Warriors of Fate REVIEW
Nachdem Capcom im Jahr 1991 gleich drei Beat’em Ups für die Spielhallen veröffentlichten und somit für einen gewissen Overkill sorgten, überraschte es schon ein wenig, dass sie sich im Folgejahr zurückhielten und nur einen Arcade-Brawler veröffentlichten. Die Rede ist natürlich von Warriors of Fate, welches erstmals am 31.10.1992 erschien und eine Fortsetzung zu Dynasty Wars darstellte.Wie schon beim Vorgänger, handelt es sich um eine Umsetzung des Mangas „Tenchi wo Kurau,“ welcher wiederum eine freie Umsetzung des chinesischen Romans „Romance of the Three Kingdoms“ (dt. Titel: Die Geschichte der Drei Reiche) darstellt.
Da die Manga-Vorlage jedoch nie außerhalb Japans veröffentlicht wurde und man bei Capcom wohl das Vorurteil vertrat, dass der Westen mit chinesischen Namen überfordert ist, hat man den historischen Bezug komplett rausgekickt und sich stattdessen irgendwelche Namen aus den Fingern gesaugt.
Warriors of Fate bekam 1996 Umsetzungen für die PS1 und den Sega Saturn. Wer das Spiel heutzutage zocken möchte, greift jedoch am besten zum Capcom Beat’em Up Bundle. In diesem darf man dann auch die unverfälschte japanische Version angehen.
Fünf Krieger für Kuan-Ti
Nachdem der bösartige Warlord Akkila-Orkhan (Cao Cao) bereits sein eigenes Heimatland Shang-Lo (Wei) ausgebeutet hat, streckt er seine machtgeilen Griffel nun nach den Nachbarländern aus. Für den Kriegsfürsten Kuan-Ti (Liu Bei) steht somit ein harter Verteidigungskrieg bevor. Zur Seite stehen ihm seine fünf mächtigsten Krieger in Form von Portor (Guan Yu), Kassar (Zhang Fei), Subutai (Zhao Yun), Kadan (Huang Zhong) und Abaka (Wei Yan). In Kuan-Tis Auftrag beteiligen sich die fünf Recken an diversen militärischen Fronteinsätzen, um zu verhindern, dass ihr Heimatland in Akkila-Orkhans Hände fällt.
Und mehr gibt es zur Handlung auch gar nicht zu sagen. Spieler, welche mit der Manga-Vorlage vertraut sind, werden hier wohl mehr herausziehen können. Für diejenigen unter euch, die ein gewisses Interresse am historischen Hintergrund haben, habe ich mal die richtigen, chinesischen Namen in Klammern gesetzt.
Interessant finde ich, dass das Spiel eine Stage eingebaut hat, welche sich mit Kriegsverbrechen befasst. Das Spiel zeigt wie Akkilas Truppen Zivilisten morden, und wer die japanische Version angewählt hat, bekommt hier auch eine Suizid-Szene zu Gesicht. Diese Szene wurde in der englischen Version herausgeschnitten. Auch ein politisches Gespräch, welches um die zweite Bonusrunde gestrickt wurde, ist in der englischen Version so nicht vorhanden. Dieses wurde vermutlich gekickt, weil dort zwei Charaktere auftauchen, welche ansonsten nicht im Spiel vorkommen.
Solider aber langwieriger und recht uninspirierter Spieldurchlauf
Spielt man das Spiel über das Capcom Beat’em Up Bundle kann man den Schwierigkeitsgrad in acht Stufen regulieren. Leider wird nicht erklärt, was der Grad genau beeinflusst und mir sind auch keine Unterschiede aufgefallen, aber da es sich um ein Arcade-Game handelt, ist der Schwierigkeitsgrad im allgemeinen recht hoch angesetzt. Man sollte also schon damit rechnen mehrere Continues zu verballern. Andererseits stellt euch die „Bundle“-Version jedoch ohnehin unendlich viele Continues zur Verfügung, weswegen der Schwierigkeitsgrad nur schwer zu messen ist. Eine weitere Einstellungsoption ist die Anzahl der Extraleben beim Spielstart und pro Continue (beim Start: 1-4 / bei einem Continue: 1-5). Highscore-Extraleben können ebenfalls aktiviert werden (4 Varianten inklusive Deaktivierung). In der Beat’em Up Bundle-Version kann auch das Buttonlayout für den Controller festgelegt werden. Wer ein paar Steam-Freunde zur Hand hat, darf das Spiel übrigens auch im 3 Spieler Online-Coop zocken.
Wie bereits im Story-Abschnitt erklärt, stellt euch das Spiel fünf Spielfiguren zur Verfügung. Leider befindet es das Spiel nicht für nötig die Statistika der fünf Krieger offenzulegen. Somit bleibt es beim Spieler herauszufinden, welcher Charakter am besten für ihn geeignet ist. Ich persönlich hatte den meisten Spaß mit Abaka, dicht gefolgt von Kassar. Das sind einfach recht schnörkellose Damage-Dealer. Der alte Bogenschütze Kadan war hingegen ein echter Rohrkrepierer – und das obwohl er als Bogenschütze ziemlich aus der Rolle fällt. Aber da müsst ihr einfach selber gucken.
