Toukiden 2 REVIEW

Das Genre der Monster Jäger Spiele wird zweifelsohne von Capcom und seiner Monster Hunter Reihe dominiert. Für viele Spieler hat das Franchise aber einen großen Nachteil: es findet aktuell nur auf den Handhelden von Nintendo statt. Wer selbiges Spielgefühl auf der großen Konsole und dem Fernseher haben will, der guckt aktuell in die Röhre. Genau dieses Publikum versucht nun Koei Tecmo mit Toukiden 2 abzuholen. Schon der Erstling konnte auf der PS Vita einige Fans für sich gewinnen und funktionierte in einer späteren Portierung auch auf der PlayStation 4 ganz gut, hatte aber noch an vielen Stellen Luft nach oben. Ob Koei Tecmo mit dem zweiten Teil näher zur Konkurrenz aufschließt, erfahrt ihr in unserem Test.

 

Das Böse erwacht

Im umfangreichen Charakter Editor kann man sich seine Spielfigur zurechtschneidern.

Bevor man in das eigentliche Spiel startet, steht erst einmal der Charakter-Editor an. In diesem schustern Ihr eure Spielfigur zusammen und wählt zwischen Geschlecht, Größe, Alter, Haut- und Haarfarbe und vielen anderen optischen Eigenschaften. Neben der Erstellung Eures Alter Egos wählt Ihr auch Eure bevorzugte Startwaffe. Vom Langschwert, Doppelschwert, Axt, Lunte und Pfeil & Bogen ist einiges dabei. Keine Sorge: final ist die Waffenwahl nicht, man kann im Spiel munter hin- und herwechseln und solange ausprobieren, womit man am Besten zurecht kommt.

Anschließend entführt uns ein stimmungsvolles Intro in das Yokohama der Meji-Ära (1868 -1912). In dieser beschützen sogenannte Slayer die Menschheit vor Dämonen. Als sich am Himmel jedoch ein Tor in das Dämonenreich öffnet und jede Menge Monster auf der Erde einfallen, können selbst die Slayer nichts mehr machen. Die Spielfigur, deren Namen Ihr zu Beginn ebenfalls festlegen könnt, geht im Kampf verschollen und wacht ganze zehn Jahre später in einem kleinen Bergdorf namens Mahoroba wieder auf. Ohne jegliche Erinnerungen offenbart sich uns eine komplett veränderte Welt, in der die Menschheit an den Rand ihrer Existenz gedrängt wurde. Nach wie vor gibt es aber Slayer, die den Kampf nicht aufgeben. Klar, das wir uns diesen anschließen und nach der Wahrheit suchen.

 

Monster Musou Warriors

Das Gameplay erinnert stark an die Musou-Spiele. Kein Wunder, denn auch Toukiden 2 stammt von den Warriors-Machern Omega Force.

Toukiden 2 als einfachen Monster Hunter Abklatsch zu bezeichnen mag zwar naheliegen, wäre aber nur die halbe Wahrheit. Koei Tecmo hat die bekannte Formel um einige Elemente erweitert, vermischt diese aber sehr stark mit Elementen, die man bereits aus anderen Titeln, insbesondere den Musou-Spielen aus eigenem Hause, kennt. Das überrascht eigentlich wenig, schließlich handelt es sich beim Entwickler um Omega Force, die seit über einem Jahrzehnt die Warriors Spiele für Koei Tecmo produzieren.

Den Einfluss des Entwicklers merkt man vor allem beim Kampfsystem. Dieses ist eine Spur arcadiger als bei der Konkurrenz und leiht sich die „Drei-Knöpfe“ Formel der Musou-Spiele. Jede Waffe verfügt über einen normalen und einen etwas stärkeren Angriff, sowie eine Spezial-Aktion, die aber nur bei entsprechend aufgefüllter Leiste benutzt werden kann. Mit den sogenannten Mitama (Seelen verstorbener Krieger) lassen sich die Waffen noch ein bisschen aufbessern. Insgesamt drei Slots besitzt jede Waffe. Dadurch erhält man verschiedene aktive und passive Fähigkeiten, beispielsweise Heilung oder verstärkte Angriffe. Trotz vieler unterschiedlicher Waffen besitzt das Kampfsystem aber leider keinen allzu großen Tiefgang. Wer munter auf die Knöpfe hämmert kommt ganz gut durch die Gegnermassen, selbst große Boss-Gegner lassen sich verhältnismäßig einfach legen.

Das liegt aber auch an der KI. Während die Gegner strohdoof sind und selten in ihren Angriffsmustern variieren, so sind die eigenen Kollegen vollkommen overpowert. Wie aus dem Vorgänger bereits bekannt, so ist man auch in Toukiden 2 in der Regel in einem Trupp mit bis zu drei weiteren Charakteren unterwegs, die man im Laufe der Handlung kennenlernt und mit in die Gefechte nehmen kann. Wer dem Schwierigkeitsgrad etwas mehr Würze verleihen kann, der zieht alleine oder mit nur einem KI-Kollegen durch, ansonsten gestaltet sich das Spiel schlichtweg zu einfach.

 

Hacke, hacke Monster tot

Bei den größeren Monstern lassen sich Körperteile abtrennen, was zum Vorteil im Kampf führt.

