The Stanley Parable REVIEW

Die mit Valves berühmter Source Engine erstellte Half Life 2-Mod „The Stanley Parable“ erfreute sich Anno 2011 großer Beliebtheit. Der Zuspruch war wohl so groß, dass man sich entschloss das Spiel zu einem kommerziellen Titel auszubauen. Und so gelangte The Stanley Parable am 17.10.2013 in den Steam-Shop. Hierbei handelt es sich um einen Walking Simulator der dank seiner originellen Thematik jede Menge Fans finden konnte und mittlerweile durchaus als Kultspiel angesehen wird. Tatsächlich soll nächstes Jahr (2022) sogar eine erweiterte Version mit dem Untertitel „Ultra Deluxe“ erscheinen, welche dann auch auf Konsolen erscheinen soll. Grund genug endlich mal etwas nachzuholen und einen genaueren Blick auf dieses Spiel zu werfen.

Zum Thema Entscheidungsfreiheit in Computer- und Videospielen

Wir übernehmen die Rolle über den stummen Protagonisten Stanley. Dieser ist Angestellter Nummer 427 in einem nicht näher beschriebenen Bürokomplex und hat den wohl stumpfsinnigsten Job den man sich vorstellen kann. Er bekommt simpelste Anweisungen auf seinen PC-Monitor angezeigt, die sich darin belaufen irgendwelche Tasten seines Keyboards zu betätigen. Trotz dessen ist Stanley zufrieden mit seinem Leben und seiner Arbeit und denkt sich nichts weiter dabei. Doch dann taucht plötzlich „er“ auf. Eine körperlose Stimme, die sich als Erzähler aufspielt und groß verkündet, dass plötzlich jeder Mitarbeiter von Stanleys Bürokomplex spurlos verschwunden ist und unser Bürosklave auch keine weiteren Arbeitsanweisungen mehr auf den PC-Screen zugeschickt bekommt. Also wird Stanley dazu angehalten seinen Arbeitsplatz zu erforschen und herauszufinden, was vor sich geht. Ob Stanley jedoch tatsächlich den Anweisungen des Erzählers Folge leistet oder nicht, liegt allein in der Hand des Spielers, denn was der Erzähler nicht weiß, ist, das Stanley lediglich als Avatar für den Spieler fungiert und seine Macht über ihn somit begrenzt ist. Aber auch die Möglichkeiten des Spielers bzw. von Stanley sind begrenzt. Und so kommt es zu einem bizarren, humoristischen und vor allem unterhaltsamen Zusammenspiel zwischen dem Spieler/Stanley und dem Gamedesigner/Erzähler.

Viele Entscheidungsmöglichkeiten aber stark beschränkte Gameplay-Optionen

In The Stanley Parable geht es also nicht unbedingt darum der Handlung zu folgen (was der Spieler jedoch auch tun kann), sondern viel eher passiv mit dem Erzähler zu interagieren, um zu gucken, wie dieser denn auf das Verhalten des Spielers reagieren wird. So gibt es z.B. eine Besenkammer, in der es eigentlich nichts zu entdecken gibt, was vom Erzähler auch entsprechend kommentiert wird. Jetzt bietet es sich natürlich an den Erzähler zu provozieren, indem man einfach untätig in der Besenkammer verweilt. Mit der Zeit wird sich der Erzähler immer weiter in Rage reden, bis er schlussendlich aufgibt und eben darauf wartet, bis der Spieler willens ist weiterzumachen. Und das ist jetzt nur ein kleines Beispiel. Ziel des Spiels ist es möglichst viele Entscheidungsmöglichkeiten auszuprobieren und somit ca. 1-2 Dutzend verschiedene Endings zu erleben. Aufgrund dieser Spielstruktur ist ein Spieldurchlauf auch eher kurz bemessen. Es gbt sogar ein Achievement dafür, dass man das Spiel in unter 4 Minuten und 22 Sekunden abschließt.