Wie dem auch sei, das grundlegende Spielprinzip eines Brawlers ist schnell erklärt. Ihr bewegt euch mit eurer Spielfigur gemächlich von links nach rechts und vermöbelt jeden Gegner, der es wagt sich euch in den Weg zu stellen. Am Ende einer der neun Stages wartet natürlich ein Bossgegner, der wesentlich mehr Gegenwehr leistet als die Standard-Gegner, und dessen K.I.-Muster schleunigst erlernt werden sollte, um nicht zu viele Extraleben einzubüßen. Wobei jedoch klargestellt werden muss, dass auch die Standard-Gegner gefährlich werden können, da sie die lästige Angewohnheit haben in Überzahl aufzukreuzen und den Spieler gerne in die Zange nehmen.
Selbstverständlich gibt euch das Spiel ein paar Techniken an die Hand, wie den Sprungangriff, Greifen und Werfen, den altbekannten Verzweiflungsmove welcher etwas Lebensenergie kostet, sowie ein paar andere Manöver. In der Hitze des Gefechts sind diese jedoch oftmals eher schlecht als recht umzusetzen. Das ist aber nur halb so schlimm, da man auch mit Standard-Angriffen gut vorankommt.
Das große Gimmick des Vorgängers „Dynasty Wars“ waren Pferde. Das ganze Spiel hat man auf deren Rücken verbracht. In Warriors of Fate wurde das Pferd jedoch auf ein Power Up im Stil von „Knights of the Round“ reduziert. Man richtet als Reiter mehr Schaden an, muss jedoch aufpassen nicht vom Sattel geholt zu werden, was auch bedeutet, dass das Pferd von Feinden geritten werden kann. In Knights of the Round kritisierte ich, dass man einen separaten Button drücken musste, um das Pferd zu wenden. In Warriors of Fate hat man es sogar noch komplizierter gemacht, indem man hier den Button und auch noch die entsprechende Richtungstaste gleichzeitig betätigen muss – was soll das?
Ansonsten gibt es noch die typischen Sammelgegenstände wie Goldschätze, um das Punktekonto zu pushen, Nahrungsmittel um den Heilbalken zu regenerieren und diverse Waffen wie Schwerter, Hämmer, Axt, Morgenstern oder Wurfmesser, mit denen man etwas mehr Schaden anrichtet. Immer vorausgesetzt, man lässt sie sich nicht so schnell aus der Hand prügeln.
Tja, und viel mehr gibt es zum Gameplay von Warriors of Fate auch nicht zu sagen. Abgesehen von zwei Bonusrunden in Form eines Buttonmash-Wettessens und dem zerdeppern von Terrakotta-Akkilas lässt es das Spiel an Gimmicks mangeln. Und das ist auch das große Problem des Spiels. Warriors of Fate ist mit seinen neun, relativ langen Stages ziemlich langwierig für einen Brawler. Zu langwierig um genau zu sein. Für mich übersteigt das Spiel seine Halbwertszeit und wird gegen Ende hin recht nervig. Ein Schlag ins Gesicht ist dann der Endgegner Akkila-Orkhan, den man innerhalb eines sehr straffen Zeitlimits besiegen muss. Andernfalls flüchtet der Kerl und man wird mit einem schlechten Ende abgestraft. Kein schöner Abschluss für ein Spiel welches zu lange andauert.
Grafik und Sound
Wie von Capcoms Beat’em Ups gewohnt, ist die grafische Darstellung sehr gut gelungen. Die Charaktersprites sind angenehm groß und werden von tollen Animationen untermauert. Die Levelumgebungen sind detailverliebt und darüber hinaus gestaltet sich die Grafik als angenehm farbenfroh, was noch vom Artdesign der Manga-Vorlage untermauert wird.
Wie schon bei Knights of the Round sehe ich aber auch hier das Setting als Schwachpunkt. Das Ganze findet im Endeffekt in China Anfang des dritten Jahrhunderts statt. Dementsprechend bodenständig gestalten sich die Ortschaften durch die man sich prügelt und metzelt. Das heißt man sollte mit vielen Wäldern, Flüssen und dergleichen rechnen. Wirklich prägnante Locations sind so gut wie überhaupt nicht vorhanden und das Charakter- und Gegnerdesign ist da natürlich auch etwas eingeschränkt, auch wenn man versucht mit imposanten Muskelprotzen dagegenzuhalten.
Der Soundtrack passt toll zum Spiel und geht gut ins Ohr. Er vermittelt recht gut das Gefühl einem Kriegsepos beizuwohnen. Die Geräuschkulisse ist gelungen und die japanischen Sprachsamples ein netter Touch. Gibt in akustischer Hinsicht also nichts zu meckern.
Pro & Kontra
- gute Grafik mir riesigen Charaktersprites und toller akustischer Präsentation
- gewohnt gut spielbarer Brawler-Klassiker von Capcom
- hoher Wiederspielwert durch variablen Schwierigkeitsgrad, 5 Spielfiguren und Online-Coop-Multiplayer
- die Thematik (und somit auch die Ortschaften) wirkt etwas langweilig im Vergleich zu anderen Beat'em Ups
- das Spiel ist zu lang und geht einem gegen Ende auf die Nerven
- bietet nichts Neues und lässt Gimmicks vermissen