Turnip Boy Commits Tax Evasion REVIEW

Mit dem schrägen Top-Down Action-Adventure Turnip Boy Commits Tax Evasion hat der US-Indie-Entwickler Snoozy Kazoo am 22. April 2021 seinen Einstandstitel abgeliefert. Das Spiel bezieht sowohl seine Gameplay-Strukturen als auch seinen Grafikstil aus dem alten Nintendo-Klassiker „The Legend of Zelda: A Link to the Past.“ Im Gegensatz zum großen Vorbild zielt Turnip Boy jedoch auf Gelegenheitsspieler mit wenig Zeit ab. Das Spiel ist also vergleichsweise kurz und relativ leicht zu gewinnen. Das heißt freilich nicht, dass das Spiel keine Aufmerksamkeit verdient hat. Ganz im Gegenteil. Was das Spiel rund um die Abenteuer eines kriminell veranlagten Rüben-Jungen im Detail zu bieten hat, erfahrt ihr im folgendem Review.

Wenn die Gartengewächse mutieren

Irgendwo in den USA der Gegenwart gibt es einen kleinen Bauernhof der an einem Waldgebiet angrenzt. Ein Teil der angebauten Gewächse in Form von Gemüse und Früchten sind mutiert und haben menschliche Intelligenz entwickelt. Von den Menschen fehlt hingegen jede Spur, was dazu führte, dass die mutierten Pflanzen ungestört einen eigenen kleinen Kulturkreis aufbauen konnten. Man übernimmt die Rolle des Titelhelden „Turnip Boy,“ welcher in der deutschen Übersetzung „Kleine Rübe“ genannt wird. Dieser lebt im örtlichen Gewächshaus und legt gewisse kriminelle Tendenzen an den Tag, was, wie wir im späteren Verlauf der Handlung erfahren werden, aber auch nicht verwundern sollte.

Allerdings ist die Kleine Rübe nicht der einzige Unruhestifter auf dem Bauernhof, denn da gibt es noch die Zwiebel. Diese ist intelligenter als das restlichen Pflanzen-Mutanten, und nutzt diesen Umstand aus, um sich selbst zum Bürgermeister zu erklären. Bürgermeister Zwiebel nutzt seinen Status um die Einwohner mit astronomischen Steuern zu piesacken, und hierdurch ungeniert in die eigene Tasche zu wirtschaften. Allerdings gibt sich die gierige Zwiebel damit nicht zufrieden. Sie plant größeres, und benötigt zur Verwirklichung ihrer Pläne einen dummen Laufburschen. Aus diesem Grund klagt die Zwiebel die Kleine Rübe wegen Steuerhinterziehung an, und schmeißt diese aus ihrem Gewächshaus-Zuhause. Unser Antiheld soll jetzt Wiedergutmachung leisten, indem er Botengänge für den Bürgermeister erledigt, welche sich jedoch als überaus gefährliche „Such und Bring“-Aufträge herauskristallisieren. Was Bürgermeister Zwiebel in Schilde führt und wie die Geschichte weiter verläuft, müsst ihr jetzt freilich selbst herausfinden.

Ich denke es sollte sich von selbst erklären, dass sich das Spiel nicht zu ernst nimmt und eher auf schrägen Cartoon-Humor und einen niedlichen Artstil setzt, als auf tiefgängige Charakterstudien oder eine komplexe Handlung. Allerdings bietet das Spiel im späteren Verlauf auch einige Überraschungen bezüglich der Story, denn es wird durchaus erklärt, was es mit der mutierten Pflanzenwelt auf sich hat und es wird sogar angerissen, was mit der Menschheit los ist. Andere Entwickler hätten es bei der bescheuerten Grundidee und dem Niedlichkeitsfaktor belassen, da finde ich es schon lobenswert, dass Snoozy Kazoo dann doch etwas mehr Substanz beigefügt hat. Da kann man dann auch über Klischees wie einen stummen Protagonisten oder die völlig übertriebene wahre Form des Endgegners hinwegblicken. Wobei derlei Dinge ja auch dazu dienen JRPG-Klischees zu persiflieren.

Übersichtlich und solide

Wer einmal ein klassisches Top-Down-Zelda gespielt hat, wird wissen was ihn hier erwartet. Man erkundet die Spielwelt aus der Vogelperspektive, verdrescht diverse Tiere und feindliche Pflanzen-Mutanten in Echtzeit, hantiert mit Werkzeugen, um neue Wege zu erschließen und löst auch mal ein Rätsel. Die Controller-Steuerung (Tastatur hab ich nicht genutzt) arbeitet dabei angenehm simpel. D-Pad oder linker Analogstick dienen für die Fortbewegung. Ein Button dient zum nutzen des angewählten Werkzeugs (alternativ geht das auch mit dem rechten Analogstick) und ein anderer ruft ein Menü auf, in dem man die gefundenen Werkzeuge begutachten und anwählen kann. Man kann die Werkzeuge aber auch bequem via Schultertasten durchschalten. Natürlich gibt es auch einen Dash-Button. Mit Start und Select ruft man ein Menü für die Sammelgegenstände auf. Dort werden alle gefundenen (und zerrissenen) Dokumente, sowie Kopfbedeckungen gelistet. Letztere sind nur optische Gimmicks, wer es jedoch schafft alle 24 Dokumente zu finden, schaltet die finale Form des Endgegners frei.