Ein neues Element stellt die sogenannte Demon Hand dar, die Ihr relativ früh nach Spielstart erhaltet. Mit der giftgrünen Klaue lassen sich etwa Schluchten überwinden oder man packt einen Oni und hangelt sich zu diesem. Ist die entsprechende Leiste gefüllt, lassen sich mit der dämonischen Kraft selbst die größten Gegner umwerfen. Dadurch ist der Gegner für kurze Zeit unfähig Angriffe auszuführen bzw. zu diese zu blocken. Ebenso solltet Ihr aber auch auf die Schwachpunkte der großen Oni achten. Diese (in der Regel sind es Arme, Beine, Schwanz etc.) lassen sich nämlich abhacken. Entfernt man etwa die Flügel eines fliegenden Dämonen, so kann dieser nicht mehr abheben und sich in Sicherheit bringen, abgetrennte Arme und Beine lassen Gegner taumeln oder reduzieren ihre Angriffskraft. Allerdings sollte man nach dem Abtrennen einer Gliedmaße schnell sein und eine Reinigung am besagten Körperteil durchführen, andernfalls wachsen die Extremitäten wieder nach.

Mittels Reinigung lassen sich außerdem Ressourcen von getöteten Gegnern gewinnen. Das wirkt zunächst etwas umständlich, glücklicherweise nehmen aber auch die KI-Kollegen Reinigungen vor, sodass man sich eigentlich um nichts kümmern muss. Mit den erhaltenen Ressourcen lassen sich beim Schmied neue Waffen und Rüstungen fertigen. Dies ist auch die einzige Möglichkeit mehr Lebensenergie und stärkere Angriffe zu erhalten, denn eine richtige Level- und Fähigkeitenmechanik, wie man sie von vollwertigen Rollenspielen kennt, gibt es nicht.

Sehr wohl gibt es die Möglichkeit Missionen im Koop-Modus zu spielen. Dazu sucht man einfach einen der Portalsteine auf und eröffnet bzw. betritt eine Online-Loby oder wählt den lokalen Koop. Allerdings kann man nur abgesteckte Missionen gemeinsam angehen, die offene Welt lässt sich nicht mit einem anderen Mitspieler bereisen.

 

Willkommen in der offenen Welt

Die offene Welt von Toukiden 2 ist nett gestaltet, bietet aber nichts besonderes im Vergleich zu anderen aktuellen Open Worlds.

Die wohl offensichtlichste Neuerung zum Vorgänger stellt die offene Welt von Toukiden 2 dar. Diese sollte man keinesfalls mit den beeindruckenden Welten des aktuellen Zelda oder Zero: Horizon Dawn vergleichen, stattdessen hat Omega Force eine nette, aber letztlich eben nur ihren Zweck erfüllende Welt geschaffen. Wie gehabt kann man sich Jagdaufträge an einem Schalter in der Hubwelt von Mahoroba holen, wobei das Spiel anschließend sofort zum entsprechenden Gegner springt. Oder man verlässt das Tor des Dorfes und sucht verstreute NPCs, hilft diesen bei ihren kleinen Problemchen. Mehr als bestimmte Gegenstände sammeln und Monster erledigen, tut man aber letztlich nicht.

Dennoch ist die offene Welt ganz nett gestaltet. Es gibt einen Tag-/Nachtwechsel, unterschiedliche Zonen und Wetterbedingungen. Die optische Präsentation zeigt sich dabei solide, allerdings müssen klare Abstriche gemacht werden. Denn neben der PlayStation 4 und PC-Version gibt es Toukiden 2 auch noch auf der PS Vita. Die von mir getestete Fassung für Sonys aktuelle Heimkonsole läuft mit 30 Bildern pro Sekunde, lediglich die PC-Version schafft 60 Frames. Immerhin ist die Framerate auf der PS4 konstant, wirkliche Einbrüche haben ich bisher nicht erlebt.

Allzu opulent ist die Grafik ohnehin nicht. Das Charakter-Design unterscheidet sich nicht groß von anderen Koei Tecmo Spielen mit (Pseudo-)historischen Setting, hat aber einen an sich guten Stil und seinen eigenen Charme. Die Monster wirken hingegen austauschbar. Wo bei Monster Hunter zumindest die großen Boss-Gegner immer wieder überraschen, da wirkt Toukiden 2 recht ideenlos.

Recht eintönig ist auch die Musik, die (japanischen) Sprecher hingegen machen einen guten Job. Eine deutsche Lokalisation gibt es derweil nicht. Während sämtliche Sprachaufnahmen lediglich in Japanisch vorliegen, so sind alle Texte in Englisch.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
74
73
Multiplayer

FAZIT

Koei Tecmo und Omega Force schlagen definitiv die richtige Richtung ein und liefern eine gute, aber nicht vollwertige Alternative zu den Monsterjägern aus dem Hause Capcom. Der Versuch dem Genre neue Seiten abzugewinnen ist lobenswert, aber so ganz geht die Rechnung noch nicht auf. Da wäre etwa die offene Welt, die sich per se gut in einem Monsterjäger-Spiel macht, deren Umsetzung es aber noch stark an der Genialität aktueller Open Worlds der Konkurrenz fehlt, mit der man automatisch vergleicht. Das arcadige Kampfsystem macht derweil Laune, leidet aber unter dem bekannten Musou-Problem: entweder man findet an der im Grunde einfachen Mechanik seine Freude, oder wird zutiefst gelangweilt.Technisch agiert das Spiel auf einem soliden Niveau, mehr aber auch nicht. Ist Toukiden 2 also nur eine lauwarme Alternative für Monsterjäger auf der großen Konsole? Mitnichten. Wer entsprechende Abstriche machen kann und sich in das Spiel hineinfuchst, der dürfte dennoch seinen Spaß haben.

- Von  Adrian

Playstation 4
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PlayStation Vita

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