Tom Clancy’s Rainbow Six Siege REVIEW
Ubisofts Taktik-Shooter Tom Clancy’s Rainbow Six Siege konnte seit seinem Release im vergangen Dezember bereit einige größere Preise für sich einstreichen, unter anderem auch einen Sieg bei den GameStar-Awards. Dabei wurde der Titel besonders durch das Fehlen einer Kampagne bereits vor dem Release von einigen Fans kritisch beäugt. Doch ob nun diese Wahl der Journalisten und Leser auch berechtigt war und ob das neueste Werk auch auf längere Zeit Motivation, Spielspaß und neue Inhalte bietet, erfahrt ihr in unserem Test.
Fehlende Kampagne bestmöglich ersetzt
Einzelspieler und Fans von packenden und unterhaltsamen Kampagnen, die untere anderem alle Vorgänger des Spiels bieten konnte, werden bei Rainbow Six Siege erstmal in die Röhre schauen. Ubisoft verzichtet im neuesten Ableger der Reihe komplett auf eine Story und bietet für Einzelspieler einzig 10 Situationen, in denen wir in einer Art Tutorial die grundlegenden Mechaniken des Spieles und der jeweiligen Operator kennenlernen dürfen. Doch damit werden sich Fans von unterhaltsamen Solo-Kampagnen nur wenig trösten können.
Doch dafür kommen die Fans von Multiplayer-Spielen in Tom Clancy’s Rainbow Six Siege besonders auf ihre Kosten, denn hier liegt die größte Stärke des Spiels. Neben der Terroristenjagd, in der wir sowohl alleine, als auch mit bis zu vier Freunden gegen ein zahlenmäßig überlegenes CPU-Team antreten, bietet der Taktik-Shooter auch noch die beiden Modi „Locker“ und „Rang“.
In Terroristenjagd gehen wir wie bereits erwähnt mit bis zu vier Freunden auf die Jagd, um eine gewisse Anzahl Terroristen zu töten, zwei Bomben zu entschärfen oder eine Geißel aus den Händen der Entführer zu befreien. Dies können wir in drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden ausüben, wobei der „normale“ Modus sehr gut für Einsteiger geeignet ist, um sich langsam an die Vor- und Nachteile der sogenannten Operatoren zu gewöhnen und wie man ihre Fähigkeiten am besten im Spiel einsetzt.
Aber nun richtig ins Gefecht – dazu stehen uns die beiden Spielmodi „Locker“ und „Rang“ zur Verfügung, wobei wir allerdings bis Level 20 uns mit dem ersten Modus begnügen müssen. Man kann diese „Sperre“ zwar durch eine Gruppe mit einem Spieler über Level 20 umgehen, allerdings ist es mehr als ratsam sich erst langsam in diesen anspruchsvolleren Modus heranzutasten. Also machen wir in „Locker“ unsere ersten Erfahrungen mit Rainbow Six Siege und den drei vorhandenen Spielmodi. Hier stehen uns die Modi „Bereich sichern“, „Bombe“ und „Geisel“ zur Verfügung, welche zufällig durch das System ausgewählt werden. Wir wollen euch diese drei Spielmodi natürlich ein klein wenig genauer vorstellen. Den genaueren Ablauf eines Matches erklären wir einem späteren Abschnitt.
Beginnen wir mit dem Spielmodus „Bereich sichern“, dem wohl simpelsten der drei vorhandenen Modi. In „Bereich sichern“ wird ein Gefahrgutbehälter an einem zufälligen Standort versteckt, welcher nun durch das Angreifer-Team gefunden und gesichert werden muss. De Gegenpartei muss dies natürlich unter allen Umständen verhindern. Das Angreifer-Team gewinnt nur, wenn kein gegnerischer Spieler sich in dem Bereich des Behälters befindet und man so den Bereich sichert (eine Art „King of the Hill“). So lange ein Verteidiger sich noch im selben Raum befindet, kann also die Runde nicht gewonnen werden. Außerdem, wie in allen Spielmodi, gewinnt das Team, das das feindliche Team komplett eliminiert oder die Verteidiger siegen, wenn die vorhandene Spielzeit abgelaufen ist.
Der zweite Spielmodus ist „Bombe“ und erklärt sich im Grunde schon durch den Namen. Terroristen haben zwei Bombenplätze, ähnlich wie bei Counter Strike, doch stehen diese in Rainbow Six Siege viel näher zusammen. Meist befinden sich die Bomben in zwei benachbarten Räumen oder einfach genau ein Stockwerk darunter. Dadurch wird es den Verteidigern leichter gemacht das Entschärfen der Bombe zu verhindern, da die Laufwege im Großen und Ganzen deutlich kürzer ausfallen. Die Aufgabe der Angreifer ist in diesem Modus eine der beiden Bombe zu finden und diese anschließend mit einem Entschärfungs-Gerät zu entschärfen. Wurde das Gerät platziert, muss es von den Angreifern 45 Sekunden verteidigt werden – genügend Zeit für die Verteidigung die Runde doch noch zu ihren Gunsten zu drehen.
