Wargroove (Nintendo Switch) REVIEW
Endlich ist es da und konnte sich vor allem auf der Switch in den ersten Tagen direkt in allen Regionen der Erde mindestens in die Top 3 der eShop-Verkaufscharts katapultieren.Manch einen mag es verwundern, dass hier nicht die Rede von einem Top-Triple-A ist, sondern von einem Indie-Game. Doch viele haben das Strategiespiel Wargroove heiß erwartet. Der Grund: Es wird als spiritueller Nachfolger von Advance Wars, einem grandiosem Taktikspiel von Nintendo aus den Tagen des Gameboy Advance, angesehen. Ob Wargroove wirklich in diesen Fußstapfen treten kann, habe ich mir auf der Nintendo Switch angeschaut. Neben dieser Version ist das Spiel auch für Xbox One, Playstation 4 und PC erhältlich.
Zug für Zug
Wargroove ist ein Taktikspiel. In einzelnen Schlachten auf kleinen, geschlossenen Karten, müssen die verschiedenen Einheiten Runde für Runde bewegt werden, um ein vorgegebenes Ziel (besiege den gegnerischen Kommandanten, nimm die gegnerische Kaserne ein, erreiche mit Einheit X oder Y das Ziel, eskortiere Dorfbewohner von A nach B) zu erfüllen. Jede Einheit hat verschiedene Eigenheiten, kann unterschiedlich weit gehen und ist jeweils stark oder schwach gegen entsprechende Einheiten auf Seiten des Gegners. Bis auf die variierenden Kommandanten kann jede Truppe mit denselben Einheiten agieren, die sich nur optisch je nach „Volk“ unterscheiden. Es gibt zum Beispiel Fußsoldaten, Ritter (können pro Zug besonders weit gehen), Pikiniere (sind stark gegen Ritter) und so weiter. Trifft eine Einheit auf eine andere, das heißt sie betritt das Feld unmittelbar neben der gegnerischen Einheit, beginnt der Kampf. Einheiten werden auf der Karte als einzelne Figürchen angezeigt, bestehen aber im Grunde immer aus mehreren Einheiten, die wiederum nur die prozentuale Gesundheit der Einheit darstellen. Nehmen wir als Beispiel eine Fußtruppe. Bei voller Gesundheit von 100% sind im Kampf gegen eine andere Fußtruppe 4 kleine Soldaten sichtbar. Bei einem Angriff, den wir selbst gestartet haben, haben wir nun den Vorteil und ziehen mit der vollen Einheit beispielsweise 50% der gegnerischen Einheit ab. Dort verschwinden dann 2 der 4 Soldaten. Bei jedem Angriff hat aber auch die verteidigende Einheit einen Konter frei und schlägt wiederum auf die angreifende Einheit im Anschluss an deren Attacke ein. Da diese Einheit aber bereits 50% ihrer Gesundheit abgezogen bekommen hat, ist sie nun weitaus schwächer und zum Beispiel nur noch in der Lage dem Gegner 20% abzuziehen. So entstehen taktische Überlegungen und es ist zum Beispiel häufig notwendig aktiv anstatt abwartend vorzugehen, um den Vorteil auf seiner Seite zu haben. Mehr Komplexität bringen dann weitere Einheitentypen, wie Bogenschützen, die auch angreifen können ohne auf dem Feld direkt neben dem Gegner zu stehen. Außerdem gibt es in manchen Schlachten Kasernen, um neue Einheiten zu produzieren, für die Geld verwendet wird, das in besetzen Dörfern gesammelt wird und man kann sich auf verschiedenen Untergründen – Wald, Wiese, Fluss, Berge – Geländevorteile verschaffen. Alles in allem ist Wargroove so wunderbar taktisch und vielseitig, trotz eines nicht überkomplexen Spielprinzips.