Wer alle Sammelgegenstände einsacken möchte, muss sich freilich auch mit den Sidequests beschäftigen. Diese bestehen jedoch nur aus stupiden Such- und Bring-Aufgaben für die NPCs der Spielwelt, welche obendrein lästiges Backtracking provozieren. Dennoch sollte man diese Aufgaben nicht ignorieren, da neben Dokumenten und Hüten auch mal eine Lebenspflanze zugänglich gemacht wird, welche die in Herzen dargestellte Lebensleiste verlängert. Man startet das Spiel mit 3 Herzen und kann die Kleine Rübe auf insgesamt 12 Herzen aufrüsten. Zur Verteidigung hat der kleine Racker lediglich eine Schwertwaffe zur Verfügung, welche etwas schwerfälliger geschwungen wird, als von Zelda gewohnt. Dementsprechend fällt der Kampf recht unspektakulär, simpel und sogar etwas zäh aus. Lediglich die Bossgegner sind zumindest ein bisschen interessant, da man bei diesen immer eine optionale Methode nutzen kann, um großen Schaden anzurichten. Aber auch hier kann man einfach mit dem Schwert draufdreschen, um zu siegen. Wirklich schwer war nur der Boss im Bunker-Dungeon. Dieser fällt daher aus dem Raster und könnte die angepeilte Casual-Zielgruppe vor den Kopf stoßen. Allerdings bietet das Spiel für diesen Fall im Hauptmenü Hilfefunktionen in Form einer Auswahl für gesteigerte Angriffskraft und sogar einen Gott-Modus.

Die Oberwelt ist übrigens recht linear aufgebaut. Die Abschnitte werden erst nach und nach freigeschaltet. Man findet sich also gut zurecht, zumal die Spielwelt relativ übersichtlich ausfällt. Die Dungeons sind auch nicht viel komplexer, bieten aber ein paar nette Rätselaufgaben, welche den Einsatz von Werkzeugen erfordern, welche man nach und nach im Spielverlauf erhält. Komplexitätswunder sollte man aber nicht erwarten. Es gibt nur drei aktive, und drei passive Werkzeuge. Diese sind dafür etwas kreativer als von der Zelda-Norm gewohnt. Mit der Gießkanne kann man z.B. Pflanzen wachsen lassen, die sich dann als Blöcke oder Bomben nutzen lassen. Man erhält sogar ein Portal-Werkzeug, welches dann auch gut von den Rätsel-Stellungen genutzt wird.

Hat man die Story von Turnip Boy Commits Tax Evasion abgeschlossen, bekommt man Zugang zu einem linearen Bonus-Endlosdungeon mit Roguelite-Elementen und Leaderboard-Anbindung. Netter Zusatz, der jedoch nicht über die spartanische Spieldauer von ca. 3 Stunden hinwegtäuscht. Selbst wenn man alle Achievements einsacken möchte, wird man kaum länger als 3,5 Stunden mit dem Spiel verbringen. Angesichts der Kürze des Spiels kann man dann auch verzeihen, dass es die Unsitte eines einzelnen automatisch speichernden Saveslots begeht.

Grafik und Sound

In grafischer Hinsicht leistet Turnip Boy einen tollen Job den Look eines „A Link to the Past“ einzufangen. Die bunte Top-Down-Spritegrafik im 16-bit-Stil ist charmant und die Animationen sind witzig. Die Charakter-Artworks welche in Textboxen und Bossgegner-Vorstellungen verwendet werden sind simpel aber effektiv und vor allem super-niedlich und einprägsam! Einziger Wermutstropfen sind die Innen-Areale, welche nicht an den Detailgrad der Außengebiete herankommen und etwas langweilen. Doch unterm Strich wurde der visuelle Aspekt des Spiels sehr liebevoll umgesetzt.

Auch beim Soundtrack von Turnip Boy Commits Tax Evasion wird hervorragende Qualität geboten. Die Melodien sind sympathisch, einprägsam und einfach launig. Es gibt sogar ein paar Vocal-Tracks, welche man sich auch gerne außerhalb des Spiels reinzieht. Die Soundeffekte peppen das Spiel ordentlich auf, jedoch wird keine Sprachausgabe geboten. Letzteres stört aber nicht wirklich, außerdem ist die deutsche Textübersetzung sauber umgesetzt.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Mit Turnip Boy Commits Tax Evasion haben die Indie-Enwickler von Snoozy Kazoo einen sympathischen Einstandstitel abgeliefert. Das Top-Down Action-Adventure im Retro-Zelda-Stil gefällt durch eine gelungene audiovisuelle Präsentation, einen niedlichen Artstil, kruden Cartoon-Charme und grundsolides Gameplay. In letztgenannter Kategorie werden zwar keine Preise gewonnen, aber es macht Spaß und bietet durch einen vergleichsweise niedrigen Schwierigkeitsgrad sowie einen linearen Aufbau der Spielwelt einen guten Genre-Einstiegspunkt für Neulinge oder Casuals. Auch für jene, die nur mal ein kurzes, spaßiges Spiel für zwischendrin zocken wollen, ist Turnip Boy wunderbar geeignet. Fragwürdig ist jedoch das schlechte Preis- Leistungsverhältnis. 12,49 Euro für ca. 3 Stunden Spielzeit ist ziemlich hochgegriffen.

- Von  Volker

Sympathischer Einstiegspunkt für Neulinge von Top-Down Action-Adventures.
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Turnip Boy Commits Tax Evasion REVIEW

USK 12 PEGI 12

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