Im letzten der derzeit drei verfügbaren Spielmodi geht es um eine „Geiselnahme“. Ähnlich wie auch in Valves Taktik-Shooter muss hier das angreifende Team die VIP aus der Gefangenschaft der Terroristen befreien und zu einer Evakuierungszone bringen. Dabei darf die Geisel allerdings nicht verletzt werden, da sonst die Runde als verloren gilt – Vorsicht mit Splittergranaten oder der Fähigkeit des Operators Fuze. Dasselbe gilt allerdings auch für die Verteidiger, denn auch sie können die Geisel tödlich verletzen und somit die Runde verlieren – höchste Vorsicht ist also geboten. Ihre Aufgabe ist es logischerweise die Befreiung der Geisel zu verhindern.
Mit der richtigen Taktik zum Erfolg
Wie bereits erwähnt ist Rainbow Six Siege im Vergleich zu anderen Titeln seines Genres ein reiner Taktik-Shooter. Spieler die hier auf schnelle Abschüsse setzen und blind durch die weitläufigen Areale hetzen, nur um die meisten Punkte zu erzielen, werden in diesem Spiel schnell den Spieltod erleiden. Dies wird dann besonders ärgerlich, da es für die jeweilige Runde keinen Respawn, also keinen direkten Wiedereinstieg gibt. Zudem kommt es auf die Kommunikation mit den jeweils vier Teamkollegen an, um ein möglichst perfektes Ergebnis zu erreichen. Wir empfehlen selbst für den leichteren der beiden Spielmodi „Locker“ bereits unbedingt den Einsatz eines Headsets, um mit den Teamkollegen über den Voice-Chat innerhalb des Spiels oder aber alternativ über die Party im PSN zu kommunizieren. Denn nur so kann man gemeinsame Taktiken absprechen oder einen beidseitigen Zugriff besser abstimmen, um so die Feinde zu überraschen.
Damit auch Neueinsteiger in Rainbow Six Siege einen kleinen Einblick über den Ablauf eines Matches erhalten, möchten wir euch gerne den Ablauf genauer vorstellen. In „Locker“ treten beide Teams im 5 gegen 5 auf einer zufällig ausgewählten Karte gegeneinander an. Dabei werden die Plätze der Bombe, Gefahrgutbehälters oder der Geisel rein zufällig bestimmt. Und darin liegt auch bereits der Unterschied zu den Rangspielen. Im Rangspiel könnt ihr den Startpunkt des Teams selbst bestimmen und ein Team benötigt vier Runden um das Match zu gewinnen (mit mindestens zwei Siegen Unterschied), in „Locker“ reichen hingegen drei Siege allgemein. Außerdem steigt man nach Siegen im Rang-Spiel auf, hier gibt es die Ränge (jeweils vier pro „Stufe“) Kupfer, Bronze, Silber, Gold, Platin, Diamant. Leider ist nicht immer so ganz transparent wieso man bei einer Niederlage bis zu 3-4 Ränge nach unten sinkt, bei einem Sieg allerdings nicht selten keine Veränderung stattfindet – hier gibt es deutlich Handlungsbedarf von Ubisoft.
Aber kommen wir zurück zum eigentlichen Geschehen: Nachdem unser Team bereits für eine neue Runde ist, steht die Wahl des Operators aus. Auch hier ist eine Absprache mit den Teamkollegen von enormer Bedeutung. Je nach den örtlichen Begebenheiten im Einsatzgebiet wählen wir einen der seit dem Update auf 22 verfügbaren Operatoren. Diese müssen wir durch das Ansehen, der Währung im Spiel, kaufen. Dieses verdienen wir durch Siege in Spielen oder bereits durch das Anschauen der im Spiel implementierten Tutorial-Videos. Bleibt kein Operator für uns frei, so müssen wir mit einem schwächeren Rekrut spielen.
Nach der Wahl des Operators haben die sowohl Angreifer als auch Verteidiger unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen. Während die Angreifer die 45 Sekunden andauernde Vorbereitungsphase dazu nutzen können mit elektronischen Drohnen das jeweilige Ziel zu finden und die Umgebung zu beobachten, so haben die Verteidiger nun die Chance dies zu verhindern und mit Fallen oder verstärkten Wänden den Zugriff der Angreifer zu erschweren. Der russische Operator Kapkan kann hierzu Sprengfallen an Fenster und Türen montieren oder wir legen mit Frost elektronische Bärenfallen aus, die Angreifer kampfunfähig machen können. Außerdem haben die Verteidiger jederzeit Zugriff auf in dem Gebiet angebrachte Kameras, welche allerdings von den Angreifern wiederum zerstört werden können. Auf der Angriffsseite gibt es Schildträger, welche ihre Kollegen vor dem ersten Beschuss beschützen oder z.B. Thermite, der auch verstärkte Wände der Verteidiger ohne große Mühe aufsprengen kann und so neue Wege ermöglicht. Da jeder Operator andere Vor- und Nachteile bietet, kommt es bereits hier auf eine gute Absprache innerhalb des Teams an.