Die simple Steuerung fügt sich in das Spielprinzip ein. Die Wege, die die Einheiten gehen sollen lassen sich intuitiv mit dem Controlstick vorgeben und bestätigt werden Aktionen im Grunde immer mit dem A-Knopf. Gerade weil insgesamt nur wenige Knöpfe verwendet werden, finde ich es aber etwas unglücklich, dass zum Überspringen einer „Angriff- oder Verteidigungs-Cutscene“ für zwei Sekunden der B-Knopf gedrückt gehalten werden muss, obwohl jede Cutscene selbst kaum wesentlich länger dauert. Hier wäre für ungeduldige Spielerinnen und Spieler ein flotterer Shortcut (zum Beispiel das Drücken von zwei Knöpfen zugleich) weitaus sinnvoller gewesen.
Pixelperfektion
Wer das Spiel zum ersten Mal startet, wird zunächst von einem Introtrailer im Anime-/Zeichentrick-Stil überrascht. Eigentlich setzt Wargroove nämlich auf den im Indieentwicklerbereich aktuell so beliebten Pixellook. In den die Story vorantreibenden Zwischensequenzen und den Darstellungen der kämpfenden Einheiten ist dieser aber extrem detailreich und fein animiert. In den eigentlichen Schlachten – Level, die jeweils auf einer kleinen Karte in Ansicht von oben stattfinden – geht es etwas simpler zu. Die Charaktermodelle einzelner Einheiten sind simple Pixel-Figürchen, was nicht weiter schlimm ist. In den Menüs allerdings, in denen zum Beispiel angezeigt wird, welche Einheiten gegen andere stark oder schwach sind, ist in einzelnen Fällen manchmal etwas schwer erkennbar, um welche von zwei sehr ähnlichen Einheiten es sich handelt. Alles in allem ist Wargroove stilistisch aber eine Augenweide. Ein sympathischer, simpler Indielook, der zwar auf dem aktuell viel genutzen Pixelstil basiert, dabei aber durch den hohen Detailgrad in vielen Situationen aus der Masse heraussticht.
Umfang, Spielmodi und Schwierigkeitsgrade
Um die Geschichte aus Wargroove zu erleben und die einzelnen Kommandanten und „Völker“ Schritt für Schritt vorgestellt zu bekommen, steht eine Kampagne zur Auswahl. Dort müssen sich Spielerinnen und Spieler Level für Level auf einer Weltkarte vorankämpfen, um das Königreich Kirschenstein von Königin Mercia zu verteidigen. Die Geschichte ist dabei plausibel in kleinen Cutscenes erklärt. Jede Schlacht beginnt und endet mit Dialogen zwischen den agierenden Kommandeuren.
Zum Freischalten weiterer Modi sollte als erstes die Kampagne gespielt werden. So hat man später die Möglichkeit in der Arcade mit unterschiedlichen Kommandanten je eine Reihe Levels zu spielen oder sich an einer Reihe Logik-Puzzles zu versuchen.
Außerdem gibt es in Wargoove eine solide Auswahl sehr interessanter Mulitplayer- und Online-Modi. Neben einem lokalen und einem Online-Mehrspielermodus für Schlachten mit bis zu vier Spielerinnen und Spielern auf unterschiedlichen Karten, gibt es auch einen Modus, der mit einen Leveleditor zusammenhängt. Ähnlich wie im Super Mario Maker können Levels erstellt und online geteilt oder die Level anderer Spielerinnen und Spieler getestet werden.
Für ein Indiespiel seiner größe und Preisklasse bietet Wargroove somit eine mehr als ordentliche Auswahl verschiedener Möglichkeiten zu spielen und dürfte auch nach Abschluss der Hauptkampagne noch seinen Reiz zum Weiterspielen haben. Einzig die Anzahl der (in der Kampagne agierenden und im Mehrspielermodus spielbaren) Völker und Führungskräfte könnte dabei gerne noch vielseitiger sein. Es gibt insgesamt vier Völker mit je drei unterschiedlichen Kommandantinnen und Kommandanten.