Ein Problem was sich aus dieser Struktur ergibt, ist jedoch, dass man zu Beginn gezwungen ist durch die immer gleichen langweiligen Büroräume zu marschieren, ehe man zum Ort der Entscheidung gelangt. Um diesem Manko entgegenzuwirken, hat der Entwickler jedoch visuelle Varianten in die Starträume integriert, welche nicht nur Abwechslung schaffen, sondern auch das bizarre Mysterium des Spiels stärken sollen.
Apropos Marschieren: Viel mehr als das wird man hier nicht zu tun bekommen. Letztendlich ist The Stanley Parable ein reiner Walking Simulator, welcher die Aktionmöglichkeiten des Spielers stark einschränkt (abgesehen von oben beschriebenen Entscheidungen und Troll-Manövern). Ab und zu darf man einen Knopf drücken und an einer Stelle darf man sogar einen Zahlencode eingeben (den man jedoch sofort vom Erzähler vorgesagt bekommt), aber mehr als das sollte man nicht erwarten. Da bietet selbst der durchschnittliche Walking Simulator normalerweise mehr Aktionsmöglichkeiten. So macht es sich z.B. negativ bemerkbar, dass es das Spiel nicht erlaubt Objekte aufzuheben und näher zu betrachten, was anbetracht dessen, dass hier tatsächlich Zettel mit lesbaren Texten herumliegen, umso ärgerlicher wird.

Eine weitere merkwürdige Designentscheidung ist der sehr knauserige Umgang mit Achievements. Gerade bei solch einem Spiel hätte es sich doch angeboten für jedes Ending ein separates Achievement freizuschalten, um den Spieler zu motivieren möglichst viel Inhalt zu erleben. Aber nein, stattdessen gibt es nur ein einziges Ending-Achievement für das Standard-Ending – eine verpasste Chance.
Aber ich will diese Patzer jetzt auch nicht stärker in den Vordergrund drängen als nötig, denn für das was es sein will, macht das Spiel seine Sache sehr gut.

Grafik und Sound

Da das Spiel seinen Ursprung als Half Life 2-Mod hat, sollte man sich bezüglich der Grafik natürlich vor Augen halten, dass es auf einer Engine basiert die zum kommerziellen Release bereits fast 10 Jahre auf dem Buckel hatte. Man sollte jetzt also nicht den hübschesten, detailliertesten oder grafisch aufwändigsten Walker aller Zeiten erwarten. Letztendlich kommt dem Spiel zu Gute, dass es zu großen Teilen in einem Bürokomplex spielt, weswegen die veraltete Grafik auch nicht soo stark auffällt. Andererseits ist das Setting natürlich auch nicht unbedingt attraktiv, wobei das Spiel aber dann doch genügend Abwechslung und Überraschungen parat hält, um bei Laune zu halten. Dennoch sollten notorische Grafikhuren besser Abstand halten, denn hier wird bei weitem nicht der Grafikstandard von Half Life 2 erreicht.

Was den Sound anbelangt so sollte man keinen typischen OST erwarten. Es gibt zwar ein paar Melodien, jedoch wurden diese sehr dezent eingesetzt, um nicht vom Thema des Spiels abzulenken. Und das Thema ist natürlich das Zusammenspiel mit dem Erzähler. Und genau hier brilliert das Spiel, denn der Sprecher Kevan Brighting leistet eine phänomenal gute Arbeit und schlägt den Spieler sofort mit seiner leicht britisch-snobistischen Stimme in den Bann. Angesichts dessen ist man dann auch froh, dass es keinen Soundtrack gibt, der vom Erzähler ablenken würde.^^
In diesem Zusammenhang ist jedoch auch anzumerken, dass die Sprachausgabe nur im englischen O-Ton zur Verfügung gestellt wird. Es wäre aber auch verdammt schwer gewesen einen deutschen Sprecher zu finden, der dieselbe Leistung darbieten würde wie Brighting.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
80
80
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

The Stanley Parable ist sicherlich der cleverste und einer der charmantesten Ableger der Kategorie „Walking Simulator.“ Das Grundkonzept Sinn und Unsinn von Choice & Consequence-Storygedöhns auf äußerst ungewöhnliche Art zu sezieren und nebenbei sogar zu parodieren ist einfach nur genial! Vor allem dann, wenn man diesen überhypten Pseudoentscheidungen á la Telltale Games skeptisch gegenübersteht. Leider erlaubt sich The Stanley Parable aber auch einige Schwächen. Die Grafik ist für einen Walker irgendwie nicht gut oder artistisch genug (ist halt im Endeffekt doch nur ne HL2-Mod), bei den Achievements hat man stark herumgeknausert und wenn man schon lesbare Zettel im Spiel platziert, dann sollte man auch die Option integrieren diese aufheben und somit vernünftig lesen zu können. Nichtsdestotrotz kann man The Stanley Parable jedem bedenkenlos empfehlen, der Gefallen an kreativen und cleveren Spiele findet.

- Von  Volker

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USK 0 PEGI 3

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