Nach der Vorbereitungsphase haben nun die Angreifer 4 Minuten Zeit das Ziel aufzuspüren, den Bereich zu sichern, die Geisel befreien oder die Bombe zu entschärfen. Wurde das gegnerische Team komplett ausgeschaltet, so hat man die Runde ebenso für sich gewonnen und im Anschluss wechseln die Teams die Seiten.
In Rainbow Six Siege können wir durch allerlei Dinge im Level aufsteigen. Kameras ausschalten, Feinde spotten oder ausschalten, all dies belohnt der Taktik-Shooter mit Punkten, die am Ende einer jeden Runde als Erfahrungspunkte ausgeschüttet werden. Außerdem bekommen wir nach jedem abgeschlossenen Spiel Ansehenspunkte, mit denen wir im Shop neue Operatoren, Aufsätze und sonstiges Zubehör sowie Skins für unsere Waffen freischalten und ausstatten können. Fehlt uns die Zeit um diese Punkte zu sammeln, so kann man sich die beiden zuletzt veröffentlichten Operatoren Buck und Frost, sowie die Waffen-Dekorationen auch über die sogenannten RB6-Coins kaufen, welche sich ausschließlich über Echtgeld erwerben lassen. Damit kann man sich außerdem auch durchaus wertvolle Booster für das Steigern des Ansehens erwerben.
Wenn da nicht diese Server wären…
Bevor wir auf die teils heftigen Verbindungsprobleme zu sprechen kommen, wollen wir über die positiven Aspekte der Technik sprechen. Tom Clancy’s Rainbow Six Siege sieht auch auf den Konsolen richtig gut aus. Im Grunde lässt sich jede Wand aufsprengen oder mit Kugeln durchlöchern, um neue Sichtlinien zu ermöglichen. Holzwände stellen hierbei die kleinste Herausforderung da, diese sind mit wenigen Schlägen oder Schüssen zerbrochen und splittern dabei in physikalisch korrekt berechnete Einzelteile. Und auch sonst ist der Detailgrad der unterschiedlichen Karten sehr hoch und die Charaktermodelle sehen überdurchschnittlich gut aus.
Auch auf Seiten der Soundkulisse und Atmosphäre kann der Taktik-Shooter absolut überzeugen. Ein/e 5.1-Headset/Anlage ist zum guten Spielen eh absolute Pflicht, da man mit diesem die Schritte der Feinde viel deutlicher hören und orten kann. Die Explosionen der Granaten oder Sprengladungen sowie die Sounds aus den diversen Waffen klingen super und sorgen für ein realistisches Spielgefühl.
Doch leider gibt es nun knapp drei Monate nach Release noch deutliche Probleme im Spiel. Zwar wurden einige Glitches und Bugs mit dem vor einigen Wochen erschienen Patch behoben, doch die teils gravierenden Probleme mit der Serververbindung existieren weiterhin. Die Spieler- bzw. Gegnersuche dauert teilweise extrem lange und nach 2 Minuten des Wartens wird der Trupp auch gerne mal komplett aus der Suche geworfen und aufgelöst. Das sorgte in unserer Gruppe bereits für einige Frustmomente. Und auch zwischen den einzelnen Runden hatten wir schon lange Wartezeiten bis hin sogar zu Abstürzen und Abbrüchen der Verbindung während des Ladebildschirms – eine meist sehr ärgerliche Situation, wenn man bereits in Führung lag.
Auch am Matchmaking könnte man bei Ubisoft sowohl im Rang- als auch im Locker-Modus arbeiten. Viel zu oft spielen wir die selben Karten oder haben im Locker-Modus den selben Standpunkt, womit uns unsere Gegner sehr schnell orten können. Hier wäre es definitiv schön, wenn da etwas mehr Abwechslung, besonders bei der Map-Auswahl herrschen würde. Immerhin wurde die Gegnersuche im Rang-Modus mit dem letzten Patch angepasst und man bekommt nun häufig Gegner, die sich in etwa auf dem Rang befinden, wie der Durchschnitt der Gruppe es tut.
Ebenfalls den nervigen Teamkillern in Random-Partien wird nun das Handwerk gelegt. Merkt das Spiel einen sehr deutlich absichtlichen Beschuss der Teamkollegen wird der Spieler sofort aus dem Spiel entfernt. Im Rang-Modus bedeutet dieser Ausschluss auch zusätzlich eine Sperre auf Zeit (aktuell 8 Minuten). Auch diese Funktion wurde nun mit dem letzten Update in das Spiel integriert. Abschließend kann man noch ein paar lobende Worte an die Community richten, denn diese nehmen Neulinge sehr oft helfend an die Hand und verzeihen Fehler sehr oft. Im Rang-Modus wird der Ton zwar gerne auch mal etwas rauer, für diesen Modus sollte aber einiges an Erfahrung vorhanden sein, um dort wirklich was bewegen zu können