haben, obwohl man sich in einer ganz anderen Mission befindet. Also auch hier schafft es Werewolf: The Apocalypse – Earthblood nicht über einen mittelmäßigen Eindruck hinaus. Man hat das alles schon viel besser woanders gesehen und der aktuelle Standard ist einfach höher.
Neben einigen netten Effekten während der Kämpfe und Blutlachen, die unseren Weg pflastern, kann uns auch der grafische Part von Werewolf: The Apocalypse – Earthblood nicht abholen. Anders sieht es da schon beim Soundtrack und der Synchronisation aus.
Der erste kleine Wermutstropfen hier, man muss viel lesen. Das Voice-Acting ist nur in der englischen Sprache verfügbar und daher gibt es deutsche Bildschirmtexte. Die Sprecher an sich machen aber einen guten Job und man nimmt ihnen einzelne Emotionen auch ab. Der Soundtrack hingegen kann begeistern. Während den Kämpfen schallen euch rockige Lieder um die Ohren, die die Atmosphäre gut einfangen und die Kämpfe ein wenig motivierender gestalten. Auch während der Missionen gibt es am Soundtrack nichts auszusetzen und dieser konnte uns im Review als einziger überzeugen.
Pro & Kontra
- Werwolf-Thematik
- Soundtrack & Synchronisation
- Verschiedene Verwandlungsformen
- Manche Charaktere detailreich gestaltet
- Interessanter Story-Ansatz
- Langweiliges Gameplay
- Man merkt die Wucht der Kämpfe nicht
- Triste Umgebungsgrafik & wenig Abwechslung
- Lieblos animierte Charaktere
- Fehlende Gore-Effekte
- Wenige Finisher-Moves
- Unnötiges Stealth-Gameplay